Leider kommt der Bericht etwas verspätet, aber vielleicht interessiert er ja doch noch den Einen oder Anderen. :oops:
Am Samstagmorgen wurde mich mal wieder in aller Herrgottsfrühe unsanft aus allerlei schönen Träumen gezerrt und ich musste mir unweigerlich mal wieder die Frage stellen, was ich da eigentlich mache. Konnte ich mir kein anderes Hobby aussuchen, eines, das keine allzu frühen Aufstehzeiten und stundenlangen Fahrten in Bummelzügen beinhaltet? Nein, konnte ich nicht und so ging es verschlafen zum Alex, wo Rolex schon frohen Mutes wartete. Er schien meine Gedanken nicht zu teilen, schob er doch wahrscheinlich meine Stimmung der unangenehm frühen Tageszeit oder der Tatsache zu, dass mein ständiger Begleiter der letzten Wochen, DKR 78, aus fadenscheinigen Gründen abgesagt hatte. Hüllen wir den Mantel des Schweigens über diese menschliche Enttäuschung. :flop: :wink:
Mit Wochenendticket bewaffnet beförderte uns also die Deutsche Bahn mal wieder hübsch bequem Richtung Sachsenland, obwohl sich die Wiedersehensfreude angesichts so idyllischer Bahnhöfe wie Falkenberg oder Eilenburg (nie wieder :tongue: ) bei Rolex und mir deutlich in Grenzen hielt. Nach einigen Stunden Fahrt, die ich mit einem guten Buch und ein wenig Musik versüßte, hob sich meine Stimmung, wusste ich doch, dass ich es endlich mal schaffe, nach Zwickau zu fahren, wenn dort – aller Voraussicht nach – auch ein Spiel stattfinden wird. Schließlich schneite es nicht. Da dies u.U. eins der letzten Spiele im Westsachsenstadion sein würde, falls der FSV absteigen sollte, verzichteten wir auch aus Termingründen darauf, für unseren Besuch einen namhaften Gegner auszuwählen. Der vor dem Spiel auf Platz 16 platzierte FSV Zwickau empfing mit dem 7. VfB Germania Halberstadt einen Verein, der sicherlich zu den positiven Überraschungen dieser Saison zählt, aber nicht für seine große Tradition und Erfolge bekannt ist.
Da Halberstadt bekannterweise über einen großen und gefährlichen Auswärtsmob verfügt , hielten wir auch alle Augen offen, als wir uns vom Hauptbahnhof zügig zum Stadion begaben. Das Gedränge am Gästeeingang hielt sich bei unserer Ankunft allerdings noch sehr in Grenzen. Doch anstatt Hopperlike auf das Spektakel bei der Ankunft der Gäste zu warten, begaben wir uns nach ordnungsgemäßer Entrichtung des Eintrittsgeldes und schlampiger Kontrolle schon mal in die kultige Arena. Beim Anblick der alten, schiefen und sehr schmalen Stufen oberhalb der Radrennbahn zwischen den Stahlrohrtribünen konnte ich mir kaum vorstellen, dass noch 1992 auf ihnen Menschen stehen konnten / durften. Ganz abgesehen von der Geschicklichkeit, die dazu gehört, war bestimmt auch schon damals ein hohes Sicherheitsrisiko mit im Spiel, das für die Ausschreitungen beim Spiel gegen Aue, welche dann zur Sperrung des Stadions führten, nicht ganz unerheblich gewesen sein dürften.
Gut verpflegt (mein Kompliment für das umfangreiche Angebot und die zivilen Preise :gut: ) wurde ein sonniges Plätzchen auf einem der Stahlgebilde gesucht und auf den Spielbeginn gewartet. Im Bereich der Red Kaos-Fahne fanden sich ca. 30-40 Supportwillige ein und im Gästeblock? Null, keiner, niemand. Während Gerüchte von Boykott die Runde machten , versorgte der Stadionsprecher die insgesamt 579 Zuschauer im weiten Rund mit einer interessanten Meldung. Demnach hatten Unbekannte in der Nacht eins der Tornetze zerschnitten und 1000 Nägel im Strafraum verstreut. Am Ende meinte er sinngemäß: „Bitte sorgen Sie dafür, dass solchen Chaoten nicht in unser Stadion gelangen oder wenn sie schon drin sind, verschwinden.“ Passt irgendwie ins Bild eines Vereins, wo sich Führung und Fans ganz doll lieb haben. …
Als ich noch darüber rätselte, woher der Sprecher wusste, dass es genau 1000 Nägel waren (er wird doch nicht etwa nachgezählt haben ,) begann das Spiel und wir schauten öfters Richtung Red Kaos, die zu Beginn auch sehr hübsch ihre Mannschaft unterstützten. Es schien Wirkung zu haben, denn ihre Mannschaft zeigte Reaktion nach den ernüchternden Ergebnissen der letzten Wochen und überzeugte kämpferisch. Beide Mannschaften erspielten sich kaum Torchancen, dennoch wirkte Zwickau etwas zielstrebiger. Sie wurden belohnt, denn kurz vor der Pause fiel das Führungstor. In der zweiten Halbzeit gelang Zwickau irgendwann ein Konter zum 2:0 und Halberstadt kurze Zeit später der Anschlusstreffer. Kurz vor Abpfiff erhöhte die Heimelf auf ein insgesamt gerechtes 3:1. Es wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass sich natürlich auch wieder einige Dresdner inklusive Fahnenmaterial im Stadion befanden. Einige hingen doch tatsächlich die UD-Auswärts-Fahne über das RK-Banner, was wohl nicht so gut ankam.
Der Rückweg zum Bahnhof wurde mit einem Umweg durch die Innenstadt bestritten. Noch schnell ein paar Gerstenkaltschalen eingesackt und schon konnte die elend lange Rückfahrt angetreten werden, bei der ich feststellen musste, dass mir DKRs Radio fehlt, mit mir niemand mehr telefonieren will und mir kein Bier mehr schmeckt. HILFE!!! :oops:
PS: Keine Sorge, Daniel, wir haben schon Verständnis, dass Du die Meisterschaft des PSV nicht zwischen Brandenburger Nestern feiern wolltest.