Jeder ordentliche Reisebericht fängt mit einer abgedroschenen Phrase an: Es war einmal, da trafen sich zu früher Stunde...
Mit dieser Tradition möchte ich nicht brechen, also denn...
Es war einmal, da traf ich mich am gestrigen Sonntag zu früher Stunde im Niemandsland mit S-Bahn-Anschluss mit Andre um einen Tagesausflug ins Frankenland zu unternehmen. Der direkte Weg wäre natürlich über die A9 gewesen, aber warum einfach, wenn das Ziel auch mit Umwegen zu erreichen ist. Dementsprechend war die erste Etappe unserer Reise die sächsische Landeshauptstadt, um Thomas einzusammeln, der gerade einen Ausflug in die Tschechische Republik mit der Dresdner Forumsfraktion absolviert hatte und ebenfalls eine sehr kurze Nacht hatte. Die Weiterfahrt nach Nürnberg wurde somit mit einem ausführlichen Reisebericht verkürzt.
In Nürnberg angekommen, fand man sehr schnell einen Parkplatz in Stadionnähe und begab sich auf die Suche nach Tickets. Im Vorgespräch wurde von Thomas Panik verbreitet, als er uns mitteilte, dass er von einem gehört hatte, der jemanden kennt, der gesagt hätte, das Spiel wäre ausverkauft. Aber nix da, an der Gästekasse gab es noch jede Menge der begehrten Eintrittskarten. Während Andre sich zu den Seinen in den Stehplatzbereich gesellte, gab es für Thomas und mich gute Sitzplätze im Oberrang.
Bevor das Abstiegsduell der 1. Bundesliga starten sollte, gab es laut Spielplan noch ein nettes Vorspiel zu begutachten. Denn wie sagte Andre gestern so schön sagte, ohne zwei neue Plätze pro Tag, verlasse ich doch nicht das Haus.
Das erste Spiel des Tages war ein Pflichtfreundschaftsspiel der Bayernliga zwischen den Amateuren des 1. FC Nürnberg und dem insolventen 1. FC Schweinfurt 05. Spielstätte war das Stadion am Valzenweiher, dem Vereinsgelände der Nürnberger. Nach einem gut 20-minütigen Fußmarsch war das Gelände erreicht. Obwohl etliche Leute bei schönstem Fussballwetter unterwegs waren, bot das Geschehen auf dem Hauptplatz ein Bild des Schrecken. Auf den Traversen gab es ein ständiges Kommen und Gehen und nichts deutete darauf hin, dass ein reguläres Spiel stattfindet. Eintrittskarten und Programme gab es natürlich auch nicht. Zum Stadion selber möchte ich nur eines sagen. Der Rathenower Vogelsang mutet gegen das Gesehene, wie ein 5-Sterne-Stadion an. Nachdem das erste Tor zur Kenntnis genommen wurde, ging die Suche nach Getränken los. Die Vereinskneipe schien ein verlockendes Ziel, doch oh Graus, die Bedienungen waren hoffnungslos überfordert und so dauerte es gut 20 Minuten, bis wir unsere Bestellungen aufgeben konnten. Ich will den Wirtsleuten aber keinen Vorwurf machen, schließlich hat Nürnberg den Ligabetrieb erst gestern begonnen und Zuschauer kennt man auch erst seit kurzem.
Zurück im „Stadion“ bekamen wir gerade noch den Abpfiff der ersten Halbzeit mit. Da die kultige Anzeigetafel immer noch ein 1:0 anzeigte, hatte man scheinbar nichts entscheidenes verpasst.
Von Beginn der 2. Halbzeit an nahmen die Amateure der Clubberer das Heft des Handelns in die Hand und überrollten jetzt die hoffnungslos überforderten Gäste und nur der unendlichen Gnade der Gastgeber ist es zu verdanken, dass die bemitleidenswerten Schweinfurter nicht 2stellig nach Hause geschickt wurden. Die Zahl der Zuschauer wurde einvernehmlich auf 100 geschätzt, davon ca. 10 Hardcorefans der 05er. Respekt für soviel Treue und Leidensfähigkeit. Freunden der Statistik sei gesagt, dass Nürnberg am Ende mit 7:0 gewann. Auf die Bedeutungslosigkeit dieses Spiels sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich hingewiesen.
Nach Spielende begab man sich wieder Richtung Frankenstadion. Der Rückweg führte an historisch bedeutsamen Bauten vorbei, die Thomas veranlassten, die Fotokamera für einige Aufnahmen zu zücken und so kamen wir gerade noch pünktlich ins Stadion und begaben uns auf unsere Plätze.
Die Gladbacher hatten zu einer Mottofahrt light aufgerufen und so erleuchte der Stehplatzblock in allen erdenklichen Grüntönen. Im Innenraum wurde ein Banner präsentiert: „Alles auf Grün – für den 1. Auswärtssieg.“ (oder so ähnlich). Dabei kam auch das schöne Ost-Ampelmännchen zu ungewohnten Ehren in Westdeutschen Stadien. @ Thomas und Andre: Fotos!?
Nach dem dann der Capo den Zaun erklommen hatte und das Megafon einpegelte, konnte das Spiel beginnen.
Wie es ausgegangen ist, weiß jeder, 0:0, hätte aber auch andersrum kommen können. Beide Torhüter erwischten einen guten Tag und vereilten einige gute Möglichkeiten der angreifenden Mannschaften. Am Ende ein gerechtes Ergebnis, dass vor allem in Rostock einen Hoffnungsfunken auf den Klassenerhalt am Glimmen hält.
Im, für die WM umgebauten, Frankenstadion saßen oder standen 43.019 Zuschauer. Die Zahl der Gästefans ist schwer zu schätzen, aber die beiden Blöcke waren voll.
Der Support der Gladbacher war ganz ok, aber man muss ihnen zugestehen, dass sie es nach dem Spiel in Hannover, wo der Support fantastisch war, es schwer haben, dass zu toppen. Die Nürnberger waren mit Sicherheit auch sehr sangesfreudig, aber auf Grund der Bauweise des Stadions kam bei uns nichts an.
Nach Spielschluss wurden noch fränkische Spezialitäten verkostet, bevor man die Rückreise antrat und gegen 0:45 Uhr am Ausgangspunkt der Reise im Niemandsland mit S-Bahn-Anschluss ankam.
Die obligatorischen Dankesgrüße für eine tolle Fahrt gehen an Andre und Thomas und ich verbleibe mit besten Wünschen bis es das nächste Mal heißt: Es war einmal, da trafen sich zu früher Stunde...