Zitat
Original von Rona
[quote]Wenn der Spötter hier ist, sollte er im OT doch mal eine kurze Stellungnahme zur (aus meiner Sicht gekünstelten) plötzlichen Empörung und der Fassungslosigkeit (das haben wir ja nie geahnt) der Medien schreiben! Was wird damit bezweckt? Jeder, der mal Leistungssport gemacht hat und ein wenig die Augen offen hält, weiß was abgeht!
BTT: Am Dienstag ist eine der wenigen Chancen zur Imageaufbesserung, wer bedient jetzt die Presse?
Hi Rona,
ich habe dieser Tage woanders was zu dem Thema geschrieben, was auch jetzt (ist ja nur noch ein Fall) gut passt:
Leute, fahrt Fahrrad...
Radfahren ist gesund. Weiß doch jeder. Und es kann, wenn man schnell strampelt, viel Geld einbringen. Das weiß auch jeder. Und deshalb wurde irgendwann mal der "Radprofi" erfunden, wie wir ihn kennen und lieben.
Der macht im Fernsehen dann Reklame für allerlei, ob es jetzt Milch zum Reinbeißen ist, die auch eine fulminante Hilfe für Boxer ist, bis hin zu...na, sagen wir mal Fahrrädern. Ist auch ganz egal, Hauptsache der Euro klingelt in der Kasse des Menschen, der hauptberuflich Radfahrer ist.
Nun kann man ja ein Leben lang radfahren, zumindest bis ins hohe Alter. Dummerweise wird man aber mit den Jahren immer langsamer. Dass einer mit 80 die Tour gewinnt oder das Rennen um den Henninger Turm, nein, das hatten wir noch nicht.
Also sorgen die Radprofis dafür, dass sie in den Jahren, die Sportreporter später dann bewundernd rückblickend mit einem andächtigen "das war dann aber noch in Ihrer aktiven Zeit" würdigen, möglichst viel Geld verdienen. So wie unsere wackere Regierung es ja auch fordert, tun die in Eigeninitiative etwas für ihre Altersvorsorge, damit sie später mal nicht "uns allen" auf der Tasche liegen.
Nur dass Eigeninitiative für die Altersversorgung im Radsport zur Zeit mit so einem bösen Wort belegt ist: Doping (was übrigens in anderen Sportarten genauso funktioniert, nur im Moment läuft halt gerade die Tour de France und da redet ja keiner von 100-Meter-Lauf).
Und da sind wegen des Dopings pausenlos, wie jetzt bei der Tour, alle "entsetzt", "schockiert" und was man sonst noch alles Ehrenwertes sein kann, wenn Sportler Böses tun. Fehlt nur noch, dass der Herr Koch aus Hessen, der in Umfragewerten ganz schlecht liegt, das Thema bemerkt (geiler Tipp, 'ne, wollen Sie meine Kontonummer *Hohn*) und wie einst in der Spendenaffäre "brutalstmögliche Aufklärung" fordert.
Ein generelles Verbot von Leistungssport, das wäre natürlich eine Alternative. Und auch gar nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick klingt. Während Breitensport in vernünftigen Maßen ja gesund ist, macht Leistungssport krank. Da sind dann die Gelenke kaputt, Fußballer humpeln dauernd, weil sie einen Kreuzbandriss oder eine ähnliche Verletzung haben, von der ein normaler Mensch noch nie gehört hat, Skifahrer brechen sich ganz lapidar die Beine und Boxer können irgendwann nur noch um die Ecke gucken und denken, wenn überhaupt. Das gäbe es alles nicht mehr, wenn Leistungssport verboten würde.
Wird er aber nicht. Denn Sport, das ist vor allen Dingen mal ein Multi-Milliarden-Geschäft. Denken Sie mal alleine an die Fernsehrechte für Fußball, Olympiaden ob im Sommer oder Winter oder Weltmeisterschaften aller Art.
Solche Geschäfte lässt man sich doch nicht ruinieren von ein paar Moralfanatikern, die meinen, so ein bisschen eigenes oder fremdes Blut würde etwas schaden, und Pillen dürften Sportler auch nicht schlucken.
Natürlich erregen sich auch alle ganz fürchterlich über die "Dopingmafia" (Vorsicht, Nasentropfenhersteller, sonst werdet ihr als Teil einer kriminellen Vereinigung enttarnt, die "uns allen" die Freude am Sport genommen hat), die selbst reichlich damit verdienen. Und wenn die Kameras dann aus und die moralisierenden Reporter weg sind, dann rechnen sie zusammen, wieviel sie heute wieder mit dem Sport verdient haben. Und dann freuen sie sich.
Wie sagte doch schon Bertolt Brecht so richtig: "Erst kommt das Fressen. Und dann kommt die Moral."