Spielbericht, 27.11.2005, FC Anker Wismar vs. BFC Dynamo
von GordoniX
Nach dem guten Spiel gegen Neuruppin und dem desaströsen 0:9 der Anker-Mannschaft schienen die Vorzeichen klar auf der Hand zu liegen. Die Spieltips legten es offen: Nicht OB man, sondern wie HOCH man den ins Trudeln geratenen FC Anker Wismar abfertigen würde, stand hier zur Debatte. Selbst "Zweistelligkeiten" schwirrten schon akustisch durch die eisige Seeluft. Lediglich einige wenige Stimmen hoben warnend den verbalen Finger. Wer wird Recht behalten?
Das Spiel begann, wie es den Vorzeichen nach beginnen musste. Der BFC engagiert, Wismar sich scheinbar in seine Aussenseiterrolle fügend. So spielte unser Ruhmreicher zuerst nach Belieben, nur beim Abschluss war man etwas fahrig und ungenau. Trotzdem schien es, und es wurde auch nur eine Frage der Zeit bis es im Anker-Tor klingelte. Nach einer Hereingabe bekam Anker den Ball nicht entschärft und so konnte Wanski den abspringenden Ball mit einem Sonntagsschuss in die rechte Ecke abschliessen (13.min). Zu diesem Zeitpunkt schien alles nach Fahrplan zu laufen und die drei Punkte waren in vielen Köpfen schon abgehakt.
Doch plötzlich schaltete unsere Mannschaft ähnlich in Eberswalde zwei Gänge zurück. Es schien, als wollte man das Spiel im Spiele einer Trainingseinheit abfiedeln. Da wurde die Rechnung jedoch ohne den FC Anker Wismar gemacht. Diese, die plötzliche Tempozurücknahme spührend, wurden nun stärker. So gab man einige Minuten nach dem Führungstreffer ein paar erste Lebenszeichen, als zunächst ein aus dem Gewühl im weinrot-weissen Strafraum heraus versuchter Fallrückzieheransatz und später dann ein aus spitzem Winkel getretene Ball knapp am Tor vorbeigingen.
Dies schreckte unsere Mannschaft zunächst wieder auf, man ging wieder etwas engagierter und abgeklärter zur Sache, der Anfangsschwung war jedoch verflogen. Trotzdem reichte es jedoch noch zur einen oder anderen guten Chance, welche jedoch meist knapp verzogen oder durch den nun wachsamen Wismar-Torwart geklärt werden konnten. So ging die erste Halbzeit mit knapper Führung unbefriedigend zu Ende. Man hoffte, dass ein Halbzeitgewitter in der Kabine wieder zu neuem Elan führen würde.
Dieses fand jedoch offensichtlich nicht statt, zumindest wenn man die Spielweise unsere Mannschaft zum Massstab erhob. Diese verfielen nun in völlige Passivität, man lies den Gegner spielen - was auch promt auch fast bestraft wurde. Es waren schon ein paar Minuten in der zweiten Halbzeit gespielt, als auf unserer rechten Abwehrseite, wie noch öfter in dieser Spielhälfte, eine Überzahlsituation entstand, welche Wismar durch einen schnellen Angriff geschickt nutze. Den Schuss aus freistehender linker Position vor unserem Tor konnte "Motche" in höchster Not zu Ecke klären. Bei der nachfolgenden Ecke war unsere Mannschaft offensichtlich noch benebelt vom Andrenalinstoss, zweimal war der Ball faktisch schon auf dem Weg über die Torlinie, jedoch konnte mit mehr Glück als Verstand zunächst von einem Spieler, dann von unserem Torwart in letzter Sekunde zur erneuten Ecke gerettet werden.
Nach diesen Schocks wurde unsere Mannschaft endlich wieder etwas aktiver, jedoch dauerte es noch bis zur 65.min bis endlich mal wieder so etwas wie ein Angriff mit einem Abschluss zu Stande kam. Jedoch schon im Gegenagriff wurde erneut die Schwäche der rechten Seite genutzt, Glück für uns - der Schuss wurde vom Anker-Spieler überhastet über die Latte gehämmert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren sich selbst alle BFC-Fans einig, dass der Ausgleich von Anker inzwischen mehr als verdient sein würde. Jedoch führten wir noch immer glücklich, und alles hoffte inständig, dass sich dies bis zum Abpfiff nicht mehr ändern würde. Die Anspannung war praktisch greifbar, erst wurde unser Fanblock von eifrigen Pyrotechnikern vernebelt, dannach sprengte sich selbiges Abrisskommando fast selbst in die Luft. Grund für allseitiges Amüsement, jedoch nicht beim Stadionsprecher, welcher die Schlingel über Stadionfunk rügte.
Das Spiel wurde dadurch zunächst auch nicht besser, erst zu Beginn der Schlussviertelstunde wieder ein Achtungszeichen., als endlich mal wieder mal ein Angriff über die rechte Seite erfolgreich hereingebracht werden konnte. Der Ball wurde jedoch nach einem Haken zu zentral auf den Torwart gezogen, so dass auch die Chance zum "Sack zumachen" verstrich. Man bemühte sich infolge nun wieder etwas mehr, meist jedoch endeten die Angriffe im Kleinklein bzw. lange Bälle beim Gegner. So gab man sich denn zu früh mit dem knappen Sieg zufrieden. Symptomatisch die Situation kurz vor Schluss, als ein verzweifelter weinrot-weisser Eckschütze mehr ballannahmebegierige Feldspieler im Strafraum forderte, diese sich jedoch nur noch äusserst unwillig über die Mittellinie bewegen mochten.Vielleicht eine Vorahnung? Jedenfalls wurde die Ecke frustriert versemmelt.
Dann machte der Schiri endlich Schluss und den Spielern unserer Mannschaft war die Erleichtung quasi anzumerken. Es wurde gefeiert, als wenn soeben ein Grosser abgewatscht wurde. Egal - gewonnen, die Fans waren zumindest in diesem Punkt versöhnt und begaben sich flankiert von Rudeln Mecklenburgischer Green Turtles auf die beschwerliche Heimreise.
Fazit:
Irgendwie tut sich unser BFC mit solch vermeintlich leichten Gegnern unnötig schwer. Wieder beging unsere Mannschaft in Führung liegend den Leichtsinnsfehler, drei Gänge herunter zu schalten - im Unterschied zu Eberswalde wurde dies heute jedoch nicht bestraft. Dies könnte sich jedoch schon im nächsten Spiel gegen einen Gegner gleichen "Kalibers" schlagartig ändern, eine Leistungssteigerung ist daher dringend von Nöten.
Insgesamt: Hauptsache 3 Punkte! Auswärtssieg! - 5 Euro ins Phrasenschwein.
wrwG
GordoniX
Anmerkung:
Das Wort "Gastfreundschaft" scheint man in Wismar ofensichtlich nicht zu kennen. So wurden unsere weitgereisten Fans wieder wie gewöhnlich strengt bewacht, auf dass man sich in der Weltstadt Wismar nicht verlaufe, über Feldwege zum Stadion geleitet. Dort mit Verspätung endlich eingetroffen, mussten die eben angekommenden zum Entsetzen feststellen, dass trotz des verordneten Umwegs nicht mit dem Anpfiff gewartet wurde. Eine Geste der Gastfreundschaft, welche bei uns schon lange Gang und Gebe ist. Verschärft wurde der Unmut durch die unterbesetzten und peniblen Ordner die Fans im quasi Minutentakt hineinliessen.
Hineingekommen, der nächste Schock, eine gleichfalls unterbesetzte Versorgungsstation versuchte die Weitgereisten mit Holsten Akoholfrei zu verköstigen. Das hatte jedoch offensichtlich einen guten Grund, konnte man sich doch bei den völlig vereisten Trebühnen leicht den Hals brechen. Glücklicherweise für den Heimverein wurden jedoch solche Fälle durch eine AGB-Klausel auf dem Eintrittsschein gleich ausgeschlossen ("Keine Haftung für Personen und Sachschäden, einschliesslich Schäden, die aus dem baulichen Zustand des Stadions entstehen";). Da fühlte man sich gleich doppelt wohl, zudem der Gästeblock wieder die anheimelnde Atmosphäre eines Raubtierkäfigs hatte. Gleichfalls katastrophal die WC-Situation, ein Dixi für die Herren, aber was war mit den Damen?! Diese geleitete man dann unter Ordnerschutz in den Gastgeberbereich aufs Damen-WC - wer wurde denn jetzt hier vor wem geschützt?
In Sachen "Gastfreundschaft" ist Wismar klares Tabellenschlusslicht. Man kann nur hoffen, dass die Mannschaft in Zukunft nicht diesen Masstab anlegt, sonst sind sie praktisch schon abgestiegen.