Der Wahnsinn geht weiter. Die Landesliga-Fußballer des TSV Bützow ließen sich auch im Lokalderby beim Tabellendritten, Güstrower SC (GSC), nicht lumpen und festigten durch einen souveränen 3:0-Auswärtserfolg ihre überraschende Tabellenführung in der Staffel Nord. Im Spitzenspiel des 17. Spieltages kannte die Freude bei Trainer Mario Kuska und seinen Spielern nach der Partie keine Grenzen mehr. Bei den Warnowstädtern fiel jede Menge Last von den Schultern, denn die Anspannung vor dem brisanten Duell war groß. Schließlich ging es nicht nur um das Prestige, sondern auch um den Verbleib in der Spitzengruppe. Letztlich legten die Bützower die größere Leidenschaft an den Tag, sodass die Güstrower den Sieg des TSV neidlos anerkannten. „Der TSV Bützow hat verdient gewonnen. Er hat sich taktisch sehr gut verhalten und vor allem unser gefährliches Flügelspiel unterbunden. Meine Mannschaft hat leider nicht das gemacht, was ich von ihr verlangt habe“, sagte GSC-Coach Michael Küppers nach dem Spiel. Sein Kollege vom TSV war von der Leistung seiner eigenen Elf da schon deutlicher angetan. „Das Ergebnis sagt schon viel. Aber es kann auch noch deutlicher sein, wenn ich alle großen Chancen sehe. Sechs weitere Riesen haben wir noch liegelassen und der Gegner hat gerade anderthalb Möglichkeiten in 90 Minuten“, unterstreicht Kuska den verdienten Erfolg.
Die 1952er waren von Anfang an auf der Höhe. Mario Kuska sah von seiner Elf wieder das Gesicht, was er von ihr kennt. Im Gegensatz zur Vorwoche, als die Bützower mit Ach und Krach 4:2 gegen Bergen gewannen, zeigten die Gäste vor allem in den Zweikämpfen wesentlich mehr Präsenz. „Der TSV ließ uns keine Luft zum Atmen“, stellte Küppers nach dem Spiel fest. Das war auch wieder einmal das Erfolgsgeheimnis der Warnowstädter. Nach einer verhaltenen Anfangsphase suchten sie nach der Balleroberung immer mehr den Weg nach vorne, was zu guten Gelegenheiten führte. So setzte Flügelspieler Robert Grabowski, der von Angreifer René Röpcke perfekt in Szene gesetzt wurde, das Leder jedoch nur um Millimeter am Güstrower Tor vorbei (7.). Allerdings kam dann wieder die große Stärke des TSV zum Tragen – eine Standardsituation. Christian Urgast legte sich einen Freistoß bei 20 Metern zurecht, nachdem Christian Boldt vor dem Strafraum gefoult wurde, und zirkelte das Leder in die Maschen (19.). Michael Tessenow im GSC-Tor war zwar noch mit den Fingerspitzen dran, konnte den Treffer aber nicht mehr verhindern. Für den Neuzugang war dies bereits der fünfte Treffer im dritten Pflichtspiel, und es sollte nicht sein letzter in dieser Partie sein. Doch zuvor bewiesen auch seine Teamkollegen Qualität, in dem sie den Gegner nie zur Entfaltung kommen ließen. „Taktisch war das eine Spitzenleistung. Geradlinig, robust und zielstrebig. Das sieht nicht immer chic aus, ist aber enorm effektiv und bringt einen Gegner schon mal aus der Fassung, wenn er kaum einen Fuß auf die Erde bekommt“, lobt Kuska seine Schützlinge. Vom Güstrower SC ging dagegen offensiv überhaupt keine Gefahr aus. Dabei machte sich auch eine Entscheidung des Trainer bezahlt, der an Stelle von Mario Osterloh Frank Fust auf der Liberoposition den Vorzug gab. Der Routinier hielt seine Abwehr zusammen und bescherte damit seinem Torhüter, André Krüger, einen ruhigen Nachmittag. Der TSV-Schlussmann musste nicht einmal ernsthaft eingreifen und machte sein Versprechen, zu Null zu spielen, wahr.
Da hatte sein Gegenüber schon mehr zu tun. Nachdem René Röpcke in Durchgang eins zweimal knapp per Kopf scheiterte, reagierte Tessenow vor allem kurz nach dem Seitenwechsel überragend, als nach einem Freistoß Philipp Winter alleine vor ihm auftauchte, den Ball aber aus fünf Metern nicht im Tor unterbrachte (46.). Doch nur zwei Minuten später war auch der GSC-Keeper machtlos. Robert Grabowski nahm eine Kopfballverlängerung von Röpcke auf und startete durch. Dabei ließ er zwei Güstrowern das Nachsehen und vollendete aus 16 Metern zum 2:0 für die Gäste. Der Schock saß bei den Hausherren tief. Während sich die Bützower im Anschluss ein wenig zurückzogen, aber stets durch Konter gefährlich blieben, agierten die Gastgeber ausschließlich mit langen Bällen, die aber die TSV-Defensive vor keine größeren Probleme stellten. Stattdessen rückte im zweiten Durchgang immer mehr der Schiedsrichter in den Mittelpunkt, denn die Partie gewann an Derby-Charakter. Es ging deutlich ruppiger zu als in den ersten 45 Minuten. Steffen Ludwig (Fahrenholz) hatte die Begegnung aber jederzeit im Griff, sodass das Spiel zwar intensiv, aber nie unfair über die Bühne ging. Letztlich kassierte der TSV fünf gelbe Karten. René Röpcke sah dabei seine fünfte Verwarnung und muss nun im kommenden Heimspiel gegen den Mulsower SV (Sonnabend, 14 Uhr) einmal aussetzen. Viel mehr ärgerte ihn aber, dass er gegen seinen Ex-Klub ohne Tor blieb, denn auch seine dritte Kopfballchance strich nur um wenige Zentimeter über das Güstrower Gehäuse. Auf der anderen Seite war es Mathias Puschik, der, ebenfalls per Kopf, knapp das Bützower Tor verfehlte (85.). Dies war zugleich die einzige und beste Gelegenheit der Hausherren. In der Nachspielzeit machte dann schließlich der agile Christian Urgast nach einem Konter den „Sack zu“ und den sechsten Liga-Sieg des TSV in Folge perfekt.
Somit thronen die Warnowstädter mindestens eine weitere Woche auf Rang eins. „In den kommenden Wochen wird wichtig sein, dass die Jungs im Kopf klar bleiben. Spannungsverlust kann Punktverlust bedeuten. Das will niemand“, warnt Mario Kuska sein Team.
TSV Bützow: André Krüger, Christian Boldt, Frank Fust, Philipp Winter, Torsten Mahncke (80. Mario Osterloh), Jakob Kühn, Christian Urgast, Jan Algner, Robert Grabowski, Philipp Keup (66. Michael Köster), René Röpcke (88. Stefan Kuchenbecker).