03.08.2005 Ostseezeitung
Fußball-Osten schaut auf 2. Liga
Hansa Rostock wird von den Trainern als einer der Topfavoriten für den Aufstieg gehandelt. Geheimtipps sind Aue und Dynamo Dresden.
Auch ohne Stürmerstar Lukas Podolski und die Zuschauermagneten Eintracht Frankfurt und 1. FC Köln hat die 2. Fußball-Bundesliga in der am Samstag beginnenden Saison ihre Reize. Der gesamte Fußball-Osten schaut mangels Erstligaklubs auf das Unterhaus, Finanzkrösus 1860 München empfängt im 340 Millionen Euro teuren WM-Tempel die „Provinzler“, und wegen fehlender Überflieger können viele Vereine vom Oberhaus träumen.
Die drei Absteiger VfL Bochum, FC Hansa Rostock und SC Freiburg stehen bei allen 18 Zweitliga-Trainern auf der Favoritenliste. Die meistgenannten „Jäger“ sind Alemannia Aachen und 1860 München (jeweils 14 Stimmen). Die Ostvereine Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue gelten als „Geheimtipps“.
1860 München, Freiburg und Rostock sind allein schon aus wirtschaftlichen Gründen zum Aufstieg verpflichtet. „Löwen“-Präsident Karl Auer räumte ein, dass die Mannschaft zum Aufstieg gezwungen sei: „Mit der Allianz Arena und einer jungen, begeisterungsfähigen Mannschaft ist um 1860 eine Euphorie entstanden, mit der es dann wieder vorbei wäre, wenn wir nicht aufsteigen.“ In Rostock fordert Hansa-Chef Manfred Wimmer den Wiederaufstieg, „da gibt es keine Alibis“.
Zur hohen Leistungsdichte in Liga 2 dürften auch die Aufsteiger beitragen. Eintracht Braunschweig, Deutscher Meister von 1967, und Ex-Bundesligist Kickers Offenbach, DFB-Pokalsieger von 1970 und am Sonntag Auftaktgegner des FC Hansa, haben Tradition und großes Potenzial. Aber auch der SC Paderborn 07 (vor 22 Jahren als TuS Schloss Neuhaus zweitklassig) und die Sportfreunde Siegen als „echter“ Neuling im Unterhaus sind im Kampf um den Klassenerhalt ernsthafte Konkurrenz für die etablierten Vereine.
Investiert hat besonders 1860 München für die Rückkehr in die Eliteliga nach dem zweiten Zweitliga-Jahr. Der mit 15 Millionen Euro höchste Etat aller Klubs „verdammt“ laut Auer zum Aufstieg: „Da gibt es kein Vielleicht.“
Beim SC Freiburg peilt Volker Finke einen Trainer-Rekord an. Am 30. September 2005 könnte er mit einer Amtszeit von dann 14 Jahren, zwei Monaten und 30 Tagen den Bestwert von Otto Rehhagel (damals Werder Bremen) brechen. Aus Finkes Sicht gibt es acht bis neun Vereine, die um den Aufstieg spielen werden: „Das wird ein ganz knappes Rennen.“
In Bochum folgte dem „Lautsprecher“ Peter Neururer auf der Bank der „Leisetreter“ Marcel Koller. „Unser Ziel kann nur der direkte Wiederaufstieg sein“, erklärt der Schweizer.
Hansa Rostock verlor wie auch die anderen beiden Absteiger naturgemäß viele wichtige Akteure. Neun Profis verfügen über Erfahrungen in Liga zwei. Trainer Jörg Berger: „Vielleicht ist es ja ein Vorteil, dass die Spieler unverkrampft in die Liga gehen.“