VfB Empor Glauchau – FC International Leipzig 1:2 (0:2)
Zuschauer: 210 (10 Gäste)
Tore: 0:1 Muwanga (15.), 0:2 Papadimitriou (24.), 1:2 Pfoh (70.)
Glauchau: Schmidt – Groß, Jordan, Gasser (K), Fischer – Spranger, Pfoh, Weise, Rothe – Jäger, Hölzel
Inter: Metzner – Bochmann, Muwanga, Rode, Nolde – Arias – Fuster (K) – Melissopoulos, Kim, Papadimitriou – Druschky
Inter zeigt seine zwei Gesichter – gewinnt aber letztendlich verdient gegen Glauchau
Bei herrlichem Frühlingswetter, Sonnenschein, 15 Grad, zudem idealen Platzverhältnissen (Kunstrasen) scheint es bereits vor dem Anstoß 1:0 für die Gäste aus Leipzig zu stehen. Ich weiß nicht, ob der Rasenplatz (paar Meter weiter) zurzeit keine Alternative ist, aber ich als Trainer hätte darauf bestanden, gegen die technisch stärkste Mannschaft der Liga auf Naturrasen zu spielen.
Ein Blick auf die Aufstellung der Gäste bringt einige neue Namen mit sich. Metzner, Winter-Neuzugang aus Heidenau, löst Schmedtje als Nummer 1 ab. Ebenso in der Startaufstellung Winter-Neuzugang Druschky als zentrale Spitze. Und noch ein dritter Winter-Neuzugang darf sich in der Startaufstellung empfehlen, der aus Spanien verpflichtete Melissopoulos. Interessant dabei die griechische Flügelzange, gemeinsam mit dem vielleicht stärksten Spieler der Liga, Papadimitriou. Dazu noch drei weitere Spieler neu im Team von Trainer Backhaus, der nach dem 0:3 gegen HOT kräftig durchwechselt. Auch bei Glauchau zwei Winter-Neuzugänge in der Startaufstellung, im Sturm erstmals Hölzel (HOT), als Rechtsaußen wie vergangene Woche Rothe (Zwickau II).
Von der ersten Minute an spielt nur eine Mannschaft, die Gäste aus Leipzig. Sie haben bei diesem Wetter (sie sollen da ja sehr empfindlich sein!) und dem Belag sichtbar Freude daran, mit Kurzpassspiel à la Barcelona den Gegner minutenlang ins Leere laufen zu lassen. Gefühlte 90 % Ballbesitz in den ersten Minuten für Inter. Verteidiger Rode auf Seiten von Inter mahnt schließlich jedoch lautstark: „Jungs, torgefährlich werden!“ Noch während ich mich frage, ob dass seine Mitspieler überhaupt verstehen können, scheint es als hören sie auf ihren Mitspieler und blasen zum Angriff. Die griechische Flügelzange im Zusammenspiel, „Papa“ auf „Meli“, der aus spitzem Winkel an Schmidt scheitert (5.). Bei Inter auffällig die Ähnlichkeiten zum Bayern Spiel. Bei Ballbesitz rückt immer wieder Arias zwischen die beiden Verteidiger Muwanga und Rode, mimt seinen Landsmann Alonso und eröffnet das Spiel mit gekonnten Zuspielen auf die Mitspieler. Die starke Dominanz der Einhörner findet dann auch bereits nach einer Viertelstunde zählbaren Erfolg. Eine Ecke auf den langen Pfosten gezogen, der lange Muwanga köpft unbedrängt ein. Schon mal ein Spieler, der also seine Hereinnahme gerechtfertigt hat. Kurz darauf zeigt „Papa“ (wie er liebevoll von seinen Mitspielern genannt wird) seine Klasse, bei seinem feinen Schlenzer von der Strafraumgrenze fehlen nur Zentimeter, Glauchau-Keeper Schmidt schaute nur hinterher. Die 200 Zuschauer nun doch spürbar unzufrieden, viel Raunen, aber auch gleichzeitig Staunen über das schnelle, technisch starke Spiel der Gäste. Immerhin probiert es dann mal Jäger aus der Distanz (drüber 20.). Auf der Gegenseite verzieht Stürmer Druschky. Wenig später dann der schönste Angriff des Spiels: Der „Zehner“ Kim, der aber nur die 8 trägt und ebenso neu ins Team gerückt ist, spielt einen Sahnepass durch die Gasse auf Druschky, der den Ball mitnimmt und sofort quer auf „Papa“ legt, der nur noch einzuschieben braucht (24.). Das ging den hochgewachsenen Abwehrspielern von Glauchau eindeutig zu schnell! Nach dem 2:0 kann Glauchau zumindest den Ball weitestgehend vom eigenen Tor entfernt halten, ohne selbst offensiv in Erscheinung zu treten. Inter wieder im Tiki-Taka-Modus. Und dann auf einmal geht es wieder blitzschnell. Papadimitriou, der fast an jeden Angriff beteiligt ist, spielt mit viel Übersicht im Strafraum quer auf Kim, der aus 7 Metern völlig freistehend den Ball an den Pfosten schiebt. Fahrlässig vergeben. Aber das Spiel scheint so oder so entschieden zu sein, der Qualitätsunterschied einfach zu offensichtlich. Glauchau versucht in erster Linie das Spiel im Zentrum eng zu machen, agiert zeitweise ohne Spieler auf den Außen. Der mögliche Plan dabei, das Spiel für die fast immer durch die Mitte angreifenden Leipziger etwas enger zu machen, geht in Halbzeit 1 definitiv nicht auf. Mit einem 0:2 verschwinden die Mannschaften in die Kabinen, erstaunlich dass es nur 0:2 steht. Man konnte in dieser ersten Halbzeit auch schon Mitleid mit dem Gastgeber bekommen, der hoffnungslos unterlegen war und in keiner Phase Zugriff auf den Gegner bekommen konnte. Bei Inter stattdessen zeigte sich die Spielfreude in vielen strahlenden Gesichtern. Die Jungs scheinen sich zu mögen, da scheint Trainer Backhaus nicht nur eine gute Landesliga-Truppe aus dem Boden gestampft zu haben, sondern auch dafür gesorgt zu haben, dass diese Jungs in kürzester Zeit zu einer richtigen Mannschaft zusammengewachsen sind.
Die zweite Halbzeit beginnt und bereits in der ersten Minute merkt man, dass das hier jetzt ein ganz anderes Spiel wird. Erstens, weil Inter spürbar zwei Gänge herunterschaltet, und zweitens, weil Glauchau endlich sich zu wehren beginnt. Das Spiel nun ausgeglichen. Vielleicht liegt es auch an der Umstellung, die Trainer Weiß bei Glauchau vorgenommen hat: Pfoh und Jäger tauschen die Positionen, der langjährige Torjäger endlich wieder an vordererster Front. Standardspezialist Jäger dafür im zentralen Mittelfeld. Die erste Chance hatte wie in der ersten Halbzeit nach 5 Minuten Melissopoulos, der einen Freistoß knapp neben das Tor setzte. Eine Minute darauf schießt sein Landsmann Papadimitriou drüber. In der 55. Minute ist Glauchau erstmals gefährlich im gegnerischen Strafraum, Neuzugang Hölzel bekommt den Ball aber nicht richtig unter Kontrolle und sein Abschluss ist kein Problem für Metzner. Glauchau nun immer besser, während Inter immer mehr abbaut. Weise schießt links vorbei, genauso auf der Gegenseite der auffällige „Meli“. In der 70. Minute dann Ecke für Empor: Jäger auf Pfoh, Kopfball, Tor, Anschluss! Das Lachen ist den Inter-Spielern nun vergangen. Auch wenn man kaum behaupten kann, dass diese Truppe nicht kämpfen kann, schließlich gibt es in den Folgeminuten nach zwei härteren Zweikämpfen zweimal Gelb für Leipzig, aber so richtig Dagegenhalten, wenn die gegnerische Mannschaft läuferisch und kämpferisch alles reinhaut, nein das können sie nicht. Inter bleibt sich treu und versucht es spielerisch zu lösen. Dabei wird mit zunehmender Spielzeit auch offensichtlich, dass kaum ein Spieler bei Inter Puste für 90 Minuten hat. Anders Glauchau, die noch Puste haben, kämpfen und rackern und überhaupt merken, dass da noch was geht. Und Inter taumelt! Nur zwei Minuten nach dem Anschluss der nächste Freistoß für Empor und wieder brennt es im Inter-Sechzehner, der zweite Ball landet bei Spranger, der mit einem Geschoss nur knapp drüber zielt. Entlastende Angriffe oder ein gut ausgespielter Konter ist von den müden Einhörnern nicht zu sehen, sie versuchen zuallererst den Ball vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Das gelingt auch weitestgehend, aber dann die 81. Minute: Hölzel tankt sich gleich gegen mehrere Gegenspieler im Strafraum durch und wird klar gelegt. Der Schiri lässt weiterspielen – Fehlentscheidung! Glück für Inter und auch Pech für Hölzel, der verletzt runter muss. In den letzten zehn Minuten nimmt Inter immer wieder das Tempo raus, lässt sich auf Diskussionen mit Schiri und Gegenspieler ein, was alles wertvolle Zeit ist. Zumal ihnen auch noch Verteidiger Fischer von Glauchau den Gefallen tut und in der Nachspielzeit bei einer vermeintlichen Fehlentscheidung was einen Einwurf betrifft, den gegnerischen Spieler den Ball vor die Brust wirft. Gelb-Rot. Ehe Fischer vom Platz getrabt ist, verrinnen die nächsten 40 Sekunden und wenig später ist Schluss!
Fazit: Für Glauchau nach völlig verpennter erster Halbzeit die erste Heimpleite seit Oktober, mit nur einem Punkt aus den ersten drei Rückrundenspielen weiterhin in akuter Abstiegsgefahr. Andererseits hat man auch gerade jetzt fast durchweg nur Gegner aus der oberen Tabellenhälfte. Inter aus der ersten Halbzeit wäre wohl der erste Aufstiegsanwärter. Das war eine beeindruckende Vorstellung. Was in Halbzeit 2 folgte, war zwar nicht besonders schlecht, aber einer Spitzenmannschaft auch nicht würdig. Das ein bis dahin so einseitiges Spiel nach der Halbzeitpause so dermaßen kippen konnte, darf eigentlich nicht passieren und sollte der Aufstiegskonkurrenz Hoffnung machen.
Spieler des Spiels: Papa-Meli (die griechische Flügelzange von Inter): Was beide technisch drauf haben, ist überragend. Genauso mit welcher Spritzigkeit sie in den Strafraum eindringen, dazu sorgten sie zumindest heute ständig für Unruhe in der Glauchauer Abwehr. Wenn in der zweiten Hälfte noch etwas bei Inter ging, dann war immer einer von beiden direkt beteiligt.