Einheit Kamenz - RB Leipzig II 5:3 (3:1)
Kamenz: Berger - Schenk, Hempel, Zichner (Kap), Prentki - Neumann, Pannach - Kieback (90. Rehor), Frenzel, Häfner (82. Hartmann) - Holecek (86. Runt)
RB: Hübner - Felke, Buszkowiak, Ackermann (Kap), Neuer - Seitz, Oechsner, Scholze (70. Pfeffing), Schößler (46. van den Bosch) - Heinze, Jaworski (46. Klauss)
1:0 Häfner (1.), 1:1 Heinze (6.), 2:1 Schenk (31.), 3:1 Zichner (44.), 3:2 Klauss (53.), 4:2 Pannach (55.), 5:2 Neumann (62.), 5:3 ??? (Scholze war doch schon längst draußen)
Zuschauer: 312
Der Stadionsprecher hieß noch die Zuschauer zum ersten Heimspiel der Kamenzer willkommen, da klingelte es schon im Gehäuse von RasenBallsport ... nach 7 Sekunden (!) traf der schon in der Vorbereitung überzeugende Youngster Häfner (kam aus Hoyerswerda) mit einer Direktabnahme aus 20 Metern, ein Traumtor. Wenn man so will, waren diese 7 Sekunden in der Anfangsphase die einzige Zeit, wo Kamenz offensiv in Erscheinung trat. Denn nach der Kamenz-Führung sah man von den Jungbullen ansehnliches Kombinationsspiel. Sie ließen den Gegner laufen, wirkten in den ersten 25 Minuten agiler, die Spieler rotierten viel und die Kamenzer wurden in die Defensive getrieben. So dauerte es auch nur 6 Spielminuten, als nach toller Scholze-Flanke Heinze mit einem sehenswerten Flufkopfball zum Ausgleich traf - ein schönes Zusammenspiel der Neuzugänge vom FC Sachsen. Als es zu tropfen begann, die Standards von RB-Linksaußen Seitz allesamt verpufften, kippte das Spiel. Nachdem noch Heinze nach einem schlimmen Abwehrschnitzer der Kamenzer knapp verzog (22.), taten die Gastgeber das, was man bei nassem Belag machen muss ... schießen! Zuerst verfehlten die Distanzsschüsse noch das Tor von RB-Keeper Hübner, der dann aber in der 31. Minute bei einem Freistoßflachschuss aus 17 Metern von Abwehrspieler Schenk machtlos war. Kurz zuvor setzte ein etwa zehnminütiger Regenschauer ein ... in dieser Phase war von RB nichts mehr zu sehen, nicht verwunderlich wo bei den Jungbullen vor allem auf Technik wert gelegt wird. Nach dem 2:1 spielten die Kamenzer forsch auf den dritten Treffer. Dabei hatten sie noch Pech, dass wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung das sichere 3:1 zurückgepfiffen wurde. Gäste-Trainer Vogel nun sichtlich unzufrieden mit seinen Spielern. Wenn einer bei seinen Mannen eine Idee hatte, dann war das in der Regel der Dirigent Scholze, der beste Rasenballer auf dem Platz. Nach seiner guten Vorarbeit verzog Jaworski knapp (39.). Schenk durfte dann nach einem Freistoß fast ein zweites Mal jubeln, doch diesmal parierte Hübner, der ansonsten eher durch seine unkonventionellen Klärungsversuche auffiel, bei denen kaum mal ein Ball nicht das Spielfeld verließ. Beim anschließenden Eckball fühlte sich keiner der Bullen für Neumann zuständig, der völlig freistehend zum Schuss kam, den schließlich Kapitän Zichner mit der Hacke ins Tor lenkte (44.). RasenBallsport agierte im zweiten Teil der ersten Halbzeit keineswegs wie ein Aufstiegsanwärter.
Der Regenschauer hatte sich verzogen, die Sonne ließ sich blicken und darin lag die Chance für die Gäste, in der zweiten Halbzeit ins Spiel zurückzukommen. So starteten sie den zweiten Abschnitt nicht unerwartend offensiv und ähnlich gefällig wie den ersten Abschnitt. Der eingewechselte Klauss sorgte anfänglich als Sturmspitze für Betrieb, vom zweiten eingewechselten Spieler van den Bosch sah man dagegen herzlich wenig. Zuerst hatte Seitz die große Chance zum Anschlusstreffer, doch der stets bemühte Flügelspieler blieb heute glücklos, seinen Schuss aus 10 Metern parierte Berger (49.). Zwei Minuten später schoss Heinze aus der Distanz knapp vorbei. Und wiederum nur zwei Minuten später traf, nach schöner Heinze-Vorarbeit, der sich gegen zwei Abwehrspieler durchsetzte, der eingewechselte Klauss, nachdem Scholze querlegte (53.). Der verdiente Anschluss! In der 54. Minute kamen dann die Kamenzer zum ersten Mal in Halbzeit zwei vor das Gästetor, Prentkis Sonntagsschuss wurde von Hübner pariert. Bei der anschließenden Ecke durch Rückkehrer Kieback schliefen die Jungspunde aus Leipzig erneut, der Kopfballtreffer von Pannach stellte den Spielverlauf im zweiten Abschnitt auf dem Kopf ... Kamenz wieder zwei Tore vorn. Was die Chancenauswertung betrifft, war Kamenz heute meisterlich. RB investierte viel für einen Treffer, sie mussten nach dem 4:2 verzweifelt gewesen sein, wie leicht Kamenz zu seinen Toren kam. Der Treffer von Pannach war dann schließlich auch die Entscheidung, die Leipziger zeigten sich konsterniert. Als dann der gute Neumann nach einer klasse Einzelleistung zum 5:2 einschoss (62.), musste man Schlimmstes für die Gäste befürchten ... so eine Klatsche hatten sie sicherlich nicht verdient. Und Neumann war es auch, der nur eine Minute später fast das 6:2 markierte, doch Hübner konnte endlich mal wieder einen Ball halten. Das insgesamt faire Spiel (nur eine gelbe Karte) wurde nun für ein paar Minuten etwas ruppiger, der Schiri behielt aber die Karten in seinen Taschen, was letztendlich das Spiel auch wieder schnell beruhigte. Nachdem Oechsner für RB nach einer Ecke aus Nahdistanz vorbeiköpfte, hätte der Ex-Loki Kieback fast das 6:2 markiert und somit 5 Chemiker der letzten Saison (Felke, Scholze, Schößler, Heinze, Seitz) ganz alt aussehen lassen können. Die Chance eingeleitet hatte RB's Innenverteidiger Buszkowiak, der wiederholt sich einen Ballverlust leistete und ausgerechnet er als einzige "Abstellung" aus der Ersten war heute der größte Unsicherheitsfaktor beim Aufsteiger. Den Schlusspunkt setzten dann doch die Leipziger, die nach einen Freistoß durch einen Kopfballtreffer auf 3:5 verkürzten (83.), verdiente Ergebniskosmetik.
Es war ein wirklich denkwürdiges Spiel, aber auch ein tolles Fußballfest, in dem die Jungbullen mehr Ballbesitz hatten, spielerisch gefälliger waren, doch Kamenz mit seiner eiskalten Chancenverwertung die Bullen letztendlich verdient niederstreckten. RasenBallsport wird in dieser Saison noch eine gute Rolle spielen, aber heute waren zwei gute Anfangsphasen in die beiden Halbzeiten zu wenig, um einen der Geheimfavoriten auf den Aufstieg, Einheit Kamenz, zu besiegen.