Betreff: Das Spiel Tus 1896 Sachenshausen : EFC Stahl am 18.10.14
Fußball, was ist aus dir geworden?
Diese Frage ging mir heute während und vor allem nach dem Spiel durch den Kopf.
Seit nunmehr 12 Jahren bin ich aktiv beim Fussball unterwegs – damals als Betreuerin einer Jugendmannschaft des TuS 1896 Sachsenhausen, heute vor allem als Fan der 1. Männermannschaft.
Doch was ich dort heute zu sehen bekam, hat mit die Sprache verschlagen.
Keine Frage, Fußball lebt von seinen Emotionen. Ein bisschen „meckern“ auf den Schiedsrichter hier, ein bisschen Geplänkel unter den Zuschauern. Kein Problem, das gehört dazu.
Was für mich allerdings nicht dazu gehört sind Fouls, bei denen eindeutig eine gesundheitliche Schädigung des Gegenspielers in Kauf genommen wird. Wieder und wieder. Ein Schiedsrichter, der dem Ganzen irgendwie macht- und tatenlos gegenüber steht.
Erwachsene Männer, die am Montag alle wieder arbeiten müssen bolzen sich gegenseitig in die Knochen. Gehen „in den Mann“, ohne Rücksicht auf Verluste. Das sind allesamt sehr grenzwertige Szenen, die sich meinem Empfinden nach im Laufe der Jahre leider immer häufiger auf Fussballplätzen abspielt. Das beginnt zum Teil schon im Jugendbereich, wo Kinder von den Eltern aufgestachelt werden. Wo die Erfahrung, auch mal zu verlieren, nichts mehr wert ist. Was zählt sind nur noch Leistung, Punkte und Siege.
Vom Grundgedanken des Fussballs – ein gemeinsames Spiel unter der Fahne des „Fair Play“ bleibt da leider nicht mehr viel übrig.
So sollte man denken, dass es erwachsene Männer – vielleicht selbst schon Väter – besser wissen.
Die Szenen nach Abpfiff heute zeichnen allerdings ein anderes Bild.
Es wird gepöbelt, geschubst, geschlagen und angespuckt. Die deeskalierenden Ordner werden angegriffen, unschöne Worte fallen.
Leider ist dies nicht das erste Mal, dass ich solche Ausschreitungen mit ansehen muss oder von ihnen in der Zeitung lese.
Da stehe ich als Mutter eines fast vierjährigen Sohnes, dessen großer Wunsch es ist, auch einmal so Fussball spielen zu können wie seine großen Vorbilder – und bin mir nicht mehr sicher, ob ich dies wirklich so akzeptieren kann.
Ich will mir keine Sorgen machen müssen, ob mein Kind nach einem Spiel wieder heil nach Haus kommt. Ich will nicht darüber nachdenken müssen, ob mein Kind für ein unbedachtes Wort, eine unbedachte Aktion plötzlich eine Faust im Gesicht hat. Ich will nicht. Dass er sich für sein Hobby beschimpfen oder anspucken lassen muss.
Das ist kein Fussball. Das ist kein Fair Play.
Meine Bitte an Euch, die Ihr Woche für Woche auf den Fussballplätzen als Aktive steht:
Besinnt Euch wieder auf das, was wirklich zählt. Seid Vorbilder. Für mein Kind. Für Eure Kinder. Für die Zukunft des Fussballs.
Hinweis: Dieser offene Brief gibt nur meine persönliche Meinung wieder!