Steigerung des Siegers nach der Pause
Frankfurt (Oder) (moz) Das dritte Frankfurter Fußball-Stadtderby in der Landesklasse Ost hat einen verdienten Sieger. Der MSV Eintracht gewann am Sonnabend unter schwierigen äußeren Bedingungen nach 1:2-Rückstand und nach Steigerung in der zweiten Halbzeit noch mit 3:2 (1:1) beim FC Union. Die kampfbetonte Partie auf nasser, dünner Schneedecke am Baumschulenweg begann mit halbstündiger Verspätung, weil das angesetzte Schiedsrichtertrio unter Leitung von Patryk Mettke (Guben) nicht angereist war. „Die haben angesichts der Umstände wahrscheinlich angenommen, dass das Spiel abgesetzt ist und sitzen jetzt am warmen Kaffeetisch“, vermutete etwas süffisant der eilends per Telefon georderte Ersatz-Unparteiische Hannes Hähnel. Mit den Assistenten Jahn und Günther an den Linien hatte er die Partie weitgehend im Griff.
Und er griff auch hart durch, als sich Union-Verteidiger Newerla am Mittelkreis (!) ein grobes Foul gegen den dynamischen „Krücke“ Krüger leistete: Rote Karte in der 26. Minute. Da stand es aus Union-Sicht bereits 0:1, weil Bochow in der stärkeren Anfangsphase der Gäste getroffen hatte. Unverständlich allerdings, dass die Eintrachtler danach ihre Offensivbemühungen merklich einstellten.
Oder lag das am nun druckvolleren Spiel der experimentierfreudigen Unioner, die mit Verteidiger Gunnar Schulz schon den 31. Akteur einsetzten? Ein straffer Distanzschuss von Gegas ging nur knapp vorbei (23.), und Fölger traf anschließend mit Kopfball nur den rechten Pfosten. Nach einem gefährlichen Saueressig-Freistoß (30.) kamen die dezimierten Gastgeber zum völlig verdienten Ausgleich. Routinier Fölger, von Mielke in Szene gesetzt, setzte sich am Strafraum auch gegen Libero Martyniak durch und vollendete – bereits sein achter Saisontreffer im erst sechsten Einsatz. Pech hatten die Platzherren vor der Pause, als ein guter Konter über Fölger, Mielke und Rabe im letzten Moment noch abgeblockt wurde.
Einen abgefälschten Schuss von Merten konnte Schlussmann Richter nach Wiederanpfiff gerade noch so über die Latte lenken. Praktisch im Gegenzug brachten sich die Losensky-Schützlinge erstmals in Führung. Beim Neumann-Freistoß hielt sich Gegas auf rutschigem Geläuf am besten auf den Beinen und köpfte ein. Nach Fölgers Vorarbeit nahe der rechten Torauslinie reagierte Kreutzer großartig beim Schuss von Mielke, verhinderte so einen größeren Rückstand (56.).
Eine unglückliche Ausrutschaktion vom eingewechselten Patrick Dorenburg mit Foul an Jönson hatte einen Elfmeter zur Folge. Aber der erfahrene Peschke versagte diesmal, schob nach drei Wochen Trainingspause die rote Kugel am rechten Pfosten vorbei (63.). Doch davon ließen sich die Kwade-Männer nicht beeindrucken. Der eingewechselte Miro Dorenburg, zwei Jahre älter als Bruder Patrick auf der anderen Seite, flankte von rechts genau in den Lauf von Jönson, und der traf zum 2:2. Drei Minuten später dann die Entscheidung. Merten fasste sich in Mittelstürmerposition ein Herz, zog aus 25 Metern einfach mal ab, und das Leder landete unhaltbar im rechten Dreiangel – ein Sonntagsschuss am Sonnabend.
Pechvogel Andy Peschke hätte danach alles noch klarer machen können. Doch im Konter gegen die kräfte- und konzentra-
tionsmäßig abbauenden Unioner suchte er nicht selbst den Abschluss, sondern spielte den im Abseits mitlaufenden Miro Dorenburg an (85.).
Frank Kwade sah sich in seiner Prognose eines „engagierten und zuschauerfreundlichen Derbys“ bestätigt. Klar, er konnte sich über den ersten MSV-Auswärtssieg, an dem auch der eingewechselte Sohnemann Maximilian Anteil hatte, und über den Sprung auf Tabellenrang 7 richtig freuen, denn „die Moral stimmt auch nach Rückständen“. Freuen durfte sich auch Torwart Matthias Kreutzer, denn er angelte sich danach die von Assistenztrainer Mirko Schröder für einen „Dreier“ gestiftete „uralte Trainingsjacke“.
Frank Losensky sah den Platzverweis als „mitentscheidend“ für die achte Saison-Niederlage, „denn danach mussten wir umstellen“. Konrad Pintaske, der Vorsitzende des mit 328 Mitgliedern nach der Fusion von Preußen und Post nun zahlenmäßig stärksten Fußballvereins der Stadt, nahm es sportlich: „Schade, wir hatten alles für die Spielfähigkeit des Platzes getan. Kampfgeist allein reicht manchmal nicht.“
FC Union: Richter – Newerla, Schulz, Lindenberg – Meißner (70. Vogel), Saueressig, Gegas, Mielke, Rabe – Neumann (50. P. Dorenburg), Fölger, Trainer: Losensky/Clemens
MSV Eintracht: Kreutzer – Martyniak – Merten, Schneider, Leitschak – Krzeptowski, Bochow (61. M. Dorenburg), Radtke (86. Reusch), Jönson, Krüger (77. M. Kwade) – Peschke, Trainer: F. Kwade/Schröder
Tore: 0:1 Bochow (15.), 1:1 Fölger (36.), 2:1 Gegas (49.), 2:2 Jönson (69.), 2:3 Merten (72.) – Schiedsrichter: Hähnel (Frankfurt) – Zuschauer: 240 – Rot: Newerla (26./grobes Foulspiel)