Quelle: DFB Schiedsrichterzeitung 06/06
Der besondere Fall:
Leistung und Spielweise des Torwarts beeinflussen in herausragender Weise den Spielablauf.
Seine Bedeutung wird auch durch Bestimmungen deutlich, die sich in vielen der 17 Regeln befinden und die sich ausschließlich mit seinen Rechten und Pflichten befassen. Deshalb kann es nicht überraschen, dass in den letzten Jahren auf Fehlentwicklungen bei der Spielweise des Torwarts mit einigen Regeländerungen reagiert wurde.
Die Regeländerung, die den Spielablauf wohl am deutlichsten beeinflusst hat, betrifft das absichtliche und kontrollierte Zuspiel des Balles mit dem Fuß durch einen Mitspieler. Obwohl die Beurteilung, wann die Aufnahme des Balles mit der Hand nach einem Zuspiel mit
einem indirekten Freistoß zu bestrafen ist, nicht so schwierig ist, ergeben sich darüber in der Praxis immer wieder Diskussionen. Schwierig wird es für den Schiedsrichter, wenn ein Abwehrspieler versucht, die Bestimmungen der Regel 12 mit einem Trick zu umgehen:
Dabei lupft der Abwehrspieler zunächst den Ball mit dem Fuß hoch und köpft ihn dann anschließend seinem Torwart zu. Damit will er dem Torwart die Möglichkeit einräumen, den Ball, da er nicht mit dem Fuß, sondern zuletzt mit dem Kopf gespielt wurde, mit den Händen aufzunehmen. Wenn der Schiedsrichter der Meinung ist, dass diese Aktion absichtlich erfolgte und nur dazu diente, die Regel zu umgehen, liegt eine Unsportlichkeit des Abwehrspielers vor. Auch wenn der Torwart anschließend den Ball nicht mit den Händen berührt, sondern nur mit dem Körper annimmt und anschließend mit dem Fuß abspielt, ist der Abwehrspieler mit einem indirekten Freistoß zu bestrafen. Der Spieler übertritt die Regel, um Sinn und Geist der Regel 12 zu umgehen (Regel 12, Entscheidung 3, IFAB). Da eine Unsportlichkeit begangen wird, muss der Abwehrspieler verwarnt werden.
Eine weitere, dritte Variante musste kürzlich bei einem Spiel der Regionalliga beurteilt
werden:
Dabei lupfte der Torwart einen Freistoß mit dem Fuß zu einem in seiner unmittelbaren Nähe stehenden Mitspieler hoch, dieser köpfte den Ball zu seinem Torwart, der anschließend den Ball aus der Hand abschlägt. Da der Torwart mit dem Hochlupfen des Balles nach Meinung des Schiedsrichters Auslöser der Umgehung der Regel 12 ist, muss er
verwarnt werden. Das folgende Spielen des Balles mit dem Kopf ist nicht verboten; entscheidend ist das zuvor erfolgte Hochlupfen des Balles. Spielfortsetzung mit einem indirekten Freistoß dort, wo der Torwart sich befand.