Semmenstedt:
Eröffnungsspiel nach Einschlag abgebrochen – 953 Zuschauer
Von Björn Mehlhorn
So viele Uniformierte hatte Semmenstedt seit 1945, bei der Befreiung durch die Amerikaner, nicht mehr gesehen. Das war die einhellige Meinung der älteren Einwohner, die mit Verwunderung dem munteren Treiben bei der Sportanlage zuschauten. Der TSV Semmenstedt hatte unter dem Motto "die etwas andere Sportwoche" zum Eröffnungsspiel den Oberligaaufsteiger BFC Dynamo Berlin und Niedersachsenligist Eintracht Braunschweig II eingeladen.
Offiziell verfolgten das Spiel 953 Zuschauer. Darunter 250 Berliner Zuschauer, die mit einem Fanbus oder per Bahn angereist waren. Ihr schlechter Ruf, stets gewaltbereit zu sein, der sie seit den 90-er Jahren begleitet, eilte ihnen voraus. Die Polizei hatte eine ausreichende Zahl von Einsatzkräften bereitgehalten, die aber nicht in größerem Maße eingreifen mussten. Nach dem Spiel lobte Polizeisprecher Armin Holzheuer das Verhalten der Berliner Fans: "Sie waren zum Großteil sehr friedlich und ich bin positiv überrascht worden." Trotzdem gab es zwei Festnahmen wegen Sachbeschädigung, welche allerdings bei vergleichbar großen Veranstaltungen auch im Rahmen sind.
Ein Berliner Fan erlebte das Spiel allerdings nicht mehr vor Ort: Ein von ihm gezündeter Böller explodierte in seiner Hand. Nach der Erstversorgung durch die Rettungskräfte wurde der Rettungshubschrauber Christoph 30 gerufen, der den Verletzten ins Wolfenbütteler Krankenhaus flog, um ihn dort weiter zu behandeln.
Einen Strich durch die Rechnung machte den Organisatoren nur das schlechte Wetter. Am Ende der ersten Halbzeit hatte es angefangen zu gewittern. In der 58. Spielminute dann ein Blitzeinschlag in unmittelbarer Nähe des Sportplatzes: Der Schiedsrichter schickte beide Teams sofort in die Kabinen. Wenig später brach er die Begegnung ganz ab, denn das Gewitter wurde immer stärker.
Organisationsleiter Frank Beier, Pressewart des TSV, war trotzdem sehr zufrieden: "Eine stattliche Zuschauerzahl, wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf. Und die Fans haben ein positives Erscheinungsbild abgegeben." Der 37-jährige Beier plant jetzt schon den Gegenbesuch bei den Berlinern und wird sich darum bemühen, die Kontakte zu intensivieren: "Einige Berliner Fans haben mit uns abends gefeiert und hier noch übernachtet. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir im nächsten Jahr wieder den BFC einladen." Aber auch andere höherklassige Mannschaften könnten Gäste werden: "Wir wollen zeigen, dass Semmenstedt eine Fußballstadt ist."
Lob erhielt das Organisationsteam von anderer Seite. Eintracht-Trainer Uwe Hain: "Das ist schon eine Riesensache hier für Semmenstedt gewesen, und es war alles perfekt organisiert." Und auch der Präsident des BFC Dynamo, Mario Weinkauf, sah es ähnlich: "Für einen solch kleinen Verein ist das schon ein Riesenkraftakt, so eine Veranstaltung zu organisieren. Davor habe ich großen Respekt und wir waren mit allem sehr zufrieden. Bis auf das Wetter natürlich."
Quelle: http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2175/artid/3023260