Zwei Schwerverletzte bei Punktspiel - Strafanzeige und Spielabbruch

  • Vor allem der überraschende Kopfstoß eines Heteborner Spielers gegen einen Lok-Fußballer (der nach der Behandlung in der Klinik-Notaufnahme nun krankgeschrieben ist und zu Hause die Verletzungen auskuriert) hat Diskussionen ausgelöst. Noch am Sonnabend hatte Jan Dams, Mannschaftsleiter und Co-Trainer von Lok II, gegen jenen Heteborner bei der Polizei Anzeige erstattet. Zur MZ sagte Dams am Dienstag: "Ich spiele seit mehr als 20 Jahren Fußball, aber eine solche Brutalität habe ich noch nicht erlebt. Auch habe ich noch nie jemanden bei der Polizei angezeigt. Aber hier war es absolut nötig." Dams, der beim Zwischenfall "unmittelbar daneben stand", will vor dem Sportgericht gegen den Kicker aussagen.
    Die Attacke löste auch bei Heteborns Vereinsvorsitzendem, Hartmut Vatteroth, Betroffenheit aus. Er leistete noch vor jedem anderen bei dem verletzten Ascherslebener Erste Hilfe. Das Ereignis sei "nur eine Ausnahmeerscheinung", zeigte sich am Dienstag auf Anfrage Ingo Müller, der Vorsitzende des Kreisfachverbandes Fußball, überzeugt. "Ich bin seit 30 Jahren Verbandsfunktionär, aber Polizei mussten wir auf Kreisebene noch nicht holen", versicherte er.


    Aus Sicht der Polizei im Landkreis Aschersleben-Staßfurt hat das Problem "Gewalt auf Fußballplätzen" keine neue Dimension angenommen. Kriminalobermeisterin Bettina Moosbauer verwies allerdings auf die Kriminalstatistik, nach der es 2004 einen leichten Anstieg bei Gewalt an Schulen gegeben habe.


    Im Landkreis habe es 2003 insgesamt 498 Fälle von einfacher bis schwerer Körperverletzung gegeben, im Jahr darauf bereits 551 Fälle. Moosbauer: "Dieser Zuwachs hat viele Gründe. Einer kann ein verändertes Anzeigenverhalten der Bevölkerung sein. Ein anderer aber, dass die Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft gesunken ist." Gerade auf den Schulhöfen nehme die Gewalt zu, beklagt Moosbauer. Beängstigend sei zudem die Erfahrung von Betreuern im Freizeitsport. Moosbauer: "Es kommt immer öfter vor, dass Betreuer, also Erwachsene, von Jugendlichen bedroht und angepöbelt werden." Deshalb führe die Kriminalprävention verstärkt Schulungen durch. "Wir zeigen Wege aus Konfliktsituationen auf", erläuterte sie.


    Ein anderer Lok-Spieler war in demselben Spiel von hinten derart hart angerannt worden, dass er mit Blaulicht in die Klinik gebracht werden musste. Am Dienstag konnte er von der Intensiv- auf die Normalstation des Krankenhauses Aschersleben verlegt werden. Auch in diesem Falle sehen Beobachter wie Spieler Zeichen einer überaus bedenklichen Entwicklung im Amateurfußball: Die Zunahme der Härte in den Zweikämpfen.

    Vor deiner Tür, in deinem Ort ist Gerechtigkeit nur ein Wort.

  • Kommentar zu dem vorherigen Bericht:


    Verletzungen sind beim Fußball nichts Seltenes. Auf der Jagd nach Toren gibt es immer wieder ungewollt Blessuren oder gar Frakturen. So unangenehm dies für den Einzelnen ist - dem Ansehen eines Fußballvereins hat so etwas bislang nie wirklich geschadet.
    Was am Sonnabend jedoch beim Spiel zwischen Lok II und Heteborn in Aschersleben geschah, hatte mit Versehen offensichtlich nichts zu tun. Mindestens bei einer der Attacken, die zu schweren Verletzungen führten, war nach Ansicht vieler Beobachter Absicht im Spiel. Über die Konsequenz aus der Entgleisung hat nun das Sportgericht zu entscheiden. Doch auch ohne dessen Urteil sind sich Fußballfans schon jetzt einig: Rüpel, die an gegnerischen Spielern nur ihr Mütchen kühlen wollen, haben auf dem Rasen nichts zu suchen.


    Sportvereine helfen, Jugendliche von der Straße zu holen. Sie bieten Gemeinschaft und eine gewisse Disziplin. Wo dies nicht gelingt, sollten sich Vereine Grenzen und die Unverbesserlichen vor die Tür setzen. Denn der Schaden an der Glaubhaftigkeit einer Sportgemeinschaft ist bei Attacken wie denen vom Sonnabend ungleich höher als ihn jede noch so unangenehme Blessur oder Fraktur - im Spielgetümmel entstanden - anrichten kann.

    Vor deiner Tür, in deinem Ort ist Gerechtigkeit nur ein Wort.