Auf der Fahrt gen Neuruppin verdunkelte sich der Himmel und nach einigen Kilometern begann es zu regnen. Früher war Babelsberg eine gefürchtete Regenmannschaft, doch von diesem Mythos war in der abgelaufenen Saison nicht viel übrig geblieben und so schien es ein schlechtes Omen zu sein. Angekommen erblickte man viel Polizei und sogar ein Feuerwehrteam nebst Wagen hatte sich ins Stadion verirrt. Begeisterte man uns in Neustrelitz noch mit einem Hubschrauber, so wusste dieses rote Gefährt auch zu gefallen. Waren wir wirklich im Stadion angekommen? Die bekannten Gesichter ließen jedenfalls darauf schließen. Wiedersehensfreude war angesagt, nicht nur auf den Rängen, sondern natürlich auch auf dem Platz. Denis Novacic und Martin Neumann, vor der Saison in die Fontane-Geburtsstadt gewechselt, spielten erstmals gegen ihr altes Team.
Das Spiel begann knapp 10 Minuten verspätet und so richtig spielte von Beginn an nur eine Mannschaft. Erste Chance nach 3 Minuten, ein Freistoß für den MSV, der nichts brachte, aber man merkte gleich, Neuruppin würde sich keineswegs verstecken. Im Gegenteil, man griff sogar in unserer Hälfte an und Babelsberg schien das gar nicht zu liegen. Besonders auf der rechten Abwehrseite hatte man in der Anfangsphase Probleme, die ersten Chancen über diese waren nur eine Frage der Zeit. Der erste Herzinfarkt folgte dann in der 6. Minute, als Zschiesche beherzt abzieht, Rauch nicht mehr an den Ball kommt und erst der Pfosten dem Leder eine andere Richtung beschert. Gott sei Dank nicht ins Tor. Babelsbergs erste Tormöglichkeit, und die muss man heute aufgrund des Mangels alle erwähnen, war ein Freistoß von Patrick Moritz aus 22 m. Jedoch keine Gefahr für Neuruppin. Kurz darauf setzte Prymula ein erstes Achtungszeichen, aber sein Schuss, trocken abgezogen, fand ebenfalls nicht den Weg ins Tor. Eine Viertelstunde war gespielt, da sollte Babelsberg ein erstes Mal aus dem Spiel heraus gefährlich vorm Neuruppiner Gehäuse auftauchen. Nach einem Foul an Moritz erkennt der Schiri auf Vorteil und Röver schließt schnell ab. Leider aber so was von genau auf den Keeper, dass dieser nicht mehr ausweichen kann und ihm keine andere Möglichkeit bleibt, als den Ball zu fangen. Schade. Hatte Patrick bei seinem letzten Freistoß sein Ziel noch klar verfehlt, folgte nun, 5 Minuten später, eine Spiegelbildsituation mit wesentlich besserer Flugbahn. Nur hauchdünn geht der Ball am Pfosten vorbei, dummerweise auf der falschen Seite. Zschiesche hingegen, der seine Ziele auch aus der Ferne anvisiert, sollte in der nächsten Viertelstunde 2 Mal zum Schuss kommen. Schön anzusehen zwar, jedoch von Versuch zu Versuch deutlicher am Tor vorbei, bzw. darüber. Im Football lägen wir schon aussichtslos hinten. Wer aber geht schon zum Football... In der 37. Minute klappte es dann doch für die MSV'ler. Ein Kopfballtor durch Seering, bei dem Rauch, unglücklich aussehend, am Ball vorbei springt - 1:0 - verdiente Führung. Was dann bis zur Pause folgte war Magerkost, so dass sich das Interesse vieler auf die zahlreich herbeigeholten Kabelbinder lenkte. Kabelbinder, mit denen man den provisorischen Schutzwall vor dem Babelsberger Block zu verstärken versuchte. Ein Schutzwall aus Bauzäunen mit Kabelbindern zusammengehalten. Komisch wird das ganze dann, wenn man sich vorstellt, wie der BFC angesichts dieses Zauns im Zaum gehalten werden soll. Für die "gefährlichen Babelsberger" hat’s gereicht.
Hoffen auf Hälfte 2. Sicher nicht ganz unbegründet, waren die Filmstädter dafür bekannt, im 2 Durchgang immer einen Gang zulegen zu können. Es sollte erst einmal anders kommen. Vier Minuten nach Wiederanpfiff flankt Prymula mustergültig von rechts in den Strafraum, Rauch taucht gut ab, hat den Ball eigentlich sicher, doch wie bei seinen Kollegen, Kahn, Lehmann, Rost, war es nicht die Woche der großen Keeper. Nein, er rutscht ihm wieder aus den Händen und Ben-Hatira hat den Braten wohl gerochen. Eiskalt ausgenutzt - 0:2! Erstmals hatte man in dieser Saison 2 Tore kassiert und dem entgegen noch keins auf der Habensseite.
Wer jetzt ein klares Aufbäumen erwartete, sah sich getäuscht. Mit den aggressiv offensiv aufspielenden Neuruppinern kam Babelsberg nicht zurecht. Immer wieder war man irgendwie einen Schritt zu spät am Ball, schöne Spielzüge bis dato Fehlanzeige. Bekanntlich jedoch gibt es den Satz "So ist Fußball" und aus Babelsberger Sicht war dies auch gut so. Denn die erste Chance für Nulldrei in Hälfte zwei, nach sage und 14 Minuten brachte den Anschluss. Aus dem Nichts heraus, oder vielmehr von der linken Strafraumgrenze flankt Patrick Moritz den Ball und wenige Augenblicke später zappelte er im Netz. Was war geschehen? Benyamina ist da, wo ein Stürmer sein muss und macht das, was ein Stürmer machen muss. Volley nimmt er die Flanke am 5m-Raum und drückt den Ball über die Linie. Verdammt schöner Treffer. Aber Neuruppin drängt weiter - das Spiel nun offen. Viele Wechsel, ein paar Karten, ein guter Babelsberger Spielzug in der 76. - zählbares sieht man allerdings lange Zeit nicht, da das Spiel jetzt größtenteils im Mittelfeld ausgetragen wird. Dann kam Minute 83. Eine Minute, die man in der 32000 Seelen-Kreisstadt wohl bis zum nächsten Spieltag nicht vergessen dürfte. Mit seinem 2. Tor stellt Karim Benyamina an diesem verregneten Samstag den für Babelsberger Fans versöhnlichen Gleichstand her. Ein immer länger werdender Freistoß, getreten von Laars, landet auf Karims Kopf und von diesem im Tor. Jetzt schien sogar ein Sieg drin, erwähnenswerte Chancen hatten aber nur noch die Neuruppiner. Denis Novacic prüft in der 85. Minute seinen ehemaligen Torhüter, der jetzt wieder glänzend parierte und auch ein Freistoß kurz vor Schluss verlangte noch einmal sein ganzes Können. Farbe kam zum Schluss auch noch ins Spiel, warum sich Maik Neumann unbedingt Rot in der 90. abholte, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Babelsberg hat heute ganz klar einen Punkt gewonnen. Wie wichtig dieser noch sein wird, werden die nächsten Spieltage zeigen. Gegen TeBe bedarf es allerdings einer Leistungssteigerung, will man am Freitag im heimischen Karli die Weichen dahingehend stellen, nächstes Jahr nicht wieder nach Neuruppin fahren zu müssen.
SV Babelsberg 03: Rauch - Bengs, Kindt, Laars, Warnick - Löhr(46. Lauser), Schwanke(68. Greve), Moritz(75. Lau), Okuyama, Röver, Benyamina
MSV Neuruppin: Unger - Seeger(70. Duristhi), Neubert, Mark Neumann, Seering, Simic(80. Martin Neumann), Novacic, Prymula, Biermann, Zschiesche, Ben-Hatira
Tore: 1:0 (37.) Seering, 2:0 (49.) Ben-Hatira, 2:1, 2:2 (59.,83.) Benyamina
Gelbe Karten: Bengs, Benyamina, Schwanke, Greve / Neubert, Simic, Seeger,
Rote Karte: Seering
Schiedsrichter: Weißenborn (Berlin)
Zuschauer: 798(ca. 300 Babelsberger)
Quelle: SV Babelsberg 03
Ps. @ msvmatza(Schiedsrichterleistung)
Waren wir beim gleichen Spiel oder hattest du vielleicht nur ein wenig viel getrunken?