Endlich stand mal wieder eine Fahrt ins gelobte Land hat. Immerhin seit Juni nicht mehr vor Ort gewesen, wurde es doch so langsam mal wieder Zeit. Gelegenheiten hätte es zwar genug gegeben, aber gerade eigentliche Highlights wie das Derby in Krakow ließ man doch lieber sausen, denn mit 50 deutschen Hoppern muss ich nun wirklich in keinem polnischen Stadion stehen. An diesem Wochenende waren derlei Szenen jedoch ausgeschlossen, denn es standen ausschließlich Grounds und Spiele ab Liga 3 auf dem Programm. Vielleicht ein bisschen krank für ein polnisches 4.Liga-Derby 1.300km einfach zu absolvieren, aber was willste machen, die Spiele kommen nun mal nicht zu einem nach Hause...
Los gings in Rheine direkt nach Schulende gegen 13 Uhr und nach ermüdender Nahverkehrsgondelei durch halb Deutschland folgte in Zwickau gegen 23 Uhr der erste Zwischenstop. Kurz ausruhen bevor 3 Uhr die Nürnberger Kameraden in Form von Stephan und Stouhl auftauchten. Die üblichen Fachsimpelein und schon waren wir in Bautzen, wo die letzten beiden Mitfahrer im Bunde, Talijan und BFC-Marko zu uns stießen. Eine diesmal mehr als exklusive Besatzung, denn nicht nur dass wir einen statistischen Altersdurchschnitt von 29,8 hatten (Stouhl und ich drückten den Schnitt aber noch ziemlich nach unten), nein auch unser „Polen-Spiele-Konto“ war durchaus akzeptabel, denn mit über ingesamt 450 gesehenen Spielen, konnte man das Prädikat „kompetent“ durchaus mit uns in Verbindung bringen. So, nun aber genug des Vorgeplänkels, kommen wir zu Daten und Fakten!
Sa. 11 Uhr morgens! Da stehen wir nun in Piekary Slaskie, einem Vorort von Bytom. Wie wir den Ground fanden war mal wieder göttlich. Etliche Leute befragt und jeder wusste einen anderen Schleichweg. Direkt vor einem Ghetto der „feineren“ Sorte wurden wir aber fündig. Olimpia Piekary Slaskie ist ein in Polen doch recht bekannter Verein und spielte auch mal höherklassig. Eine Fanszene existierte vor einigen Jährchen auch mal, aber davon ist ist mittlerweile nix mehr zu erkennen. In Liga 5 aber auch nicht verwunderlich. Der 8.000er dagegen war durchaus ansehnlich und mit 50 weiteren Zuschauern frönten wir dem üblen Geschehen auf dem Rasen. Kurz vor der HZ-Pause schlenderte ich etwas rum und entdeckte an einem Infokasten dass gerade ein weiteres Spiel in P.S. stattfand. Der absolute Oberhammer der Jugendliga-Begegnung zwischen Andaluzia Piekary Slaskie und Olimpia Piekary Slaskie. Der Kenner weiss, dass versprach Fußballerische Raffinesse allererste Coleur also den anderen schnell die Vorzüge des HZ-Hoppings ins Gedächtnis gerufen und los gings auch schon, nicht vorher noch 3 Opas nach der Lage des Grounds befragt zu haben. Diese meinten der sei nicht weit entfernt, was dann aber so nicht stimmte... Ungelogen 8 Personen wurden auf den normalerweise gerademal 4 Kilometer befragt. Es war mal wieder zu köstlich, wie uns jeder mit perfekter Wortgewandheit einfach irgendwohin schickte, wo er glaubte da sei auch nur der Ansatz eines Bolzplatzes... Gefunden haben wir die Bude dann natürlich doch, allerdings wurde nicht im ansehnlichen Hauptground gekickt, sondern auf einem superüblen Nebenplatz. Halb Asche, halb Kohle. Aber geil eigentlich. Gleich hinterm Ground zahlreiche Fördertürme, 20 jugendliche Hooligannachwuchs-Zuschauer und wir mittendrin. Die Frage nach dem Sinn des Hierseins stellte sich dann gar nicht erst, denn kurz nachdem wir etwa 3 Mal die Hände überm Kopf zusammengeschlagen hatten, ertönte der Abpfiff. Die 20 Jugendlichen grölten schnell noch ein „Jebac Olimpia Jebac“ und latschten dann ins Klubheim. Schade, denn hier hätte es jetzt noch gut knallen können.
Über den McD in Bytom erreichten wir dann gut eine Stunde vor Anstoss den Bytomer Vorort Radzionkow. Am Stadion war noch gar nichts los, überall lungerten junge Hools rum, welche aber eindeutig der Polonia-Szene zuzuordnen waren. Der Ground liegt fast noch auf Bytomer Stadtgebiet, das eigentliche Radzinkow ist doch recht weit entfernt, also klar wie hier die Machtverhältnisse aufgeteilt sind. Um nicht aufzufallen teilten wir uns wieder auf und nach Biergarten-Besuch im wirklich asseligen Gebiet stand ich dann etwa 10 Minuten vor Anstoss nach ewig langer Zeit mal wieder im Radzionkow-Ground. Was hatte man hier nicht schon für coole Erlebnisse gehabt. Besonders dass Spiel im Mai 99 gg. Gornik Zabrze, also gut 1000 Zabrzer erst den Trennzaun inkl. Cops stürmten, munter die Steine zwischen Zabrzern und der Staatsmacht(!) ausgetauscht wurden, ehe dann ein übles Prügelkommando wirklich minutenlang gegen alles rot-blaue knüppelte. Ja, damals waren Spiele in Polen wirklich noch was Exklusives. Ich wählte heute wieder exakt den gleichen Platz wie damals und frönte den Erinnerungen... Der Ground selbst macht sicherlich nicht viel her, ich find ihn aber trotzdem in Ordnung. Schlicht und einfach, ausschließlich Stehplätze und eigentlich nix überdacht. Die Heimfans zählten heute etwa 150-200 Leute, mehr hatte man auch nicht erwartet, etwas lächerlich aber dass nur eine Zaunfahne „Ultras Ruch“ hing, wo waren die ganzen anderen geilen Teile, wie „Ciderland“, Warriors“ und Co.? Bytom brachte es im Gästeblock auf geschätzte 600 Personen, mit den üblich netten Fahnen. Supportmäßig gings auch gleich gut los, und als gut 500 Leute lautstark ein „Krolowa Slaska Tylko Polonia ona na zawsze w sercach naszych jest...“ losbrüllten, da wusste man: Jawoll, wir sind wieder in Polen und all den Rotz den man sich wochenlang in Deutschland, Holland oder sonst wo angeschaut hatte, liegt hinter einem. Gesangstechnisch gings auch auf hohen Niveau weiter. Aber auch Ruch versuchte dagegen zu halten, na gut bei den wenigen Leuten aber eher nicht so gelungen. Beste Unterhaltung aber als sie permanente Hassgesänge gegen Polonia intonierten. Nicht schlecht, wenn man als solcher Kinderhaufen durchgeht, trotzdem wild gegen den Feind pöbelt, der keine 70m entfernt nur durch Cops und einen Zaun getrennt ist. Immer wieder hörte man „Wir ficken Polonia“, worauf die Rot-Blauen jedes Mal mit „versucht es ihr Huren...“ antwortete. Höhepunkt dann ein lautstarkes „Geht besser nach hause, wir werden es auch niemanden verraten“ von Polonia-Seite aus. So ging die erste Hälfte fix vorüber und ich war jetzt schon begeistert. Immer wieder fasznierend wie laut doch 500 Leute sein können, wenn keine dämlichen Kutten oder Normalos dabei sind... Auch die leckere Kielbasa für nur 3,00 Zl. Mundete hervorragend ehe mitten in der Pause plötzlich die Rennerein im Heimblock losgingen. Was war passiert? Nunja, da hatten sich heimlich still und leise wohl vier Gäste inzwischen den Heimfans breitgemacht um wohl einen eventuellen Zaunfahnenklau zu vollführen. Dumm halt nur dass jene irgendwie ertappt und es quer über die Gegengerade getreten wurden. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Schwarz-Gelben hielten sich die Bytomer trotzdem gut und einige Piknikfans aus Bytom die zufällig auch dort versteckt saßen halfen dann, hatten dann aber trotzdem keine Chance. Im Gästeblock war der Pöbel jetzt natürlich gut am ausrasten und man versuchte den Trennzaun niederzureißen. Die Staatsmacht schritt ein und so mussten die Polonisten wieder zurückweichen, ehe es kleinere Scharmützel gab. Die Cops intervenierten dann im Heimblock und eskortierten die Bytomer nach draußen und so langsam kehrte wieder Ruhe ein. Die 2.Hälfte wurde dann stimmungsmäßig richtig von Polonia dominiert. Durchgehend erklangen nun deren Gesänge, die Mannschaft schicke sich an mal wieder zu gewinnen und steht diese Saison endlich mal richtig gut in der Tabelle. Auf meiner Seite standen noch mal gut 50-70 Polonia Picknick-Fans welche dann Mitte der 2. HZ begannen ihre Mannschaft lautstark anzufeuern. Als plötzlich die ganzen Rentner „Ich liebe nur Polonia, sie lebt in meinem Herzen...“ sangen, dachte ich ich fall gleich tot um. Sowas geiles aber auch. Danach folgten paar Frage- und Antwortspiele zwischen Hooligan-Block und den Normalos und immer wieder laute „wir haben Heimspiel“-Gesänge. Da hatten sie wohl recht, denn bis auf die 150 Kids im Heimblock ging niemand akustisch mit und außerdem wirkte der Mob auf der leeren Gegengerade sowieso etwas verloren. Polonia gelang dann letztlich der knappe 1:0 Sieg und überall Rot-Blauer Freudentaumel, während sich der Heimmob binnen weniger Minuten komplett von dannen schlich und draußen kein einziger Schwarz-Gelber mehr gesichtet wurde. Wieder am Auto konnte man allen anderen die Zufriedenheit im Gesicht ablesen, ich war sowieso schon längst begeistert. Man muss halt solche Spiele nicht nur kühl von der obersten Stelle der Tribüne verfolgen, sondern sich mit dem Ganzen beschäftigen um sich dann auch darin verlieren zu gehen. Hat jedenfalls super viel Spass gemacht.
Weiter gings nun ins tiefste „Dunkel-Polen“, Rzeszow war unser Ziel, etwa 90km vor der ukrainischen Grenze gelegen. Beide Grounds, nämlich die von Resovia als auch von Stal hatte man zwar schon besucht, aber es gibt ja immer wieder neue Betätigungsfelder... Bevor es aber soweit war, buchten wir uns fix ins Hotel Polonia direkt vorm Bahnhof gelegen ein. Das 5-Bett-Zimmer zu 42 Euro war leider schon weg, also wurde ein 2 und ein 3-Bett-Zimmer klargemacht, für 15 Euro pro Nase zwar nicht mehr so supergünstig, aber der Standard der Zimmer war fürs Geld auf jeden Fall in Ordnung. Kurz frischgemacht und ab ins Zentrum, wo man sich eigentlich mit Talijans-Resoviafreunden treffen wollte, die aber letztlich doch nix organisierten bzw. keine Zeit hatten. Dafür wurde uns dann auf dem Marsch durch die City klar, dass man hier als Hool nur ein bedingt gesellschaftliches Leben im Kreise außerhalb der Fussballfreunde führen kann. Wie jeder weiss ist Resovia hart umkämpft. Stal und Resovia streiten sich um die Herrschaft in der Stadt und auch unter der Woche geht’s immer gut rund. Jedenfalls sahen wir viele kurzhaarige Jugendliche auf den Straßen und durch Talijans und Markos (ist durch seine guten Kontakte zu Stalowa Wola die wiederrum mit Resovia im Bunde sind, gut über die Stadt informiert) Infos sahen wir dann einen Club wo die Stal-Hools Türsteher sind. Davor standen noch mal gut 20 Erlebnisorientierte Jugendliche, also stand ein Besuch in dieser Location für uns nicht zur Debatte. Aber stell dir mal vor du läufst als in der Szene gut involvierter Sovia-Fan des Nachts durch die Innenstadt vorbei an dem Klub, ich glaube könnte man den Abend dann fix für beendet erklären... Wir fanden dann letztlich einen kleinen Club, in dem ausschließlich polnischer Hip-Hop gespielt wurde, was natürlich mir besonders mundete. Bier gabs für 1,20 Euro also wurde es ein doch sehr interessanter Abend, mit langen Diskussionen über Hooligans, Ultras usw. Gegen 2.30 Uhr endlich die nötige Bettschwere erreicht fiel mal sofort in nen komaähnlichen Schlaf, der gegen 9.30 des neuen Morgens abrupt sein Ende fand. Aber was willste machen, 11 Uhr sollte der allerweltsbekannte ZKS Izolator Boguchwala in Liga 4 gegen das runde Plastik treten und da nützt selbst alles Jammern nun mal nüscht! Treffpunkt war mit Talijans Bekannten am Ground von Resovia, gegen gleichnamigen Verein sollte heute auch gekickt werden. Nach kurzem Smalltalk und Foto/Hefttausch gings für einen Teil der Besatzung mit den Polen zum Spielort, die Wessis unter uns, gaben einem Kaffee den Vorzug. Trotzdem reichten alle zeitig genug den 10km vor Rzeszow liegenden Spielort, wo man bereits von einigen Resovia-Leuten erwartet und am Eigang abgefangen wurde. Den Ordnern wurde mitgeteilt wir seien Fans aus Deutschland und schwupps waren wir kostenlos drin. Dziekuje! Der Ground selbst ist wie erwartet ein normaler Sportplatz, hat aber an einer Seite immerhin so 7-8 Reihen Sitzbänke. Laut 90min.pl sollen zwar 1.100 Zuschauer dagewesen sein, aber dass kann nie und nimmer stimmen, schätze mal auf maximal 500. War natürlich nix weiter los, obwohl Boguchwala Stal-Zone ist war klar, dass die Blau-Weissen trotzdem nicht vorbeischauen würden. Von Resovia waren aber auch nur max. 50-100 erlebnisortientiere Ultras und Hools da, der harte Kern weilte zu der Zeit noch in Rzeszow, denn pikanterweise mussten Erzfeind Stal am heutigen Tag 15 Uhr in Malogoszcz (bei Krakow) spielen und da der Treffpunkt für die Busfahrt der die Leute dahin bringen sollte, auf 11 Uhr angesetzt war, schauten die Rot-Weissen eben dort vorbei. Stal hatte zu dem Zeitpunkt 30 Leute am Bus stehen, als Resovia mit ebenfalls 30 Leuten dort auftauchte. Sofort rannten die jüngeren Stal-Hools von dannen und diejenigen die sich stellten hatten am heutigen Tage keine Chance. Bekamen aufs Maul und die Sovia-Jungs entführten dann den Bus und befahlen dem Fahrer „einmal nach Boguchwala bitte“! Dieser weigerte sich aber und fuhr die Karre zum Sovia-Ground wo sich kurz nach dem Eintreffen des Busses auch die Cops nicht lange bitten liessen. Die Resovias fuhren dann mit den öffentlichen Bussen nach Boguchwala und noch bevor sie dort eintrafen machte die Geschichte die Runde und alle im Stadion lachten bzw. es gab eigentlich nur ein Gesprächsthema. Sehr kultig und in solchen momenten merkt man wie bieder der Deutsche eigentlich ist, denn sowas wäre in Dtl. Ja unmöglich! Kurz vor Spielende kam dann der Sovia-Mob unter lauten „Hej Hej Resovia“-Gesängen am Stadion an und ohne dass noch irgendwas besonderes passierte, machten wir uns nach dem Schlusspfiff vom Acker. Debica hiess unser Ziel, eine 48.000 Einwohner-Stadt gelegen zwischen Rzeszow und Krakow. Hier und heute sollte es zum ersten Mal nach 21 Jahren wieder zum Aufeinandertreffen der beiden Stadtrivalen von Igloopol und Wisloka kommen und das in Liga 4! Was einen da wohl genau erwarten würde, konnte man nicht exakt bestimmen aber die Erwartungen waren doch hoch gesetzt, zumindest bei mir. Und was wir dann in den folgenden 2-3 Stunden alles zu Gesicht bekamen war Balsam auf die Seelen. Vergesst Langweiler wie das Derby in Krakow, vermeintliche Hits wie Lech-Legia oder Zabrze-Ruch, alles nur noch ein müder Abklatsch der polnischen Hooligan und Ultrabewegung, der wahre Fussball findet im Malopolska-Unterbau statt. Kaum am städtischen Stadion vorbeigefahren und versehentlich rechts abgebogen fuhren wir durch ein feines Ghetto. Überall und an jedem Eingang standen irgendwelche Gruppen von Igloopol, dauernd lief irgendein Mob durch die engen Gassen... wow! Auto wurde nun also doch besser wo anders abgestellt und zu Fuss gings vor die Bude. Hier stand schon ein Gruppe von gut 100 Igloopol-Leuten. Keiner mit Troublemaker oder Pitbull, alle noch wie früher mit alter Jogginghose und No Nome-Kapu. Geil, einfach nur wie eine Zeitreise! Doch es sollte noch besser kommen... Nach kurzem rumschamauken auf dem Vorplatz begaben wir uns schon gute 45 Minuten vor Spielbeginn in den Ground, wo etwa 300 Wisloka-Leute bereits den Gästeblock bevölkerten, der Rest stand derweil noch draußen was schon mal gutes hoffen liess. Die Igloopol-Jungs nahmen dann auch langsam ihren Platz im Stadion ein und etwa 200 Personen schwenkten ca. 15 Fahnen. Der Ground macht gut was her. Überdachte Tribüne und sonst durchgehend Sitzbänke, lediglich die Gegengerade ist nicht behaupt. Fassungsvermögen etwa 20.000 also für polnische Verhältnisse ein gutes Bauwerk. Dann, 20 Minuten vorm Kick-Off nachdem die ersten Gesänge schon die Runde machten, tauchten vorm Ground noch mal 200 Igloopol-Fans auf, im Schlepptau derer auch um die 50 Hools von Czuwaj Przemysl mit denen die Igloopoler in Freundschaft stehen. Früher gabs auch mal eine Freundschaft zu Ruch Chorzow, die auch von Seiten der Debicer noch gepflegt wird, zahlreiche Graffitis und Schals von Ruch machten dies deutlich. Pikant hierbei ja, dass Wisloka mit Erzfeind Gornik Zabrze gemeinsame Sache macht. 15 Uhr wars dann endlich soweit, der slowakische Schiedsrichter (gibt irgendsoein Austauschprogramm zwischen beiden Ländern) pfiff die Partie an und flugs gabs von beiden Seiten hunderte Kassenrollen. Der Schiri wusste erst mal gar nicht wie er reagieren sollte, sowas hat er wohl noch nie erlebt... Danach supporteten sowohl die 700 Wisloka-Hooligans als auch die 400 Fans von Igloopol weitestgehend ohne Pause. Einfach nur geil. Optisch gabs allerhand zu sehen. War mal wieder soviel dass man es unmöglich alles in der richtigen Reihenfolge aufzählen kann. Highlight aber die bunte Rauchshow mit jeder Menge Farben von Wisloka, etwa 130 Bengalen sowie das Rücken-zum Spielfeld-Hüpfspiel. Auf Seiten der Heimfans gefiel die Blockfahne umrandet von 30 Bengalen ganz gut, dutzende Sprühfontänen und Luftballons, Papiertafeln und weiß der Geier was noch alles... 1A! Gewalttechnisch ging im Stadion allerdings nichts. Die beiden Schalteppiche von Wisloka und Igloopol fanden jeweils in HZ 2 den Weg auf den Zaun und Wisloka setzte dass Ding gleich komplett in Flammen. Ausversehen fing auch eine ihrer Zaunfahnen etwas Feuer was die Gegenseite mit lautstarken „Oh Kurwa die Juden verbrennen sich...“ besang. Die Antwort der Wislokas folgte mit „Haha ganz Polen lacht über euch“-Rufen und „Wir verbrennen und ihr sammelt“, worauf sich auch die Igloopol-Leute nicht lang bitten ließen und ihrerseits den Teppich abbrannten. Als die Flammen loderten deutete ein Mittvierziger auf die Schals und erklärte seiner Freundin „schau mal, da drüben brennen die Wisloka-Schals“, worauf diese nur ein „echt? Geil“ brachte und lachte. Wie hart ist das denn?? In Deutschland hätte es Pfiffe und Kopfschütteln gegeben und es hätte sich womöglich gleich eine Bügervereinigung gegründet, hier lachte man drüber. Dass sind auf jeden Fall die kleinen Dinge, die solche Spiele und Fahrten einfach unbezahlbar machen. Erwähnenswert auch die hohe Dichte an Frauen im Stadion. In noch keinem polnischen Stadion hab ich so viele Frauen und Mädels jüngeren Alters gesehen, sehr seltsam! So langsam neigten sich dann auch diese 90 Minuten dem Ende entgegen und noch immer konnte man nicht fassen was man hier geiles erlebt hatte. 48.000 Einwohner hat diese Stadt und gute 1.100 Jugendliche Hooligans aus den Ghettos waren beim Fussball dabei. Sensationell. Nach dem Spiel blieb dann auch alles ruhig, der komplette Wisloka-Mob (die heute von Blekitni Popczyce und etwa 80 Zabrzern unterstützt wurden) zog gemeinsam zum Marktplatz, wo sich aber niemand vom Feind blicken ließ. Kam dann zu kleineren Scharmützeln mit den Cops aber letztlich neigte sich dieser Derby-Tag ruhig seinem Ende entgegen. Mehr als zufrieden wars auch nun für uns an der Zeit die Rückreise anzutreten. Gesprächsthemen gabs genug. Über 3 Stunden sagte jeder eine polnische Stadt oder Szene und ich erzählte alles was mir dazu so auffliel. Zwischendurch lachten wir noch über so manchen Strategen aus dem GH-Forum oder ich grölte am laufenden Band polnische Songs, die nicht immer ganz PC waren
Gegen 2.15 endlich wieder in Bautzen angekommen wurde dass Auto gewechselt und mit Tempo 200 gings gen Berlin, wo mich Tali 4.15 und damit fünf Minuten vor Abfahrt meines ICEs nach Minden absetzte. 8.20 in Rheine angekommen hiess es jetzt noch 4 Stunden sinnloses Soziologie und Psycho-Gelaber über sich ergehen zu lassen und kurz nach 14 Uhr war auch diese Fahrt wieder beendet. Schnell die Eintrittskarte genommen, fein säuberlich den Heimverein hintendrauf geschrieben, einlaminiert und säuberlichst in den Ordner „polnische 4.Liga-Tickets“ geheftet, konnte man dann auch diese überaus gelungene Tour zu den Akten lesen!
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