Hartz IV - Meinungen

  • Zitat

    Original von lucius
    Wir haben allerdings ein Problem der Verteilung. HARZ IV ist ein weiterer Schritt dahingehend, dass die (Kapital) Besitzenden noch reicher werden. Und die Umverteilung von Unten nach Oben rasant fortgeführt wird. Aus dem Arbeitgeberlager gibt’s dafür auch reichlich Beifall. Rogowski (BDI) und Hundt (BDA) supporten ihrem Kanzler. Und sie werden auch wissen warum.


    So sieht es aus, denn alle da oben schwimmen mit im Strom. Wieso spart man nicht bei deren Gehältern und Vergünstigungen, weil Sie alles entscheiden und selbst absegnen.


    Bestes Beispiel war die vorgesehene Diäterhöhung in einem Bundesland ( vergessen welches ), dass schon eine Unverschämtheit ist, dies überhaupt in Erwägung zu ziehen, wobei man überall verkündet, es muss gespart werden nur nicht beim eigenen Geldbeutel.

  • Zitat

    Original von Barcelona99
    >weil Sie alles entscheiden und selbst absegnen


    Vergiss mal nicht, dass DU aller Vier Jahre aktiv entscheiden kannst, wer "da oben sitzt". Stichwort repräsentative Demokratie...


    Sorry, aber das ist ja wohl das Totschlag-Argument Nr. 1. Vielleicht hat er ja was anderes gewählt.

  • Gerade die letzten Beiträge spiegeln die Situation wunderschön wieder:


    Es ist sich jeder bewusst, dass der Sozialstaat so nicht mehr finanziert werden kann und dass gespart werden muss.
    Sobald aber irgendwo eine Vorschlag für Einsparungen gemacht wird, applaudiert die eine Seite, die sich nicht schlechter stellt, und die andere Seite, die sich schlechter stellt, protestiert aufs äußerste.


    Unser System rast im Moment geradewegs auf eine Mauer zu, die in nicht allzulanger Zeit erreicht ist.
    Das Steuer kann aber nur rumgerissen werden, wenn jeder (Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Arbeitslose und Sozialhilfeemfänger) bereit ist persönliche Einbußen hinzunehmen.


    Ein schönes Beispiel ist Schweden. Die hatten vor Jahren ein ähnliches Problem. Dann haben sie einige Jahre eine konsequente Sparpolitik betrieben, die jeden betraf, und heute geht es denen ja wieder richtig gut.


    Aber bei uns meckern die meisten immer nur. Dazu kommt, dass viele eigentlich garnicht die Zusammenhänge und Ziele verstehen.
    Ich würde wetten, wenn man heute irgendwo eine Umfrage zum Thema Hartz IV starten würde, dass eine großer Teil noch nie davon gehört hat/nur den Namen irgendwo gehört hat. Ein weiterer sehr großer Teil kennt nur die persönlichen Konsequenzen und schaltet sofort auf stur, hat aber von Sinn und Zweck keine Ahnung. Und nur ein ganz kleiner Teil hat sich damit umfassend beschäftigt. Und nur dieser sehr kleine Teil dürfte eigentlich auch über Sinn und Zweck urteilen.


    Aber warum soll man sich damit quälen? Wenn die Bild-Zeitung schreibt, dass das Mist ist, dann ist das auch Mist.


    Ich würde mir wünschen, dass die Leute aufhören zu meckern und sich stattdessen mal überlegen würden, was man wie besser machen könnte.

  • Zitat

    Original von Barcelona99
    Ich hoffe, dass ich dir nicht auch noch erklären muss, wie Demokratie funktioniert. In diesem Sinne kannst du dir deinen Beitrag schenken.


    Nein weiss ich nicht. Du schlau, ich doof.
    Schönen Dank auch...


    Lokist: Datenschutz... :wink:

  • Zitat

    Original von lucius
    Allein durch die Reform der Unternehmenssteuer verzichtet der Staat 2001 und 2004 auf 40 Mrd Euro).


    Was allerdings den netten Nebeneffekt hat, dass nicht noch mehr Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden.


    Deine Sicht der Dinge ist mir persönlich viel zu einseitig!

  • Zitat

    Original von Wassertrinker
    Bestes Beispiel war die vorgesehene Diäterhöhung in einem Bundesland ( vergessen welches ), dass schon eine Unverschämtheit ist, dies überhaupt in Erwägung zu ziehen, wobei man überall verkündet, es muss gespart werden nur nicht beim eigenen Geldbeutel.


    Bild-Zeitungs-Niveau!


    Ein Absenken der Diäten in Bundestag und/oder in den Landtagen ist ein Fliegenschiss was die Einsparung betrifft.


    Eignet sich aber herrlich für die übliche Propaganda!


  • Vielen Dank für diesen Beitrag! Endlich mal einer sich zwei Seiten einer Münze anschaut! :ja: :ja: :ja:


  • Genaugenommen ist es nichtmal der Tropfen eines Fliegenschisses. Aber das ist auch nicht der Punkt. Die Botschaft die dadurch vermittelt wird ist einfach verheerend und da muss man sich nicht wundern, wenn "die Volksseele hochkocht" [tm]...

  • brauch sich aber auch nicht auf das Bildzeitungsniveau herabzulassen. Auf den Schultern sitz bei allen Menschen sowas rundes, genannt Kopf. Manchmal habe ich den Eindruck, die billigen Wurstblätter übernehmen bei uns das Denken im Land.

  • Fliegenschiss? Sollen Sie es doch mal machen und wir sehen was rauskommt. Man kann doch nicht von anderen verlangen zu sparen und gerade bei Leuten ( Rentnern, Arbeitslosen und Soziempfänger - es gibt viele schwarze Schafe, dass weiß ich ) und selber schön das Geld was der Steuerzahler einzahlt, sich selber pünktlich auf das Konto zu zahlen ( ja, sie lassen überweisen ), aber wir meckern ja nur.


    Ich bin mir sicher es gibt auch Leute in der Politik, die Idee haben wie man was ändern kann, aber die Frage ist, ob man sie auch umsetzen will und lässt, diese Ideen.


    Zu den Wahlen nur soviel, ich wähle längst nicht mehr die Grossen, sondern nur noch die kleinen Parteien. Ja ich weiss, die ändern ja nichts, aber ich für meinen Teil wähle so und kann sagen ich hab wenigstens alle 4 Jahre was getan. Die Frage ist, reicht das?

  • Wegen der Firma:


    Ich selbst arbeite in einer weltweit agierenden Firma mit über 45.000
    Mitarbeitern. Unsere Firma ist in 80 Ländern vertreten.


    Auch in diesem Jahr gab es wieder zweistellige Umsatzzugewinne und
    daß, obwohl sich unsere Kunden primär aus Kleinfirmen und Mittelstand
    zusammensetzen.


    Die Firma motiviert ihre Mitarbeiter mit Gewinnbeteiligungen, einem
    ausgeklügelten Prämiensystem, Reisen usw... Es gibt eine Firmenbibliothek,
    ein Kunstmuseum, eine Betriebssportgemeinschaft, Kaffee & Tee gratis...


    Es werden regionale und überregionale Kultur-und Sportereignisse gesponsort
    und für die Mitarbeiter bedeutet das: vergünstigte Karten z.B.
    für Konzerte oder VIP-Bereich Bundesliga VfB Stuttgart; Vierschanzentournee...


    (...aber auch für Kunden gibt es attraktive Anreize)


    Ist nur kurz angerissen; auf jeden Fall könnte man zur schnellen
    Gewinnmaximierung auf Kosten der Mitarbeiter viel,viel einsparen.
    Aber: unsere Konzernführung (besonders der Firmenchef) hat sich intensiv
    mit der Problematik "motivierte, engagierte Mitarbeiter, Fluktuation +
    damit verbundene Kosten u.a. beschäftigt und ist der Meinung, es zahlen
    sich die Investitionen langfristig in Gewinnen aus, (was ja auch die Praxis zeigt)


    Zudem bedeutet der Lohnkostenfaktor bei den Betriebsausgaben einen
    Anteil von 20 Prozent und auf diesen fünften
    Teil hacken die Konzerne ausschliesslich rum...

  • Zitat

    Es ist sich jeder bewusst, dass der Sozialstaat so nicht mehr finanziert werden kann und dass gespart werden muss.


    Dem Spruch stimme ich zu! So wie bisher sind Staatsaufgaben, einschließlich der Sozialstaat, nicht wirklich finanzierbar. Vielmehr müssen Unternehmen endlich ihre Gewinne versteuern, als Arbeitnehmer muss ich das schließlich auch! Die großen Unternehmen fahren schließlich enorme Gewinne ein! Nachstehend habe ich hierzu einige Fakten zusammengetragen:


    Fazit:
    Die Hauptlast der Steuerabgaben tragen die Arbeitnehmer! Sie finanzieren zum größten Teil die notwendigen Ausgaben für Bildung, Infrastruktur, Gesundheitswesen usw. Die unter den Punkten 1 bis 4 beschriebenen Fakten zeigen, dass man auch in Deutschland gewinnbringend produzieren kann. Diesen Großunternehmen wäre es auch zuzumuten Steuern zu zahlen. Unternehmen die kaum Gewinne einfahren sind für die Steuer ohnehin uninteressant. Die werden sich dem Preis-/ Lohndruck aus Osteuropa bzw. Asien auch nicht entziehen können. Aber wie gesagt, die sind unter steuerlichen Aspekt uninteressant. Eigentlich warte ich immer noch auf ein Beispiel, bei dem Sparbeiträge auf Unternehmerseite beschrieben werden.
    Denn das hier kann's ja wohl nicht sein:

    Zitat

    Da wurde den (gescheiterten!) Managern Sommer (Telecom) oder auch Esser (Mannesmann) Abfindungen in zweistelligen Millionenhöhen gezahlt. Bei Mannesmann betrug der Gesamtschaden durch die Selbstbedienung der Unternehmensleitung 112 Millionen DM (FAZ v. 22.1.2004).

    :mrgreen:

  • Globale Weltwirtschaft - globaler Weltmarkt - globaler Wettbewerb,
    das sind doch alles Vokabeln die nur dazu dienen, den unsozialen
    Umschichtungsprozeß des Kapitals ein Mäntelchen umzuhängen.


    Letztlich geht das Geld (das Kapital) ja nicht ins Nirwana, sondern
    wird nur von unten nach oben umverteilt.


    Der Gang einiger Firmen ins Ausland dient doch nicht in erster
    Linie dazu, näher am Kunden zu sein. Es geht schlicht und ergreifend darum, daß in gewissen Ländern das Lohnniveau, die Arbeitsschutzauflagen, die Umweltschutzauflagen, die Steuern u.a. bedeutend günstiger für die betreffende Firma sind. Nur verkaufen möchte man die Produkte natürlich nicht am Ort der Produktion (wie auch, von den paar Kröten kann sich in China der Arbeiter nun mal keinen VW kaufen), sondern zu gewohnt fetten Preisen in Deutschland...
    Und da beißt sich die Katze in den Schwanz, das kann langfristig nie funktionieren.


    Sieht man einmal von ganz anderen, unerwarteten Problemen ab, welche auf eine Firma zukommen können: die Qualität stimmt nicht mehr, man muß die Transporte mit Konvois und Wachdiensten absichern wegen der Kriminalität, man muß Mafiaschutzgelder zahlen, man steht von einem Tag zum anderen vor neuen Gesetzen des Gastgeberlandes usw...


    Irgendwann kommen im neuen Gastgeberland auch die Billigarbeitskräfte dahinter, daß sie eigentlich für ihre Arbeit viel zu wenig verdienen und das ganze Spiel beginnt an einem anderen Ort von neuem...


    Ich zitiere eine interessante Aussage aus dem "Spiegel":


    "Mittlerweile entwickelt sich der Wettbewerb zu einem Monster, der eine gefährliche Eigendynamik in Gang gesetzt hat. So ziemlich JEDE SOZIALPOLITISCHE SAUEREI läßt sich heute mit dem Verweis durchziehen, daß dies der Wettbewerbsfähigkeit diene. Mehr an Erklärung bedarf es nicht mehr. Kritisches Hinterfragen findet nicht mehr statt. Es dürfte noch spannend werden ( obwohl es für die Betroffenen Menschen ziemlich zynisch ist ), wie weit man meint mit dieser Logik gehen zu können. Denn, mit dieser Logik könnte man eines Tages auch die Wiedereinführung der Kinderarbeit, den 16-Stundentag, den britischen poor Law Act von 1846 etc. wieder einfordern. Solange es nur der Wettbewerbsfähigkeit dient. Auf diesem Altar kann man mittlerweile alles opfern. Alles nur eine Frage der Zeit, dann wird ein Tabu nach dem anderen eingerissen und mit kleinen unscheinbaren Schritten fängt es meist an. Es kann einem Bange werden wenn man sich ausmalt, wie dereinst die Gesellschaften aussehen werden, wenn man weiterhin so blindlings dieser Wettbewerbsideologie folgt. Von den ehemals sozialen Errungenschaften, die doch in einem erheblichen Maß zu einer humaneren, zivilisierteren Gesellschaft geführt haben, trennt man sich nun wieder Schritt für Schritt. Die bittere Ironie dabei ist, daß dies auch noch als Fortschrittlich verkauft wird.


    Dieser Wettbewerbskapitalismus wirkt sich immer destruktiver auf die Gesellschaften aus. Aber spätestens dann müßte er kritisch hinterfragt werden. Müßte darauf geschaut werden wohin dies letztlich führt und wer denn in Wahrheit von dieser Ideologie profitiert. Das dies nicht geschieht, daß die Regierungen unfähig geworden sind ( oder waren sie es vielleicht schon immer? ) sich Alternativen zu öffnen oder zumindest zu suchen, im Interesse des Allgemeinwohls zu handeln, zeigt im Prinzip, wie krank und morsch die angeblich doch so hehren westlichen Demokratien in Wahrheit geworden sind. Längst stehen Partikularinteressen über den Interessen des Allgemeinwohls und entsprechend zeigt sich dies in Gesetzen und Verordnungen – von den angeblichen Reformen ganz zu schweigen."


    Ja und noch eine saublöde Frage (hat jetzt mit Hartz 4 nix zu tun):


    Wer sagt denn eigentlich, daß bestimmte natürliche Ressourcen (wie
    Erdöl und andere Bodenschätze) EINEM Konzern gehören, der damit die
    restliche Menschheit erpressen kann und nicht der gesamten menschlichen
    Gesellschaft ?


    Wer mit der Axt im sozialen Wald der Gesellschaft umhergeht, wie es derzeit die Großkonzerne unter Zuhilfenahme der Regierung tut, braucht
    sich nicht wundern, wenn es mal scharfen Gegenwind gibt.


  • und wie soll die Kapitalabwanderung gestoppt werden. Höhere Steuern beschleunigen das doch wohl eher!

  • Zitat

    Wer sagt denn eigentlich, daß bestimmte natürliche Ressourcen (wie
    Erdöl und andere Bodenschätze) EINEM Konzern gehören, der damit die
    restliche Menschheit erpressen kann und nicht der gesamten menschlichen
    Gesellschaft ?


    Sehr schöne Frage. :nein: Die gab's doch schon einmal in ähnlicher Form?!?


    Wäre das Deine Lösung um den

    Zitat

    Wettbewerbskapitalismus

    zu bekämpfen?

  • Wäre das Deine Lösung


    Wenn ich eine GENIALE Lösung hätte, säße ich jetzt nich hier... =)


    "Lucius" hat ja schon mal ein paar Fakten angeführt, die belegen,
    daß es einigen Wenigen eigentlich ganz gut geht.


    Was mich stört, ist daß es immer mehr zu einer sozialen Ungerechtigkeit
    kommt. Daß Gesetze erlassen werden, welche mich (+ meine Familie)
    im Nachhinein benachteiligen, falls der Ernstfall eintritt.
    Daß alle Aktionen der Regierung ein dilettantisches Herumwursteln
    sind, mit einer Denkleistung von der Tapete bis zur Wand...


    Und was mich überrascht: wie viele Menschen schon von den Medien so
    "weichgeklopft" sind, daß sie (fast) alles schlucken...


    Denn die Argumentationskette der Befürworter konsequent zu Ende
    gedacht, heißt :
    -Kinderarbeit (weil billiger)
    -Lohnniveau der restlichen Arbeitskräfte auf China-Niveau runter,
    dann brummt der Laden
    -Arbeitslager für Arbeitslose (können dann für lau zwangsweise dort
    eingesetzt werden, wo Arbeitskräfte gebraucht werden)
    Nur mal angedacht...


    Und wennn ich den Spruch höre "Jeder ist seiner Glückes Schmied",
    dann fällt mir auch nix mehr ein...
    Angenommen, ich würde arbeitslos werden, mit allen Konsequenzen
    von Hartz hastdunichgesehen, dann haben meine Kinder schon mal
    schön die Arschkarte gezogen, was die Lern-,Ausbildungs- und
    Startchancen ins Leben betrifft.


    Da nützt es mir nämlich überhaupt nichts, daß ich vorgesorgt habe.