SV Austria Salzburg – SV Scholz Grödig 6:5 n. E. (1:1, 0:0)
ÖFB-Pokal, Sa., 13. 7. 13, ASKÖ-Sportplatz Maxglan alias myphone-austria.at – Stadion, 1.800 Zuschauer (ausverkauft)
Wie schon im letzten Jahr ergab sich mehr oder weniger zufällig auf der diesjährigen Urlaubsreise mal wieder die Gelegenheit ein Spiel im Ausland zu besuchen. Salzburg lag ohnehin auf unserer Route, dass sich dabei noch ein Heimspiel der neu gegründeten Austria mitnehmen ließ, war dann doch eher Zufall. Zur Geschichte des Traditionsvereins, der nach Übernahme der Bundesliga-Lizenz durch Red Bull neu gegründet wurde und wieder ganz unten beginnen musste, ist eigentlich alles gesagt. Für Interessierte hält die Vereinsseite die Geschichte seit 2005 (und auch schon die früheren Jahre) parat. Im Moment spielen die Violetten also in der drittklassigen Regionalliga West und sind guter Dinge für den Weg nach oben.
Zum Glück lag das Stadion (eher ein Sportplatz) auf unserem Weg in die Stadt, so dass wir knapp 2 Stunden vorm Anpfiff Tickets ergattern konnten. Nachdem wir dann aus unserem Hotel wieder zurückgekehrt waren, war nämlich ausverkauft. Eigentlich stand am Schalter was von 12,- für ein Ticket, aber als ich bestellte, kosteten 2 dann plötzlich 28,-. Wahrscheinlich aufgrund fehlender Mundart so etwas wie Piefke-Zuschlag. Eigentlich waren es auch nicht so dolle Plätze, unterste Reihe zwar und schön nah am Feld, aber dafür auch in der Mitte direkt neben dem Spielertunnel, der uns die Sicht auf fast die komplette linke Hälfte nahm. Bei den wenigen Höhepunkten bis zur 90. Minute sprangen aber sowieso alle auf, und in der Verlängerung stand ohnehin jeder.
Das Spiel gegen den Vorstadt-Club (9 km bis zum Stadion), der gerade in die Bundesliga aufgestiegen war, verlief fußballerisch auf dürftigem Niveau, aber war spannend bis zum dramatischen Ende im 11-m-Schießen.
Seltsamerweise begann der Bundesligist mit ziemlich rauer Gangart: Nach 11 Minuten hatte man 2 x Gelb und 1 x Rot auf dem Konto, ohne das irgendwelche Torgehfahr entstanden war. Insgesamt sah man schon bei Grödig die bessere Spielanlage, aber vorm Tor vergab man kläglich oder schoss den Austria-Keeper berühmt. Die Austria hatte ein, zwei gute Gelegenheiten, vergab diese aber typisch drittklassig. Für die entsprechende ruppige Spielweise des Favoriten (8 Gelbe!) erhielt dieser dann die erneute Quittung in Form einer Gelb-Roten in der 73. Minute, so dass der Drittligist jetzt mit zwei Mann Überzahl endgültig Oberwasser bekam.
Das heißt, Oberwasser hatten nur die Fans, die auf der linken Hälfte der Haupttribüne einen erstklassigen Support lieferten. Sportlich blieb es eher mau, so dass die Verlängerung zwangsläufig folgen musste.
Hier geschah dann das zunächst nicht für möglich gehaltene: Die Gäste gingen durch einen Kopfball gegen Ende der ersten HZ der Verlängerung in Führung, die Stimmung war zum Seitenwechsel entsprechen mau. Danach warfen die Violetten verzweifelt alles nach vorn, aus eigentlich hoffnungsloser Position wurde einfach mal draufgehalten: Latte-Linie-Latte-raus, aber der SR-Assi zeigte sofort zur Mitte!!! Unglaublicher Jubel, Aida-Triuphmarsch und Stimmung wie bei der Meisterfeier!
Danach hatte keine Seite mehr Lust auf Fußball, so dass die 11er die Entscheidung bringen mussten.
Hier wuchs der bereits erwähnte Keeper Stefan Ebner über sich hinaus und hielt insgesamt drei Schüsse. Eine frühere Entscheidung vergab jedoch zunächst die Austria, als ein Matchball im 6. Durchgang an die Latte klatschte. Dramatik pur also, nach dem 7. Elfer der Gäste gehalten wurde. Austrias letzter Schütze traf und löste damit einen Platzsturm aus, der es in sich hatte. Der Stadionsprecher, der zuvor direkt vor uns eine Kippe nach der anderen hinter die Bande entsorgte, rannte mit dem Mikro mitten in den Mob und kommentierte dabei einfach weiter!
Wenn ich es schaffen sollte, die entsprechenden Bilder einzustellen, könnt ihr euch selbst einen kleinen Eindruck vom Geschehenen machen. Wer nicht darauf warten möchte:
http://www.austria-salzburg.at…rdig-aus-dem-Fb-cup-4023/
und
http://www.youtube.com/watch?v…=UUlLiQ5bY9tKHPiJvMpzWYPQ
Mein persönliches Highlight beginnt ab 4:28, der Interviewer ist besagter Stadionsprecher. Leider gibt es keine bewegten Bilder vom Spiel dabei.
RB Leipzig – FC Augsburg 0:2 (0:1)
DFB-Pokal, Fr., 2. 8. 13, Zentralstadion, 30.307 Zuschauer
Am vorerst letzten freien Wochenende ergab sich noch einmal eine günstige Gelegenheit, nach der hellen auch der dunklen Seite der Macht einen Besuch abzustatten. Ich hatte RBL bereits ein Mal im Winter bei der Zweeten von Union gesehen und wollte mal die dunkle Machtzentrale mit eigenen Augen und Ohren erleben. Mit dem ICE geht´s in einer guten Stunde nach Leipzig, außer wenn in Südkreuz auf einen Anschluss gewartet werden muss. Den dazu gehörenden Klimaanlagen-Ausfall gab´s ebenfalls, zum Glück aber nicht in meinem Wagen.
Den Weg zum Stadion konnte man nicht verfehlen, auch ohne Ortskenntnisse war die Karawane in rot und weiß erkennbar. Mit der Sonder-Tram ging es dann etwas zügiger, dafür aber ohne Klimaanlage.
Karten waren kein Problem, der Einlass war ebenfalls sehr entspannt, nur Sächsisch klingt nach längerer Zeit der Abstinenz immer ein wenig befremdlich, um es mal vorsichtig zu formulieren. Besonders wenn es von rot-weiß gekleideten Besuchern im Chor gebrüllt wird.
Zum Spiel werde ich mich hier nicht groß äußern, dazu gab´s in allen verfügbaren Medien genug zum Lesen oder Ansehen. Im Stadion selbst war ich 2005 kurz nach der Eröffnung zum letzten Mal, aber dank meiner vorherigen Besuche dort (u. a. Lok-Neapel mit dem Allergrößten) kommt beim Anblick der modernen Anlage im alten Stadionwall doch etwas Wehmut auf. Unfreiwillig komisch wirkte der Stadionsprecher auf mich mit dem Versuch, einen Wechselgesang zu initiieren und mit dem Maskottchen die Zuschauer zu animieren. Vollends zum Löffel machte er sich dann bei der Ankündigung des Einlaufs: „Macht euch bereit für die besten Fußballer der schönsten Stadt der Welt!“
Tja, was denkt man dann bei 30.307 Zuschauern, viele Familien darunter und altersmäßig bunt gemischt, die meisten in Fan-Klamotten?
Für mich sind das in erster Linie 30.307 Besucher, die in absehbarer Zeit nicht nach Probstheida oder Leutzsch fahren werden, und da liegt wohl das eigentliche Problem des Leipziger Fußballs.