Mai Tour 2013 Teil 4: Vercelli, Turin, Mailand (inkl. Derby Pro Vercelli vs Novara Calcio & AC Milan vs AS Roma) plus Geschichte von "Il Grande Torino"

  • 2. Tourteil
    Tag 4 & 5


    Samstag, 11.05.2013 um 15:00 Uhr
    Serie B (2. Liga Italien)
    FC Pro Vercelli - Novara Calcio 1:2
    Stadio Silvio Piola (Vercelli, Italien)
    3.005 Zuschauer (ca. 800 Gäste)


    Am vierten Tag der Tour stand dann die Fahrt nach Vercelli an. Dort fand am Nachmittag das Derby (2. Liga) gegen den ungeliebten Nachbarn, aus dem etwa 25 km entfernten Novara statt. Das Auto wurde in der Innenstadt abgestellt und schon dort war klar das es ein Spiel mit erhöhter Brisanz ist. In der Stadt sah man schon mehrere Gruppen umher streunen, und auch die Cop´s waren recht aktiv. Unsere Tickets (Gegengerade 15€) hatten wir vorher via E-Mail zurücklegen lassen, was wunderbar funktionierte. Im Stadion war der Gästebereich schon lange vor dem Spiel gut gefüllt. Am Ende werden um die 8-900 Gäste dort gewesen sein. Zu Beginn gab es dort ein Spruchband und blaue Fähnchen. Supporttechnisch war es ein ordentlicher Auftritt. Nicht mehr - aber auch nicht weniger. Wir hatten eh fast nur Hitze zu tun dort. Im Heimbereich formierte sich ein Mob aus etwa 130 Leuten hinter der „West Side“-Fahne. Supportet wurde hier beinahe das ganze Spiel über und nur kleine Pausen wurden eingelegt. Bei Novaras Fans fehlte mir etwas die Lautstärke. In der ersten Halbzeit war man so nett, eine Dame hinter die Ränge der Gegengerade zu postieren, die dort Wasser zum Kauf anbot. Dumm nur das sie kurz vor der Halbzeit verschwand. Die Getränke allerdings waren noch da. Die durstige Meute ließ sich nicht lange bitten, der Ordner, der aufpassen sollte, schaute dezent weg und schwups, waren die Flaschen alle weg. Spielerisch war Novara am Ende das bessere Team, welches Dank des Siegtores in der 80. Minute auch verdient mit 1:2 gewann. In der zweiten Hälfte merkte man den Spielern die Hitze dann aber auch an. Die Fans waren natürlich enttäuscht und präsentierten den Spielern ihre Rücken als Zeichen der Enttäuschung. Nach dem Spiel wollten etwa 40 - 50 Einheimische noch zu den Gästen, was von der „Polizia“ jedoch verhindert wurde. Wir genossen noch ein tolles Eis in Stadionnähe, ehe es dann weiter nach Turin ging. Dort checkten wir ins Hotel ein, bevor es noch einmal in die doch recht schicke Innenstadt ging. Fahrkarten für die Tram oder den Bus sind abends auf einem Samstag kaum erhältlich, was uns natürlich veranlasste Schwarz zu fahren.


    Der fünfte Tag wurde gestartet mit einer Fahrt auf den Hügel „Superga“. Dort oben hat man einen echt tollen Panorama-Blick auf Turin und die dahinter liegenden Alpen. Außerdem findet man dort die „Basilica di Superga“, welche nicht nur wunderschön ist, sondern auch eine sehr bedrückende Geschichte mit sich führt:


    „Il Grande Torino“


    Am Mittwoch, den 4. Mai 1949 war die Basilika Schauplatz eines Flugzeugunglückes, das als „Tragödie von Superga“ in die Geschichte einging. Bei dichtem Nebel stürzte das Flugzeug „IL ELCE G 212“ unterhalb der Kirche ab, wobei das angrenzende Klostergebäude beschädigt wurde. Alle 31 Insassen - zum großen Teil Spieler des Fußballvereins AC Turin - starben. Unter den Toten waren 18 Nationalspieler, und es waren die besten des italienischen Fußball´s. Außerdem kamen 13 Offizielle und Journalisten ums Leben. Die Mannschaft, die sich auf dem Rückflug von einem Freundschaftsspiel gegen Benfica Lissabon befand, war als „Il Grande Torino“ bekannt und dominierte den italienischen Fußball zu jener Zeit. „Il Grande Torino“ wurde nahezu vollständig ausgelöscht. Einzig der Spieler Sauro Tomá der wegen einer Verletzung nicht mitgeflogen war, entging der Katastrophe. Diese Tragödie hatte ein großes emotionales Nachspiel. Am Tag der Beerdigung kam die ganze Stadt Turin zum Stillstand, um den Champions, oder den „Unbesiegbaren“, wie sie von allen dann nur noch genannt wurden, die letzte Ehre zu erweisen. An den Absturzort wird mit einer Gedenktafel erinnert. Diese Mannschaft von „Grande Torino“ hat im italienischen Fußball so manche Rekorde aufgestellt. Unter anderem waren bei einem Länderspiel gegen Ungarn 10 der 11 Spieler in der Startelf von diesem Turiner Club. Fünfmal war das Team nacheinander italienischer Meister und einmal Pokalsieger. Jedes Jahr kommen am Jahrestag der Tragödie Tausende leidenschaftlicher Anhänger den Hügel hinauf um ihre Gefühle und Bewunderung unter Beweis zu stellen und der außergewöhnlichsten Mannschaft, die Italien je gehabt hat, zu gedenken.


    Wir hatten alle einen Kloß im Hals. Ich muß zu meiner Schande zugeben, das ich davon noch nie etwas gehört habe. Nachdem wir alle kräftig durchgepustet hatten, ging es weiter nach Milano, wo am Abend der langersehnte Besuch des „Stadio San Siro“ auf dem Plan stand. Der erste Weg führte uns ins Hotel (DZ 28€ inkl Frühstück), ehe es mit Auto Richtung Stadion ging. Am Bahnhof „Lotto“ (Linie M1) fanden wir einen kostenlosen Parkplatz, und so ging es noch einmal auf den Domplatz in die Stadt. Der Dom dort ist eines meiner absoluten Lieblingsgebäude. Wunderschön!


    Sonntag, 12.05.2013 um 20:45 Uhr
    Serie A (1. Liga Italien)
    AC Milan 1899 - AS Roma 0:0
    Guiseppe-Meazza-Stadion „San Siro“ (Mailand, Italien)
    50.983 Zuschauer (ca. 500 Gäste)


    Wenig später ging es zurück zum Stadion, wo wir noch die örtlichen Grillstände am Stadion aufsuchten. Unsere Tickets (18€) hatten wir, wie berichtet, in einer Bank in Bologna gekauft. Diese waren für den obersten Rang auf der westlichen Langstseite. Nach vielen Stufen, Schrägen und nochmals Stufen, kamen wir dann dort oben an und staunten nicht schlecht. Ein Blick vom allerfeinsten. Da die Tribüne gegenüber nur 2 Ränge hat, hat man darüber noch eine Art Panorama-Blick über die ganze Stadt östlich vom Stadion. Sogar den Dom sieht man von dort. Absolut beeindruckend. Zum Stadion muss man nicht mehr viel sagen. Ein absoluter Tempel des Weltfußballs. Etwa 82.000 Plätze bietet dieses Stadion seinen Zuschauern an. Das die Tribünen sehr steil sind, hat den Vorteil das man ganz oben nicht so unheimlich weit vom Spielfeld weg ist wie man glauben könnte. Stimmungstechnisch war ich etwas enttäuscht. Die „Curva Sud“ (Fankurve von Milan) war auf keinem der Ränge richtig voll, und regelmäßigen Support gab es nur im Mittelteil des 2. Ranges von vielleicht 1500 Leuten. Optisch sah es allerdings recht gut aus mit ihren etwa 10 großen Schwenkern und einigen kleinen Pyro-Aktionen. Im Gästeblock fanden sich etwa 5-600 Leute ein, welche fast nur mit Affenlauten auffielen. Der Stadionsprecher ermahnte die Fans daraufhin mehrmals das das Spiel bei wiederholtem Male unterbrochen wird. Und so kam es dann auch. Aufgehört haben die Geräusche allerdings nicht. Balotelli, dem galten diese Laute, hätte ich ein Tor gegönnt gegen diese sinnlosen Rufe.


    Das Spiel war nicht wirklich ansehnlich. Vielleicht ist man als Deutscher mittlerweile wirklich verwöhnt was den „schnellen“ Fußball angeht. Das was Milan und die Roma auf dem Rasen zeigten kann man getrost Standfußball nennen. Es war so wenig Bewegung im Spiel, das man meinen könnte, der „Slow-Motion“-Modus wäre aktiviert gewesen. Spannend und unterhaltsam war es dennoch. Beide Seiten mussten einen Spieler mit Platzverweis hinnehmen, und auch Chancen gab es einige. Die Roma hatte in der ersten Hälfte durch Marqinhos die besten Chancen. In der zweiten Hälfte waren die Rossoneri das bessere Team. Somit geht das Remis in Ordnung. Am Auto verabschiedeten wir uns noch von Brice, der zurück nach Paris flog. Au revoir, Brice!


    Bilder