15.-18.03.13 Thessaloniki - Trip 2013 Teil 2/2 (u.a. inkl. PAOK vs Panathinaikos)

  • - Fortsetzung -
    Thessaloniki - Trip 2013
    Tag 3


    Als ich am dritten Tag die Augen öffnete, hatte ich noch immer mit meiner Gefühlswelt, und dem „Erlebnis“ vom Vorabend zu tun. Damit der Motor anlief, gab es erst einmal einen Kaffee beim gegenüberliegenden Bäcker. Als wir da so standen, fiel uns ein Polizist auf, welcher trotz funktionierender Ampel, den Verkehr zu regeln versuchte. Das ganze ließ uns des öfteren schmunzeln. Die Fußgänger, welche bei Grün rüber wollten, staunten nicht schlecht, als plötzlich sämtliche Autos bei Rot fuhren. Ganz ungefährlich war die ganze Geschichte sicherlich nicht.


    Die Wege unserer Reisegruppe trennten sich vorerst erneut. „Sektion Kiel“ zog es vor, zu Fuß in die Altstadt zu laufen, und später weiter die Promenade entlang nach Kalamaria, wo das erste Spiel des Tages steigen sollte. HSV-Björn, Eddi und „Sek. Berlin“ wählten einen Spaziergang an der Promenade entlang bis hin zum „Lefkós Pýrgos“ („Weißer Turm“). Der „Weiße Turm“ ist das Wahrzeichen von Thessaloniki, und wurde im 15., bzw. 16. Jahrhundert errichtet. Er diente u.a. als Befestigungsanlage und Gefängnis. An der Promenade wird man als „Touri“ zwangsläufig die Bekanntschaft mit sämtlichen Afrikanern machen, die dort umher tigern. Sobald man deren „Einzugsgebiet“ betritt, stürmen sie auf dich zu, und meist begrüßen sie einen mit den Worten: „Hello my Frrrrrriiiiennd!“. Die Jungs aus Nigeria, Jamaika usw. wollen diverse Waren an den Mann, bzw. die Frau bringen. Wer sich da auf ein Gespräch einläßt, hat einen neuen Freund für´s Leben gefunden! Sollte man dies nicht wollen, dann verstehen sie eine einfache, aber deutliche Ansage.


    Als wir einen dieser Sightseeing-Busse sahen, schauten wir auf die Uhr, stellten fest das wir bis zum Anpfiff noch einige Stunden Zeit hatten und entschieden uns eine Runde „Super-Touri“ zu spielen. Die Fahrt kostete uns 5 € und dauerte ca. 80 Minuten. Die Fahrt führte vorbei, an sämtlichen historischen Bauwerken der Stadt, wie auch an der Altstadt. Da das Wetter an diesem Tage äußerst gut war, konnte man sich auf dem Cabrio-Oberdeck schön die Sonne auf die Rübe scheinen lassen. Herrlich! Als wir wieder am „Weißen Turm“ ankamen ging es für uns per Liniebus (# 5) weiter nach Kalamaria. Dort zogen wir es vor, noch einige Zeit in einem Café zu sitzen. Bei diesem Wetter natürlich draußen, versteht sich. Die Sonne ballerte schon recht doll, was uns dazu veranlasste, die T-Shirt Saison einzuläuten. In Berlin herrschte zu dieser Zeit ein Schnee-Chaos. Wir saßen unter Palmen am Mittelmeer und das mit Shirt. Wahnsinn. Wir genossen die Zeit in vollen Zügen. Am Nachmittag stand dann der griechische Länderpunkt, in Sachen Fußball, auf dem Plan.


    Sonntag, 17.03.2013 um 15:00 Uhr
    C Ethniki Voreios (3. Liga Nord, Griechenland)
    Apóllon Kalamariás F.C. - Doxa Kranoulas F.C. 6:2
    Stadion Kalamariás (Thessaloniki - Kalamariás, Griechenland)
    Ca. 600 Zuschauer

    Bei herrlichsten Frühlingstemperaturen fanden rund 600 Fußballinteressierte den Weg ins Stadion von Apollon. Unter ihnen ca. 15 Deutsche, die nicht ganz zufällig da waren. Denn der „Umstand“, das am Vortag das Basketball-Derby, und am Abend noch der Kracher PAOK gegen Panathinaikos stattfand, lockte einige „Fremde“ ins Land. Während die anderen auf der Tribüne saßen, und sich die Sonne auf den Pelz schienen ließen, verweilte ich im ersten Durchgang am Spielfeldrand. Das Stadion bietet einseitig einen Ausbau, in Form einer recht wuchtigen Tribüne, mit Sitzen in den Vereinsfarben. Draußen findet man einige recht nette Graffiti´s von den einheimischen Fans. Diese fanden sich mit ca. 50 aktiven Leuten hinter 2 großen Zaunfahnen ein. Dazu hatten sie noch 3 große Schwenker. Viele Motive auf eben jenen erinnern schwer an die, der rot-schwarzen Brigaden vom AC aus Mailand. Später erfuhren wir, das es tatsächlich Kontakte zu Fans aus Mailand gibt, und man sich 1 - 2 Mal im Jahr besuchen würde. In der Halbzeit kamen einige ältere Jungs der Heimfans zu uns, luden uns auf Bier ein und meinten „We hope that´s enough, because it´s empty“. Grandios! Einige von uns folgten zudem einer Einladung in deren Fanhaus, wo es einige Präsente, in Form von Schal und Kalender, gab. Auch noch nicht so erlebt. Der Fanblock legte bis auf eine größere Pause in Halbzeit Eins einen dauerhaften Support hin. Ständig wurden Fackeln gezündet. Insgesamt sollten es an die 15 - 20 gewesen sein. Da rennen die Jungs mit Fackeln in der Hosentasche rum, als wenn es das normalste der Welt sei. Ist es dort wohl auch.
    Die Spieler von Apóllon ließen ihren Gegnern nicht den Hauch einer Chance, und so endete das einseitige Spiel verdient mit 6:2. Die Gäste fanden kaum ins Spiel, und waren nur mit Verteidigen beschäftigt. Nach dem Spiel ging es für die beiden Björn´s und mich direkt per Taxi zu PAOK, während die anderen, wie erwähnt noch ins Fanhaus der „Rossoneri“ mitgingen.


    Sonntag, 17.03.2013 um 19:30 Uhr
    Superleague (1. Liga Griechenland)
    PAOK. F.C. - Panathinaikos F.C. 2:0
    Toumba Stadion (Thessaloniki, Griechenland)
    19.856 Zuschauer (keine Gäste)


    Nach kurzer Taxifahrt kamen wir gute 2 Stunden vor Anpfiff am Stadion an. Wir wollten die Ankunft des Fanmarsches der PAOK - Fans mitbekommen, was uns aufgrund größerer Polizeipräsenz und Straßensperren verwehrt blieb. Die Fans trafen sich für den Protestmarsch (es geht hierbei um einen inhaftierten PAOK Fan) am „Weißen Turm“, und von dort wurde zum Stadion marschiert. Die Cop´s waren extrem angespannt und nervös. Und das obwohl keine Gäste vor Ort waren. Gästefans sind bei den Duellen der „großen“ Teams seit einigen Jahren ausgeschlossen. Wir entschieden uns dann das Stadion zu betreten. Hier hieß es für uns Drei wieder Abschied nehmen, da wir in unterschiedlichen Bereichen des Stadions aktiv waren.


    Das „Toumba-Stadion“, welches nach gleichnamigen Stadtteil benannt ist, darf sich „das größte Stadion der Stadt Thessaloniki“ und das „größte in Privateigentum befindliche Stadion Griechenlands“ nennen. Es ist das drittgrößte Stadion Griechenlands. Das Stadiongelände wurde 1957 für 1.5 Mio griechische Drachmen erworben, und im Folgejahr begann der Bau des Stadions. Im Spätsommer 1959 wurde das Stadion in die griechische Liga partizipiert, obwohl es zu diesem Zeitpunkt „nur“ 14.000 Plätze hatte. Grund hierfür war, die Tatsache das die Südkurve noch fehlte. Das Stadion wurde immerwieder ausgebaut, sodass im Jahre 1976 ein Zuschauerrekord von 45.252 (PAOK vs AEK Athen) entstand. 1998 wurden sämtliche Steh- in Sitzplätze umgewandelt, und die Kapazität reduzierte sich auf nur noch 33.000 Plätze. Im Jahre 2000 wurden die Sicherheitszonen noch einmal vergrößert, und so entstand die heutige Kapazität von 28.803 Plätzen. Das Stadion befindet sich im Besitz von PAOK, und man strebt seit Jahren einen Neubau an gleicher Stelle an, was die finanzielle Situation des Vereins jedoch nicht zulässt.


    Die Geschichte von PAOK selbst ist um einiges Länger. 1926 wurde der Verein, von griechischen Flüchtlingen aus Konstantinopel, dem heutigen Istanbul (Türkei), gegründet. Emblem ist der Doppelkopf-Adler, das Hauswappen des Byzantinischen Reiches. Allerdings hat dieser, aus Trauer über den Verlust der Heimat, die Flügel angelegt. Die Vereinsfarbe Schwarz steht für eben diese Trauer, das Weiß für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Der christlich-orthodoxe Glauben ist der Grund für die enge Verbindung der PAOK Fans zu den Fans von Partizan Belgrad. Ihr Leitspruch lautet: „Gleiche Farben - Gleiche Religion“. PAOK konnte bisher 4 Pokalsiege und 2 Meistertitel erringen. Die Gäste aus Athen sind, was die Erfolge angeht, deutlich im Vorteil. Nach der Gründung im Jahre 1908 holte die Fußballabteilung bisher ganze 42 Titel, darunter 20 Meisterschaften und 17 Pokalsiege.


    Auch am heutigen Tage wurde PAOK von einer recht ordentlichen Anzahl an Partizan-Fans unterstützt. Das Stadion füllte sich recht langsam, und erst zum Anpfiff hin kamen die meisten Fans hinein. Vor Spielbeginn stellte sich ein Fan mit Trommel in den Mittelkreis, und ein anderer rannte eine Stadionrunde, und animierte sämtliche Stadionbereiche aufzustehen und die Hände hochzunehmen und einzuklatschen. Er gab per Schlag auf die Trommel den Takt vor und das Stadion schrie „PA-OK“! Richtig genial! Das bei PAOK nicht alles „wie immer“ ist (wegen der Inhaftierung des Fans) merkte man zB. Auch daran das kaum Zaunfahnen hingen. Auch der Support, so bescheinigte mir ein Grieche, sei sonst bei weitem besser. Ich muß sagen, das ich trotzdem einen sehr ordentlichen Auftritt der PAOK-Fankurve gesehen habe. Mit Einlauf der Mannschaften wurde die Fankurve an mehreren Stellen in Bengalisches Licht getaucht. Zudem gab es Rauch in Weiß und Orange. Einige Böller wurden auch gezündet. Als mich die Druckwelle davon erreichte, mußte ich mich kurz mal ordnen.


    Immerwieder leuchte es an verschiedenen Stellen in der Kurve. Die Gesänge wurden einige Male von großen Teilen des Stadions mitgetragen, was die Lautstärke definitiv in die Kategorie „Brachial“ einzuordnen läßt. Was ist hier erst los, wenn die Fans nicht protestieren, und volle Pulle supporten? Davon werde ich mich wohl ein anderes Mal überzeugen müssen. Ebenfalls in Erinnerung bleiben mir die Pogo-Einlagen, welche tatsächlich schon sehr stark nach Massenschlägerei aussehen, und die hohe Beteiligung an den Armeinsätzen.


    Das recht unterhaltsame Spiel konnte PAOK am Ende, mit 2:0, für sich entscheiden. Die erste Hälfte alledings, war eher was für die Freunde des Mittelfeldgeplänkels. Nach 25 Minuten zählte ich gerade 2:0 Chancen. In der 39. Minute bekam Pape Habib Sow für ein Foul, bei dem er sich sogar verletzte und mit Buggy vom Feld gefahren wurde, die Rote Karte, und fortan mußten die Gäste aus der Hauptstadt in Unterzahl spielen. Bis zur Halbzeit bekamen die Zuschauer keine weiteren Torchancen zu sehen.


    Die zweite Hälfte war dagegen viel ansehnlicher. PAOK besann sich nun auf´s Fußballspielen und kämpfte leidenschaftlich gegen die Athener. In den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte erspielte sich PAOK gleich mal 2-3 gute Möglichkeiten. In der 60. Minute war es dann soweit. Abdoul Camara netzte zum 1:0 für PAOK ein, und ließ das Stadion beben. Der Torjubel war schon ordentlich laut. Das Spiel lief PAOK nun viel leichter von der Hand. In der 82. Minute erzielte Zvonimir Vukíc das 2:0 für die Hausherren, was von den Fans frenetisch gefeiert wurde. Mann hatte das Gefühl das in der griechischen Meisterschaft noch was möglich sei, doch wenn man die Tabelle sieht, kann man Olympiakos C.F.P. schon zum Titelgewinn gratulieren. Erstaunlich was dann im Stadion noch so abgeht.


    Den Abend ließen wir bei einem Bier im Hotel ausklingen, wo die letzten 3 Tage nocheinmal ins Gedächtnis gerufen wurden. Den letzten Tag war die Sonne plötzlich auch weg, und wir machten uns gegen Mittag auf, zum Flughafen, wo einige Stunden später das „Abenteuer Thessaloniki“ sein Ende fand. Noch im Hotel war für mich klar, spätestens nächste Saison nocheinmal dorthin zu fliegen.


    Auf Wiedersehen, Thessaloniki! - Αντίο, Θεσσαλονίκη!



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