15.-18.03.13 Thessaloniki Trip (Bericht Teil 1/2 - inkl Basketball-Derby PAOK vs Aris)

  • Thessaloniki - Trip 2013
    Tag 1


    Die Vorfreude auf die anstehende Tour war, milde formuliert, nicht gerade gering. Vier Tage Thessaloniki (Griechenland) standen auf dem Plan. Wenn man das Wetter in heimischen Gefilden sieht, war der Flug ins Warme das beste, was uns passieren konnte. In Deutschland war, wenige Tage vor Frühlingsbeginn, immernoch „Schnee schippen“ und frieren angesagt, während wir, im Land der Helenen, teilweise in T-Shirt die Sonnenstrahlen genossen. Aber dazu an späterer Stelle noch einmal.
    Insgesamt traten den Weg ans Mittelmeer sieben Herrschaften an, die allesamt der selben Leidenschaft, Fußball & Reisen, nachgehen. Neben mir waren aus Berlin noch „Union-Björn“ und Chris, ebenfalls Union-Fan, dabei. Die restlichen vier Plätze belegte die „Sektion Norddeutschland“, in Form von „HSV-Björn“, sowie Stefano, Matze und „Nille“ (alle aus Kiel).
    Wir trafen uns am Schönefelder Flughafen, und schon bald ging es Richtung Süden. Der Flug verlief ohne größere Vorkommnisse, bis auf die üblichen Verdächtigen die nach Aufleuchten des „Anschnallzeichens“ nochmal auf´s WC rennen müssen. Vorher gehen geht natürlich nicht. Nachdem der Vogel auf griechischem Boden aufsetzte, sorgte der Pilot, oder wer auch immer die Durchsage machte für eine Menge Heiterkeit unter den anwesenden Passagieren. Floskeln wie: „Kommen sie gut nach Hause, ... ach bleiben sie einfach wie sie sind“ oder „...so schön wie mit Ihnen war es noch nie“, hallten plötzlich durch die Lautsprecher. Das Lachen war groß. Als alle dachten, er sei fertig, holte er zum finalen Schlag aus: „Tschüsschen mit Küsschen“. Nun gab es kein halten mehr.
    Der „Makedonia Airport“ (Flughafen Thessaloniki), benannt nach der historischen Region Makedonien, liegt etwas außerhalb von Thessaloniki, der europäischen Kulturhauptstadt von 1997, und so wurden die letzten Kilometer bis ins Stadtzentrum mit dem Bus (# 78) zurückgelegt. Das ganze für sehr freundliche 0,80 € (am Schalter der Haltestelle). Die Fahrt dauerte etwa 30 Minuten. Durch einen Fehler meinerseits verließ die „Reisegruppe“ den Bus etwas zu früh, und so lag ein Fußmarsch von ca. 2,5 km vor uns. Die Freude darüber hielt sich bei allen Anwesenden verständlicherweise in Grenzen. Das Gute an der Misere: So entdeckten wir unseren „Futternapf“ für die kommenden Tage, sowie eine Straße voller Autovermietungen, welche für die „Sektion Norddeutschland“ noch von größerer Bedeutung werden sollte.
    Am Hotel angekommen wurden erstmal die Zimmer bezogen. Ich teilte mir ein Zimmer mit Chris (Berlin) und Eddi, der am Folgetag zu uns stieß. Er war noch auf einem ca. 36 Stunden - Trip per Bus nach Burgas, um dort ein Spiel zu besuchen. Das Bett in diesem Zimmer kostete uns 9,71 € pro Nase. Drei Nächste also für unter 30 €. Da kann man echt nicht nörgeln. Wir entschlossen uns noch einmal los zu ziehen. „Sek. Norddeutschland“ zog es zurück zur „Mietwagen-Vermieter-Allee“, während der Rest Richtung Promenade aufbrach. Bei Mietwagenvermieter machten die Nordlichter Bekanntschaft mit „Kostas“. Ein echter Typ! Die drei suchten ein Gefährt für die Fahrt nach Mazedonien, was so spontan nur schwer ginge. Kostas haute auf die Frage, was denn ein Auto für einen Tag koste, ganz trocken 185 € raus. Als Stefano ihm anbot, bei 120 € zu landen, lachte er wie in einem schlechten Hexenfilm. Am Ende zog es die Gruppe vor nach Ioannina (gegen Aris) zu fahren. Dafür kostete das Auto dann entschieden weniger. Kostas hingegen hatte seit diesem Moment „Kultstatus“ erreicht. Der ist sicher weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt.
    Unsere Reisegesellschaft traf sich wenig später wieder, und wir wählten einen kleinen Gyros-Imbiss als Ort zur Nahrungsaufnahme aus. Gyros mit „Zubehör“, in Form von Pommes und Pitabrot, für 2,50 € laut Karte! Check! Als wir dann alle bezahlten hieß es plötzlich 3,30 €. Nun ja, war ja geschmacklich in Ordnung und auch 3,30 € wert. Die Dame, die übrigens sehr gut Deutsch konnte, meinte dann in einem Gespräch das sie bis 4 Uhr geöffnet habe. Auf mein Erstaunen hin erwiderte sie „Weil wir Griechen zu Faul zum arbeiten sind“. Schon krass, das es schon so weit gekommen ist. Schade. Dies blieb allerdings unsere einzige, nicht ganz so positive Erfahrung.


    Wir beendeten den Abend in einer Bar gegenüber, wo der Wirt überraschenderweise das Spiel von „Uniono Berlino“ (Zitat Wirt) zeigte. Bei griechischem Bier, JA ich habe nach ca. 15 Jahren mal wieder ein Bier getrunken, und typisch griechischem Flair (viele ältere Herren waren vor Ort und spielten Backgammon) schauten wir also das Spiel der „Eisernen“ gegen die Jungs von Sankt Pauli. Bei den Toren sprangen selbst die Einheimischen auf. Wenig später war klar warum. Alle hatten Union auf ihren Wettscheinen! Ein paar Füchse sind das! Nach kurzem Stop im Supermarkt steuerten wir das Hotel an, wo wir nach ein, zwei Bierchen in den Schlaf vielen.
    Thessaloniki - Trip 2013
    Tag 2


    Am zweiten Tag trennten sich, nach einem kleinen Frühstück beim Bäcker gegenüber, erneut unsere Wege. „Sektion Steife Brise“ (aka Norddeutschland) holten sich ihr Gefährt bei Kostas ab, und traten den Weg nach Ioannina an, wo das Spiel gegen Aris stattfand. Sektion Berlin zog es vor, etwas Kultur aufzusaugen, und so ging es per Bus (# 23) in die hochgelegene Altstadt hinauf. Dort angekommen, genossen wir erstmal den Blick auf die gesamte Stadt und den Thermaischen Golf. Das ganze übrigens bei sehr nettem Wetter. Der Blick von dort oben ist sehr empfehlenswert. Abends soll er sich im übrigen ebenso lohnen. Wir konnten sogar die Stadien der drei großen Clubs (Aris, PAOK und Iraklis) sehen. Auf dem Gipfel der Altstadt befindet sich die Akropolis und ein altes Gefängnis, welches von einem mittelalterlichen Festungswall umgeben ist. Die alte Stadtmauer („Byzantinische Mauer“), welche seit 1988 - wie auch andere Bauwerke - zum UNESCO - Weltkulturerbe gehört, erstreckt sich von dort oben, bis in die Stadt hinab. Wer einmal in Thessaloniki zu Gast ist, sollte sich einen Besuch der Altstadt definitiv nicht entgehen lassen.
    Wir setzten unseren Weg zu Fuß weiter. Nächstes Ziel war das „Ethniko Kaftanzoglio Stadion“, welches die Heimat des 1908 gegründeten Vereins „Iraklis FC“ ist. Das Stadion wurde 1960 erbaut, und war bis zur Fertigstellung des Athener Olympiastadions, im Jahre 1982, die größte Sportstätte des Landes. Das Stadion wurde für die Olympischen Sommerspiele 2004 umfassend renoviert. Hier zu Hause sind auch verschiedene Leichtathletikvereine, welche hier trainieren. Aktuell fasst das Stadion knapp 28.000 Zuschauer. Mir gefällt das Stadion zwar, doch Charme versprüht es nur wenig. Mein persönliches Highlight sind die wuchtigen Flutlichtmasten. Im Stadionumfeld findet man viele Graffiti von „Gate 10“, den Ultras von Iraklis. Wenig später wollten wir uns noch das Basketballspiel von Iraklis ansehen, welches jedoch um zwei Stunden verschoben wurde, und somit nicht mehr in unseren Zeitplan passte.
    Nächste Station war das 1951 erbaute „Stadion Charilaou“, im gleichnahmigen Stadtteil, welches die Heimat von „Aris“, einem der zwei großen Erstligaclubs ist. Das Stadion steht mitten in einem Wohngebiet, direkt neben runtergekommenen, mediteranen Wohnblöcken. Teilweise stehen die Häuser so dicht am Stadion, das man vom Dach locker ins Stadion springen könnte. Diese Nähe zu den Häusern ist auch der Grund, das das Stadion nicht grundlegend ausgebaut wird. Beim Betreten des Stadions hatte ich Mühe, meinen Mund wieder zu schließen. Ein kleines enges Stadion, mit viel Charme und Flair. Teilweise erinnert es an die Videos welche man aus Südamerika kennt. Das Stadion wurde in mehreren Schritten modernisiert, hat jedoch trotzdem seinen Charakter behalten. Aktuell finden 23.220 Zuschauer auf den Sitzschalen, welche in Vereinsfarben - gelb und schwarz - gehalten sind, Platz. Das hier heißblütige Atmosphäre herrscht, wenn der dreifache griechische Meister (1928, 1932 & 1946) den Rasen betritt, das kann man förmlich riechen. „Aris“ hat seinen Namen vom griechischen Kriegsgott „Ares“, welcher auch im Logo dargestellt ist. Der Fanclub „Super 3“ ist einer der größten Fanclubs Griechenlands, und bekannt für seine großartigen Kurvenshow´s. Mit schwerem Herzen, verließen wir dieses Schmuckstück und unser Weg führte uns über einige Umwege zur „PAOK Sport´s Arena“, wo am Abend das erste sportliche Highlight auf dem Plan stand - Das Basketball - Derby von Thessaloniki. Die Fahrt dorthin wurde u.a. mit Taxi (wenn man handelt sehr günstig) zurückgelegt. Der Fahrer war natürlich Aris - Fan und zudem sehr freundlich. Die kurzweilige Fahrt wurde mit interessanten Gesprächen über Politik, Basketball und Fußball überbrückt.
    Samstag, 16.03.2013 um 19:00 Uhr
    A1 Ethniki (1. Basketball-Liga Griechenland)
    PAOK BC - ARIS BC 84:72
    PAOK Sports Arena (Thessaloniki, Griechenland)
    Ca. 6.500 Zuschauer (bis auf ein paar Funktionäre keine Gäste)


    An der Halle angekommen, suchten wir uns einen der „Kantina“ - Wagen (Imbisswagen) aus, wo uns der Wirt „Michael“, welcher sehr gastfreundlich war, Stühle vor den Wagen stellte, damit wir uns in der Sonne aalen konnten. Auch mit ihm wurde viel geredet - natürlich auch über Politik. Und er erzählte uns u.a. von der verhassten griechischen Regierung, welche ihm viel Geld aus der Tasche zieht, und so das Leben als Selbstständiger sehr schwer macht. Wir machten bei ihm guten Umsatz, und bekamen dafür Hacksteak. Souvlaki, Bier und so weiter. Feiner Kerl! Wenig später marschierte plötzlich eine Einheit Cop´s, in voller Montur, auf, und bildete eine Straßensperre. Wir schauten uns fragend an, doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Der Mannschaftsbus von Aris fuhr auf den abgezäunten Parkplatz der Halle. Wir verabschiedeten uns für´s Erste bei Michael, und traten den Weg ins innere der Arena an. In der Halle trennten sich unsere Wege. Björn und Chris nahmen auf der Tribüne Platz, während ich am Spielfeldrand zugegen war.


    Die Halle füllte sich recht schnell, und am Ende waren etwa 80% der Plätze belegt. Ich habe viel von diesem Spiel und der Atmosphäre bei griechischen Basketballspielen gesehen, und war dementsprechend voller Erwartungen, welche am Ende sogar etwas übertroffen wurden. Vorher hatte ich nur ein einziges Basketballspiel, per Freikarte bei Alba Berlin, gesehen. Dort schlief ich während der Veranstaltung ein. Basketball scheint nicht meine Welt zu sein. Diesmal allerdings war ich schwer begeistert, und das auch wegen des hochspannenden Derby´s.


    35 Minuten vor „Anwurf“ ertönten die ersten Melodien der PAOK-Fans. Der aktive Teil der Fans stand auf der Gegentribüne und hinterm Korb. In mehreren Bereichen hatte man eigene Anpeitscher und Trommeln. Hinterm Korb erblickten zudem mehrere große Schwenker das Hallenlicht. Die Atmosphäre wurde mit jeder Minute besser und kurz vor Spielbeginn schepperte der erste richtig brachiale Schlachtruf durch die Halle. Spätestens jetzt standen mir die Haare zu Berge. Zum Anwurf wurden Papierschlangen, Kasselrollen u.ä. auf´s Feld geworfen. Zudem gab es Gesänge vom allerfeinsten. Plötzlich wurden zwei, drei Monsterböller gezündet. Nun war mir klar - du bist mittendrin! That´s PAOK! Es hingen ca. 50 Zaunfahnen in der kompletten Halle. Absolut irre! Viele Sektionsfahnen von „Gate 4“, sogar aus weit entfernten Ländern wie Belgien. Cop´s in voller Montur, sogar mit Schutzschildern, stellten sich schützend um die 20 Gästefans (wohl Funktionäre etc.) herum. Vor dem Spiel gab es an einer Stelle sogar kleinere Auseinandersetzungen zwischen PAOK-Fans und der Staatsmacht.


    Was sich dann auf den Tribünen abspielte, kann man nur schwer in Worte fassen. Auch diverse „Youtube“- Videos geben nicht das Gefühl wieder, was man vor Ort hat. Es war einfach unbeschreiblich mit was für einem Fanatismus das eigene Team unterstützt wird. Ich rannte am Spielfeldrand auf und ab, um Bilder machen zu können. Ich würde Zeuge von monströsen Pogo´s, welche im Wechsel von allen drei aktiven Tribünen gemacht wurden. Ein Pogo, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Manchmal sah es nach einer wüsten Schlägerei aus, und ich mußte wirklich genauer hinsehen. Durch die Böller und dem Rauch (in der Halle wurde geraucht) war die Luft schon eng genug. Als die drei Tribünen plötzlich nacheinander mit unglaublich hoher Mitmachquote mit dem Rücken zum Spielfeld hüpften war klar, das der Besuch bei diesem Spiel die goldrichtige Entscheidung war. Die Schlachtrufe und Gesänge dröhnten mir, und auch den anderen, noch lange durch den Kopf. Die Atmosphäre erreichte ihren Siedepunkt, als PAOK einen 0:14 Rückstand aufholte und 3:09 Minuten vor Ende des zweiten Viertels plötzlich mit 31:30 führte. Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr. Ich hatte schwer mit meiner Gefühlslage zu tun.


    Die Spieler von PAOK begannen das Spiel etwas nervös und so lag Aris nach 5 Minuten bereits 0:14 in Führung, was der Atmosphäre keinen Abbruch tat. Im Gegenteil. Mit brachialsten Schlachtrufen feuerten die Fans ihre „Götter“ an. PAOK fing sich dann etwas und so ging es mit einem 14:22 in die erste Pause. Im zweiten Viertel drehte PAOK dann auf, ging in Führung und übernahm das Kommando. Man spielte nun aggressiver und ließ jeden Gast in der Halle verzweifeln. Am Ende hieß es 41:36 nach zwei Vierteln. Jeder Aris-Angriff wurde nun von einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert begleitet. Das Verhältnis auf dem Parkett blieb auch im dritten Viertel unverändert, und PAOK konnte die Führung behaupten (58:48). Im letzten Viertel wurde es nochmal spannend, doch PAOK siegte am Ende verdient mit 84:72. Der Coach von PAOK rannte wie ein aufgescheuchtes Reh am Spielfeldrand umher, und machte seinen Spielern sicherlich Konkurrenz, wenn es um „gelaufene Kilometer“ geht. Großen Anteil am Sieg hatten die Spieler William Hatcher und Konstantinos Charalampidis, welche mit vielen Punkten dazu beitrugen, das das Derby, gegen den zehnmaligen Meister Aris, gewonnen wird. Im PAOK Fanblock wurde kurz vor Spielende noch ein „Strobo“ gezündet. Pyrotechnik in der Halle. Ein Ausdruck dessen, was man dort erlebt. Aris hatte seine goldenen Jahre in den 80ern, als man quasi Serienmeister war. PAOK hingegen hat bisher „nur“ dreimal den nationalen Titel errungen.


    Wir statteten unserem „Gyros-Shop“ noch einen Besuch ab, wo es noch gleichnamiges vom Spieß gab. Im Hotel ließen wir den Tag, bei einem Bier, Revue passieren. Dieser Tag wird bei mir ewig in Erinnerung bleiben. Ich habe noch nie einen solchen Fanatismus erlebt, und das beim Basketball! Immerwieder würde ich dort zu einem Basketballspiel gehen, wenn einer der „Großen“ gegen einen „großen“ Gast spielt. Mit diesen Eindrücken trat ich dann etwas später den Gang ins „Schlummerland“ an. Nichts konnte mir diese Eindrücke nehmen. Auch nicht der Straßenlärm der durch undichte Fenster zusätzlich ins Zimmer drang. Ich schlief wie ein Murmeltier.



    - Ende Teil 1 -



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