Die Aachse des BOese - oder Alemania Aachen vs. SV Babelsberg 03 1:2 (1:)

  • „Weißt Du noch, vor 35 Jahren kam ein Baby angefahren, ohne Hemdchen ohne Schuh -


    Moppel-Oese, das warst Du.“




    In so einem Alter setzen sich die Ersten zu Ruh, genießen ihre Rente
    oder machen eine Weltreise. Ganz so weit sollte es für mich nicht gehen,
    aber zu fünft in nem PKW kommt eine Reise nach Belgien auch einer
    Weltreise nah. Um kurz nach Sieben schellte an meinem Ehrentag der
    Wecker. Ein Quartett entfernter Bekannter erwartete mich bereits am
    blauen Fabia-Blitz. Fabia kommt im Übrigen aus dem Lateinischen und
    bedeutet Bohne. Nomen est omen? Nachdem sich unser Fahrer bei Dr. Herber
    noch den Rücken einrenken ließ, ging es schon mit halber
    Sputnik-Geschwindigkeit Richtung Brüssel.




    [Blockierte Grafik: http://www.bbg03.de/sites/default/files/spielbilder/1213_erste/03aachen1.jpg]



    Bei Fussball-, Brandenburg-und Musikquiz verging die Zeit wie im
    Steigflug von Felix Baumgartner. Zusätzlich gab es Cowboy-Melodien für
    die Cowboy-behutete Truppe. Brüssel erwartete uns mit sagenhaften 17
    Grad: Fritten raus, is' Sommer! Nach einer Stärkung mit den
    überbewerteten Kartoffelstäbchen und einem Abstecher zum wahnsinnig
    imposanten Grote Markt inkl. "Manneken Pis" machten sich die fünf
    Freunde Julian (Henner), Dick (Oese) und Anne (Neffi), Georg (Henning)
    und Timmy der Hund (Perle) zum Stadion des FC Brüssel auf, das
    Abendspiel der zweiten belgischen Liga stand auf dem Plan.




    [Blockierte Grafik: http://www.bbg03.de/sites/default/files/spielbilder/1213_erste/03aachen2.jpg]



    Für 15 Euro durfte das marode, aber mit morbidem Charme gesegnete
    Edmond-Machtens-Stadion ohne jegliche Kontrolle betreten werden. Auf den
    Tribünen in Belgien sind Getränke und Essen verboten, so hielt man sich
    teilweise in den Katakomben des Betonwerks auf. Die Qualität auf dem
    Platz ließ zu wünschen übrig und Oostende führte nach 70 Minuten mit
    0:2, ehe kurz vor Schluss Aalhoul mit seinem 5. Saisontor verkürzen
    konnte. Der Pöbel auf der Heimseite feuerte die junge Truppe nochmals
    an, es blieb aber beim knappen Auswärtssieg für die Jungs von der Küste.
    Nomen est omen – Part II?



    [Blockierte Grafik: http://www.bbg03.de/sites/default/files/spielbilder/1213_erste/03aachen3.jpg]



    Nachdem Neffi die allerletzte Frage bei seinem „Wer wird
    Millionär?“-Spiel beantwortet hatte und danach mit dem Zustellbett
    zusammengebrochen war, sanken wir in einen kurzen Schlaf, wartete doch
    Aachen auf uns.


    Überpünktlich, da es in Brüssel kein adäquates Café gab, erreichten wir
    das Prunkstadion der Dritten Liga – den neugebauten Tivoli. Für 50 Mio.
    Euro wurde dort ein echtes Schmuckstück aus dem Boden gestampft, der
    allerdings in keinem Verhältnis zur sportlichen und finanziellen
    Situation der Alemannia steht. 1,7 Mio Euro Miete pro Saison kann sich
    nicht jeder Drittligist leisten. Dank unserer Lounge-Tickets genossen
    wir leckere westfälische Spezialitäten und hatten einen wunderbaren
    Blick auf Spielfeld und Gästeblock, welcher sich nach kurzer
    Kartenpreisnachlassdiskussion mit ca. 100 Nulldreier_innen gefüllt
    hatte.



    [Blockierte Grafik: http://www.bbg03.de/sites/default/files/spielbilder/1213_erste/03aachen4.jpg]



    Zum Spiel: Unsere Babelsberger Truppe begann forsch. Schon nach drei
    Minuten konnte Aachens Keeper Flekken gerade so noch vor Heil klären.
    Auf der Gegenseite schnibbelte Schumacher einen Freistoß weit über das
    Tor von Sascha Studer, der den rot gesperrten Freddy Löhe gut ersetzte.
    Eventuell hätte er in der 8. Minute lauter „LEO“ rufen müssen: Touré
    netzte nach einer Aachen-Ecke relativ unbedrängt in den eigenen Kasten
    ein. Scheiße! Wer aber nun dachte, dass unsere in Rot gekleideten Jungs
    den Kopf in den sandigen Rasen stecken würde, wurde eines Besseren
    belehrt. Nur eine Minute später kam Müller nach einer Flanke von der
    linken Seite zu einer riesigen Möglichkeit, doch sein Kopfball ging
    knapp links vorbei (9.). Die nächste gute Gelegenheit hatten allerdings
    wieder die Gastgeber: Marquets Freistoß flatterte knapp an Studers
    Kasten vorbei (17.). Oliver Heil hätte nach zwanzig Minuten den
    Ausgleich besorgen können, doch Flekken parierte. Zehn Minuten vor Ende
    der ersten Hälfte hatte Kreuels das 1:1 auf dem Fuß, doch wieder findet
    ein Nulldreier in Flekken seinen Meister (35.). Nur sechzig Sekunden
    später verzog Heil knapp. Das Remis wäre jetzt mehr als verdient
    gewesen, denn von Aachen kam in der Phase spielerisch nichts. Auch von
    den Rängen des Tivolis kam wenig Anfeuerndes: Der Aachener Anhang beließ
    es bei Pöbelgesängen und öden Schmähungen – peinlicher, homophober
    Dreck. Dass ich ein Hurensohn bin, verneinte meine Mutter beim gestrigen
    Telefonat, diesen Karriereweg hatte sie zum Unwissen der kreativen
    Aachener Fans nicht eingeschlagen.




    [Blockierte Grafik: http://www.bbg03.de/sites/default/files/spielbilder/1213_erste/03aachen5.jpg]



    Keine sieben Minuten waren im zweiten Abschnitt gespielt und es stand
    endlich 1:1 – nach einem Kreuels-Freistoß netzte nun Murakami
    unnachahmlich ins eigene Tor ein (52.). Aachen war mehr als geschockt,
    die Babelsberger Führung lag in der Folgezeit in der Luft: Kragl tauchte
    frei vor Flekken auf, aber der beste Alemanne verhinderte Schlimmeres
    (54.). Zwanzig Minuten vor Ende der Partie zappelte das Leder plötzlich
    in Studers Kasten, ich rief „Scheiße“ und gleich darauf „JA“ – der
    Schiedsrichter hatte eine Abseitsstellung erkannt – guter Mann.
    „JAAAA!!“ konnte ich nach endlosen Schlussminuten, in denen die Aachener
    nochmals aufdrehten und zu diversen Möglichkeiten kamen, doch noch
    einmal brüllen: In der 89. Minute zirkelte der eingewechselte Essig
    einen Freistoß traumhaft ins linke Eck. Riesiger Jubel im Gästeblock,
    riesiger Jubel bei fünf Exil-Logenplatzguckern (vergl. Bonzen, die) und
    ganz, ganz viele Aachener mit Flunsch.




    [Blockierte Grafik: http://www.bbg03.de/sites/default/files/spielbilder/1213_erste/03aachen6.jpg]




    Vielen Dank an die Jungs, mit denen ich diesen tollen Kurztrip machen
    durfte, an unsere Kellnerin Lena aus dem Tivoli, an die Mannschaft und
    an meine Eltern, ohne die dieser 35. Geburtstag nicht möglich gewesen
    wäre. Euer Oese



    Alemannia Aachen: Flekken, Wilschrey, Brauer,
    Murakami, Strujic, Drevina, Heller, Schumacher (87. Pozder), Andersen
    (14. Garcia; 66. Kefkir), Marquet, Thiele



    SV Babelsberg 03: Studer, Touré, Berzel (75. Koc), Reiche, Groß (86. Mihm), Kragl (83. Essig), Hebib, Evljuskin, Kreuels, Müller, Heil



    Tore: 1:0 Eigentor Touré (8.), 1:1 Eigentor Murakami (52.), 1:2 Essig (89.)



    Gelb: Brauer, Schumacher



    Zuschauer: 8711



    03er: ca. 100

    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
    RP03