Der 1. FC Union Berlin gewinnt gegen den FC Energie Cottbus mit 3:1

  • Samstagmittag in Köpenick. Aufraffen und raus, denn die Gurken sind in der Stadt. Da mein Arbeitskollege Cottbuser ist und zum FC Energie hält, treffen wir uns noch kurz an der Anlegestelle, wo ein Teil der Gästefans per Dampfer kommt, um beidseitig tiefzustapeln. Nachdem ich unsere Verletztenliste durch habe und versuche zu erklären, warum unser Trainer im Grunde nur noch auf die E-Jugend zugreifen kann, kommt von der Gegenseite gleich dieses Bauchgefühl, dass heute die erste Niederlage fällig ist. Bei allem Understatement wollen wir aber beide das gleiche. So zieht er dann mit ein paar anderen Lausitzern und einem Bierchen in der Hand Richtung Gästeblock. Ich nehme den Weg durch die Hämmerlingstraße und überlege, ob ein Bier zu dieser frühen Tageszeit das Richtige für mich wäre. Und gibt es am und im Stadion heute überhaupt ein Getränk mit Umdrehungen…


    Im Stadion sind die Blöcke bereits gut gefüllt. Die Gästefans feiern ihr Team während der Aufwärmphase, auf der anderen Seite herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Union-Lieder, Aufstellungen und mit der Hymne sowie einem Intro auf der Waldseite kommen die Mannschaften auf den Platz. Es kann losgehen. Die ersten Minuten sieht Union keinen Stich, die Gäste lassen den Ball laufen, ohne dabei jedoch gefährlich vor das Tor zu kommen. Bereits nach wenigen Minuten haben die Lausitzer aber ihr Pulver auf dem Feld und den Rängen verschossen. Da auch unsere Kicker nicht viel zu bieten haben, verflacht das Spiel. Es erinnerte zeitweise an die erste Halbzeit beim 1. FC Kaiserslautern. Doch des so näher die Pause rückt, übernimmt der FCU die Kontrolle. Vor allem über die rechte Seite ist Union stark. In der 32. Minute scheitert Quiring an Kirschbaum, zwei Minuten später kommt Mattuschka im Strafraum an den Ball, flankt in die Mitte und dort kommt Terodde mit seiner Stirn vor dem Lausitzer Keeper an das Spielgerät – 1:0. Das Stadion steht Kopf und da Cottbus keine wirklichen Bestrebungen in Richtung unseres Tores zeigt, ging es endlich mal entspannt in die Pause.


    Nach der fünfzehnminütigen Unterbrechung änderte sich jedoch das Geschehen auf dem Platz. Nun spielte erst mal nur der FC Energie und das auch noch so schnell, dass unsere Abwehrreihe mal wieder nicht auf der Höhe war. Über die rechte Seite brachen die Lausitzer in der 50. Minute durch und der Ball kam zu Daniel Adlung, der das Leder unbedrängt einnetzte. Die Innenverteidigung schaute dabei nur zu, vor allem Stuff wirkte sehr unglücklich. Nun kochte auch mal der Gästeblock kurz auf, nach fünf Minuten war da aber wieder Ruhe. Der FCE wurde in seinen Bestrebungen gleich noch einen weiteren Treffer nachzulegen, jäh gestoppt. Zunächst kam Jopek nach einem Zuspiel von Quiring im Strafraum an den Ball, er schließt den Konter aber zu überhastet ab. Kurz darauf setzte Union aber gleich den nächsten Konter gegen eine aufgerückte Lausitzer Hintermannschaft. Dieses Mal steckt Terodde zu Quiring durch und dieser bringt den Ball im Tor unter. Jubel und Freude pur auf den Rängen, nicht ahnend, dass die nächsten Minuten richtig dramatisch werden sollten. Der FCE packte eine Schippe drauf und zeigte mal wieder unser größtes Problem auf: Die Innenverteidigung ist nicht zweitligatauglich. Zwanzig Minuten vor dem Ende wird Sanogo steil geschickt, Puncec ist nicht wirklich auf der Höhe und so muss Schönheim in die Mitte ziehen. Sanogo kreuzt dabei geschickt und geht bei Körperkontakt zu Boden. Rot für Union und Elfmeter für Energie sind die Folge. Die Gesichter auf den Traversen hatten dabei alle denselben verzweifelten Blick. Wieder einmal schien der Nachmittag ein schlechtes Ende zu nehmen. Elfmeter gegen uns und ein Mann weniger auf dem Platz. Doch beim dritten Elfmeter gegen uns in dieser Saison ahnt Haas die Ecke und blockt den Schuss, anschließend knallt Karl den Ball ins sichere Toraus. Wie bei einem Tor brandet der Jubel durch das Stadion, alles springt, hüpft und schreit. Die Bierbecher fliegen durch den Block, alle liegen sich in den Armen. Die sich lösende Anspannung ist aber nicht nur oben sondern auch unten auf dem Spielfeld zu spüren. Haas schreit seine Freude heraus, während alle Feldspieler versuchen, ihn zu umarmen. Es war letztlich der Knackpunkt der Partie. Cottbus dezimierte sich kurz darauf selbst, indem Torschütze Adlung den Linienrichter oder Quiring als ‚Spast‘ bezeichnete. Zehn gegen Zehn und die Gäste ohne wirkliche Idee, um den nötigen Druck zu entfachen. Stattdessen war es dem eingewechselten Silvio vorbehalten, die Entscheidung einzuleiten. Einen Kontergegenstoß scheint der Brasilianer auf der linken Seite zunächst zu verschleppen. Er sieht aber im richtigen Augenblick den allein auf das Tor zu stürmenden Jopek und der geht mit dem Leder links an Kirschbaum vorbei, um anschließend das Stadion in ein Tollhaus zu verwandeln. Endlich war das Glück mal auf unserer Seite…


    Feststellen muss ich aber, dass ein Unentschieden gerecht gewesen wäre. Die Spielanlage der Lausitzer war besser, aber schon gegen Köln hat unsere Mannschaft den Willen gezeigt, den es braucht, um eine schwierige Situation zu durchstehen.


    Egal, die Mannschaft wurde auf der Ehrenrunde gefeiert und diese genoss es und ließ sich noch mehr Zeit als sonst. Eine Stunde nach Spielschluss schlich noch Mattuschka durch die Anliegerstraßen, als er uns erblickte, winkte er aber nur kurz zurück, um schnell hinter der nächsten Ecke zu verschwinden. Hat wohl keine Zeit mehr, ein weiteres Mal den Spielverlauf zu erklären.


    Wenn nun endlich noch ein Auswärtserfolg folgen würde, könnte dieses Krisen-Ding endlich beendet werden. Aber wann haben wir zuletzt in Hamburg gewonnen? Selbst beim Hamburger SV II hat es nie gereicht. Da ist nicht unser Pflaster…


  • Also ich fand Nemec stark verbessert. Sah so ein wenig nach der alten Mosquera-Taktik aus. Weite Abschläge, die von Nemec verlängert werden und Terodde oder einer der beiden Flügelflitzer erreichen diesen. Ist nicht sonderlich modern, aber ein zusätzliches Mittel.


    Interessant fand ich auch das Jopek und Mattuschka regelmäßig die Positionen gewechselt haben. Da wird dem Youngstar einiges zugetraut und vor allem dürfte nun für Belaid erst mal kein Platz mehr sein. Trotzdem war die linke Seite oft verwaist, das Duo Pfertzel/Quiring war wesentlich präsenter.