"Ich war länger in Jena als in Stuttgart" oder VfB Stuttgart II vs. Babelsberg 03 2:1 (2:1)

  • Oh man, wo fängt man nach so ner Tour und so einem Ergebnis den Spielbericht an; am besten vorn. Getreu dem Motto meines Freundes Lüschi „Man muss dem Fußballgott auch mal ne Chance geben“ reservierte ich zeitnah ein Busticket für die Fahrt ins Schwabenland, doch wenige Tage später folgte die Ernüchterung: „Oese, wir kriegen unter der Woche nicht genug Leute für den 53er Bus
    zusammen.“ Doch gewusst wie („Babelsberger, es geht nicht asozialer“), unser großartiger Busorganisator DJ Uzi inserierte die freien Plätze beiwww.mitfahrgelegenheit.de, www.ichfahrauswärtsdennfreundehabich.net sowie www.muttisagtwirsollnzumessenhoch.com und schwupps die wupps hatten wir weitere Gäste an Bord. „Cata fährt bis Stuttgart, Sina nur bis Jena, dafür schnappen wir da noch die beiden aus Costa Rica auf und dann noch ne Truppe, die will nur von Jena nach Schweinfurt, ach ja, vonSchweinfurt nehmen wir auch noch welche mit nach Stuttgart, ach ja, und wer wollte denn nochmal in Suhl dazusteigen?“ – hier war Organisationstalent gefragt. Um kurz nach 7 quälte ich mich aus meinem Bett und bestieg die pünktliche Tram nach Babelsberg, Dutzende von Brötchen und Stullen wollten noch liebevoll geschmiert und gepackt werden. Das wurden sie auch und um 10 Uhr durch die Türen des Busses
    manövriert. Okay, Türen zu und Vollgas…aber daraus wurde nichts. Die hintere Tür des Fortbewegungsmittels ließ sich aufgrund von
    Hydraulikproblemen nicht mehr schließen und so langsam beschlich mich leichte Panik. Das Alarmpiepen der Buskontrolleinheit erlosch erst kurz vor 11 Uhr, ein Buswechsel nahe Coswig war dennoch unumgänglich. Raus ausse Kartoffeln, rinn in den Ersatzbus, ruff uffe Autobahn, runter vonne Autobahn, in Leipzig wurden um 13 Uhr die Fahrer getauscht und neue Mitfahrer stiegen ein. Die Zeit rann wie Sand durch eine Sanduhr unaufhörlich davon…nächster Stopp vor Jena, „Tschüß Therees“ gesagt und weiter über Landstraßen in die vollgestopfte thüringische Universitätsstadt. Jena-Paradies, 14:15h der nächste Halt, wir habens ja. Vorbei am Gasthaus „Zum Roten Hirsch“ (gekochte Rinderbrust mit Wickelklößen für 6,50 Euro) nach Jena-Göschwitz 14:36h, warum auch nicht, diese Stadt hat ja etliche nette Ecken. 15:14h ab in den Stau aufder A4 und jetzt war auch dem und der Letzten klar, ditt wird enge…also nicht nur mit dem pünktlichen Anpfiff, sondern überhaupt. Ich für meinen Teil liebäugelte schon mit der gekochten Rinderbrust mit Wickelklößen, aber unbeirrt peitschten Norbert und Frank ihr Gefährt mit ca. 25 km/h gen Südwesten. 16:07h Suhl, nur noch 281 Kilometer. Nachdem
    auch noch diverse Mexikaner, Araber und Brasilianer unseren Multikultibus komplettiert hatten, stand einer verspäteten Ankunft in
    Stuttgart nichts mehr im Wege. 40 Minuten nach dem Anpfiff erreichten wir das Gazi-Stadion und ich sah noch zwei Sachen vor dem Pausenpfiff: Cata, die sich spontan gegen ihren Weiterreise nach Tübingen entschlossen hatte und uns in den Gästeblock begleitete – und Thobias Rathgeb, wie er Löhe mit seinem Elfmeter keine Abwehrchance gab (45.)



    Trainer Benbennek hatte sein Team nach der Niederlage gegen Halle erneut umgestellt, Reiche spielte auf der Sechs, die Abwehr sollte von Rudolph, Berzel, Hebib und Kühne zusammengehalten werden. Im Mittelfeld sah man Touré, Kreuels und Groß, vorn waren Müller und Heil als Stürmer aufgeboten. Laut diverser Fußballintersetseiten und begannen unsere Nulldreier entschlossen und wurden bereits nach fünf Minuten belohnt, nach einem Foul von Vecchione an Heil verwandelte Kreuels den Strafstoß zur Führung unserer Blau-Weißen (5). Keeper Vlachodimos ahnte zwar die Ecke, war aber bei dem platzierten Schuss machtlos. Babelsberg war in der Folgezeit auch weiter am Drücker, erst nach mehr als zwanzig Minuten ein erstes Aufbäumen der Stuttgarter U23, Hemleins Schuss kann Löhe
    allerdings parieren. „Wenna rauskommt, mussan haben“ - in wie vielen Poesiealben von uns steht diese Weisheit, die schon so viele Torhüter auf der Welt groß gemacht hat; unser Keeper hat dafür noch nen Moment Zeit, denn bei dem Steilpass von Geyer auf Benyamina sah er nicht sonderlich gut aus, der Bruder von Karim umkurvte ihn und vollendete per Heber in Minute 37. Sicherlich ein schönes Tor - ich war ja noch im Bus. Kurze Zeit später geschah das, was ich oben schon erwähnte, Schiedsrichter Jonas Weickenmeier in seinem ersten Drittligaspiel (Respekt, zehn gelbe Karten) wollte ein absichtliches Handspiel von Groß gesehen haben. Den Elfer verwandelte Rathgeb souverän (45.).


    Wer auf ein Aufbäumen unserer Babelsberger, jetzt mit lautstarker Unterstützung aus dem Gästeblock, gerechnet hatte, wurde bitter
    enttäuscht. Zu wenig kam über die Außen, zu wenig Biss war in den Zweikämpfen zu spüren. Auch die Wechsel brachten nicht die gewünschte Trotzreaktion. Nur vereinzelt sah man den Willen, den Bock noch umzustoßen (Kauffmann, 79., Berzel, 87.). Ich bin davon überzeugt, dass es die Mannschaft spielerisch drauf hat, mir scheint viel mehr ein Kopfproblem zu existieren – ein Rückstand paralysiert diese junge Truppe. Ja, mir fehlt Alme Civa.


    Die Rückfahrt ist schnell erzählt und zäh erlebt. Nachdem wir unseren Neu-Fan Cata verabschiedet hatten, ging es, unterbrochen durch
    berufsbedingte Fahrpausen, auf die nächtliche Autobahn gen Heimat. Untermalt wurde die Tour durch grenzwertige Splatter- und
    Niveaulimbo-Filme aus dem Bord-DVD-Player, die ein Schlafen nahezu unmöglich machten. Um kurz vor Sechs erreichte der silberne Asphaltkönigden Lutherplatz, wo bei einem kurzen Frühshoppen der Donnerstag begrüßtwurde.


    Osnabrück schlagen – egal wie, dann DANKE NULLDREI


    PS: Danke an Charlez für meinen Spielberichtstitel.


    VFBII: Vlachodimos - Vecchione, Geyer, Röcker, Vitzthum, Khedira, Rathgeb, Janzer (67. Berko), Holzhauser (85. Maletic), Benyamina,
    Hemlein (90. Vier)


    Nulldrei: Löhe - Kühne, Hebib, Berzel, Rudolph, Kreuels (80. Hartmann), Reiche ,Groß, Touré (58. Kauffmann), Heil (80. Lemke), Müller


    Gelb: Janzer, Holzhauser, Hemlein, Berko – Kreuels, Touré, Kühne, Müller, Reiche, Berzel


    Tore: 0:1 Kreuels (5.), 1:1 Benyamina (37.), 2:1 Rathgeb (45.)


    Nulldreier: ca. 55


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