13.03.2012 KKS Lech Poznan vs Wisla Krakow (Puchar Polski)

  • Dienstag, 13.03.2012 um 18:30 Uhr
    Puchar Polski (polnischer Pokal)
    KKS Lech Poznan - Wisla Krakow 0:1
    Stadion Miejski (Poznan)
    16.839 Zuschauer (ca. 120 Gäste)


    Am frühen Dienstagmorgen, um 05:15 Uhr, kehrten wir aus Wien wieder und knapp 5 Stunden später ging es wieder ins Ausland. Diesmal sollte es ins polnische Poznan gehen, wo am Abend das Viertelfinal-Hinspiel Lech Poznan - Wisla Krakow stattfinden sollte. Vorher ging es allerdings nach Hause, Koffer auspacken und duschen. Meine bessere Hälfte zog es vor Schlaf nachzuholen. Das eigene Bett ist halt doch was anderes als ein Reisebus. Sie hatte wegen ihres Dienstes am kommenden Tag eh keine Lust auf die Fahrt, und so machte ich mich mit Marco, Maik und Laura auf den Weg nach Poznan. Maik stellte freundlicherweise sein Gefährt zur Verfügung und so entstanden kaum Kosten für diese Fahrt. 20 € Spritgeld waren fällig geworden. Für um die 600 Kilometer insgesamt sicher in Ordnung. Um 10 Uhr traf ich mich mit Maik und Laura am Bahnhof Südkreuz in Berlin. Marco stieg erst am Bahnhof Rzepin, kurz hinter der Grenze, zu.


    Die fahrt bis Rzepin verlief völlig problemlos. Marco kam mit dem Zug ebenfalls pünktlich an, und so ging es auch weiter nach Poznan. Da die neue Autobahn „Autostrada“ (A2) bis nach Poznan durchführt, braucht man eigentlich nicht mehr die 3,5 - 4 Stunden die man sonst benötigte, wenn man über Landstraße fuhr. Wir fanden allerdings die Auffahrt nicht mehr. Völlig verrückt. Da findet bald die EM statt, die Autobahn wird neu gebaut, doch man findet sie kaum. Wir fuhren also erst einmal Landstraße. Irgendwann mußte doch ein Hinweisschild kommen. Doch weit gefehlt. Wir fuhren zwar die richtige Richtung, doch von der A2 war keine Spur. Irgendwann bei Swiedbodzin fanden wir die Autobahn zwar, doch keine Auffahrt. Und wenn man eine fand, war sie noch gesperrt. Na wunderbar! Wir fuhren weiter, und ca. 40 Kilometer vor Poznan war sie dann da. Die Auffahrt auf die neue A2. Irre! Die restliche Fahrt bis Poznan verlief sehr gut, und so kamen wir nach guten 4 Stunden am Stadion von Lech an.


    Nun sollte die „Karta Kibica“ besorgt werden. Das ist eine personalisierte Fankarte in Form einer Chipkarte, wo dein Name und dein Foto aufgedruckt werden. Damit kann man jetzt Tickets für die Spiele von Lech Poznan erwerben. Die Schlangen an den Kassen waren enorm. Wir standen da locker 30-40 Minuten. Als wir dran waren entpuppte sich Marco als perfekter Dolmetscher. Schon genial wenn man eine Fremdsprache völlig fließend spricht. Die „Karta“ wurde besorgt und nun sollte es nochmal in die Stadt gehen. Doch der Verkehr war die Hölle. Überall Ampeln die aus waren, aufgerissene Straßen und Cops die den Verkehr regelten, oder dies zumindest versuchten. Für 4 Kilometer brauchten wir bald 45 Minuten. Da die Zeit langsam knapp wurde entschieden wir uns wieder zurück zu fahren und ins Stadion zu gehen.


    Das „Maiksche Gefährt“ wurde 6-700 Meter vom Stadion entfernt auf einer großen Wiese abgestellt. Das klappte wunderbar. Zu Fuß ging es dann mit der Masse ins Stadion. Wir hatten Karten für die Gegentribüne für 40 Zloty, was umgerechnet knapp 10 € sind. Auf der Tribüne konnte man sich dann sowohl unten als auch oben, frei bewegen. Wenn man schon hier ist darf auch eine „Kielbasa“ nicht fehlen. Für 10 Zloty (ca. 2,50) gab es eine, die geschmacklich okay war. Gab schon bessere. Dann ging es ins Stadioninnere. Von Außen sieht das neue Stadion schon recht impulsant aus, von Innen dann noch etwas mehr. Eigentlich ist es ein einfacher Betonklotz, aber definitiv einer der geilsten. Die wuchtige 3-stöckige Hintertortribüne, wo die fanatischsten Fans von Lech stehen, ist schon echt beeindruckend. Die Haupt- und Gegentribüne bietet 2 große Ränge und die andere Hintertorseite 2 kleine Ränge. Das Dach ist dort auch niedriger als über dem restlichen Stadion. Man ist selbst oben noch relativ nah am Spielfeld dran.


    Das Spiel war kein Kracher, aber in Ordnung. Lech hatte sich ein 4:2 Chancenverhältnis heraus gespielt, doch das Tor fiel einfach nicht. Stattdessen netzte Wisla in der 70. Minute ein. Der Sieg für Wisla fiel definitiv glücklich aus. Lech hat nun im Rückspiel die Chance noch weiterzukommen.


    Die Stimmung im Stadion ist einzigartig. Die Hintertorseite war auf 2 Rängen besetzt. Der 3. Rang blieb zu. Was sich dort dann abspielte war phänomenal. 90 Minuten Dauersupport (selbst nach dem 0:1), eine Lautstärke, die ihres Gleichen sucht, und eine Mitmachquote die so ziemlich 90 Minuten lang bei 95-100 % lag. Absolut geil. Die 2 Schalparaden, die Hüpfaktionen, die Klatscheinlagen und der Support hatten mich vollstens überzeugt. Schon derb, wenn 2 Ränge (ich denke es waren 7-8.000 Leute) komplett und vor allem im SELBEN Rythmus hüpfen und klatschen! Das Highlight war die Hüpfaktion mit Rücken zum Spielfeld. Das sah so edel aus, das muß man erleben! Bei vielen Gesängen und Schlachtrufen stiegen auch die anderen Tribünen mit ein, wo es dann wirklich ohrenbetäubend laut wurde. „Heja Heja Kolejorz“ schallte es des öfteren durchs Stadion, und wohl auch weit darüber hinaus. Was ich auch sehr gut fand, war die Art und Weise des Supports. Die Lieder wurden brachial laut und lange gesungen. Es gab nur wenige Wiederholungen. Ein Haufen verschiedene Lieder. Ich hatte nicht selten Gänsehaut. Auch extrem geil war der Wechselgesang und die Pogos. Insgesamt war das der beste Auftritt den ich je von einer Heimkurve gesehen habe. Vor dem Fanblock prangt die lange „Kibolski Klub Sportowy Lech Poznan“ - Zaunfahne. Passt optisch perfekt zur Kurve.


    Die knapp 120 Gäste hatten 90 Minuten nicht einmal was gerufen oder gesungen. Warum auch immer. Einige Zaunfahnen wurden ausgebreitet und dann beließ man es bei „Fußball schauen“. Schade!


    Nach dem Spiel ging es dann zügig zum Auto zurück. Vom Parkplatz kamen wir noch schnell weg, doch dann verstopfte der Verkehr etwas, was uns ca 30 Minuten Zeit kostete. Einen Stop an der Tankstelle legten wir auch noch ein, bevor es auf die A2 zurück nach Berlin ging, was uns nochmal 20-30 Minuten kostete. Als es weiter ging machte sich bei mir die Müdigkeit breit. Die Augen fielen zu, und ich wachte erst auf der Berliner Stadtautobahn wieder auf. Das tat gut! Um Mitternacht etwa kamen wir wieder am Bahnhof Südkreuz an. Marco und Ich fuhren mit der S-Bahn nach Lichtenberg, wo sich dann die Wege trennten. Um 01:15 Uhr etwa fiel ich ins Bett. Die Fahrt verlief wohl problemlos und flink. Die neue Autobahn macht es tatsächlich möglich, bei perfekten Umständen in gut 2 Stunden von Berlin nach Poznan zu gelangen. Das werde ich jetzt sicher des öfteren in Anspruch nehmen, denn Lech Poznan ist einen mehrmaligen Besuch definitiv wert.


    Danke an Maik, Marco und Laura für die Fahrt. War echt genial. Gerne wieder!


    Bilder sind auf meinem Blog zu finden. Adresse siehe unten.