9:9 - "Ein altersgerechtes Spielmodell" ???
Ab der kommenden Saison (2011/12) wird bei der D-Jugend (U12/U13) bundesweit in allen Spielklassen (Gruppe bis Bezirksoberliga) 9 gegen 9 auf einem "verkleinerten Großspielfeld" (es gelten die DFB-Großfeldregeln) gespielt. Im Interview erläutern Karl-Heinz Wilhelm, Vorsitzender des Verbands-Jugendausschusses, und BFV-Cheftrainer Reinhard Klante die Hintergründe. Ebenso finden Sie nachfolgend die Eckpunkte der neuen Spielform sowie eine Grafik, die das verkleinerte Großspielfeld erläutert.
Herr Wilhelm, ab der Saison 2011/12 wird in ganz Deutschland im D-Jugend-Bereich verbindlich ein 9:9 praktiziert. Wie kam es zu dieser Regelung und was bedeutet das genau?
Karl-Heinz Wilhelm: Dies ist der Abschluss eines langjährigen Prozesses, der von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer eingeleitet wurde, damit den Kindern ein altersgerechtes Fußballspielen ermöglicht werden kann. Die Spielfelder sollen in punkto Abmessungen - genauso wie die Spielbälle in punkto Größe und Gewicht -altersklassengerecht angepasst sein. Damit soll es für die Kinder zu mehr Torraumszenen und mithin zu mehr positiven Spielerlebnissen kommen. Auf dem 40. Ordentlichen DFB-Bundestag in Essen wurde beschlossen, für den D-Jugend-Bereich diese neue Spielform einzuführen. Es handelt es sich um ein Spielen mit 9 Spielern inkl. Torwart auf einem verkleinerten Großfeld von Strafraum zu Strafraum. Der Strafraum des verkleinerten Spielfeldes beträgt 12 Meter im Rechteck um das Tor herum. Gespielt wird auf Kleinfeldtore der Größe 5 x 2 m, allerdings nach den Regeln des Großspielfeldes, d.h. z.B. inklusive der Abseits- und Rückpassregel. Die Neuerung wurde - gerade im Vorfeld des Bundestages - intensiv diskutiert. Ich persönlich finde, dass vom DFB-Bundestag aus verbandspolitischer Sicht ein recht vielversprechendes, weil altersgerechtes Spielmodell verabschiedet worden ist.
Dennoch gibt es bisweilen Kritik von den Vereinen in Hinblick auf die geforderten Sportplatzabmessungen. Gerade in Ballungsgebieten mit vielen Kunstrasenplätzen sei es schwer, die erforderlichen Spielfelder zur Verfügung zu stellen.
Karl-Heinz Wilhelm: Soweit ich dies mitbekommen habe, hält sich die Kritik aber sehr in Grenzen. Zudem haben wir die Anregungen einiger Vereine umgehend aufgegriffen und die Vorschriften bei der Spielfeldaufteilung im Sinne der Vereine flexibilisiert und die Jugendordnung entsprechend zum 1. Juli 2011 aktualisiert. Ich kann den Vereinen hier auch die größten Befürchtungen nehmen. Auf den Kleinspielfeldern sowie auf dem verkleinerten Großspielfeld sind die Linien notwendigerweise nicht zu streuen oder abzuzeichnen. Es ist vollkommen ausreichend, wenn flache Hütchen aufgestellt werden. Die Spielfeldeckpunkte können ebenfalls mit Hütchen markiert werden. Wichtig ist natürlich, dass die transportablen Tore gegen Umfallen gesichert werden. Ohne eine solche Sicherung dürfen die SR kein Spiel anpfeifen. Diese Regelung dient dem Schutz unserer Kinder, und ich bitte die Vereine jetzt schon um Beachtung dieser Vorgabe.
Können Vereine trotz des Beschlusses, sozusagen in Eigenregie, weiterhin 11:11 im D-Jugend-Bereich spielen?
Karl-Heinz Wilhelm: Das ist absolut ausgeschlossen. Der DFB-Bundestags-Beschluss ist deutschlandweit verbindlich umzusetzen. Allerdings besteht alternativ die Möglichkeit, im D-Jugend-Bereich 6:6 (nicht 7:7, dies gilt nur für die E-/F-Junioren) auf Kleinspielfeld zu spielen. Dies möchten wir gerade Vereinen anbieten, die in dieser Altersklasse zwei Mannschaften stellen, aber für die zweite Mannschaft nicht mehr genügend Spieler aufbieten können. Aus vereinsorganisatorischen Gründen haben wir diese Spielfeldgröße gewählt, um nicht nochmals eine weitere Spielfeldgröße einführen zu müssen. Deshalb haben wir die Spielerzahl auf 6 Spieler inkl. Torwart reduziert. Vereine mit wenigen Spielern haben so die Möglichkeit, einen eigenständigen Spielbetrieb aufrecht zu halten und sich ggf. mit Spielern nach den Regeln über das Zusatzspielrecht zu verstärken. Spielgemeinschaften sind beim 6:6 nicht möglich.
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BFV-Cheftrainer Reinhard Klante mit Spielern der Bayernauswahl
Herr Klante, wie beurteilen Sie als Cheftrainer des BFV die neue Wettkampfform im D-Jugend-Bereich?
Reinhard Klante: Aus sportlicher Sicht ist das neue Modell 9:9 sicherlich zu begrüßen. Die Spieler werden mehr Ballkontakte haben und damit ihre fußballerischen Fähigkeiten besser schulen können. Zudem war der Übergang von Klein- auf Großspielfeld bislang recht schwierig. Mit dem 9:9-Modell wird eine Etappe auf dem Weg zum Großspielfeld eingebaut, um die Jugendlichen nicht zu überfordern. Fußballspielen ist schneller, rasanter, dynamischer geworden und konzentriert sich mehr und mehr in engen Spielräumen. Die Profis des FC Barcelona spielen im Training 11 gegen 11 in doppelter Strafraumgröße. Technik, Koordination und taktisches Verständnis wachsen an den Bedingungen des modernen Fußballs. Es spricht Vieles dafür, auch für Kinder Spiel- und Wettkampfbedingungen zu schaffen, die beste Voraussetzungen dafür bieten, später im Wettkampf der Großen bestehen zu können. Die Organisationsform 9 gegen 9 ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg in den Leistungsfußball. Mehr Spielen, weniger Laufen ist für Kinder der richtige Weg. Allerdings müssen die Vereine aufpassen, dass durch 9 gegen 9 nicht wiederum Spieler verlorengehen, nur weil der Trainer seinen Kader auf die 10 bis 12 Besten reduziert. Hier ist es Aufgabe der Vereine, aber auch des Verbandes, reinen Erfolgsorientierungen entgegen zu treten. Ranglisten und Tabellen dürfen den Jugendbereich nicht dominieren!
Quelle:
http://www.bfv.de/cms/seiten/39404_55228.html
Bayrischer Fussball Verband