2.Runde DFB-Pokal. Hat man die erste Hürde als Amateurteam gemeistert, muss doch zwangsweise die Belohnung in Form des FC Bayern folgen. Falsch gedacht, Bayern und Bremen nehmen den "Kleinen" gleich zwei attraktive Zweitrundenlose weg, Chemnitz bekommt wenigstens einen passablen Erstligisten Stuttgart, der sogar als äußerst schlagbar daherkommt. Zum HFC verirrt sich nach Freiburg, Hannover, Union mit dem MSV Duisburg wieder kein Hochkaräter und eine leere Gästekurve gibts inklusive. Natürlich muss flutlichtbedingt nach Leipzig umgezogen werden, Vorschläge lediglich einen Sektor für alle zu öffnen (spart Kosten und Aufwand) fanden keine Berücksichtigung. Blöderweise kommt man bei den Zebras mittlerweile auf die Idee attraktiven Offensiv-Fußball zu spielen, lediglich im Osten schwächelte man. Die einzigen Saisonniederlagen setzte es gegen Aue und Union. Trotz Ivica Grlic, Stefan Maierhofer oder Bald-Nationalspieler Julian Koch und Sport1-Schlagzeilen wie "Der beste MSV aller Zeiten" werden die Blau-Weiß gestreiften aber partout nicht zum Traumlos.
Mittwoch, 27.Oktober 17.10 Uhr. Die dreiköpfige Reisegruppe nimmt die knapp 40km zur Arena in der Messestadt auf sich. Im Gepäck sind ein paar nette Geschichten von früher und ein paar Wegbier. Knapp eine Stunde brauchte man, obwohl der Leipziger Abendverkehr sich als gnädig erweist. Die Orientierung in Leipzigs Fußballtempel fällt nicht mehr schwer, man ist nicht zu Hause kennt sich aber mittlerweile trotzdem aus. Als dann Robert Kempter, Michis kleiner 2.Liga-Bruder, die Partie anpfeift, hofft man auf die nächste Pokalsensation.
Keine fünf Minuten gespielt, Steve Finke mit einem harmlosen Foul am quirligen Olcay Sahan gefolgt von einer langen Verletzungsunterbrechung und einem schmerzverzerrten Finke. Der lange Schlacks aus Grimma hält sich das Knie, dass er sich verdreht hat - ich ahne schlimmes: "Kreuzband?". Zwei Stunden später bestätigt HFC-Trainer Köhler: "Kreuzband." Seit Donnerstag ist es Gewissheit: "Kreuzband!" Das zweite Zweitrunden-DFB-Pokal-Spiel des HFC hat einen ersten Verlierer.
Es folgt eine einstudierte Freistoßvariante, die extrem unglücklich durch die Mauer und noch unglücklicher im linken Toreck einschlägt - Stefan Maierhofer, Nationalspieler Österreichs und neuer Schrecken der 2.Liga, hatte zugeschlagen. Folgt jetzt die Demontage? Statt hoffnungslos auseinander zu brechen, spielt der HFC auf Augenhöhe mit, Toni Lindenhahn steht spielerisch seinen höherklassigen Gegenspielern in nichts nach. Echte Chancen wollen trotz gefälligem Angriffsspiels aber nicht rausspringen. Dafür springt der Ball an Marco Hartmanns Hand. Unglücklich hoch zehn und blöderweise im eigenen Strafraum. Klein-Kempter hält es für einen Elfmeter, soll er doch. Maierhofer hatte sich längst den Ball zu recht gelegt, als zig HFC-Spieler auf den jüngsten Zweitligaschiri aller Zeiten zu rennen. Doch die Sicherheit des Stefan Maierhofer trügt, denn ein Mann ist in diesem Moment noch sicherer und steht ihm glücklicherweise 11 Meter gegenüber. HORVAT HÄLT!!! Zwei Worte, die wie die große Wende klingen. Fünf Minuten später hält Horvat nicht mehr. Es war mal wieder Maierhofer, der mit einem leider schön anzusehenden Kopfball das 2:0 besorgt (34.) und beim Jubeln die hallesche mit der Duisburger Fankurve verwechselte. Doch der Ösi hätte beinahe sogar den Hattrick perfekt machen können, doch das Pfeifkonzert von den Rängen schien Wirkung zu zeigen und so konnte er völlig unbedrängt einen Abpraller nicht im Tor unterbringen.
Halbzeitpause, da muss doch noch was gehen? Zwei Tore gegen einen Zweitligisten sind möglich, aber schwierig. Fazit: Duisburg mit einem Ami im Tor und nem Ösen im Sturm - da muss was gehen!
Nach vorne geht auf einmal überraschend viel. Doch die ganz großen 100%igen bleiben Mangelware, dafür macht der Regionalligist neuerdings das Spiel. Immer wieder Toni Lindenhahn - doch David und Hartmann bleiben entscheidend hängen. In der 70. endlich die Erlösung: Flanke von außen, Kopfballduell im Zentrum; Thomas Neubert schleicht unbeteiligt aus dem Abseits; den Zweikampf um den Ball zwischen MSV-Torwart David Yelldell und MSV-Verteidiger Bruno Gabriel Soares verlieren beide zu gunsten von "Neubi", Abstauber, TOOOOOOOOOOOOR - 2:1! Doch der Linienrichter samt Robert "ich pfeife noch kleinlicher als mein großer Bruder" Kempter sahen im unbeholfenen Torwart-Abwehr-Kuddelmuddel keine neue Spielsituation, obwohl der Ball eindeutig von zwei Duisburgern zum verkannten Saale-Fußballgott gelangte.
Schlussphase: Köhler wechselt noch zwei mal, Duisburgs Srdjan Baljak prellte sich den Latsch, Horvat legt erst mustergültig für Exslager auf, hält aber direkt darauf fantastisch. 85. Minute: Maierhofer schiebt rüber auf Grlic, der den Ball aus 20 Metern furztrocken im linken Toreck zur endgültigen Entscheidung zum 3:0 versenkt. Danach das übliche Nachgeplänkel: der Zweitligist bedankt sich höflich für die Gastfreundschaft und attestiert dem Regionalligsten eine gute Leistung, das hilft einem natürlich nicht weiter - am wenigsten Finkes Kreuzband. Der etwas knurrig wirkende Sasic hatte sogar noch nen kleinen Witz auf Lager. Eine Presseanfrage, was denn Sportfreund Baljak hätte, antwortete der Kroate schlicht: "Schmerzen."
Die Heimfahrt erfolgt drei mal wortkarger als die Union Berlin-Heimtour. In der Heimat ging es mit dem Radel noch fix in den nächsten Pub mit viel Fachsimpelei und großen Plänen. Neben der Pragfahrt-Auswertung gab es wildeste Spekulationen, wohin die nächste Reise geht: Krakau, Prag, Riga, Neapel, Bratislava, Hamburg - der Ideenreichtum kannte keine Grenzen. Nur in einem fand man ein stilles Einverständnis: Duisburg spielt keine Rolle.
Hallescher FC - MSV Duisburg 0:3 (0:2)
Tore: 0:1/0:2 Maierhofer (7./34.), 0:3 Grlic (85.)
Zuschauer: 4.629
Bes. Vorkommnis: Horvat (HFC) hält Handelfmeter gegen Maierhofer (MSV, 30.)
HFC: Horvat - Teixeira, Klippel, Hartmann, Benes - Boltze, Finke (7., Schubert) - Lindenhahn, David (77. Hauk), Kanitz (77. Stier) - Neubert
MSV: Yelldell - Koch, Soares, Bajic, Veigneau - Grlic (87. Reiche), Sukalo - Yilmaz (65. Trojan), Sahan - Maierhofer, Baljak (57. Exslager)