"Mit Familie Obstler zum Europapokalfinale Türkiyemspor gegen Eisenhüttenstadt" oder Stuttgart II vs. Babelsberg 03 1:1

  • „Kinder, ich kann euch nicht nach Stuttgart fahren, ich habe ne wichtige Veranstaltung im Thalia“ erklang es schon Mitte der Woche aus dem Mund des Expressfahrers des Vertrauens; auch andere Abonnenten der begehrten Sitzplätze verzichteten diesmal, so dass sich am Samstag morgen eine mehr als illustre Runde in Babelsberg zusammenfand. Alle waren sie da, nur das Fahrzeug selber nicht. Diverse hektische Anrufe später dann aber die Erleichterung – ein stadtbekannter Dönerverkäufer hatte sich das Gefährt ausgeliehen und uns einfach vergessen. Ankunftszeit in Stuttgart: 14:08 verkündete das Navigationsgerät, als der ölprinz zum ersten Mal auf das Gaspedal tippte. Während vorn links also (erfolgreich) versucht wurde, die versäumte Zeit aufzuholen, begann recht zügig die Quizzerei auf den billigen Rängen, wo sich die Spreu vom Weizen trennte. Zum Aufwärmen wurden Fragen aus allen Bereichen des Lebens gestellt – natürlich weiß jeder, dass die Birne zur Familie der Obsler gehört, man auch mit einem Seitpferd Bockspringen kann und die einzig logische Antwort auf die Frage „wie sieht die Zielscheibe beim Bogenschießen aus“ nur „rund“ lauten kann. Dann wurde das Fussballquiz ausgepackt, letztendlich konnte nur der Schreiberling mit Fussballsachverstand glänzen. Während andere, nicht näher genannt werden wollende Teilnehmer (chrischan, hubi, vhm) u.a. Bastia SEC als spanischen Armeeverein einordneten, den belgischen Bayerntorwart als Jean Marie Papin enttarnten sowie das Europapokalfinale 1990 eindeutig zwischen Türkiyemspor und Eisenhüttenstadt sahen, wusste ein gewisser Oese natürlich, dass bis zum Jahre 2005 69 Verbände an einer WM-Endrunde teilgenommen hatten und das insgesamt 11 Mannschaften dabei ohne Sieg blieben.


    Wie im Fluge erreichten wir dank hervorragender Fahrweise des Öligen das Gazi-Stadion mehr als pünktlich, ca. 80 Gleichgesinnte hatten mit uns die gleiche Idee gehabt. Vier als Polizisten verkleidete Tatort-Kommissare sowie eine Handvoll freundliche Ordner geleiteten uns auf die Ränge, von wo verfolgt wurde, wie Schiri Sönder um 14h anpfiff. Trainer Demuth schickte Rudi für den verletzten Surma auf den Rasen, auf der Gegenseite musste Jürgen Seeberger auf seinen finnischen Routinier Pekka Lagerblom verzichten.


    Stuttgart begann etwas wacher, nach knapp acht Minuten war es Rühle, der einen Drehschuss knapp neben das Gehäuse von Marian Unger setzte. Kurz darauf eine, na eher zwei dicke Möglichkeiten für die Truppe vom Park: Nach einer Ecke von rechts köpft der starke Hoffmann (zu recht in der Kickerelf des Tages gelandet) an die Latte, den abprallenden Ball drischt Paul knapp an dem Kasten vorbei (18.). Acht Minuten probiert es Stroh-Engel nach einem Patzer von Schwarz mit einem Lupfer, aber Leno streckt sich und kann klären. Aber auch die schwäbische Reserve, immerhin Sieger gegen Rostock wurde noch mal vor der Pause gefährlich, nach schöner Kombination versucht es Schipplock mit einem Schuss aus 20 Metern, welcher nur knapp über Ungers Gebälk geht. Schipplock war es auch, der die letzte Chance der ersten Hälfte vergab, er vertändelte fünf Minuten vor dem Pausenpfiff.
    Nulldrei kam spritziger aus der Kabine und erarbeitete sich die ein oder andere Möglichkeit, Zählbares sprang noch nicht heraus. Trainer Demuth reagierte und brachte Kocer für Koc, welcher sich fünf Minuten nach seiner Einwechslung für Selbige bedankte: völlig freistehend netzte er eine Flanke von der linken Seite ein. Leider hatte diese Führung nicht lange Bestand, denn acht Minuten später kam der Auftritt unseres Kapitäns. ein langer Ball kommt auf Schipplock, der wird von Paul flankiert und läuft in den Strafraum, Unger sprintet heraus und steigt hart ein – der Schiri pfeift und zeigt auf den Punkt. Rathgeb ließ sich diese Möglichkeit nicht nehmen und vollstreckte unhaltbar links oben. In der Folgezeit geschah nichts Nennenswertes mehr und man trennte sich Unentschieden; dem ersten für Babelsberg in dieser Saison. Vor dem Spiel wäre ich mit einem Punkt zufrieden gewesen, mit dem Abpfiff war ich dann doch enttäuscht.


    Die Rückfahrt gestaltete sich ähnlich wie die Hintour. Es wurde gequizt, gequatscht, gedöst und gewankt…bis dann gegen 22:00h das heimische Babelsberg erreicht wurde. Dort erwartete uns der oben erwähnte Dönerverkäufer mit Frei-Raki, was dem ein oder anderen Insassen des Expresses noch zum Verhängnis wurde…aber sind wir mal ehrlich, der Weg vom Thalia in die Kleist-Straße ist auch knifflig.
    Ich hoffe, der Weg unserer Nulldreier wird nicht ebenso knifflig und sage mal Siege in Brandenburg und gegen Burghausen voraus. Allez les bleus.


    PS: in der Nacht kam dann noch die erfreuliche Nachricht, dass unsere Schwäbin der Herzen (vergl. Spielbericht DFB-Pokal gegen Stuttgarts Erste) ihren Sohn gesund und munter zur Welt brachte…alles Gute Euch.


    Stuttgart II: Leno; Schimmel, Vier, Bicakcic, Enderle; Gardawski, Holzhauser (75. Benyamina), Rathgeb, Schwarz (87. Vecchione); Rühle (34. Karatas), Schipplock.


    Babelsberg: Unger; Evers, Hoffmann, Paul, Rudolph ; Civa, Schütz; Koc (66. Kocer), Müller (72. Hahne), Makarenko (84. Hebisch); Stroh-Engel


    Tore: 0:1 Kocer (71.), 1:1 Rathgeb (79.)


    Nulldreier: ca. 80


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    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
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