Wir sind Eintracht – nein sind wir nicht und Hansa spielt heut auch nicht!

  • TSV Eintracht Braunschweig – Hallescher FC Chemie 1:1 (0:1)


    Aus der Tristess heraus, dass an diesem Wochenende rein gar nichts los sein sollte, das Wetter auch eher grau und schmuddelig angekündigt wurde und gleichzeitig Chemie Halle im frisch aufgehübschten und komplett überdachten Stadion der Braunschweiger Eintracht spielt, lies die Idee aufkommen, mal wieder mit Chemie auswärts zu fahren. Es wurde auch schnell jemand ausfindig gemacht, der diesen Spaß mitmachen wollte und so ging es Samstagvormittag bei allerbestem Herbstschmuddelwetter in der Silberhöhe los. Pünktlich auf der A14 kurz vor Schönebeck kam dann bei der Freundin der Freundin und zeitgleich Fahrerin die rote Reservelampe. In völliger Hysterie der Fahrerin haben wir sie nach Schönebeck zur nächsten Tanke gelotst. Mit 20 Minuten Verspätung wieder auf die A14 und später A2 gelegt kam man pünktlich 10 Minuten vor Anpfiff im Braunschweiger Stadion an der Hamburger Straße an. Nachdem man dann noch eine Freikarte abgestaubt und so mal eben satte 27 € gespart hatte, gings rein. Auf den Karten stand groß und fett "wir sind Eintracht" geschrieben und wir drei dachten uns im Moment des Lesens wohl das Selbe und sprachen unabgesprochen synchron aus "nein, sind wir nicht", was den Securitys am Einlass ein kleines Schmunzeln abgerungen hat. Die Mädels kamen nahezu ohne Kontrolle ins Stadion und unsereins musste nach dem allseits bekannten Abtasten sogar noch die Schuhe ausziehen. Ich böser HFC-Hooligan!


    Als man im überdachten Gästeblock ankam, liefen gerade die Mannschaften aufs Feld. Auf der Haupttribüne – gleich neben dem Gästeblock – ein ordentlicher Mobb an Braunschweiger (vermutlich auch Magdeburger) Ultras die schon fleißig am Fahnenschwenken und provozieren waren. Aber genug Kavallerie war ja da. Auf die ca. 250 HFC-Fans kamen gefühlt zwei Aufpasser! Schiedsrichter Daniel Riehl (Bremen) pfiff das Spiel als bald an. Der HFC hatte Anstoß. Schon in den ersten Minuten des Spiels drückte der HFC die Braunschweiger Jungspunde in die eigene Hälfte. Nach sieben Minuten gab es dann die erste 100%ige Chance für Chemie. Pavel David tankte sich durch die vielbeinige Abwehr der Niedersachsen durch und zog aus ca. 10 Metern ab – leider zu platziert auf den Braunschweiger Keeper Benjamin Later. Vier Minuten später war es Telmo Teixeira-Rebelo der sich ein Herz fasste und aus halblinker Position ca. 20 Meter vor dem Tor abzog. Der Ball wurde von einem Braunschweiger Spieler abgefälscht und zischte knapp am rechten Pfosten vorbei. Eine Ecke von Pavel David konnte Jan Benes ebenfalls nicht gut verwerten. Beim nächsten Versuch sollte es dann klappen: Pavel David flankt von der Strafraumgrenze und Thomas Neubert FUßBALLGOTT kommt mit dem Kopf optimal an den Ball drückt ihn ins Tor (14.) – 0:1. Nach dem Führungstor für Chemie und den immer mehr einsetzenden Regen verflachte die Partie nun schlagartig. Einzig nennenswerte Aktion war noch eine Ecke von Pavel David, wo Ex-Dynamo Christoph Klippel den Ball nicht optimal per Kopf verwerten konnte. Gegen Ende der ersten Halbzeit kamen die Gastgeber aus Niedersachsen auch zu zwei Ecken und einigen Freistößen. Nicht zuletzt weil Schiri Riehl auch mit zunehmender Spieldauer immer kleinlicher pfiff. Man konnte die knappe Führung aber über die erste Halbzeit retten und mit in die Kabine nehmen. Halbzeit!


    Trainer Sven Köhler nahm den gelb-rot gefährdeten Selim Aydemir, der an diesem Tag außer durch unkluge Fouls und sinnlose Ballverluste nicht aufzufallen wusste, raus und brachte den gerade wieder genesenen Marco Stier. Die zweite Halbzeit begann dann auch wieder mit verbessertem HFC-Spiel. So gab es innerhalb der ersten Minuten fünf Ecken. Bei den ersten Ecken scheiterte erst Jan Benes, dann Steve Finke knapp. Bei der fünften Ecke sah es ähnlich – wenn auch umgekehrt – aus: Steve Finke schießt zentral auf Keeper Benjamin Later, der lässt prallen, der Ball kommt zurück zu Steve Finke, der wird geblockt und der Ball kommt zu Jan Benes, der nur den rechten Pfosten trifft (50.). Glück für die Braunschweiger Eintracht! Und wie das so ist, wenn man vorne seine Chancen nicht nutzt!? Richtig, man baut den Gegner auf und fängt sich selbst ein Tor! So war es die 55. Spielminute: Nach einem Freistoß von Braunschweig zog Kevin Kluk aus ca. 25 Metern ab, HFC-Schlussmann Darko Horvat senkte sich nicht gerade reaktionsschnell und der nasse Ball flutschte zwischen dem linken Pfosten und ihm ins Netz – 1:1. Der HFC wohl zu schockiert des Ausgleichs bekam nun gar nichts mehr auf die Reihe, was den Gegner mutiger machte und die Braunschweiger die Hallenser immer mehr in die eigene Hälfte drückten. Der Braunschweig-Mobb auf der Haupttribüne stimmte sich nunmehr für das sonntägliche Spiel gegen Hansa Rostock ein und sangen "scheiß Hansa Rostock" wogegen die Saalefront mit "Hansa spielt heut nicht" konterte. So mau das Spiel auf dem Grün mittlerweile auch war, desto offener wurde der (verbale) Schlagabtausch auf den Rängen. In der Schlussphase des Spiels kam dann Chemie noch mal zu einer guten Offensivaktion: Ein Freistoß von Pavel David versuchte Christoph Klippel per Kopf zu verwerten, aber der Ball ging über die Querlatte. Der eingewechselte Ronny Hebestreit übte dann schon mal für die Rente: Bei einem weiteren HFC-Angriff, wo Marco Stier auf eben jenen welchen passen wollte, aber ein Braunschweiger noch sein Bein dazwischen bekam, dachte sich Ronny Hebestreit, der Ball wäre hinter seinem Rücken ins Aus gegangen, ich bleib erst mal stehen und reg mich künstlich auf. Der Ball war aber nicht im Aus! Wiederum ein Braunschweiger hatte ihn aus seiner Sicht nach vorn geschlagen, direkt Marco Stier auf die Füße, der aber wiederum nicht auf Ronny Hebestreit passen konnte, da dieser immernoch wie angewurzelt da stand und sich über den vorangegangenen Pass aufgeregt hat. Weitere Chance vertan und sinnbildlich für die zweite Halbzeit. So endete das Spiel 1:1 unentschieden.


    Zugute muss man den Jungs allerdings halten, dass es das dritte Spiel in sieben Tagen war und die anderen beiden Spiele mehr als souverän gewonnen worden sind. Irgendwann sind auch die besten Fußballer platt und müssen sich regenerieren. Aber man darf sich eben nicht auf einer 1:0-Führung ausruhen, schon gar nicht, wenn man die nötigen Chancen dazu hat! Sonst darf man sich hinterher nicht beschweren, dass es nur für ein Unentschieden gereicht hat. Was solls, die Saison ist noch jung und andere werden auch noch Punkte liegen lassen! Mund abputzen und nächste Woche wieder Chemie zu Hause gegen Hannover 96 unterstützen!


    Statistik:


    Braunschweig:
    Later - Celikyurt (85. Tozlu), Meier, Gos, Papaefthimiou - Kluk (C) - Göwecke, M. Thomsen, P. Thomsen - Vucinovic (90. Weiß), Neumann.

    Chemie:
    Horvat - Teixeira, Klippel, Mouaya (C), Benes - Boltze, Finke (70. Hartmann) - Lindenhahn, David, Aydemir (46. Stier) - Neubert (84. Hebestreit).

    Tore:
    0:1 - Neubert (14.)
    1:1 - Kluk (55.)


    Ecken:
    5:6


    Freistöße:
    19:19


    Chancen:
    1:6


    gelbe Karten:
    Kluk, Vucinovic – Aydemir, Teixeira, Boltze, Klippel


    Schiedsrichter // SRA:
    Daniel Riehl (Bremen) // Patrick Schult, Dennis Krohn.


    Zuschauer:
    780 (darunter ca. 250 HFC-Fans).

    Franz Beckenbauer: "Ja gut, am Ergebnis wird sich nicht mehr viel ändern, es sei denn, es schießt einer ein Tor."