Ditt looft oder Hannover 96 II - SV Babelsberg 1:2 (1:1)

  • Um 13:00 Uhr kam meinem Sitznachbarn und
    mir während unseres ersten Bieres die Erkenntnis: nein, wir sind keine
    Alkoholiker, wir sind lediglich Alkoholfans. Na Gott sei Dank. Weitere
    Rauschmittel, wie z.B. die „Gruppe Wind“, wurden auf dem Weg zur A2
    besprochen, ich hatte gar keine Zeit, mich meiner Reiselektüre „König
    Alkohol“ von Jack London zu widmen. Naja, da wird eh auf jeder zweiten
    Seite gesoffen. Bei mir machte sich urplötzlich Harndrang bemerkbar,
    welcher sich überproportional zu den verbleibenden Kilometern bis zum
    nächsten Rastplatz steigerte. Dann endlich das erlösende Schild:
    „Parkplatz 500 Meter“, sofort gefolgt von „Stau 200 Meter.“. Der Gürtel
    war bereits gelöst, der kalte Schweiß stand auf der Stirn, Gedanken an
    den Tod von Tycho de Brahe (vergl. Harnverhaltung, die) kamen auf, als
    ein nicht näher genannter Freund namens Vizeherbstmeister sich
    entschloß, zum wiederholten Male auf meine mittlerweile medizinballgroße
    Blase zu drücken. Reflexartig holte ich mit einer Stefan
    Edberg-Rückhand aus und traf ihn an Schläfe und Brillengestell: lange
    Rede, kurzer Sinn: sowohl die Brille als auch die Blase überstanden die
    Torturen. Ditt lief bzw. „ditt looft“ . Eine kurze Anmerkung an die
    Autobahnmeisterei Braunschweig: auf dem Parkplatz kurz hinter Groß
    Schwülper in Fahrtrichtung Hannover hat das rechte Pinkelbecken doch
    erhebliche Urinsteinablagerungen. Dort bitte nochmal feucht
    drüberwischen.


    Ohne weitere urinkellnerische Eskapaden wurde das Stadion erreicht, 10
    Euro für Vollzahler (Zitat Grobi: „ na in den 10 Euro wird wohl der
    Aufstieg mit drin sein“) sowie 5 Euro für Ermäßigte waren zu entrichten,
    um die steilen Stufen in die Arena betreten zu dürfen. Ich verzichtete
    auf weitere Einkäufe, erschienen die Preise doch championsleaguereif
    (z.B Bier: 3,50 Euro). Frechheit.




    Trainer Demuth musste weiter auf Innenverteidiger Ronny Surma verzichten
    und vertraute daher der Startelf der vergangenen erfolgreichen Partien.
    Das Spiel war grade erst von Schiedsrichter Martin Thomsen angepfiffen
    worden, da zappelte das Runde auch schon im Netz: eine Babelsberger
    Balleroberung 35 Meter vor dem Kasten von Jensen kommt zu Anton Müller,
    der hat freie Laufbahn, parallel startet Frahn, Müller legt am Torwart
    vorbei auf Frahn auf und der verwandelt sicher aus fünf Metern (3.). Na
    das ging ja gut los…und fast so gut auch weiter: eine Kombination von
    Prochnow und Weidlich auf der rechten Seite kommt zu Kutschke, der
    schießt knapp über das Gebälk. Kurz darauf holte sich Jule Prochnow den
    10. gelben Karton der Saison ab, er wird gegen Halle pausieren. Hannover
    war nun aber auch endlich wachgeworden und ließ nach einer
    Viertelstunde den Ball schön laufen, Babelsbergs Abwehr kann die Flanke
    von der rechten Seite nicht wegschlagen und aus der Konfusion in der
    Hintermannschaft heraus schiebt Chahed ein (16.). Nulldrei zeigte sich
    allerdings nicht sonderlich geschockt, wenn auch die Niedersachsen
    ordentlich mitspielten. In der 20. Minute war es Kocer, welcher von
    rechts nur knapp verzog, Bis kurz vor die Pause passierte wenig, erst in
    der 41. wieder ein nennenswerter Angriff des blau-weißen Ballets: auf
    der rechten Seite spielt Frahn auf Weidlich, der zu Kutschke, dieser
    leitet weiter zu Frahn, Frahn auf Müller, der per Hacke zurück auf
    Frahn, welcher Kutschke zentral anspielt, nur leider legt sich der 1.94m
    Hühne den Ball noch auf den rechten Fuß, so dass der Abschluss zu lange
    dauert und Jensen sicher fangen kann. Trainer Demuth nahm kurz vor der
    Halbzeit noch Guido Kocer runter, für ihn kam Ümit Ergirdi auf den
    Rasen. Nach der Pause stand dann auch Jungspund Hebisch auf dem Grün,
    Kutschke blieb für ihn in den Katakomben des Niedersachsenstadions.




    Babelsberg nun deutlich besser, schön waren die Kombinationen vom
    Oberrang zu erkennen. In Minute 53 passt Frahn herrlich in den Strafraum
    auf Hebisch, der ist nur einen Schritt zu spät und verfehlt knapp.
    Hannover war im Gegenzug ebenfalls gefährlich, einen Schuss aus ca. 22
    Metern kann Unger rechts unten abwehren. Babelsberg zog nun das Zügel
    weiter an, erst war es Müller mit wuchtigem Freistoß (58.), dann Frahn,
    welcher Jensen das Äußerste abverlangte (60.). In der 68. zog Hebisch
    nach Zuspiel von Prochnow in den Hannoveraner Strafraum, wurde von
    Wendel gelegt und Schiri Thomsen betätigte sein Instrument – Elfmeter
    für Nulldrei. Frahn ließ sich diese Chance nicht entgehen und erzielte
    seinen 26. Treffer im 30. Punktspiel. 96 drängte sofort auf den
    Ausgleich, die erste Gelegenheit von Ernst ging rechts an Marian Ungers
    Kasten vorbei (73.), Chaheds Schuss wurde von Weidlich auf der Linie
    geklärt (81.). Die letzte sehenswerte Aktion gab es nochmal von unseren
    Nulldreiern zu bestaunen, Ergirdi setzt sich herrlich durch die
    komplette Heimabwehr durch, wird im Strafraum unsanft zu Fall gebracht,
    diesmal ertönte allerdings kein schrilles Geräusch aus der Trillerpfeife
    des souveränen Unparteiischen (83.). Einmal wurde noch gewechselt und
    dann war der zwölfte Auswärtssieg der Saison perfekt.




    Über die Oliver Kalkofe Heimatstadt Peine ging es zurück auf die A2 in
    Richtung Babelsberg. Zwischendurch wurde schon auf der
    Nulldrei-Startseite die Nachricht des Sieges verkündet. Technik und
    Service, die begeistern. Unter furchtbaren Klängen von den Scorpions,
    Caught in the act und Polarkreis 18, die nur Mola schlafend aushielt
    („er trinkt allein….allein allein“), erreichten wir kurz vor Mitternacht
    die Heimat, in welcher schon alle Bürgersteige hochgeklappt und die Tür
    der Stadtteilkneipe verriegelt und verrammelt waren. Eine weitere
    Frechheit in Bezug auf Bier an diesem Tag. Naja, egal. Nun am Sonntag
    noch Halle besiegen und dann sollte das eigentlich der Aufstieg gewesen
    sein. Ditt looft.


    Danke Nulldrei




    PS: besondere Grüße u.a. an Lüschi (der neue Steffen Simon der
    Berichterstattung), Mola, Fischi, Hagen, VHM und Jenny, die diese
    Auswärtsfahrt so besonders wertvoll machten




    96: Jensen - Ibelherr (79. Ioannou),
    Hofmann, Wendel, Celikyurt, Sofien Chahed, Hahne, Ernst, Bopp (52.
    Ghasemi-Nobakht), Lindner, Gaudian (58. Rama)




    Babelsberg: Unger - Weidlich, Laars,
    Oumari, Rudolph, Civa, Prochnow, Kocer (42. Ergirdi), A.Müller, Frahn
    (85. Hartwig), Kutschke (46. Hebisch)




    Tore: 0:1 Frahn (3.), 1:1 Chahed (16.), 1:2
    Frahn (68.)




    Gelb: Hahne, Bopp, Wendel - Prochnow




    Nulldreier: 100

    Besucher: 257

    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
    RP03

  • ich hatte gar keine Zeit, mich meiner Reiselektüre „König Alkohol“ von Jack London zu widmen. Naja, da wird eh auf jeder zweiten Seite gesoffen.


    Naja, stimmt nicht ganz so, hat auch paar Anekdoten ohne Suff. Empfehle dir trotzdem das Buch noch durchzulesen, lohnt sich.



    Spielbericht ist wie gewohnt kurzweilig und wirklich gut geschrieben. Bin auf den Ausflug nach Potsdam am Sonntag gespannt, weniger auf das Spiel sondern eher auf die Stadt und das Stadion. Wär ganz nett, wenn eure Geschäftsstelle paar Lebenszeichen funken könnte.

    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]