Thüringische Wochen (RWE-FCI 2:1, FCC-Kiel 3:0)

  • Wenn viel ausfällt, wird auch viel nachgeholt. Und so hat man unter der Woche Zeit bei den Drittligisten vorbeizuschauen. Da ich für meine englischen Wochen nicht den Ärmelkanal überqueren will, beschloss ich kurzerhand thüringische Wochen zu machen. Der Spielplan war ideal auf meine Pläne angepasst: Dienstag traf Erfurt auf den Tabellendritten Ingolstadt und Jena bekam es 24,5h später mit Abstiegskandidat Holstein Kiel zu tun.


    FC Rot-Weiß Erfurt - FC Ingolstadt 04 2:1 (1:1)
    11 Minuten vor Spielbeginn traf ich am Hauptbahnhof in Erfurt ein und betrat direkt vor Spielbeginn das Steigerwaldstadion. Die Aufstellung bekam ich nur am Rande mit, aber das Programmheft verriet das der FCI mit Moritz Hartmann den Toptorjäger der Liga in seinen Reihen hat (18 Tore), auch "Zecke" Neuendorf kickt für die Audi-Städter. RW Erfurt war zu Beginn spielbestimmend und wurde postwendend belohnt. Neuzugang Julian Lüttmann fällt im Strafraum sah eigentlich ziemlich harmlos aus, Thiago Rockenbach stellt die frühe Führung für RWE vom Elfmeterpunkt her, obwohl Marco Sejna die Ecke ahnte. Danach entwickelte sich ein nicht besonders mitreißender Kick. Ingolstadt mit ersten Bemühungen, die nach 22 Minuten zu einer Ecke führten. Stefan Leitl tritt den Eckball, Malte Matzelder steigt am höchsten, 1:1. Anschließend drängen die Bayern auf die Führung. Erfurt gelingt es nicht sich zu befreiehen, lässt aber im 16er auch wenig zu. Es musste wieder ein Standard her um für Gefahr zu sorgen. Bei einer Ecke verhinderte Christopher Handke per Kopf auf der Linie das 2.Tor von Metzelder. Erfurts Konter blieben dagegen zeitig hängen.


    In der zweiten Hälfte ein ganz anderes Bild. Die Thüringer gaben nun den Ton an, viel lief über die rechte Seite mit Chhunly Pagenburg, der aber zu oft die falsche Entscheidung traf. Ingolstadt stand sehr kompakt und ließ die Erfurter Offensive nie zur Entfaltung kommen. Logischerweise wechselte RWE-Coach Hörgl und brachte Martin Hauswald und Carsten Kammlott. Das zahlte sich in der 81.Minute aus. Der junge Kammlott wird steil geschickt, setzt sich im Sprintduell durch und schiebt den Ball zentimetergenau an den Innenpfosten, von wo aus er ins Tor rollt - 2:1. In der Schlussphase rennt Ingolstadt noch mal erfolglos an, Orlishausen kann sich ein letztes mal auszeichnen. Einen Rückschlag gab es noch für das Heimteam: der eingewechselte Hauswald musste verletzt den Platz verlassen.


    Insgesamt ein nicht unverdienter Sieg für RWE, die über das gesamte Spiel betrachtet etwas mehr investiert haben. Allein über eine kompakte Abwehr&Standards war an diesem Abend für Ingolstadt nichts zu holen.


    Die Zuschauerzahl ließ mit lediglich 3.289 Zuschauern etwas zu wünschen übrig, darunter waren eine handvoll Gästefans. Die Rot-Weißen machten über das Spiel verteilt ganz ordentlich Stimmung, auch die Gäste waren bei kalten Temperaturen gewillt etwas Sangeskultur nach Thüringen zu bringen, was für die Anzahl an mitgereisten Fans ganz ordentlich gelang.


    RWE: Orlishausen - Malura, Pohl, Handke, Ströhl - Becker (70. Hauswald/87.Hillebrand), Bölstler, Rockenbach, Humbert - Pagenburg (77. Kammlott), Lüttmann
    FCI: Sejna - Keidel, Metzelder, Wittek, Fink - Buchner, Mölzl, Leitl, Bambara (84. Gerber) - Neuendorf (74. Demir) - Hartmann
    Zuschauer: 3.289
    Tore: 1:0 Rockenbach (10./FE), 1:1 Metzelder (22.), 2:1 Kammlott (81.)


    FC Carl Zeiss Jena - Holstein Kiel 3:0 (2:0)
    Ich wollte die Lehren aus dem Vortag ziehen und zog nun die wärmere Kleidung vor, um die 90 Minuten im Ernst-Abbe-Sportfeld ohne Erfrierungen zu überstehen. Kiel war zwar ein alter Bekannter, aber von meinem Kiel-Trip im Mai waren lediglich fünf Spieler geblieben. Mit Robert Müller und Fiete Sykora kehrten dafür zwei Spieler ins Paradies zurück. Zu Beginn ein ausgeglichener Kick mit Offensivszenen auf beiden Seiten. Bei Kiel gab es aber bereits nach vier Minuten eine Hiobsbotschaft, denn Benjamin Schüssler musste verletzt passen - für ihn kam Tim Siedschlag, 1:0-Torschütze im Mai gegen den HFC.


    Auch hier blieben Chancen zunächst mangelware. Jena probierte es immer wieder in dem sie den schnellen Orlando steil schickten, der aber die Bälle nicht erlaufen konnte oder durch Firlefanz den Ballbesitz vertändelte. Nicht nur wegen seines gezeigten Stinkefingers gen Tribüne vor ein paar Wochen, sondern auch wegen der schwachen Leistungen scheint seine Gunst bei den Fans sehr gesunken zu sein. Als erster Torhüter musste sich aber Carsten Nulle auszeichnen, der dem Ex-Erfurter Massimo Canizzarro den Führungstreffer verweigert. Das 1:0 fiel dann nach einer halben Stunde durch Assani Lukimya, der einen Freistoß des jungen Gardawski einnickte. Holzbein kam vor allem durch Standards vor das Zeiss-Tor, doch Tim Jerat bekam den Ball nie an Nulle vorbei. Vor der Pause klappte es dann endlich mit dem Steilpass beim FCC. Timo Nagy bedient Orlando, der mal nicht im Abseits steht, und der läuft allen davon und schiebt überlegt ein, 2:0 der Pausenstand ohne das Kiel zwei Tore schlechter war. Beim Ausrufen des zweiten Torschützen ließen es sich einige dennoch nicht nehmen „Orlando A....loch“ zu skandieren.


    Im zweiten Durchgang sind die Störche bemüht, aber erfolglos. Die Gäste wechseln den Sturm komplett aus und nehmen Sykora und Canizzarro runter, dafür kommen Tim Wulff und Michael Holt, der mit 12 Toren zu den Toptorschützen der Liga gehört. Aber der FCC steht hinten stabil und kommt zu Konterchancen. Orlando kann sich an der Torauslinie durchsetzen und passt scharf nach innen, Hähnge zieht trocken ab – Michael Frech kann parieren. Doch einmal muss Frech noch hinter sich greifen. Hähnge lässt einen Gegenspieler mit einer Schussfinte aussteigen und knallt das Leder dann aus 20 Metern in den Winkel. Ein Highlight zum Abschluss und das Sahnehäubchen einer sehr cleveren und weitestgehend disziplinierten Jenaer Leistung. Etwas unnötig war der Platzverweis für den Kieler Christian Jürgensen, der weggerutscht war und der eingewechselte Melvin Holwijn über den liegenden Spieler stolperte. Einfach unglücklich entschieden vom Unparteiischen Harm Osmers.


    Der Zuschauerzuspruch war an der Saale mit 5.205 Fans deutlich höher, wobei die Gästezahl sich an den Ingolstädtern orientierte. Die Stimmung war etwas ausgelassener, da Kiel selten den Eindruck machte das Spiel noch drehen zu können. Mit dem 50.Geburtstag von Uwe Dern hatten die Blau-Gelb-Weißen einen weiteren Grund zum Feiern. Spielerisch hatte Jena das leichtere Los gezogen. Nicht unbedingt weil Kiel spielerisch so viel schlechter als die Bayern waren, sondern weil sie der dankbarere Gegner waren. Holstein war insgesamt anfälliger und ließ den FCC mehr gewähren, während Ingolstadts Innenverteidigung kaum zu überwinden war.


    FCC: Nulle - Sträßer, Lukimya, Lanzaat, Nagy - Kühne (66. Truckenbrod), R.Schmidt. - Gardwaski (76. Holwijn), Benyamina - Hähnge (89. Wuttke), Orlando
    Kiel: Frech - Lamprecht, R.Müller, Boy, Vujcic - Jerat - Schüßler (4.Siedschlag), Jürgensen, Meyer - Sykora (57. Holt), Cannizzaro (70. Wulf)
    Zuschauer: 5.205
    Tore: 1:0 Lukimya (32.), 2:0 Orlando (41.), 3:0 Hähnge (74.)
    Gelb-Rot: Jürgensen (wdhl. Foulspiel)

    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]