Das Radio war gestern mehr als sonst in Betrieb: Wolfsburg ist Deutscher Meister, Cottbus darf nachsitzen, Dynamo Dresden ist die Nummer eins der Region in Liga drei und Carl Zeiss Jena feiert Platz 16.
Weiter unten ist es eine Momentaufnahme, aber derzeit trifft der Satz von Gary Lineker abgewandelt auf Pirna-Copitz zu: Ein Fußballspiel dauert 92 Minuten, und am Ende gewinnt der VfL!
Borna – Copitz 1 : 2 (1:0)
Tore: 1:0 (15.) Nickel mit einer verunglückten Flanke von links, die sich ins lange Dreiangel senkte. Eine perfekte Kopie des Aufstiegstores von Marco Christ für Fortuna Düsseldorf, nur von der anderen Seite.
1:1 (51.) Krause per Kopf (!) nach Einwurf Hartmann von rechts.
1:2 (92.) Hartmann nach Konter, diesmal ging der Scorerpunkt an Krause. Das taktische Verhalten seiner Mannschaft hat Trainer Kunath nach Spielschluss noch auf dem Feld ausgewertet. So billig darf man sich aus Bornaer Sicht einfach nicht auskontern lassen!
Zu: 130, davon 12 Gäste.
SR: Franke ohne wirkliche Fehler. Lediglich die Kartenverteilung war etwas willkürlich und einseitig, dafür ließ er später bei Gunnar Schubert Gnade vor Recht ergehen.
Es lief die 92. Minute, Einwurf für Borna in Höhe des Copitzer Strafraums. Daueroptimist Sammy meinte, es fällt noch ein Tor. Ich entgegnete: „Bloß nicht!“, schließlich hatten die Gastgeber gerade den Ball und ich konnte mit dem Punkt wunderbar leben. Wenige Sekunden später führte ein Konter in Copitzer 4:3-Überzahl zum Siegtreffer, danach war sofort Schluss. Diese Szene passte haargenau zum gegenwärtigen Lauf des VfL, im Herbst hätten wir dieses Spiel noch irgendwie 1:2 verloren...
Bis dahin wechselten Sommerfußball und engagierter Kampf um die drei Punkte miteinander ab. Phasenweise schien es in der zweiten Hälfte so, als ob man sich beiderseits mit dem Remis zufrieden geben würde, aber gerade in den letzten zehn Minuten wollten beide mehr. Der eingewechselte Berthold konnte Copitz in der 83. Minute in Führung bringen, danach hatten die Gastgeber eine Doppelchance. Insgesamt zeigte der Gast die bessere Spielanlage, hatte in der Summe auch ein leichtes Chancenplus. Schon nach 12 Minuten hätte es 0:1 oder gar 0:2 stehen können, ja müssen (Bina, Hartmann). Nach dem überraschenden 1:0 verloren die Copitzer aber zeitweise völlig die Linie, weder die Abwehr noch Geburtstagskind René Hünlich im Tor (Glückwunsch zum 27. - einige starke Szenen in Hälfte zwo!) wirkten sonderlich sicher. Das 1:0 zur Pause deshalb nicht unverdient, die Bornaer versäumten es aber, in ihrer besten Phase das zweite Tor nachzulegen.
Nach dem Wechsel hatten die Gäste die Sonne im Rücken. Mit dem frühen Ausgleich kam mehr Sicherheit ins Copitzer Spiel. Die erste Hälfte der zweiten Halbzeit mit optischen Vorteilen für den VfL, danach wurde Borna wieder stärker. Viele Zweikämpfe mit unterschiedlichem Ausgang prägten die Partie, der Satz von einem „gerechten Unentschieden“ wäre absolut zutreffend gewesen. Aber Fußballspiele dauern nun mal 90 oder mehr Minuten...
Die Rückfahrt im Mannschaftsbus muss lustig gewesen sein, wegen der vielen Geburtstage befand sich reichlich Bier an Bord. Ich hatte meinen „Privatchauffeur“.
So, jetzt sind wir Rückrundendritter und insgesamt tatsächlich Sechster. Wir können sogar noch Sebnitz überholen. Allerdings habe ich langsam die Befürchtung, wir gewinnen uns jetzt zu Tode und ab August nützt das alles nichts mehr. Die letzten beiden Hinrunden haben doch irgendwie Spuren hinterlassen. Weil ich eben kein Daueroptimist bin...
Konturen nimmt die Liga für die kommende Saison an. Eilenburg wird dabei sein, Borea Dresden wohl nicht. Auch Dynamos Zweite sollte den Vorsprung ins Ziel retten. Da Laubegast seinen 15. Platz kaum noch verbessern kann, wird es wohl ohne Auswärtsspiel in Dresden abgehen. Naja, immerhin kann ich nach Radebeul (Glückwunsch zum endgültig perfekten Aufstieg!) direkt mit der S-Bahn fahren und Bannewitz liegt auch um die Ecke. Häufen werde sich die Fahrten in den Leipziger Raum, taucha hat im Moment deutlich bessere Karten als Delitzsch. Jetzt hätte ich nur noch gern Klarheit, ob sich der FC Sachsen einen Ober- und einen Sachsenligisten im Herrenbereich leisten kann.
Was den VfL betrifft, so wird die jetzige Mannschaft im Wesentlichen zusammenbleiben. Marcel Kleber wird wegen seiner Knieprobleme in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen. Mit Rückkehrer Kunze haben wir im nächsten Jahr einen weiteren Offensivspieler. Ob es eine Lösung für Bina gibt, bleibt abzuwarten. Es ist ja wohl einmalig, dass ein Sechstligaspieler Woche für Woche einen Anreiseweg von 500 Kilometern zurücklegt.