Schon lange war klar, dass ich diese Saison noch mal zu einem Spiel meines FC Schalke 04 fahre. So wurde das Spiel gegen Hertha in Berlin auserkoren. Anfänglich war geplant mit dem Fanclub „Grube Leopold“ aus dem anhaltinischen Edderitz per Bahn anzureisen, doch dies wurde schon vorzeitig zu Nichte gemachte, da die Herthaner meinten, weniger Karten an die Knappen zu verteilen, als ursprünglich geplant war. So blieben einige Fanclubs auf der Strecke, so auch der „Grube Leopold“ aus Edderitz. Da ich meine beiden Karten nicht über den Fanclub bezogen hatte, saß ich nun auf meinen beiden Karten. Alleine fahren? Nein! Zum Glück hat man ja im Freundeskreis noch mehr Fußballbegeisterte. So fragte ich den Meuselwitzer, der ohne lange zu grübeln zusagte. Und das obwohl er Bayern-Fan ist.
Nun war es soweit, Samstag, der 16.05., der 33. Spieltag der Bundesliga. Man vereinbarte sich mit dem Kollegen aus Zipsendorf einen Treffpunkt in Leipzig. Dort traf man sich dann auch pünktlich eine viertel Stunde zu spät. Aber da es bis Berlin nur 1 ½ Stunden waren und es auch erst dreiviertel elf war, war das kein Problem. Also ab durch den Leipziger Stadtverkehr zur A9 gen Norden. Nachdem man auf der Mittelspur der A9 schon die ein oder andere nette oder weniger nette Begegnung mit Hertha-Fans aus dem Burgenlandkreis und Mittweida gemacht hatte, war man mittlerweile schon im brandenburgischem. Kurz vor der Anschlussstelle Beelitz dann der Supergau: Bei Tempo 150 ein kurzes aufheulen des Motors, der Drehzahlmesser schlug weit mehr aus als geplant und dann konnte man sich nur noch auf dem Standstreifen ausrollen lassen. Nach einem kurzen Check wurde festgestellt, dass es im Getriebe reichlich klimperte und nur noch die Gänge 1 – 4 gingen. So krauchte man noch bis zum nächstgelegenen Parkplatz. Erst dort wurde einem richtig bewusst, dass man wohl heute keinen stolpernden Kuranyi oder die Antifußballer der Hertha sehen würde. Nach einem Telefonat mit der Peugeot Assistance wurde uns ein fähiger Abschlepper zum Parkplatz bestellt. Dieser offerierte aber nach seiner Ankunft ca. 1 Stunde später, dass er wohl nur 50 km kostenlos abschleppen könne und danach jeder Kilometer bis nach Hause extra bezahlt werden müsste. Ein kurzer Blick auf’s TomTom verriet uns, dass es noch gut 170 km bis nach Meuselwitz waren. Abzüglich der kostenlosen 50 km bleiben immer noch gut 120 km über, die auch noch doppelt (für die Leerfahrt zurück) berechnet werden würden, wo der nette Herr einen Preis von 280€ kalkulierte. Dies war uns dann doch ein wenig fett, deshalb ließen wir uns nur bis zur Autobahnmeisterei Niemegk schleppen und übergaben die Sache dem ADAC.
Auch hier wartete man gut eine Stunde. Das Spiel in Berlin hatte nun schon begonnen. Prima. Als dann der „gelbe Engel“ eintraf, ließ er sich das Problem ebenfalls noch mal in aller Ausführlichkeit schildern und kam zu dem Entschluss, dass eine Weiterfahrt ausgeschlossen sei. „Ach nee“, dachte ich mir, „da erzählst du uns ja was ganz was neues“. Und es kam wie es kommen musste: Auch der ADAC übernimmt nur bis 200€ Abschleppkosten. Alles was darüber ist, muss man auch hier extra löhnen. Unsere Nachfrage auf die Zusatzkosten beantwortete er mit einem trockenen „so um die 200€“. Nachdem das immerhin schon mal günstiger klang wie beim ersten Abschlepper, kam man zum Entschluss, dass wohl - immer noch gut 140km von der Heimat - nichts anderes über bliebe. Also beorderte der kleine gelbe Engel einen Größeren, der uns Huckpack nahm und ab ging’s wieder gen Heimat. Vorbei an Coswig und Wittenberg, noch schnell beim Fanclub angerufen, wie es denn in Berlin stünde. Der Kollege vom Fanclub stellte hastig den Videotext an und meinte „0:0 in Berlin, ihr habt noch rein gar nix verpasst“ und teilte mir zugleich noch die anderen Zwischenstände mit. Weiter ging es über Bad Düben nach Leipzig, wo man mich kurzer Hand heraus gelassen hat. Der Meuselwitzer setzte seine Fahrt mit dem gelben Engel fort und ich nahm einen Fußmarsch bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Die Wartezeit auf die Bahn, alle Spiele waren mittlerweile abgepfiffen, vertrieb ich mir mit einem Anruf beim Fanclub, die verlauten ließen, dass es in Berlin bei einem 0:0 blieb, Wolfsburg gewann und Bayern nur Remis spielte. Nach einer weiteren halben Stunde per Straßenbahn erreichte ich dann auch mein persönliches Ziel und ließ den Tag erst einmal sacken. Auch der Meuselwitzer kam dann ein wenig später in Zipsendorf an. 170€uronen musste er für den Chauffierdienst hinlegen. Der Peugeot kommt dann am Montag unters Messer und ob eine Organtransplantation von Nöten sein wird, wird sich erst dann herausstellen.
P.S.: Wenigstens haben es die Knappen geschafft, den Antifußballern aus Berlin die letzte Chance auf die Meisterschale zu nehmen!