Eierlikör und eine persisch-kaukasische Langhalslaute: Hallescher FC - SV Babelsberg 03 2:1

  • Wenn einer eine Reise tut dann kann er was erzählen. Dies werde ich jetzt für euch, geneigte Leserschaft machen, auch wenn meine Reise aus dem schönen Potsdam West nur bis nach Halle/Saale ging. Dort wartete nämlich am 29. Spieltag der starke HFC auf unsere Babelsberger.
    Vorsorglich stand ich bereits gefühlte 2 Stunden vor Busabfahrt am Lutherplatz, um für mich und meinen liebsten Stehplätzler lepetit einen schönen Platz mit Aussicht zu ergattern. Ein Gruß hier auch an seine Frau, die uns eine leckere Wegzehrung in Form von zwei Flaschen selbstgemachtem Eierlikörs in die Stullenbeutel gelegt hatte. Auch andere Busfahrer hatten die gleiche Idee, und während auf den hinten Bankreihen schon über Dottergehalt, Legebatterieeierlikör kontra Freilandeierlikör sowie Salmonellenvergiftungsanzeichen debattiert wurde, setzten lepetit und ich uns an das Kreuzworträtsel der PNN. Nachdem einfache Fragen wie „erster Präsident Angolas“ noch lächelnd beantwortet werden konnten, scheiterten wir allerdings recht kläglich an der „persisch-kaukasischen Langhalslaute“ mit drei Buchstaben.
    Um 13 Uhr erreichten wir über etliche Umwege das Kurt Wabbel Stadion und nachdem sämtliche Taschen, Schuhe sowie Körperöffnungen vom Schutzmann inspiziert worden waren, ging es für 7 Euro in das Rund.
    Mit der Sonne und Polizei im Nacken waren noch keine zwei Minuten gespielt, als unsere Helden schon hinten lagen. Einen Befreiungsschlag von Schubert kann Laars nicht klären, Müller entwischt ihm und ballert das Heimteam mit sattem Schuss 1:0 in Führung. Prima, genauso hatte ich mir das vorgestellt. Nulldrei versuchte eher zaghaft vor das Gehäuse von HFC-Schlussmann Horvat zu kommen, aber die Distanzschüsse von Prochnow (6.) und Ergirdi (11.) verfehlten ihr Ziel. Anders dagegen Halle: eine Ecke von rechts tritt Görke in den Strafraum, Müller kann sich von Surma lösen und köpft unhaltbar fliegend ein (14.). Schönes Tor.
    Meine Laune wurde dadurch nicht sonderlich besser, aber es schien zumindest so, dass Babelsberg nun aufwachte. Es dauerte jedoch bis zur 31. Minute ehe es wieder gefährlich wurde, Ergirdi wird schön bedient, scheitert aber aus spitzem Winkel am hervorragenden Horvat. Babelsberg nun allerdings am Drücker, ein Freistoß von Hartwig aus 20 Metern geht knapp links vorbei (32.) einen Kopfball von Surma nach Eckball kann Horvat parieren (35.)
    Kurz darauf war der Kroate jedoch machtlos: Laars passt herrlich lang auf Moritz und der köpft über den zu weit vorm Kasten stehenden Torhüter in die rechte Ecke (37.).
    Beide Teams hatten vor der Hälfte noch zwei Großchancen, einen Kopfball der Hallenser kann Unger mit Parade klären (38.), auf der Gegenseite war es Moritz, der nach Einwurf von Müller direkt aufs kurze Eck abzieht, aber diesmal stand Horvat genau richtig.
    Mit dem knappsten aller Vorsprünge ging es in die Kabinen und ich versuchte derweil mit einem kühlen Pilsner die restlichen Eierlikörgeschmacksnuancen aus den Zahnzwischenräumen zu spülen…letztendlich mit Erfolg.
    Unverändert kamen beide Teams wieder auf den Rasen, aber so turbulent die erste Hälfte geendet hatte, so unspektakulär wurde der Beginn der zweiten. Beide Mannschaften egalisierten sich und es dauerte bis in die 63. Minute, bis ich wieder den Kugelschreiber aufs Papier setzte: Laars foult 19 Meter vorm Tor, der Freistoß der Hallenser wird aber von der Nulldrei-Mauer zur Ecke geklärt, der mittlerweile eingewechselte N’Diaye köpft diese raus, der Ball kommt zurück, doch Unger kann den Kopfball von Lachheb mit einer Großtat über die Latte lenken. Trainer Demuth setzte nun alles auf Sieg und brachte mit Lange und Kutschke zwei weitere Stürmer. Nulldrei drängte auf den Ausgleich, doch die gute Hallenser Abwehr ließ keine gefährlichen Aktionen mehr zu. In der 90. Minute fiel noch ein Tor für Halle, doch Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied zu recht auf Abseits. Kurz darauf pfiff der Mann aus Nürnberg ab und das Spiel war gelaufen. Letztendlich brachte Halle das Ergebnis clever über die Zeit und siegte nicht unverdient. Babelsberg kann man definitiv eine sehr kämpferische Leistung zusprechen, allerdings war das Manko wie so oft in dieser Saison die Chancenauswertung. Was bleibt ist die Gewissheit, eine gute Saison gespielt zu haben, in der man sich jetzt zurücklehnen und den spannenden Kampf um den Aufstieg zwischen Halle und Kiel aus der dritten Position beobachten kann sowie die Lösung für die oben gesuchte Langhalslaute: "Tar". Wieder was gelernt.


    Hallescher FC: Horvat - Schubert, Lachheb, Kamalla, Benes – Görke (69. Kittler), Finke – Kunze (76. David), Hebestreit (57. Neubert), Kanitz - Müller


    Nulldrei: Unger - Müller (65. Lange), Laars, Surma (80. Kutschke), Rudolph - Prochnow, Moritz, Civa, Hartwig (57. N’Diaye), Ergirdi – Frahn


    Tore: 1:0 Müller (2.), 2:0 Müller (14.), 2:1 Moritz (37.)


    Gelb: Kunze, Neubert – Prochnow, Laars



    Besucher: 3.550 (220 aus Babelsberg)

    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
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