Montagnachmittag, herrlichster Sonnenschein und zum Ausklingen des langen Osterwochenendes noch ein (wenn auch kleines) Derby. Im Ilm-Kreis-Derby empfing Germania Ilmenau die SG Rudisleben/Arnstadt. Ich kam natürlich die obligatorischen fünf Minuten zu spät, hatte aber nichts verpasst.
Zum ersten mal bei einem Besuch im Hammergrund (Gera-Süd wurde versäumt) erlebte ich Gästefans hautnah. Mit ner Trommel und zum größten Teil kopierten Gesängen gabs immerhin etwas Derbyfeeling. Da die Jungs aus Arnstadt aber noch viel Zeit haben ihren Support vielleicht etwas variantenreicher zu gestalten, ist Besserung wohl vorprogrammiert. Immerhin musste man sich um die Sicherheit keine Sorgen machen, denn Feuerwerkskörper hätte wohl kein Ladenbesitzer an irgendeinen der mitgereisten, lautstarken Anhänger verkauft.
Das Plakat "Arnstadt ist die Fußballmacht - Ilmenau wird platt gemacht!" stand stellvertretend für die junge Garde aus dem Nachbarort. Immerhin dürfte es bei 300 Zuschauern einen neuen Saisonrekord im Hammergrund gegeben haben.
Arnstadt - als Tabellenvierter eigentlich klarer Favorit - bekam in Halbzeit eins kein Bein auf den Boden und machte Bayerns erster Halbzeit im Camp Nou mehr als nur Konkurrenz. Ilmenau viel zu zaghaft gegen beschämend schlechte Kreishauptstädter, zwei gute Möglichkeiten wurden vergeben. Allerdings musste Germania-Kapitän Tobias Huck auch schon nach 12 Minuten verletzt raus, Ersatzmann Marc Fernando markierte technisch ausbaufähig das 1:0 - hauptsache drin (36.).
Das "Arnscht" die Unleistung aus dem ersten Durchgang nicht wiederholen würde, war zeitig klar. Danneberg und Leischner vergaben für Rudisleben. Doch die Krönung der ersten Halbzeit folgte erst in der 51.Minute: Eckball für Ilmenau. Der Ball findet keinen direkt Abnehmer, Bonsack kann den Ball mit dem Rücken zum Tor meterweit prallen lassen und dennoch ungehindert versenken. Ein Abwehrfehler für den man auf jedem Bolzplatz gelyncht wird und wohl auch in der C-Jugend nicht unter 20 Liegestützen bestraft wird. So blieb den Gästefans kein anderer Grund zur Freude als die 1:0-Führung von Ilmenaus Abstiegskonkurrent Weimar.
Fünf Minuten später Ecke für Arnstadt, Wedekind köpft zum Anschluss ein: 2:1, die Spannung blieb erhalten. Das Spiel war nun etwas offener, Vorteile bei Germania Ilmenau. Nico Eberhardt erhöhte wiederum für die Heimelf mit der schönsten Aktion des Tages. Im Mittelfeld schnappt er den Gästen das Leder weg und rennt auf das Tor zu, 25 Meter aus halbrechter Position vor dem Kasten schießt er den Ball unhaltbar ins lange Eck, Respekt! Ilmenau sogar mit Möglichkeiten auf 4:1 zu erhöhen, doch es kam wieder anders. Nach einem langen Ball in den Ilmenauer 16er pfiff der Unparteiische einen Strafstoß. Keiner wusste wieso, ein Foul konnte niemand ausmachen. Egal, Danneberg versenkte zum 3:2-Anschluss in der 84.Minute.
Eigentlich geht dann wieder das große Zittern los. Doch Ilmenau bewies, wieso sie heute als Derbysieger das Feld verlassen sollten. Die restliche Spielzeit stürmten nur noch die Germanen und drängten auf den vierten Treffer und überboten sich im Auslassen bester Chancen. Rinn, Zachert, Huck und erneut Eberhardt hätten sich eigentlich in die Torschützenliste eintragen müssen. Arnstadt kam nur direkt nach dem Elfer noch einmal vors Tor, schoss aber drüber.
Ilmenau dürfte mit Leistungen wie dieser keine Angst vor dem Abstiegsgespenst mehr haben. Allerdings sind sie trotz 11.Platz immer noch abstiegsgefährdet. Das war wohl auch der einzige Hoffnungsschimmer von den Arnstädter Jungs, die mit ein paar Einheimischen sich noch gegenseitig die Mittelfinger betrachteten. Für mich ging es mit guter Laune, einem kurzweiligen Fußballspiel, einigen Mückenstichen und reichlich Sonne im Gepäck nach Hause.
SV Germania Ilmenau - SG Arnstadt Rudisleben 3:2 (1:0)
Tore: 1:0 Fernando (36.), 2:0 Bonsack (51.), 2:1 Wedekind (56.), 3:1 Eberhardt (77.), 3:2 Danneberg (84. Foulstrafstoß)
Zuschauer: 300
Ilmenau: Kott, Kemter, Bonsack, Dobrocki, Skibbe (77. Alexy), T. Huck (13. Fernando, 79. Zachert), Eberhardt, C. Huck, Greßler, Rinn, Jüngling
Arnscht: Apel, Wedekind, Staude (57. Voigt), Seel, Danneberg, Lippert, Schneider, Moritz (46. Klein), Leischner, Lange (46. Springer), Lux