Punkt mit Kampf und Dusel
Berlin Alexanderplatz, kurz vor 10 Uhr. Strahlender Sonnenschein sollte den Schreiberling auf seinem Trip nach Magdeburg begleiten. Pünktlich zum Märzbeginn verwöhnte uns die Sonne mit dem unsäglichen Gefühl von Wärme, was in Anbetracht der letzten Woche und dem dazugehörigen Eisboden im Karli und anderswo doch wenig erwartbar schien. Guter Dinge gings dann ab nach Babelsberg, dort standen zwei Busse bereit, die Meute sicher und unterhaltsam in die Hauptstadt Sachsen-Anhalts zu befördern. Darauf werde ich aber später noch kurz eingehen.
Der Wettergott überdachte seine Strategie ziemlich jäh, nachdem sich der Bus in Bewegung gesetzt hatte. Die Sonne verschwand und ein leichter Nieselregen mit bedecktem Himmel zog auf. Störte ja niemanden – Babelsberger Wetter! Pünktlich angekommen gings dann zügig und problemlos ins weite Rund, an dieser Stelle gleich mal ein Lob an die sehr freundlichen Ordner der Gastgeber, es kommt selten vor, das man sich beim abtasten nett unterhält, ein Späßchen macht und ohne irgendwelche Schikanierungen schnell ins Stadion kommt. Dafür einen Daumen nach oben!
Unser Coach Dietmar Demuth entschied sich für eine defensive Ausrichtung gegen den Tabellenzweiten. Zwar liefen mit Frahni und Baba zwei Stürmer von Anfang an auf, jedoch konnte man schnell durchschauen, dass diese wohl vorrangig erstmal mit nach hinten arbeiten müssen. Denn die Magdeburger legten druckvoll und gefährlich los. Bereits in der vierten Spielminute entstand die erste Gefahrensituation vor dem Kasten Marian Ungers, der sich heute noch desöfteren lang machen durfte. Nach Flanke von rechts verpasste Braham den Ball in der Mitte freistehend, der Gewaltnachschuss von Brendel endete beim entgegenspringenden Nulldreier, der somit die Situation entschärfen konnte. Und weil Fortuna heute mit uns war, hatten unsere Mannen in der nachfolgenden Szene noch mehr Dusel: Nach Freistoß von Racanel wurde der Ball auf Watzka verlängert, welcher den Fuß nur hinhalten musste und die Murmel lag im Netz. Und dennoch: Abseits! Was war los? Das Schiedsrichtergespann beging einen kapitalen Schnitzer und verwehrte den glasklaren Treffer, weil angenommen wurde, der Ball wäre durch mithilfe eines Magdeburger auf Watzka verlängert worden, was sich als gravierender Fehler herausstellte. Tatsächlich war es unser Neuzugung Babacar N´Diaye, welcher den Ball weiterleitete. Weiter 0:0, tiefes durchatmen bei den gut 400 mitgereisten Nulldreiern, die ihre Mannschaft tatkräftig unterstützten. Weiter gings mit einem Freistoß von Vujanovic, welcher allerdings nur den Pfosten knutschte. Nach einer halben Stunde bleibt damit zu resümieren, dass die Magdeburger immer wieder anrannten und sich gute Tormöglichkeiten erspielten, jedoch blieb Unger, der Pfosten oder das Abseits Sieger. Von unserer Equipe bislang wenig nach vorne zu sehen, lediglich ein paar Entlastungsangriffe ließen unserer Hintermannschaft mal ein paar Sekunden, um zu verschnaufen. Bis zur Halbzeit änderte sich dieses Bild auch nicht sonderlich, außer das nun weniger externes Glück einsetzte, sondern unsere Nummer 1, Oli U. zur Höchstform auflief. Erst parierte er mit einer coolen Beinbewegung einen Kopfball von Watzka, im Anschluss blieb Unger auch standhaft bei dessen Gewaltschuss. Und danach war erstmal ein Glück Halbzeit. Das Halbzeitresümee dürfte klar sein, deswegen bedarf es keiner weiteren Worte.
So hatten auch die Leute im Block eine kurze Verschnaufpause. Meinem Nebenmann Liebknecht und mir fiel besonders die Lautsprecheranlage des FCM auf: Unsere Vermutung besteht darin, dass man im ganzen Stadion den Stadionsprecher nicht verstehen konnte. Das liegt an der eigenartigen Akustik, welche im Magdeburger Betonkasten (neudeutsch: Fussballtempel) vorherrscht. Während man im Gästeblock (400 Leute) fast ausschließlich den eigenen Gesang hörte wird es den 12000 Heimfans wohl ähnlich ergangen sein. Und in der Mitte dann der Stadionsprecher, den eh keiner hört. Dafür wohl die Anzeigetafel, um das zu kaschieren. Dann sollte es auch bald weitergehen, allerdings irritierte mich und Liebknecht abermals die Soundabteilung des Gastgebers: Zum Wiederanpfiff ertönte die Musik fast eine ganze Minute weiter und auch im zweiten Durchgang kamen immer wiederkehrend irgendwelche Einspieler oder Sounds, die an neue DB-Bahnhöfe erinnern.
Aber nun weiter im Text: Paul Linz, seines Zeichens Trainer der Gastgeber wechselte und brachte für Probst Zander auf dem Platz, Didi Demuth setzte weiterhin ohne Wechsel auf sein Team. Das Bild blieb aber erstmal das Gewohnte: Magdeburg marschiert auf diue Führung und das sollte sich fünf Minuten nach Wiederanpfiff endlich auszahlen. Nach Ecke von Racanel bekommt keiner die Kugel richtig vom Sechzehner weg, dafür kam Brendel mit dem nächsten Kracher. Und der saß wie Bombe. Aus knapp 18 Metern nahm er das Leder Dropkick mit vollem Risiko, Wolken oder Traumtor? Es war ein Traumtor, leider zu Ungunsten unserer Babelsberger. 1:0 für die Blauen.
Im Anschluss erholten sich dann unsere Nulldreier ein wenig, allerdings immer noch kaum nennenswert in puncto Torchancen, was unseren Coach zum Doppelwechsel ermutigte. Mit Hartwig und Lange kamen zwei frische Akteure aufs Feld. Und prompt spielte Nulldrei gleich etwas gefährlicher aufs Tor. Zum Beispiel Patrick Moritz hatte viel Raum und entschied sich goldrichtig für das Duell im Sechzehner. Er verlor, allerdings mit dem süßen Bonbons des Elfmeterpfiffes, da der Magdeburger Verteidiger sehr ungestüm reingrätschte und den fälligen Pfiff erzeugte. Unsere Nummer 8 ging selbst an den Punkt und wieder goldrichtig konnte er den Ball versenken. Leider auch dieses Mal mit einem Nachspiel: Ich glaube Baba rannte zu früh in den Strafraum, die Schiris haben es gesehen und ließen den Elfer wiederholen. Und umso ärgerlicher, das Keeper Beer die Ecke ahnte und den zweiten Ball parieren konnte. Unschön. Aber was swolls, alle guten Dinge sind drei dachte sich auch Rainer Müller, der in Minute 81 den Ball weit in den Strafraum warf und wieder wurde ein Nulldreier gelegt, allerdings sehr undurchsichtig, dennoch gabs wieder einen Ball auf den Punkt. Wie meinte doch der Vizeherbstmeister? 8+8 = 16! Und Frahn verwandelte auch sicher. 1:1, noch gute 8 Minuten zu spielen, jetzt bloß nichts anbrennen lassen. Im Übrigen sei an dieser Stelle mal unser Support gelobt, auch bei Rückstand und gerade nach dem Ausgleich versuchten nahezu alle Mitgereisten lautstark, wenigstens den einen Punkt aus Magdeburg zu retten. Das sollte auch gelingen, denn kurz vor Schluss half unser Pfosten noch einmal kräftig mit, den Punktgewinn zu besiegeln, als Vujanovic sich durchwursteln konnte. Alles bangen und Zittern hatte ein Ende, der Abpfiff ertönte und die einzigen, die dann noch jubelten waren wohl wir und die Mannschaft samt Trainerstab.
Zusammenfassend kann von einem glücklichen Punktgewinn gesprochen werden, da man das Spiel auch gut und gerne 3:0 verlieren kann. Das soll uns im Nachhinein allerdings nicht großartig belasten. Dementsprechend ausgelassen war auch die Rückfahrt in beiden Bussen, gabs doch den einen oder anderen Feiernden, der sich mit Stadtflucht und Punktgewinn wohlzufrieden das eine oder andere Kaltgetränk gönnte. Und als der Bus in Babelsberg ankam, endete der Abend irgendwann – auch für mich – in den tiefen leeren Gläsern des Nowawes. Forza 03 - oh Babelsberg Nulldrei!
1. FC Magdeburg:
Beer, Rosin, Wejsfelt, Probst (46. Zander), Bankert, Bauer, Watzka, Racanel, Brendel (78. Matthias), Vujanovic, Braham
SV Babelsberg 03:
Unger, Surma (j. Oumari), Danso-Weidlich, Laars, Müller, Ergirdi (60. Hartwig), Civa, Prochnow (60. Lange), Moritz, Frahn, N´Diaye
Tore: 1:0 Brendel (51.)
1:1 Frahn (FE. 81)
Gelb: Wejsfelt, Braham – Ergirdi, N´Diaye
Zuschauer: 12042 (davon ca. 400 Gäste)
rudiriot
Quelle: www.babelsberg03.de