Weihnachten steht vor der Tür und ich dachte daran mich im Dezember mal selber zu beschenken. Bereits lange war der Trip nach Jena am 13.12. geplant, eine Woche vor dem Ausflug erfuhr ich, dass es Karten für das Schalke-Spiel geben soll - auch dieses Spiel stand schon langfristig auf dem Terminkalender.
Nach viel zu wenig Schlaf ging es früh um 9 Uhr los Richtung Kernberge. Die erste Aufgabe war das Auto von Eis und Schnee zu befreien, bzw. es erst einmal in der weißen Pracht wiederzufinden. Auch wenn man am Berg auf der Autobahn bei 40km/h hinter LKWs hing, kam ich gegen viertel Elf in Jena an. Die ersten harrten schon eine Weile vor den Toren des Ernst-Abbe-Sportfeldes aus, um eine heißbegehrte Karte für den DFB-Pokal zu ergattern. Ich schmiss mein Zeug in das nächste Bahnhofsschließfach in Jena-Paradies und eilte zurück zum Stadion. Gegen 11.20 Uhr hielt ich die Karte in den Händen - zumindest für das Spiel gegen den SV Sandhausen. Nun hieß es noch eine Stunde warten bis man endlich ins Stadion eingelassen wurde. Um den Stau an den Kassen im Stadionareal in Grenzen zu halten wurde schubweise eingelassen. Das traf auch auf Dauerkartenbesitzer zu, die längst ihr Schalke-Ticket in der Tasche hatten.
Endlich im Stadion angelangt ging es ab in die nächste Schlange. Und nach insgesamt nur 3,5 Stunden anstehen hatte ich zwei Tickets für das DFB-Pokal-Spiel erworben. Andere hatten weniger Geduld, gingen nach 4 Stunden warten entnervt aus der Schlange und entschieden sich für einen Fernsehabend am 27.1. Durch die Ansteherei hatte ich bereits fünf Minuten der Drittligapartie auf dem benachbarten Rasen verpasst.
Carl Zeiss Jena - SV Sandhausen 2:0 (0:0)
Die meisten reagieren auf "Sandhausen" mit einem "Wer ist das denn?" - und genauso traten die Gäste aus dem Rhein-Neckar-Kreis auch auf. Jena kontrollierte die Partie größtenteils, hatte vor allem durch Sebastian Hähnge mit "Köpfchen" gute Möglichkeiten. Sandhausen nicht gerade mit spielerischer Brillianz gesegnet, probierte sich in Gegenstößen. Die Gäste profitierten meistens noch von der Passivität der Jenaer Abwehr und der geringen Laufbereitschaft der Jenaer Offensiven. Am ehesten strahlte Mintzel noch so etwas wie Torgefährlichkeit für den SVS aus, Nulle war auf der Hut. Nils Petersen unterstrich dagegen seine magere Vorstellung mit einer kläglich versemmelten Chance. Besonders viel passierte im Laufe der ersten Halbzeit nicht mehr.
Auch nach der Pausenbratwurst tat sich auf dem Rasen nicht viel. Sträßer kam für NPetersen in die Partie und legte das 1:0 auf. Seine Flanke erreichte Andre Schembri, der per Kopf und via Innenpfosten sein erstes Saisontor erzielte. Nach den Schalke-Tickets packte nun Thorsten Ziegner das zweite Geschenk an diesem Tag für mich aus. Aus knapp 30 Metern hämmerte "Ziege" das Leder ins Eck, genau unter den Giebel. Ein Kandidat für das "Tor des Monats" der ARD-Sportschau. Der eingewechselte Sreto Ristic auf Sandhausener Seite wollte ebenfalls eine Bewerbung abschicken, verfehlte aber mit seiner artistischen Einlage das Tor. Es blieb beim 2:0. Ein ordentliches Spiel allerdings auch mit Leerlauf.
FC Carl Zeiss Jena - SV Sandhausen 2:0 (0:0)
Tore: 1:0 Schembri (72.), 2:0 Ziegner (80.)
Zuschauer: 6.403
FCC: Nulle - Wallschläger, Müller, Riemer, R. Schmidt - Eckardt, Hansen, Ziegner, Schembri (84. T. Petersen), N. Petersen (46. Sträßer) - Hähnge (70. Amirante)
SVS: Gurski - Bindnagel, Göttlicher, Beisel, Throm - Pinto, Kolb, Fiesser (79. Öztürk), Leandro, Mintzel - Haas (66. Ristic)
Nun hieß es in meiner Unterkunft nach einem kurzen Abstecher in der Goethegalerie erstmal zu verschnaufen (nach dem ich seit 7 Stunden keinen Sitzplatz mehr unter dem verwöhnten Hintern hatte). Anschließend war noch ein Abstecher auf dem Jenaer Weihnachtsmarkt drin - mein dritter Thüringer WMarkt-Besuch innerhalb von drei Tagen. Der Glühwein hatte mir in Jena dabei am meisten zugesagt. Am Abend stand dann die Geburtstagsfeier von "Dritte Wahl" anlässlich ihres 20jährigen Bestehens an, das war eigentlich der Grund warum ich nach Jena fuhr. Im Kassablanca - sehr schöne Location, absolut empfehlenswert - zogen sich die "Feierlichkeiten" bis halb drei hin. Doch Ausschlafen war mal wieder nicht drin.
Denn am nächsten morgen/mittag wartete der Exilhallunke bereits auf mich zum fußballerischen Highlight des Wochenendes. Im - von Jena - 100km entfernten Plauen stand die letzte Hinrundenpartie der Ungeschlagenen Fußballhelden in Rot-Weiß auf dem Programm. Auf der Hinfahrt herrschte Einigkeit: ein gammliges 1:0 reicht; wie immer. Gut eine Stunde vor dem Anpfiff traf man im Vogtländischen ein, ich kostete die Plauener Gastfreundschaft aus - der Exilhallunke mischte sich mit Old HFC unter die Gästefans. Nach einem Glühwein und einem Steak konnte das Match beginnen.
VFC Plauen - Hallescher FC 0:1 (0:0)
In Plauen hatte es mal wieder reichlich geschneit, der Platz war nur auf Höhe der Strafräume geräumt, weshalb der Ball aufgrund der verschiedenen Beläge sehr schwer zu berechnen war. Nach 10 Minuten war man sich einig: die Niederlagslosen hatten einen guten Start hingelegt, die besseren Chancen verbuchte Rot-Weiß (allerdings in Dunkelblau spielend). VFC kam erst Mitte der ersten Hälfte besser in die Partie, immer wieder angetrieben vom Allrounder Schindler. Doch Roggentin und Horvat blieben fehlerfrei und behielten im ersten Durchgang ihre weiße Weste. Der VFC-Keeper durfte sich allerdings beim eigenen Aluminium bedanken, dass für ihn rettete. Kanitz hatte kurz vor der Pause den Ball geschlenzt. Bei Neuberts Nachschuss war Roggentin wiederum zur Stelle. Nach einer sehr kurzweiligen Spielunterbrechung ging es alsbald weiter.
In der zweiten Halbzeit legte die Vogtland-Elf gleich los, konnte aber den "wahrscheinlich besten Torwart der Regionalliga Nord" (O-Ton H.Andreev) nicht gefährden. Wesentlich gefährlicher war Maik Kunze, doch Roggentin rettete wie so oft mit dem Fuß. Auf der anderen Seite erzielte VFC-Toptorjäger Zimmermann das 1:0, doch der Schiedsrichter zeigte Richtung Eckfahne. Der Torjubel verstummte erst nach und nach... der Ball lag zwar im Netz, allerdings auf der falschen Seite. Das Leder verfehlte das Tor nur knapp und zappelte nach dem Aufprall an der äußeren Torstange im Außennetz.
Wie schon im August 07 zum Oberligaauftakt hatte Sven Werner mit seinem Gegenspieler Robert Böhme alle Hände voll zu tun, in der 67.Minute kam er gegen ihn zu spät und verschuldete damit einen Elfer. Plauens "Mister Standard" Falk Schindler legte sich den Ball siegessicher zurecht. Alle halleschen Hoffnungen ruhten nun auf der Nummer 1 mit der 13 auf dem Rücken. Und diese 13 wurde für den Gegner mal wieder zum Verhängnis. "Horvat - unser Torwart" fischte wie schon gegen Jarakovich und Rogoli den Ball aus dem Eck.
Im VFC-Strafraum schlägt der eingewechselte Pavel David einen Ball mit Mühe ins Zentrum, erreicht damit aber nur Silvio Pätz. Der serviert das Leder mit einem technischen Fauxpas Steeeeeeeeeeeeve Finke, der seine 190 cm elegant nutzt, um Roggentin gefühlvoll zu überwinden... EINS ZU NULL (71.)!!
Plauen war nun eigentlich unter Zugzwang, kam aber nicht zu nennenswerten Großchancen. Kanitz und der eingewechselte Beck versäumten es den Sack zuzumachen. Der Abräumer vom Dienst in den halleschen Reihen sorgte dafür in bester Lucio-Manier für Furore. Adli Lachheb verurteilte seine Gegenspieler bei beiden 70-Meter-Sprints zu hilflosen Slalomstangen. Leider wurden die Alleingänge nicht belohnt, der Auftritt insgesamt aber schon: drei weitere Pünktchen unter dem Weihnachtsbaum.
Auch wenn man direkten Anschluss zur Spitze hat, schätzt Köhler die Lage weiterhin recht realistisch ein, er hofft auch in der Rückrunde den Abstand zu den Spitzenteams möglichst klein zu halten. Zum (alten?) Saisonziel Klassenerhalt fehlen nur noch zwei 1:0-Auswärtssiege, den ersten könnte es schon am Freitag im Leipziger Zentralstadion geben.
Zufrieden nach einer guten Regionalligapartie und drei weiteren Auswärtszählern ging es zurück. Dabei musste nicht einmal das "gammlige" 1:0 herhalten. Der Exilhallunke stand dem HFC in nichts nach und sorgte dank eines beherzten Schlusssprints für meinen direkten Anschluss zum Zug, der mich zurück in die Heimat beförderte. Am kommenden Freitag bin ich bereit das nächste Geschenk entgegen zunehmen (und dem zuverlässigen Fahrer für seine Dienste zu entlohnen ). Mal sehen was sich Ex-Torhüter Dirk Heyne mit dem schwächsten Sturm der Liga gegen den Unüberwindbaren einfallen lässt.
VFC Plauen - Hallescher FC 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 Finke (71.)
Zuschauer: 1.227
VFC: Roggentien - Pätz (76. Zemlin), Boden, Schröder (74. Marrack), Wendler - Six, Schulze, Hoßmang, Böhme - Schindler -
Zimmermann
HFC: Horvat - Werner, Lachheb, Kamalla, Benes - Kunze (70. David), Görke, Finke, Kanitz (85. Ro. Stark) - Hebestreit - Neubert (70. Beck)