"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" meinte einst Michail Gorbatschow und sollte auch an diesem Sonnabend recht behalten. Denn nach 8 Minuten waren bereits über die Hälfte der Tore gefallen. Einige hatten sich auf die übliche Anstoßzeit 14.00 Uhr eingerichtet, hatten damit aber schon 22 Spielminuten und einige Highlights verpasst.
Der Spitzenreiter der Thüringenliga, Schott Jena, machte seiner Tabellenposition auf Schnee, Eis und Kunstrasen alle Ehre. Bereits nach 5 Minuten lagen die Gäste im eisigen Hammergrund am Rande Ilmenaus mit 2:0 durch Tore von Hacker und Heuschkel in Front. Die Germania reihte sich in der hundertprozentigen Chancenverwertung ein: der 1:2-Anschluss von Schlott folgte nach eben jenen acht Minuten. Damit war meine torarme Leidensserie (siehe EF-VfB II-Bericht) auch schon zu Ende. Auf dem Platz gab es eine mittelgroße Rutschpartie, lebhaft kommentiert von Schott-Keeper Alexander Just, der sein Stimmorgan reichlich strapazierte.
Das Wiedersehen mit Ex-HFCer Stefan Bloß (kam in der Sommerpause aus Gera nach Jena) dauerte nur 20 Minuten, dann musste der Linksfuß verletzt vom Feld. Doch der Torreigen nahm noch kein Ende, Kirsten stellte für Jena den alten Abstand wieder her: 1:3 (24.). Doch Kellerkind Ilmenau ließ sich nicht einschüchtern und kam noch vor der Pause mit einem tückischen Aufsetzer zum erneuten Anschluss durch Bonsack. Der Unparteiische pfiff zur Halbzeit und ich stellte mich auf eine lange, frostige Halbzeitpause, sowie einen 5:5-Endstand ein. Die Mannschaften mussten vom Kunstrasenplatz erst am Hauptplatz vorbei in die Kabinen und so zog sich die Spielunterbrechung sehr in die Länge.
Eine Veränderung merkte man bereits wenige Sekunden nach Wiederanpfiff: Dauerkrakeler Just im Jenaer Tor war (vermutlich total heiser) ausgewechselt worden. Die zweite Halbzeit war praktisch eine Kopie der ersten: bloß ohne Tore. Ilmenau durch den Rückstand natürlich etwas offensiver und mit mehreren guten Möglichkeiten, die größte als Jenas Ersatzkeeper Eismann eine Flanke durch die Hände rutschen ließ und ein einschussbereiter Ilmenauer das leere Tor nicht traf. Der Ligaprimus verlegte sich aufs Kontern, die beste Möglichkeit (4 auf 3-Situation) wurde durch eine Abseitsstellung verschenkt. Der Gastgeber erhöhte den Einsatz und sorgte durch den intensiven Körpereinsatz und glatten Untergrund zu einigen Hinfallern bei den Ostthüringern. Der Schiri ging kein Risiko ein und pfiff konsequent jeden Rempler ab, um das Verletzungsrisiko zu mindern - insgesamt ein ganz schwieriger Job ein Spiel auf Eis zu leiten. Zumal der Unparteiische Jäntsch aus Sülzfeld wahre Härte bewies - er leitete das Spiel ohne Handschuhe. In der Schlussphase sorgte ein (Verzweiflungs)Schuss von der Mittellinie für Aufregung, Eismann ließ den Aufsetzer prallen und ein Abwehrspieler aus dem Paradies schoss seinen eigenen Mitspieler ab. Die daraus resultierende Ecke führte zu keinerlei Änderung auf der eingeschalteten Anzeigetafel auf dem benachbarten Hauptplatz: 2-3.
Anschließend gab es von den Gästespielern noch ein paar äußerst "reife" Bemerkungen ("Dort hättet ihr achte bekommen!" - gemeint war der Hauptplatz), doch Schiri und Assistenten beruhigten die Situation sehr schnell. Schott Jenaer Glas thront weiterhin auf Platz 1 und Ilmenau scheint für das Kellerduell gegen Thüringen Weida am kommenden Sonnabend gerüstet.
SV Germania Ilmenau vs. SV SCHOTT Jena 2-3 (2-3)
Tore: 0:1 Hacker (3.), 0:2 Heuschkel (6.), 1:2 Schlott (8.), 1:3 Kirsten (24.), 2:3 Bonsack (38.)
Zuschauer: ca. 130