Vom 17.-19.Oktober stand ein Ausflug in die zweitgrößte Saalestadt an. Während am Abend des 17. noch ausgiebig gefeiert wurde, stand am Samstag wieder Fußball auf dem Programm. Mit reichlich Restalkohol und einem frischerworbenen Ticket für das Ostderby am Sonntag im Abbe ging es mit dem Zug von Jena-Paradies nach Naumburg. Trotz obligatorischer Verspätung kam ich auf die Minute pünktlich in der Saalestraße beim Landesklasse-Spitzenduell an. Nach einer ersten Stärkung in Form einer Original Thüringer Bratwurst in Sachsen-Anhalt (bemerkenswert) wurde ich freundlich mit einem "Ich dachte du wolltest mit dem Fahrrad kommen, du Penner" begrüßt.
Naumburger BC 1920 - VfB Nessa 0:1 (0:1) (Landesklasse Staffel 9)
Das Spitzenspiel der Landesklasse zwischen dem Landesliaabsteiger Naumburg dem Spitzenreiter Nessa konnte ich mit Melzmen, Messerschmidt & Co. in vollen Zügen genießen. Beide Teams über weite Strecken gleichwertig, der NBC suchte viel zu selten den Abschluss und war bei Standards äußerst harmlos. Nessa machte es keineswegs besser und so verstrich der erste Durchgang mit gemeinsamen klönen und gelegentlichen Ausrastern auf Naumburger Seite aufgrund einiger Abseitsentscheidungen und anderen Kuriositäten. Kurz vor der Pause machte ich mich los gen Bratwurst-Stand um dann aus ca. 150 Metern entfernung den Ball doch noch vor dem Pausentee im Netz zu sehen. Nessa schaffte es den schmeichelhaften Führungstreffer mit dem Halbzeitpfiff zu erzielen.
In der zweiten Hälfte machte Naumburg immer mehr auf, erspielte sich gelegentlich Großchancen, die selbstverständlich durchweg versemmelt wurden. Nessa übertraf sich im Auslassen bester Konterchancen, selbst 4 auf 2-Situationen konnten nicht sinnvoll ausgespielt werden. Die Kräfte ließen auf beiden Seiten immer mehr nach, dementsprechend bewegte sich abseits des Ballgeschehens fast niemand mehr. Auf den Rängen wurde neben der Korrektur einiger Schiri-Entscheidungen auch gelegentlicher Support geboten. In der Schlussphase sorgten viele Nickligkeiten und Unsportlichkeiten für Hektik. Das spitzte sich 10 Minuten vor Schluss zu als ein Naumburger (Ralf Kunze?) den Ball aus dem Toraus holen will, um ihn dann dem Keeper aus Nessa zu überreichen. Als er am Torhüter vorbeigeht, stößt er ihn bewusst um. Der Schlussmann nimmt natürlich gerne an, doch am Ergebnis änderte die Rote Karte nichts mehr.
Bevor es mit dem Zug wieder in die Heimat ging, lud mich Zumpe gastfreundschaftlicher Weise noch auf einen kurzen Plausch inklusive Bratwurst und "Spezi" ein. [Blockierte Grafik: http://www.bboard.de/board/images/smiles/danke2.gif]
Für Sonntag hatte ich mir am morgen den noch etwas unbekannten Weg aus dem Zentrum ins EAS im Netz kurz angesehen. Die Planungen konnte ich aber bereits nach wenigen Metern aufgeben - mit den Dresdnern Dynamos als Gäste gab es schließlich ein Sicherheitsspiel und die Polizei riegelte mal wieder weiträumig ab. Manch Einheimischer fand dafür wenig Verständnis ("Wieso darf ich hier nicht langfahren, obwohl ich in Jena wohne?"); fragte teilweise sogar forsch nach der Herkunft der Wegversperrer ("Wo kommt ihr denn her? Aus Dresden??"). Ich bahnte mir weiter meinen Weg, relativ zügig wurde ich ins Stadion eingelassen. Im Vergleich zu den Spielen gegen den HFC waren die Kontrollen sehr schlicht. Beim Fanprojekt am Bratwurststand traf man - wie sollte es anders sein - Zumpe samt Melzmen. Weiter ging es zum Block F gegenüber des Gästeblocks. Obwohl die meisten Dresdner über 120 Meter entfernt waren, war Dynamo allgegenwärtig. Etwa einige Schwarz-Gelbe hatten sich in die Nordkurve verirrt und hatten mit den Eingeborenen kleinere verbale Scharmützel.
FC Carl Zeiss Jena - SG Dynamo Dresden 0:0 (3.Liga)
Der etatmäßige Jena-Schreiberling Schnicks hat mich autorisiert über dieses Spiel berichten zu dürfen - ich muss nun wohl in die großen Fußstapfen treten.
Bereits nach drei Minuten - Spiel fing übrigens 10 Minuten später an - der erste Aufreger, aber nur im Gästeblock. Neben Pyro&Co. soll wohl auch ein Tor aufgegangen sein, schwer zu sagen aus der Entfernung. Auf dem Platz setzte zu Spielbeginn vor allem Jena die Akzente. Robert Müller schickt seinen Kapitän Niels Hansen, der frei vor Torwart Keller nicht den Abschluss sondern die einzige Spitze Hähnge sucht, aber lediglich Hübener aus der Viererkette findet. Das hätte das frühe 1:0 sein können. Für die nächste gefährliche Aktion sorgte Jens Truckenbrod, der mit seinem Einsteigen Andre Schembri aus dem Spiel nahm. Der junge Rene Eckhardt ersetzte den Malteser, machte trotz einiger Holperer ein gutes Profidebüt. Bei Jena war zusehens der Schwung raus, Dynamo nun mit etwas mehr Offensivdrang, allerdings blieben Großchancen Mangelware. Timo Röttger prüfte Carsten Nulle im FCC-Tor. Das Spiel gestaltete sich sehr mäßig, auch die Stimmung war nicht gerade berauschend. Das Derby hatte sich hoffentlich noch viel für Halbzeit zwei aufgespart.
Dresden brachte zu Beginn von Halbzeit 2 Kügler für Bröker, sowie Rauch aus dem Gästeblock ins Spielgeschehen ein. Die erste Chance hatte aber Jena, Hähnges Schuss pariert Axel Keller zur Ecke. Auf der anderen Seite für mich die größte Möglichkeit bis dahin. Halil Savran wird direkt vor dem Tor flach von Kügler angespielt und bringt aus Nahdistanz den Ball nicht mal auf das Tor. Rene van Eck hatte bei der Mission erster Heimsieg unter seiner Regie inzwischen das unter den Fans arg kritisierte 4-1-4-1-System zu gunsten der Offensive aufgegeben und brachte Amirante als zweite Spitze. Doch der Joker vergab seine erste Chance, bzw. Hähnge kam im Zentrum einen Schritt zu spät um den Ball noch über die Linie zu drücken. Kurz darauf taucht Amirante schon wieder vor dem Dresdner Gehäuse auf, drischt den Ball aber direkt ins Seitenaus. Die Jenaer Fans merkten, dass mehr als dieser eine Punkt drin war, peitschten ihre Mannschaft noch mal nach vorne. Aus dem Gästeblock war seit geraumer Zeit nur noch Dauersingsang zu hören. In der 87.Minute schien der Bann endlich gebrochen: Axel Keller legt den eingewechselten Nils Petersen im Strafraum - Elfmeter. Salvatore Amirante legt sich im bereits jubelnden Ernst-Abbe-Sportfeld den Ball zurecht und schießt flach halblinks, Keller pariert. Im Nachhinein ist so ein Elfer immer grottenschlecht geschossen, wenn er ihn flach in die Mitte schiebt und er geht rein, hat er den Torhüter natürlich clever verladen.
Die Dresdner Fans nahmen den gehaltenen Strafstoß zum Anlass um ausgiebig zu feiern, zu ausgiebig in den Augen aller anderen Zuschauer und Teilnehmer der Partie. Lutz Wagner unterbrach die Partie für etwa 10 Minuten. Ralf Minge, der in der Halbzeitpause noch gelassen mir entgegen schlenderte, bemühte sich nun die Meute wieder zu beruhigen. Nun kam auch die bunte Mischung in "meinem" Block F wieder zum tragen. Der Konflikt, der sich verbal bereits verschärft hatte, tendierte dazu körperlich zu werden. Feinsäuberlich aufgereiht standen sich kurzerhand etwa ein Dutzend "gewaltbereite" (?) Anhänger gegenüber, während ich über meine Ambitionen als unparteiischer Schiedsrichter bei dem Aufeinandertreffen nachdachte, kam nach 4-5 Minuten die Polizei gemütlichen Schrittes vorbei und trennte die inaktiven Streithähne. Es hatte sich doch keiner gefunden, dem Gegenüber näher zu kommen. Auf dem Platz ließ der Schiedsrichter inzwischen weiterspielen und meine schlimmste Befürchtung wahr werden: ein laues 0:0, das schlimmstmögliche Ergebnis. Nach dem Abpfiff kamen noch ein paar ganz clevere Kollegen vorbei. Sie hatten doch schon mitbekommen, dass Dresdner im Block F (wie in fast jedem anderen Block) waren und suchten vergebens die körperliche Nähe zu den Elbflorentinern.
Auf dem Heimweg stellte ich fest mir inzwischen Blasen durch die Wanderungen durch J-Town an den Füßen gelaufen zu haben. Welch Überraschung: die üblichen Verdächtigen aus Naumburg waren natürlich mal wieder nicht weit.
Fazit: Nie wieder Jena zu Fuß und künftig dürfen auch mehr Tore geschossen werden.