Sommerfest im Regen oder Wie man einen Ostseeurlaub veredelt (Lübeck-Halle 0:1)

  • Anfang Juli erschien endlich der heißersehnte Spielplan und ermöglichte allen HFCern die ideale Mischung aus Urlaub und Fußball: ein Augustspiel an der Ostsee. Schnell war der Camping-Aufenthalt in Graal-Müritz organisiert und Mitstreiter gefunden. Deshalb beginnt die Geschichte meines Lübeck-Spiels schon zum Sachsen-Match am 1.Spieltag. Direkt nach dem Schlusspfiff eines wenig begeisternden Gekickes auf niedrigem Niveau und dementsprechend verdienten 0:0 düste ich u.a. den NOFBlern Chillmann und G.M.F, die bereits früh auf die Reise gingen, an die Ostsee hinterher.


    Blöderweise ging mir im Urlaub die Digitalkamera kaputt (scheint die Belichtung im Eimer zu sein, die meisten Bilder sind komplett weiß, teilweise mit leichten Konturen sowie Streifen, im Dunkeln mit Blitz klappt es halbwegs - sachdienliche Hinweise der mitlesenden Kameraexperten bitte in mein Postfach :halloatall: ). Für das Match an der Lohmühle fand sich aber dennoch eine (allerdings schlechtere) Ersatzkamera. Der Wettergott vergoß aufgrund unserer Abreise in GM bittere Tränen und ließ das Zelt abbauen zur mittelprächtigen Schlammschlacht verkommen. Das Fleckchen Erde das die Wildschweine nachts zuvor noch heil ließen, pflügten wir noch mal kräftig um. Samstag früh gegen 11 Uhr ging es in Graal-Müritz los, man schickte die Fußballmuffel im Zug zurück ins gelobte Land (den auswärtigen als "Halle an der Saale" bekannt).


    Bevor es auf die Ostseeautobahn A20 in die Marzipanstadt gehen sollte, wurde beim Sprottenfest in Hinrichshagen noch etwas frischer Fisch "getankt". Die Veranstaltung dort glich bis auf die Speisen einer schlechten Mischung aus Schlagern und Fischkoppkultur. Auf der Autobahn von Rostock gen Lübeck wurde bei Dauerregen schon klar, was uns vor Ort erwarten würde. Die Wasserspiele waren eröffnet. Kurz nach 13 Uhr kam man Wohlbehalten am Stadion an und ich testete schon mal ein bisschen die Kompetenzen der Ordner. Es stellte sich raus, dass ich nach dem Spiel das Stadion wohl besser kannte als die Kollegen mit dem heimischen Leibchen.


    Im Stadion entdeckte ich neben einigen mitgereisten Hallensern ein weiteres bekanntes Gesicht: Mario Kallnik, "Teamleiter" beim 1.FC Magdeburg, nahm Anschauungsunterricht in der Sieben-Türme-Stadt. Viel geholfen hats anscheinend nicht. Nächste Chance: Freitag 18.30 Uhr KWS.


    Das Stadion an der Lohmühle ist eigentlich ganz hübsch, besonders die komplett überdachte Tribüne entlang der gesamten Gerade wusste bei Dauerregen zu überzeugen. Das Stadion wirkte sehr professionell ausgerüstet, die letzte Aufrüstung fand in den Neunzigern zum Zweitligaaufstieg (1996) statt. Von der Ausstattung, Infrastruktur und Organisation machte es weitgehend auch einen besseren Eindruck als z.B. ein Neubau wie in MD.


    Auf der Tribüne wurde man als Hallenser sehr warmherzig empfangen. Während man hierzulande ständig über die Benachteiligung des Ostens (Schiris, Urteile etc.) aufregt, handelte das erste aufgeschnappte Gespräch von der großen Verschwörung gegen den Norden und dessen Vereine, die nicht in höheren Gefilden auftauchen sollen. :huh:


    Von der ersten Minute an beeindruckten mich die VfB-Anhänger durch stoische Regelunkenntnis oder seltsamste Auslegungen, wie ich es nicht mal bei den Kollegen in Leipzig erlebt habe. Für meine korrigierenden Worte erntete ich meist fragende bis völlig irritierte Blicke. Der Schiri Florian Steuer aus Menden fiel mir aber auch negativ auf - vor allem durch extrem kleinliches Gepfeiffe, womit man bereits den Bundesligafußball möglichst unattraktiv machte. Es waren übrigens offiziell 2.000 Zuschauer anwesend, auch wenn ich locker auf 3.000 getippt hätte.


    Auf dem Rasen herrschte viel Kampf, Lübeck mit einer extrem jungen Mannschaft - sie wurden zu keiner Zeit müde zu betonen wie besonders jung und wie neu doch diese Mannschaft ist. Die Entscheidung fiel in der 45.Minute. Benes flankte auf seinen Landsmann David, dessen Kopfball am Keeper Semghoun hängen blieb. Als David nachsetzt, wird er von Wehrendt gefoult. Ein Elfer der Marke kann man geben, muss man nicht unbedingt. Nach den Elferentscheidungen gegen Leipzig in der Summe irgendwann gerecht. Beschweren darf man sich eigentlich nicht, wenn so ein Elfer gegen einen ausgesprochen wird (O-Ton Köhler: "Wenn er ihn gibt, ist das ok")


    In der zweiten Halbzeit vergaß es der HFC den Sack zuzumachen, was den HFC-Coach sehr ärgerte. Lübeck völlig von der Rolle und der HFC nicht clever genug den kopflosen Gegner in die Knie zu zwingen. Am Ende lief es auf eine spannende Schlussphase hinaus - Lübeck stürmt, Halle kontert - Tore fielen keine mehr. Den Ex-Lübecker Maik Kunze hatte man dort wohl schon erfolgreich aus dem Gedächtnis verdrängt, als er allein aufs Tor zustürmte und den Ball neben den Kasten schob erkannten ihn viele Einheimische doch wieder. Auf Lübecker Seite überzeugte in meinen Augen Marcel Gebers.


    Nach dem Spiel meldeten sich die Lübecker Ultras aus der Versenkung. Die Kollegen von der Ostsee beließen es während des Spiels bei "Fußballfans sind gar nicht böse"-Gesängen und feierten ihr Team erst nach dem Schlusspfiff lautstark. Als Außenstehender eine ziemlich undurchsichtige Taktik. Genauso undurchsichtig wie die Fragen zur Pressekonferenz als die Trainer mehrfach zur Elfmetersituation gelöchert wurden und anschließend zur neuen FIFA-Regel zwecks Rückennummern und Namen auf dem Trikot Stellung nehmen sollten. 8|


    Anschließend erfuhr ich noch, dass beim VfB nicht mehr mit kleineren Brötchen, sondern mit Krümeln gebacken wird. Der Etat beläuft sich wohl auf 1,4 Mio und die Ausgaben wurden in allen Bereichen auf ein Minimum beschränkt. Einfach wird die Saison für den VfB sicher nicht, aber als faire Sieger wünschten wir unseren Gastgebern noch eine erfolgreiche Restsaison und machten sie auf ihre wichtige Aufgabe am 29.Oktober aufmerksam.


    Am Abend gab es noch ein wenig Sightseeing in der Hansestadt, selbstverständlich im durchgehend strömenden Regen. Holsten-Tor, Schiffergesellschaft und Buddenbrookhaus wurden abgeklappert. Auf dem Markt feierten einige Eingeborene ihr Sommerfest, dass bis auf strahlende Sieger aus Halle wenig sommerliches zu bieten hatte. Trotz Regen und Heimpleite ließen sich die meisten aber den Spaß nicht vermiesen. Man begegnete Fremden stets mit überzogener Freundlichkeit, das obligatorische "Viel Spaß noch" scheint man aus dem West-fischkoppischen nicht verbannen zu können.


    Am Abend blieb die Kehle selbstverständlich nicht trocken. Besonders die Brauberger-Traditions-Brauerei sagte mir sehr zu und lud mit leckerem Bierchen und nettem Ambiente zum Verweilen ein. Kurz nach 22 Uhr hielten wir schon die neueste Ausgabe der Lübecker Nachrichten für Sonntag in den Händen. Respekt dafür! Die A3-Seite über den im nachhinein natürlich glorreichen Sieg wurde sogleich von den restlichen 0815-Nachrichten getrennt.


    Am Sonntag gegen 18 Uhr, mein Urlaub neigte sich auf der A9 nun endgültig dem Ende entgegen, vernahm man noch wohlwollend die Nachricht über den Auswärtssieg der Störche aus Kiel. Wäre ja schade wenn die lebensfrohen Einwohner Schleswig-Holsteins völlig ohne Erfolgserlebnis das Wochenende verlebt hätten. :happy:


    Da meine Turnschuhe - durch den Urlaub sowieso überstrapaziert und in den nordischen Böen mehrfach abgesoffen - sich in Lübeck endgültig von der Trockenheit verabschiedeten und vollgesogen wie ein Schwamm an den Füßen klebten, kehrte ich am Sonntag im Zeichen des Ostseecampings in Badelatschen heim.


    Die Tabelle spricht zur Zeit eine eindeutige Sprache, der HFC ist der bestplatzierteste Ostclub in der neuen Regionalliga. Das würde am Ende reichen, schließlich steigen nur die letzten vier ab. Allerdings steht es den Babelsbergern noch offen an uns vorbeizuziehen (Nachholspiel in Wilhelmshaven). Wenn es im Norden irgendwann aufhören sollte zu regnen...


    Spielbericht, Statistik und weitere Bilder zum Spiel


    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]

  • Nachdem Du Deine arg strapazierte Lunge durch unsere saubere Ostseeluft therapiert hast, mehrere Versuche eines Treffens nicht klappten und eine Einladung in die Schliemann-Stadt dankend abgelehnt wurde (auch hier gibt´s Bier :happy: ), hast es ja doch noch heil nach Hause geschafft.


    @ alfa
    @ Reisecrew


    Es gibt noch viel schönere Campingplätze, aber fahrt mal immer schön zu den von den Hauptstädtern anektierten Plätzen, dann haben wir auf den guten mehr Platz für uns ! :happy: :thumbsup:






    :versteck:


  • Da haste nicht mal Unrecht, der Campingplatz war durch Hauptstadt-Kackbratzen geprägt mit denen wir uns glücklicherweise nicht abgeben mussten. Mit uns mithalten konnten die sowieso nicht. 8)

    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]

  • Da haste nicht mal Unrecht, der Campingplatz war durch Hauptstadt-Kackbratzen geprägt mit denen wir uns glücklicherweise nicht abgeben mussten. Mit uns mithalten konnten die sowieso nicht. 8)


    Tsssss ... was für eine Wortwahl !!!


    Das müssen dann aber Westberliner gewesen sein, denn mit Hallensers kann doch jeder Ossi locker mithalten. Und die Mehrheit muß sich sogar bremsen!

    ... ich kann auch nur vermuten, was ich damit sagen will !

  • Ihr seid mir ein paar Internethelden. Aber wenn man mal persönlich bei euch antanzt, traut sich keiner aus dem Loch. (März 08 in Berlin, April 08 beim NBC - Ausnahme Melzmen - oder wie eben gelesen an der Ostsee)


    Deswegen richte ich an euch die gleichen Worte wie an die Lübecker: Es ist keine Schande Halle unterlegen zu sein. 8)

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