St. Pauli, Jena, ein Schotte und andere bleibende Eindrücke

  • Die Busse des Supporters-Club (diesmal 4 Stück) setzten sich von Jena kurz nach 10:00 Uhr in Bewegung in Richtung Norden und schon ca. 16:30 Uhr fuhren wir durch die Hamburger Speicherstadt. Es war nun also nur noch ein Katzensprung bis zum Stadion am Millerntor. Dort entledigten sich die Busse ihres sangesfreudigen Inhaltes und entfernten sich in die nahe gelegene Helgoländer Allee, wo sie nun einige Stunden verschnaufen durften. Es war nämlich angedacht erst gegen 01:00 Uhr morgens die Heimreise anzutreten (es wurde aber locker 01:30 Uhr) und nach dem Spiel noch ein paar Stunden auf dem Kiez zu verbringen.
    Die neue Südtribüne des Wilhelm-Koch-Stadions, wo einst der Gästeblock war, wurde erstmals genutzt an diesem Abend. Wie es aussah sind im unteren Bereich Stehplätze (vlt. ein Drittel) und weiter oben Sitzplätze errichtet worden. Die Überdachung fehlt allerdings noch fast komplett. Die seitlichen Geraden sind noch im Originalzustand und die Nordtraverse wurde nach hinten durch eine Stahlrohrtribüne vergrößert (unten die alten Steh-, oben Sitzplätze). Der rechte Teil (wenn man drauf steht) dieser „Nordkurve“ ist nun der Gästeblock.
    Da neben Omodiagbe (5. Gelbe) auch noch Günther ausfiel (Grippe), stellte Henning Bürger doch tatsächlich wieder auf Dreierkette um (Stegmayer, Maul, Müller), was aber einigermaßen gut funktionierte.
    Auffälligster Akteur auf dem Platz wollte heute Abend aber vom Start weg Schiedsrichter Winkmann sein. Der Typ sollte sich seines merkwürdigen Namens entsinnen und freiwillig an die Seitenlinie zurückkehren, dort kann er immer noch genug Schaden anrichten!
    Das Spiel begann recht munter und zunächst hatten die Gastgeber etwas mehr davon. Nach 12 Minuten glaubte Herr Winkelmann dann endlich eine Gelegenheit erkannt zu haben, sich zu profilieren. Aus dem entfernten Gästeblock konnte man garnichts erkennen, kein Paulianer war zu Fall gekommen aber Herr Wankelmann hatte ein übeles Handspiel von Torsten Ziegner gesehen haben wollen (ja, Ziege spielte tatsächlich mit). Wider Erwarten beschwerten sich die Hamburger aber nicht und so gab es schon sehr zeitig das, uns nur allzu vertraute, fast schon lieb gewonnene, Zwischenresultat. Etwa 5 Minuten später flog dann auch noch Torghelle durch eine Unbeherrschtheit mit Rot vom Platz. In dem Fall will ich Herrn Wankelmut mal nichts andichten, da ich noch keine Fernsehbilder gesehen habe und laut OTZ hat er nachgetreten.
    Die Hausherren glaubten nun jedenfalls leichtes Spiel zu haben und taten fortan eigentlich gar nichts Produktives mehr. Dadurch hatte man auch nicht den Eindruck, dass Jena mit einem Mann weniger spielte. In der zweiten Hälfte fiel dann gerechterweise der Ausgleich, obwohl Jena bis dahin auch nicht besonders auffällig agiert hatte. Ziegner hatte in der 54. Minute im Alleingang getroffen. Jetzt nahm der FCC das Heft in die Hand und wurde sogar überlegen. Einige gute bis sehr gute Chancen (Amrhein an den Pfosten) ergaben sich in der Folgezeit, ehe Schiedsrichter Wackelmann erneut eingreifen „musste“.
    Der Elfmeterpunkt vor dem heimischen Fanblock hatte es ihm heute angetan und als Simak fiel, kam ihm das gerade recht und er zeigte erneut auf das lieb gewonnene Stück weißen Rasens. Der Gefoulte trat selbst an und traf in souveräner Manier zur Führung. Der Gästeblock war nun natürlich zum Tollhaus mutiert.
    20 Minuten mussten nun noch überstanden werden, aber in Unterzahl kann uns ja nichts passieren (erfahrungsgemäß). Es lief auch ganz gut. Die gefrusteten Paulianer beteiligten sich zwar nun wieder etwas intensiver am Geschehen, aber unser Weißrusse im Tor hatte heute auch wieder einen saustarken Tag erwischt.
    Da es im ganzen Stadion keine Anzeigetafel oder Uhr gibt, konnten wir nur nach der Uhrzeit gehen. Da die zweite Hälfte aber offenbar verspätet von Herrn Wichtelmann angpfiffen wurde, wähnten wir uns dementsprechend, beim Ausgleich bereits in der Nachspielzeit (93. oder so). Das war natürlich frustrierend (remember Burghausen) und der geplante lustige Abend auf der Reeperbahn schien zunächst heftigst gefährdet. Aber es war passiert und ließ sich nun nicht mehr ändern und es war auch noch in der regulären Spielzeit, wie wir bald einsehen mußten. Der moralische Sieger war trotzdem unser FCC.
    Aus dem Stadion gerade erst heraus, musste zunächst einmal irgendwo alkoholisches Bier erstanden werden. Wir kamen an einer Tankstelle vorbei, wo zwar kein einziges Auto rastete, aber hunderte von Menschen sich tummelten. Im Kühlregal ergriff ich eine Flasche Holsten Edel (kannte ich noch nicht) und fragte einen braun-weiß kostümierten Eingeborenen, ob das schmecke. „Das ist gut“ antwortete er überzeugend und griff beherzt nach 2 Flaschen Oettinger (kein Witz). Da war ich wohl von einem Kenner beraten worden. Wir waren mittlerweile als Dreiergrüppchen unterwegs und einer von uns hatte vor der Tanke einen etwas zerzausten Exil-Schotten aufgegabelt. Dieser war seit 1980 in Deutschland und hatte seit dieser Zeit niemals die Stadtgrenzen Hamburgs überschritten – phänomenal !
    Aber nach einiger Zeit und anderthalb Bier, fing er langsam an zu nerven (kranker Sohn, gescheiterte Beziehung usw.), so das wir einer nach dem anderen zur Toilette „mussten“ und einer nach dem anderen nicht wieder kamen. Dann ging es weiter Richtung Reeperbahn. Unterwegs wurde aber erst noch in ein Gasthaus eingekehrt und lecker Schmaus bestellt. Übrigens gab es hier erfreulich viele Gerichte unter oder nur knapp über 10,- Euro und die Portionen waren erfreulichen Ausmaßes. Dann waren wir endlich auf der (laut Lindenberg) „Geilen Meile“ und schon nach wenigen Metern entdeckten wir vor einer Lokalität, eine Menschenmenge, in deren Mitte der Herr Zipfel zu erkennen war. Man gesellte sich dazu und es gab schließlich auch noch ein „Gruppenfoto mit Präsi“. Nunja in die eine oder andere Lokalität wurde dann mal noch auf ein Bierchen reingeschaut (es gab sogar Geschäfte, die noch geöffnet waren) und als es auf halb eins zuging, brachen wir langsam auf in Richtung der Busse. Kurz vorm Ziel wurden wir dann noch von einer 4-köpfigen Gruppe Hamburger Jungs kontaktiert (2 echte Hamburger, 2Exil-Ossis). Sehr nette und bierseelige Vertreter der HSV-Farben. Das war dann noch mal richtig unterhaltsam und kostete mich zu guterletzt noch meinen Lieblingsschal. Noch´n Gruppenfoto und dann mussten wir aber eiligst zum Bus. Kaum auf meinem Stammplatz gelandet, muß ich auch schon eingeschlafen sein. Als ich erwachte, sah ich raus in die Nacht und erblickte die beleuchtete Zuckerfabrik bei Könnern, wir waren also schon kurz vor Halle und ich hatte gut 4 Std. gepennt. Als ich das nächste mal erwacht wurde waren wir in Jena (das war ca. halb acht). Schnell das Auto frei gekratzt, meinen Jenenser Kumpel heim geschafft und dann ab nach hause - 08:15 Uhr saß ich am Frühstückstisch.
    War alles in allem ein sehr schöner Auswärtstrip!


    Forza FCC !!!

    ... ich kann auch nur vermuten, was ich damit sagen will !

  • Es ist zwar früh am Morgen, aber den Bericht musste man mal wieder lesen. Große Klasse :thumbsup: .

    Johannes Rau (zum Vorschlag, Fußballstadien nach Frauen zu benennen):
    Wie soll das denn dann heißen? Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion?