Genau ein Jahr und einen Tag nach unserem letzten Gastspiel in Kaiserslautern, kam es gestern zur Neuauflage dieser Paarung. Es war wieder der 16. Spieltag, diesmal allerdings kein Freitags- sondern ein Sonntagsspiel.
Wie fast immer fuhren wir mit einem der SC-Busse. Für mich war das die 7. Busfahrt diese Saison mit dem SC, so das ich die nächste kostenlos antreten darf/ werde. (St. Pauli)
Auf die Tour zum Betze hatte ich mich schon lange gefreut, weil das für mich das geilste Stadion der Liga ist. Und dies obwohl in seinem Inneren eine recht augenfeindliche Farbe dominiert. Gottseidank schaut man ja aber die meiste Zeit auf das Schlachtfeld, welches erfreulicherweise auch hier in den handelsüblichen Grüntönen gehalten ist.
Grün beruhigt ja bekanntlich! Doch das Grün des Lauterer Rasens konnte diesem Anspruch über eine Stunde lang nicht annähernd gerecht werden. Ich will dem Grün jetzt hier keinen Vorwurf machen, es hatte sein Bestes gegeben. Es war einfach so, dass die Spielbeobachtende Bevölkerung im Gästeblock, eine Std. lang von den eigenen Helden gegen die beruhigende Wirkung des Grüns, immunisiert worden war.
Wir kamen gegen 12:45 Uhr in KL an, wo die Busse auf einem großen, geschotterten Parkplatz unterhalb des Betzenberges abgestellt werden mussten (war letztes Jahr auch schon so). Nur die Herren Ultras, wurden mit ihren 2 Bussen bis vor´s Stadion chauffiert. Der Pöbel dagegen, musste einen ca. 15-minütigen Fußmarsch antreten. Tja, die älteren Bevölkerungsteilnehmer müssen halt was für ihre Fitness tun. Unmittelbar vorm Stadion geht es noch eine längere Treppe mit mehreren Absätzen hinauf. Dort hatte offensichtlich soeben ein jugendlicher Jenafan eine leere Bierflasche ins Gebüsch entsorgt und nun wirkten 2 Polizeier auf ihn ein (die anderen 4 hielten sich zurück), in der Form, dass er dorthin geschubst wurde und die Flasche wieder aufheben musste. Der junge Mann zeigte sich zwar unkooperativ, beugte sich aber der Staatsmacht schließlich unter Protest. Einer der Beamten erklärte ihm dann, dass man Flaschen hierzulande am Wegrand abstellt und nicht in die Pampa schmeißt (bis hierhin okay). Schließlich müssten am nächsten Tag „arbeitende Leute“ diesen Unrat einsammeln – wie auch immer man das nun verstehen sollte. Wenn er den Spruch zu mir gesagt hätte, hätte ich jedenfalls nachgefragt. Dann hätte ich mich auch gleich erkundigt, wie man denn das wertvolle Pfandgut bis zum nächsten Tag vor dem Zugriff der nicht arbeitenden Leute schützen wolle. Sei´s drum, zurück zum Thema.
Im Fritz-Walther-Stadion befindet sich unter den Rängen der Catering-Bereich und die Toiletten. Hier latscht auch noch alles durcheinander herum, Eingeborene und Auswärtige, erst an den Blockzugängen wird sortiert. Es gibt hier richtiges Bier (0,33l/ 2,50 €) und eine stattliche Auswahl an Speisen. Unter anderem auch irgendwelche Würstchen vom Pferd. Wir entschieden uns aber für „Rote Bratwurst“, eine Rindswurst, die wie eine gebratene Bockwurst aussah, aber ungleich besser schmeckte.
Etwa eine viertel Std. vor Anpfiff begaben wir uns in den diesmal komplett entsitzplatzten Block. Die erste Hz. verlief aus Jenaer Sicht, wie ich das weiter oben schon mal für die ersten 60 Minuten beschrieb. Jena beteiligte sich an der Partie ohne dabei Fußball zu spielen. Folgerichtig stand es zur Pause 2:0 und das war noch geschmeichelt. In der Pause dann Diskussionen aller Orten. Schließlich waren wir da ja schon so gut wie abgestiegen. Vermutlich würde man zur Winterpause mit 10 Punkten dastehen, so wie die Mannschaft heute wieder auftrat und Paderborn und Augsburg lagen ja auch schon in Führung. Keiner konnte verstehen, warum Simak auf der Bank saß und warum Ziegner, trotz seiner grottenschlechten Leistung, mit der Höchststrafe (Auswechslung nach 25 Min.) förmlich demontiert werden musste. Fingerspitzengefühl schien jedenfalls nicht zu Ivan´s Wortschatz zu gehören. Das er im Nachhinein alles richtig gemacht haben würde, konnte zu dem Zeitpunkt ja keiner ahnen.
In der 2. Hz. schien sich alles so fortzusetzen und man stand nur noch im Block herum und bröckelte frustriert vor sich hin.
Aber dann muß Torghelle eine Eingebung gehabt haben, dass er an Beda einfach mal so bissig ran ging und dran blieb. Denn das dieser den Ball so einfach herschenken würde, war ja wohl nicht zu erwarten gewesen. Wie rotzcool der Ungar dann auch noch zum Anschluß einnetzte überraschte zusätzlich.
Nur wenige Minuten später schien aber alle aufkeimende Hoffnung wieder dahin zu scheiden. Kraus hatte in höchster Not einen Lauterer von den Beinen geholt. Er bekam Gelb und Lautern Elfmeter. Ich stieß meinen Kumpel an und sagte: „Den hält der!“. Ich sagte das zwar mehr, um mir die Situation schön zu reden, aber genau so kam es. Das musste doch jetzt ein Signal für die Mannschaft sein. Der Fußballgott wollte offensichtlich nicht, dass wir hier verlieren sollten! Omodiagbe, der sich als Afrikaner wahrscheinlich mit mehreren Gottheiten auskennt, wusste wohl um die Gefahr, einen Gott zu verärgern. Er erzielte kurze Zeit später mit dem 2. Nachschuß nach einer vom TW abgewehrten Ecke, das 2:2. Sensationell !!! Kaiserslautern war nun völlig durch den Wind. Sie wussten nämlich nicht, dass wir Spiele, in welchen Omo trifft, stets und ständig verlieren. Aber es kam noch besser. Bereits vor dem Ausgleich hatte Ivan Petersen eingewechselt und der Edeljoker erzielte 9 Minuten vorm regulären Abpfiff den 3:2-Siegtreffer in meisterlicher Manier, nachdem er von Simak ebenso meisterlich bedient worden war. EKSTASE !!!!!!!!!!!!!!!!
Bis zur 90. Minute mussten wir nun noch eine halbe Stunde zittern und zu allem Überfluß, ließ der Schiri auch noch 15 Minuten nachspielen. Aber obwohl die Minuten nun offensichtlich nur noch in Zeitlupe verrann, waren die meißten im Gästeblock beim Abpfiff um Jahre gealtert und trugen Bärte bis zum Fußboden. Ein Junges Mädel, welches die ganze Zeit in meiner Nähe gestanden hatte, war bei Abpfiff eine attraktive junge Frau und hatte eine kleine Göre an der Hand (ich war´s nicht, ich hatte keine Zeit).
Spaß beiseite, es war einfach DER Wahnsinn schlechthin, was sich hier innerhalb von 20 Minuten abgespielt hatte. Soll das jetzt immer so weiter gehen? Ist das eine praktikable Taktik, den Gegner durch eigenen Rückstand einzulullern und in Sicherheit zu wiegen, um dann so spät wie möglich zurück zu schlagen und zu punkten? Ich meine das läuft jetzt seit 3 Spielen nach genau diesem Schema ab und es funktioniert offensichtlich!
Die Rückfahrt war der blanke Spaß, für mich aber leider sehr trocken, denn gegen 23:00 Uhr in Jena angekommen, musste ich noch meinen Jenenser Kumpel und anschließend mich selbst nach hause chauffieren. Kurz vor halb Zwölf war ich daheim, das Auto stand inner Garage und ich kam mit mir überein, dass mein körperlicher Zustand in keinem Verhältnis zu dem heute Erlebten stand – ich war völlig unterhopft! Bis ca. 01:30 Uhr versuchte ich noch nach Leibeskräften dieses Ungleichgewicht zu egalisieren, dann schlief ich friedlich vorm Fernseher ein und erwachte fast pünktlich zur Montagmorgentlichen Wiederholung von Hattrick.
Manometer, diesen 2. Advent des Jahres 2007 werde ich wohl nie vergessen.
Forza FCC !!!