Fantom und ich waren entschlossen die erste DFB-Pokalrunde nicht spurlos an uns vorbei gehen zu lassen. So wurde das Thüringenderby zwischen Gera und Jena fest ins Auge gefasst. Im Regionalexpress gen Leipzig traf ich weitere Erstrundenbesucher, allerdings in Schwarz-Gelb auf dem Weg nach Dresden. In Leipzig kam man zusammen um dann mit der "Bummelbahn" in knapp 1,5 Stunden gen Gera zu fahren. Doch in der Ostthüringer Metropole herrschten weder die Farben blau, gelb noch weiß vor, sondern vor allem grün - ein Vorgeschmack auf die Bundesgartenschau die von April bis Oktober ihre Zelte in Gera aufschlägt. Doch lag der Grünstich vom Bahnhof bis zum Stadion an einem Überangebot an gelangweilten Polizisten, die wohl bei dem Aufgebot einen zweiten 17.Juni erwartet hatten.
Glücklicherweise lag das Stadion der Freundschaft mitten im BUGA-Gelände und so konnte man erstmals das kulturelle und traditionsreiche Event aus der Nähe miterleben und so schnell wie möglich wieder verdrängen. Karten waren von 5 bis 11€ erhältlich und nach dem Kauf wurde sofort die Kurve aufgesucht. Am Rande des Gästeblocks fand man ausreichend Platz und erwartete mit gewisser Vorfreude den Beginn des Derbys zwischen Pokalsieger Gera und Favorit Jena.
Für den 1.FCG konnte Neuzugang Kraus aus Jena mangels Spielberechtigung nicht auflaufen, ein entscheidender Vorteil für den FCC. Überraschenderweise gehörte aber dem Gastgeber die Anfangsphase, Sadlo hatte auch mit 36 Jahren noch nichts verlernt und verfehlte das Tor aus der Drehung nur knapp. Kurz darauf verstolperte Innenverteidiger Omodiagbe gegen Geras Raab, der aus spitzem Winkel Keeper Jensen tunnelte, das Tor aber nicht traf. Damit war die Schwarz-Gelbe Herrlichkeit schon vorbei und Jena begann zögerlich Fußball zu spielen. Immer wieder begünstigt von groben Stellungs- und Torwartfehlern von Gera-Schlussmann Ross gelangte Jena zu zahlreichen Chancen, doch Friedrich und Fuhrmann konnten hinten immer wieder abräumen, bzw. Carl Zeiss (vor allem in Person von Tobi Werner) traf das Tor nicht. Dennoch ging Jena in Führung, nach mäßiger Flanke von Werner aus dem Halbfeld steht Friedrich nicht am Mann und Bloß kommt zu spät, so kann Kühne in die Flanke hechten und einköpfen.
Doch an ein Nachsetzen schienen die Zeissianer nicht zu denken, bis auf den nimmermüden Werner lief im FCC-Sturm auch nicht viel zusammen. Doch Ross patzte im ersten Durchgang nicht mehr. Dafür hatte Gera die Chance auf den Ausgleich kurz vor der Pause. Allrounder Weißhaupt wurde umgerissen und Bloß hämmerte den fälligen Freistoß gen Toreck, allerdings klärte Neuzugang Jansen den Ball zur Ecke. Im zweiten Durchgang spielte wieder Jena, Werner traf aber nur die Torstange vom Gehäuse, anschließend fand seine Flanke über den orientierungslosen Gera-Keeper nur Friedrichs Kopf. Inzwischen kam der umstrittene Simak für Jung-Star Petersen in die Partie, Fröhlich löste Ziegner ab. Doch der diskutable Simak verlor den Ball zu oft in Einzelaktionen und konnte vorerst keine Akzente setzen. Nun folgte die Dramatik: erst köpft Jenas Kühne auf das Tornetz, Ross sah erneut schlecht aus, dann trifft Janke für den FC per Direktabnahme erst den Ball nicht richtig und das Tor dann schon gar nicht mehr. Im Gegenzug bringt Friedrich den quirligen Werner zu Fall und es gibt Elfmeter, die Fernsehaufzeichnungen zeigen Friedrichs Standbein und den Stürmer aber außerhalb des 16m-Raums, knappe Entscheidung. Einwechsler Fröhlich versenkt den Strafstoß, anschließend spielt Simak mit seiner einzig nennenswerten Aktion Werner frei, der zum 3:0 einschiebt und Geras Pokalaus besiegelt.
Insgesamt spielte der haushohe Favorit Jena nicht gerade berauschend, konnte aber dennoch verdientermaßen die zweite Runde errreichen. Der Underdog Gera nahm seine Chance nicht wahr und ließ den unbedingten Siegeswillen vermissen, der nötig gewesen wäre. Dennoch konnte die Quade-Elf seine Oberligatauglichkeit unter Beweis stellen, mit Sadlo und Embingou sind Leistungsträger auch im hohen Fußball-Alter eine Bereicherung für den Aufsteiger, der den Ball auch auf engen Raum gut laufen ließ. In der Abwehr wurde auch ohne Organisator Tews ein Bollwerk errichtet, doch dies allein genügte nicht. Zumal Innenverteidiger Friedrich nach zweitem groben Foulspiel beim Elfer mit der zweiten Gelben hätte rechnen müssen.
So blieb es bei einem interessanten Sommerkick in einem ansehnlichen Stadion vor ordentlicher Kulisse (8.000 Zuschauer) im ungewohnten BUGA-Umfeld. Mit dem Zug ging es gemeinsam mit ein paar BUGA- und Jena-Anhängern zurück gen Leipzig und anschließend in die jeweilige Heimatstadt.
Fazit: Jena wird sich weiterhin durch die zweite Liga durchbeißen müssen, Gera dagegen wird noch so manchen Favoriten überrumpeln.
Bilder vom Spiel steuert "Fantom" bei. :smile:
1. FC Gera 03 - FC Carl Zeiss Jena 0:3 (0:1)
Tore: 0:1 Kühne (20.), 0:2 Fröhlich (76./FE), 0:3 Werner (84.)
Zuschauer: 8.200
Gera: Ross - Großert, Fuhrmann, Friedrich, Bloß - Neubert (80. Tröger), Weißhaupt, Raab (55. Schlachta), Barich (62. Janke) - Embingou, Sadlo
Jena: Jensen - Holzner, A. Maul, Omodiagbe, Stegmayer - Hansen, Ziegner (55. Fröhlich), Müller, Kühne (82. Tapalovic) - Werner, Petersen (55. Simak)