Was muss ein Aufstiegskandidat der Oberliga-Nordost-Süd in der nächsten Saison leisten? Einfach nur meine Statistik beachten. Denn seit der Einführung der zweigleisigen Regionalliga haben sich konstant die Vereine durchgesetzt, die die wenigsten Tore kassiert haben und den besten Heimspiel-Zuschauerschnitt haben. Also Manager aus Jena, Magdeburg und Plauen: schnell noch ein paar Abwehrspieler und Torhüter verpflichten und die Eintrittspreise senken. Dann klappt es auch mit dem Aufstieg. Vertreter der Nord-Staffel sind nicht ausdrücklich ausgeschlossen, die Bilanz der vergangenen drei Relegationsrunden lässt aber nichts Gutes für die Relegation 2004 erahnen. Gerade zwei Tore in sechs Spielen („alle“ vom BFC in einem Spiel erzielt) sprechen eine deutliche Sprache.
Die Schatzmeister der nicht aufstiegswilligen Oberliga-Mannschaften werden Chemie nur ungern Richtung Regionalliga ziehen lassen. War doch ein Auftritt der Leutzscher immer ein Garant für ein volles, oder zumindestens ein volleres Stadion. Die in der Oberliga ausbleibenden Eintrittsgelder der reiselustigen Chemiker werden ab der nächsten Saison erstaunte Paderborner oder Kieler Kassenwarte in Empfang nehmen.
Bevor ich es vergesse: die Tabellenspitzenkletterer der Oberliga-Staffel Süd brauchen vor den Lokisten aus Leipzig-Probstheida keine Angst haben. Überlebende, die den VfB auf einen ersten Platz am Ende der Saison erlebt haben, sind schon längst in angsterregendem dreistelligen Alter. Wenn nicht plötzlich zu Beginn der nächsten Saison das Kaiserreich wieder errichtet wird, hat der Ex-Europapokal-Final-Verlierer also wieder keine Chance.
Noch ein Grußwort an Lok-Präsident Bauernschmidt, der doch tatsächlich in der Sport-BLÖD feststellen musste, dass Chemie über Eisenach hinaus völlig unbekannt ist: Jeder Chemiker grämt sich seit dieser Aussage zutiefst über diese deutschlandweite Ignoranz. Ehrlich. Spiele gegen St. Pauli, Braunschweig und Essen werden diesen Bekanntheitsnachteil nie aufholen können, man denke nur an den bevölkerungsreichen Süden, dem bisher jeder Kontakt mit der grauen Fussballmaus aus Leutzsch fehlt. Dagegen wird der erste deutsche Meister sein jahrzehntelang hart verdientes Image gegen Halberstadt, Auerbach und Pößneck weiter pflegen dürfen. Dort sind Auslaufmodelle, zu der Lokomotiven nun einmal gehören, bestens aufgehoben. Obwohl, unbestätigten Gerüchten zufolge hat der NOFV für den Vize-Achim aus Jena ein Trostpflaster für die nächste Saison vorbereitet: Aufstieg des Carl-Zeiss um jeden Preis. Auf die Leistungen des Schiedsrichtergespanns sollten sich die Kicker von den Kernbergen aber nicht verlassen. Denn von Leipzig lernen heißt siegen lernen, die Bewerbung um eine Leichtathletik-WM und der Neubau eines Stadions liefern beste Argumente für einen Regionalliga-Auftritt!
Welche Chancen der Regionalliga-Neuling aus Leipzig-Leutzsch in der Regionalliga besitzt, ist sehr schwer abzuschätzen. Ein eingespieltes Team und Aufstiegseuphorie sind für einen guten Saisonstart auf jeden Fall ein großer Vorteil. Der Aufstiegskampf wird wohl von etablierten Mannschaften der Regionalliga bestritten werden. Also nicht unbedingt von St. Pauli (Probleme eine Mannschaft zu finden), Braunschweig (feiern lieber den Nichtaufstieg anderer Vereine als über den eigenen Abstieg zu trauern) und Chemie (zu sehr an Siege gewöhnt). Da haben Wattenscheid, Paderborn und Essen wohl die momentan bessere Ausgangssituation. Für Chemiker, die auch in finstersten Insolvenzzeiten zu Chemie gehalten haben, wird auch die Entwicklung der Fankultur im Alfred-Kunze-Sportpark interessant sein. Die sportlich schlechten Phasen werden Feierlaune und gigantische Besuchszahlen auf eine interessante Probe stellen.