TSG besser als das Resultat zeigt
(Nach Nordkurier vom 06.11.2006 - Von Roland Bandow)
Torgelow. Die Emotionen schlugen hoch bei den Gästen wenige Minuten nach der 0:2 (0:1)-Niederlage im Spartakus-Stadion. „Wenn wir heute schlecht waren, dann war der Schiri noch schlechter“, war da auf Seiten der TSG zu hören. Grund für die Aufregung waren vor allem zwei Szenen: Zuerst rannte der Neustrelitzer Ronny Scholze (61.) allein aufs Tor der Greifen zu – da kam der Abseitspfiff. Dann wollten viele Neustrelitzer gesehen haben, wie Pawel Trzaska im Strafraum Thomas Duggert umhaute (78.). Referee Martin Bärmann aus Guben: „Für mich ein normaler Zweikampf.“ Einen starken Protestbrüller gab es auf Torgelower Seite unter den 602 Zuschauern nach der Roten Karte für Vincent Lipp (76.). Den Unschuldsbeteuerungen der Torgelower hielt Bärmann entgegen: „Ich habe ein Nachtreten gesehen.“ Bärmanns Entscheidungen in diesen speziellen Fällen mag jeder beobachtet und ausgewertet haben wie er will: Von diesen Augenblicken abgesehen, musste man dem Brandenburger Unparteiischen in dieser Partie der Fußballoberliga doch eine recht solide Leistung bescheinigen.
Wie die meisten Neustrelitzer brachte auch TSG-Präsident Hauke Runge sein erhitztes Gemüt schnell wieder auf Normaltemperatur: „Natürlich gibt es nach so einer Partie starke Emotionen. Wir haben einen Elfer nicht bekommen, müssen aber auf der anderen Seite die Tore machen, lassen zu viele gute Chancen aus. Kampfgeist war da, in der zweiten Halbzeit haben wir sehr ordentlich gespielt.“
Dem konnten alle – ob Freund oder „Feind“ – nur beipflichten. „Hauke hat völlig recht“, meinte ebenso Greifs Fußballchef Dietrich Lehmann. „Es war ein glücklicher Sieg. Wäre es ein Remis geworden, hätten wir uns nicht beschweren können.“ Lehmann erinnerte an die vergangene Saison: „Auch da waren wir gegen die TSG zu Hause nicht gut, haben aber gewonnen“. Die Torgelower bestimmten das Geschehen mit solidem Fußball – bis zur 20. Minute: Da nahm Sergio De Luca den Ball an der Mittellinie auf, „tanzte“ durch die TSG-Reihen und schlug den „tödlichen“ Pass zu Daniel Pankau. Torgelows Sturmtank lupfte das „Leder“ gefühlvoll über Keeper Norman Stollberg hinweg in die Maschen – 1:0. „Danach haben wir unerklärlicherweise aufgehört, Fußball zu spielen“, gestand Greif-Coach Eckart Märzke ein. „Aber so ist das. Gegen Babelsberg haben wir schön gespielt und verloren. Heute war es umgekehrt“.
Nach dem Rückstand überraschten gerade die Gäste, belebten die Begegnung durch Aktion. Doch die Schüsse von Özgür Özvatan, Thomas Duggert und Ersan Parlatan verfehlten ihr Ziel. Auf der anderen Seite rettete Stollberg mit großartiger Fußabwehr vor Pankau.
In Hälfte zwei eroberten sich die Residenzstädter mit gewaltigem Kampfgeist und unbändigem Willen oft die Platzhoheit, ließen aber die spielerischen Mittel vermissen. Aus der Überzahl nach der „Roten“ für Lipp konnte kein Vorteil gezogen werden. Immerhin hatte allein Duggert drei „Eintausendprozentige“, doch er schoss aus 20 Metern in die Arme des Torwarts (66.), köpfte aus Nahdistanz um Zentimeter vorbei (66. und 90.). Dramatische Szenen in der Nachspielzeit: 91. Minute – Ecke für die TSG. Keeper Stollberg verließ den Kasten, um seine Männer im Torgelower Strafraum zu unterstützen. Doch der Ball kam nach dem Eckstoß vor die Füße der Greifen und zu Pankau. Der umspielte kurz hinter der Mittellinie mit Scholze den letzen TSG-Mann und zirkelte die „Murmel“ aus 35 Metern ins verwaiste Tor der Gäste – 2:0.
„Das 2:0 ist ein wenig schmeichelhaft. Keiner hätte sich heute über ein Unentschieden beklagen dürfen“, konstatierte Ex-Greif-Trainer Eckard Ehrke. „Wer allerdings wie die TSG solche dicken Chancen auslässt, kann nicht gewinnen oder einen Punkt holen.“
Greif mit: Markiewicz – Bernstein, Scheinhardt, Jager, Lipp – De Luca (46. Kotula) – Efe, Trzaska – Koziel (85. Gehrke) – Pankau, Allert (63. Mahnke)
TSG mit: Stollberg – Wenzel, Parlatan, Rochow, Wogurka (74. Kambs) – Kristofic – Fofie (78. Koslov), Özvatan, Duggert – Scholze, Pufahl (74. Bellomo)
Tore: 0:1, 0:2 Pankau (20. und 90. +1); SR: Bärmann (Guben), Z.: 602
Quelle: nordkurier.de