Da sind wir wieder!
Gleich dem Auftaktspiel der unseeligen letzten Regionalligasaison 2004/05, als man nur dank des KFC Uerdingen trotz der wenigsten Punkte nicht letzter wurde, ging es für den schönsten FC Union der Welt, der gleichzeitig auch noch der erste Berlins ist, gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC. Die Parallelen zum 1.8.04 hören damit dann aber auch schon auf. Spielstätte war diesmal der geliebte Jahnsportpark, diesmal war Union der Aufsteiger und diesmal gelang Hertha kein unverdienter Punktgewinn.
Union spielte in Fastbestbesetzung, neben den Langzeitverletzten Koch und Benyamina liess Coach Schreier auch die vermeintlichen Starter Zschiesche (Trainingsrückstand) und Patschinski (nach Bänderanriss im Knöchel) zunächst nur auf der Bank. Nach relativ ereignis- und niveaulosen ersten 20 Minuten nahm die ganze Kiste dann irgendwann Fahrt auf. Weil dann nämlich erst angepfiffen wurde.
Das Spiel begann mit etwa 20minütiger Verspätung - nicht etwa, weil der Zuschauerandrang ungeahnte Dimensionen angenommen hätte (6.687 zZ), sondern weil die Organisation im und am Jahnsportpark sich wieder einmal als chaotisch, und grösseren Aufgaben als BAK-Yesilyurt schlichtweg nicht gewachsen erwies. Dazu noch eine als Einlasskontrolle getarnte gründliche Reihenuntersuchung - fertig ist die Laube.
Wie dem auch sei, die erste Halbzeit ging an die Gäste. Mit relativ einfachen Mitteln - häufig wurde der Ball einfach nur aus der Abwehr nach vorn gebolzt - bekam Union seinen Gegner zunehmend in den Griff. Denn wenn einmal solch ein 70 Meter Pass halbwegs ordentlich verarbeitet werden konnte, wurde es auch gleich gefährlich. Die Folge - Teixeira tankt sich auf dem linken Flügel durch und passt in die Mitte zu Benyamina - 0:1 nach 25 Minuten. Mit dem Führungstreffer gewannen die Unioner auch verständlicherweise an Sicherheit. Um genau zu sein legten sie eher ihre Unsicherheit zunehmends ab, die insbesondere in der ersten Viertelstunde Hertha einige Chancen ermöglichte. Die Unsicherheiten in der Innenverteidigung konnten die "U23" jedoch erstaunlicherweise nicht nutzen, Chancen wären da gewesen. 10 Minuten nach dem Führungstor geschah dann noch etwas Wunderliches (hihi), Ingo am Ball setzt sich durch, diesmal über rechts, lässt 2 Verteidiger stehen und zieht Richtung Mitte, um mit seinem linken Fuss abzuschliessen. Ich wusste gar nicht, dass der zwei Füsse hat. Der Herthatorwart machte auch nicht den besten Eindruck und so war er nunmal drin. Karim Benyamina hatte kurz vor der Pause auch noch die Chance zum 0:3, sein Versuch, aus 30 Metern das verwaiste Tor zu treffen, misslang aber. Benyamina spielte ohnehin eine sehr ordentlich Partie, er war nicht häufig am Ball, aber wenn, dann wurde es interessant.
Zur zweiten Hälfte wechselte Hertha zweimal, ob jedoch aufgrund der Wechsel oder eher wegen des passiven Spiels der Unioner, auf jeden Fall wurde der Gastgeber stärker. Insbesondere fiel bei Union des öfteren auf, dass die Mannschaftsteile insgesamt zu isoliert agieren, so dass zwischen der stetig besseren und gleichzeitig geforderten Viererkette und dem Mittelfeld häufg 10, 15 Meter Platz waren. Und wie in HZ 1 wurden die Stürmer häufig nur über lange und längste Bälle ins Spiel gebracht. Dabei war offensichtlich, dass mit Flügelspiel Hertha defensiv schnell überfordert war. Ingo am Ball und Christian Streit nutzten ihre Freiräume jedoch nur sporadisch, und insbesondere letzterer hatte eh keinen Galatag erwischt. Früh gelbbelastet, rannte er sich in einigen Situationen fest, in denen ein einfacher Pass auf den Nebenmann Gefahr für das Herthator erzeugen hätte können.
Die Sturm- und Drangphase der Bubis brachte jedoch nichts Zählbares. Ganz in weiss gekleidet, kümmerte sich der Bundesliganachwuchs wenig um die Zeugwarte und liess sich ein ums andere mal fallen. Schiri Schössling aus Leipzig brauchte bis etwa zur 85. Minute, um dieses Treiben nicht jedes Mal mit einem Freistoss zu belohnen. Vor der gut gefüllten rot-weissen Gegengerade spielte sich diverse Male das Drama "Das Sterben und die Wiederauferstehung des jungen Patrick E." ab - jedoch Applaus gab es trotz der teilweise drolligen Darbietungen keinen. Eher im Gegenteil
Eine Viertelstunde vor Schluss brachte Schreier noch Patsche und Zschiesche, so dass für wenige Minuten, bis zur Einwechsling Bergners, Unions vermeintliche Bestbesetzung auf dem Platz stand. Und Kindas, wat soll ick sachen - der Nico, dessen Sohn übrigens auf den Namen Pete hört - macht ooch noch seine Bude. In die Angriffsbemühungen von Hertha hinein kommt mal wieder so eine lange Gurke vorne an, Benyamina überlupft seinen Gegenspieler und Patschinski schiesst volley aus 15 Metern das 0:3 in der 82.
Insgesamt war der Unionsieg denke ich verdient, Hertha war über das gesamte Spiel gesehen unterlegen und konnte die durchaus vorhandenen Schwächen Unions nicht nutzen. Nach dieser Vorstellung bin ich umso optimistischer, dass es für den Klassenerhalt reichen wird. Ein Glück, dass Dynamo Dresden Holstein Kiel mit 4:1 besiegte, so ist Union nicht erster - einige Träumer krakeelen sicherlich trotzdem gerade noch bierseelig im Prenzlauer Berg irgendwas von einem Durchmarsch. Die Regionalliga geht am Mottwoch weiter und Union hat spielfrei, aber um im gleichen Rhythmus zu bleiben wie die Konkurrenz, tritt man trotzdem an, und zwar am Mittwoch im Sportpark Neukölln zum Freundschaftskick gegen Tasmania. Am nächsten Wochenende steht dann die RL-Heimpremiere an, der SV Wilhelmshaven ist am Sonntag an der alten Försterei zu Gast. Da die Konkurrenz am Mittwoch verlegen kann, sind drei Punkte wieder Pflicht, und bei gleichbleibender Chancenverwertung auch realistisch, um sich möglichst schnell aller Abstiegssorgen zu entledigen.
Und niemals vergessen - Eisern Union!
..........................Glinker 2,5
Göhlert 2,5......Stuff 3.....Schulz 3.......Biermann 2,5
.........................Bönig 3
Wunderlich 3......Mattuschka 4...............Streit 5
..............Benyamina 2,5.....Teixeira 3,5
ew.: Zschiesche und Patschinski für Teixeira und Mattuschka (74.)
Bergner für Göhlert (89.)
0:1 Benyamina 26.
0:2 Wunderlich 35.
0:3 Patschinski 82.
6.687 zZ (Verhältnis heim : Gast etwa 1:10)