29.4.2006 Atalanta Bergamo – Brescia Calcio 2:0 (2:0) 14.289 Zuschauer(1.500 Gäste)
Lange rätselten wir, bzw. waren wir im unklaren ob wir nun nach Bella Italia aufbrechen konnten oder nicht. Zwei Wochen vor Abfahrt war denn klar, das alles klappen sollte wie geplant. So machten wir uns um 1 Uhr nachts auf den Weg Richtung Berlin-Tegel um unser Gefährt beim dortigen Airport-Parking abzustellen. Zusammen mit einem Haufen Touris wurden wir dann im Shuttle-Bus zum Terminal gefahren um pünktlich unseren Flieger nach Bergamo zu besteigen. Einige Touris sorgten mal wieder für Erheiterung, ich versteh einfach nicht warum man sich am Flughafen in allen Posen einhundertmal fotografieren muss. Typisch deutsch, es haben eigentlich nur der Brustbeutel und die Kniestrümpfe gefehlt, dann wäre dieses Schauspiel perfekt gewesen. In Bergamo angekommen bestiegen wir den Bus zum Mailänder Hauptbahnhof um erst einmal etwas auf Nahrungssuche zu gehen und unser Gepäck im gebuchten Hotel abzugeben. Als dies alles erledigt setzten wir uns, da wir noch etwas Zeit hatten vor den ansehnlichen Bahnhof und wurden Zeugen eines interessanten, vielleicht auch etwas erschütternden Schauspiels: Zwischen den vielen Obdachlosen , lag ein regungsloser Mann, Mitte 30 würde ich sagen, und bewegte sich kein Stück mehr. Eine Bewegung des Brustkorbes bzw. irgendeine Regung des Mannes war nicht zu erkennen. Normalerweise würde man sich denken, das nun irgendein Einheimischer kommt und sich der Sache annimmt, Falsch. Ganz im Gegenteil, es kamen noch drei weitere Obdachlose hinzu, die nun die Sachen des offenbar toten Mannes durchwühlten um dann wieder ,enttäuscht und mit leeren Händen von dannen zu ziehen. Das war für uns das klare Zeichen aufzubrechen. Andere Länder, andere Sitten! Wir bestiegen also den Zug nach Bergamo, wo wir uns sofort zum Stadion begaben zwecks Biglietti. Laut Atalanta-Homepage sollte es bis zwei Stunden vor Spielbeginn Karten am Stadion geben, gab es auch, ich frag mich aber wieso man es in Italien nicht auf die Reihe bekommt die Tickets aus den eigentlich dafür vorgesehenen Kartenhäuschen zu verkaufen? Diesmal wurden aus einem Fenster heraus hinter der Haupttribüne Karten verkauft. Nachdem auch dies geklärt war, wurde auf die Ankunft der Bresciani gewartet. Vor der Curva Sud wartete schon ein stattlicher Mob von Atalanta-Ultras, wovon nicht gerade wenige sich in irgendwelchen Ecken einen Ninja-Kapuzenpullover überzogen. Dies lies hoffen und als dann auch der Hubschrauber über dem Stadion kreiste, war klar das die Gäste nicht lange auf sich warten lassen. Erstaunlicherweise hatten die Carabinieri aber alles im Griff, der Atalanta-Mob setzte sich zwar eindrucksvoll in Bewegung, stoppte aber vor der Polizeikette. Es war einfach kein herankommen an die Gäste bei diesem geballten Polizeiaufgebot. Für uns hieß das, auf ins Stadion und dem hektischen treiben zuschauen. In der Curva Nord konnte man schon sehen dass heute hier etwas fürs Auge geboten wird und auch schon der ein oder andere Gesang schallte durchs Stadion. Auf Brescia-Seite wurde erstmal der Zaun beflaggt, wobei auch zu sehen war, das sich eine Abordnung der Magic Fans St.Etienne im Gästeblock breit machte, die ja bekanntlich mit den Brescia-Ultras befreundet sind. Der Anpfiff nahte und die Atalanta-Kurve wurde mittels Papptafeln ganz in Weiß gehüllt, dieses Bild wandelte sich allerdings nach dem auflaufen der Mannschaften in einen weißen „Bergamo“-Schirftzug auf blau-schwarzem Grund. Sah sehr schön aus das ganze. Im Gästeblock gab es einige Doppelhalter sowie mehrere Bengalos, die aber natürlich zu der Tageszeit ihre Wirkung verfehlen. Beide Kurven legten gut los, wobei die Heimkurve logischerweise anhand der größeren Masse klare Vorteile in der Lautstärke hatte. Der Tabellenführer der Serie B legte genauso los und drückte die Bresciani schon in den ersten Spielminuten weit in ihre Hälfte. Dies zahlte sich nach zehn Minuten aus, Simone Loria erzielte nach einer Ecke die verdiente Führung für Atalanta, was im ganzen Stadion zu exzessiven Torpogos führte, in der Curva Sud begaben sich sofort ca. 50 Leute in Richtung Gästeblock, konnte aber noch kurz davor von der Policia gestoppt werden. Brescia kam einfach nicht ins Spiel ,so hatte Atalanta leichtes Spiel und erhöhte 5 Minuten vor Ende der ersten Halbzeit durch einen genialen Fallrückzieher von Ricardo Zampagna auf 2:0. Sportlich passierte danach im ganzen Spiel nicht mehr viel, und auch die Stimmung nahm anhand des lahmer werdenden Spiels während der zweiten Hälfte etwas ab, blieb aber konstant auf hohem Niveau. Auf jedem Fall ein sehr sehenswertes Spiel. Nach dem Spiel blieb auch alles ruhig und wir entgingen nur ganz knapp einem Wolkenbruch auf dem weg zurück zum Bahnhof, wo auch schon unser Zug nach Milano bereit stand. Dort angekommen ließen wir den Tag bei einer leckeren Pizza im Hotel ausklingen.
Videos der Wendechoreo:
1. http://rapidshare.de/files/20209126/DSCF0014.AVI.html
2. http://rapidshare.de/files/20210765/DSCF0015.AVI.html
30.4.2006 Chievo Verona – A.S. Roma 4:4(2:3) 10.234 Zuschauer(2.000 Römer)
Relativ früh klingelte der Wecker, wollten wir doch heute Verona ausgiebig besichtigen. Dafür verzichteten wir auf irgendwelche unterklassigen Spiele die es sicherlich gegeben hätte. Nach knapp zwei Stunden Zugfahrt erreichten wir die Stadt die ihre Berühmtheit auch zu einem großen Teil der Liebesgeschichte von Romeo und Julia verdankt die sich angeblich in Verona zugetragen haben soll. Bevor wir uns ums Sightseeing kümmerten, sollten aber erstmal die Tickets besorgt werden, was auch relativ zügig von statten ging. Das Stadion Marc Antonio Bentegodi liegt nur ca. 15 Minuten vom Bahnhof Porta Nuova entfernt und ist schon von weitem zu sehen. Nun also auf ins Touri-Getümmel, als erstes wurde die Arena besichtigt, die von außen wie die kleine Ausgabe des Colosseum aussieht. Nur das sie etwas besser erhalten ist. Die Arena dient nun als imposante Theateraufführungsstätte. Rund um die Arena ist die römische Vergangenheit der Stadt Verona deutlich zu erkennen. Verona ist wohl eindeutig die Stadt in Norditalien, in der man noch am meisten die römischen Einflüsse sieht. Danach ging es für uns weiter zum Haus in dem angeblich Julia gewohnt haben soll. Das Haus ist kaum zu verfehlen, es ist nämlich so ziemlich das einzige in Verona um das sich eine riesige Menschentraube bildet. Wir verzichteten darauf das Haus zu besichtigen und stellten uns nur kurz auf den Hof des Hauses in dem die Brüste der Julia-Statue schon ganz abgerubbelt aussehen ;o)
Das Gedrängel trieb uns aber schnell wieder raus aus dem Hof und wir zogen es vor uns weiter die Stadt anzusehen bzw. noch etwas zu essen bevor wir uns wieder auf dem Weg zum Stadion machten. Das Stadion erinnert von außen meiner Meinung nach stark an das alte Müngersdorfer Stadion und kann durch vier Ränge( wovon zwei ganz klar ne Nummer zu klein ausgefallen sind) optisch überzeugen. Die Gästekurve war auch schon gut gefüllt und sehr schön beflaggt. Die Heimkurve hingegen macht einen etwas trostlosen Eindruck. Chievo ist halt der Familienverein in Verona, die harten Jungs gehen eher zu Hellas Verona. Zum Einlaufen der Mannschaften hantierten die Heimfans etwas mit Konfetti herum, während in der Gästekurve der ein oder andere Bengalo aufleuchtete. Das Spiel begann furios mit der Führung für den AS Rom nach vier Minuten durch De Rossi, die aber nur weitere vier Minuten später durch den stark aufspielenden Amauri egalisiert werden konnte. Der Jubel bei den Chievo-Tifosi hielt nicht lange, denn wiederum war es De Rossi der nach einer Ecke zum 1:2 für die Roma einnetzte. Beide Mannschaften spielten mit offenem Visier und so kam es zu Chancen auf beiden Seiten, vergab Mancini noch in der 22. Minute einen an ihm verursachten Elfmeter war es Taddei vorbehalten das 1:3 für die Roma zu erzielen. Wirklich ein wahnsinniges Spiel, das man vom Verlauf her in Italien wahrscheinlich nicht oft zu sehen bekommt. Die Roma vergab danach ein ums andere mal die Chance zur Vorentscheidung und so kam Chievo durch Amauri noch vor dem Seitenwechsel zum 2:3 Anschlusstreffer. Die Römer versuchten nach der Pause wohl das Spiel mit angezogener Handbremse nach Hause zu schaukeln, was vollkommen in die Hose ging, Luciano tankte sich auf der rechten Außenbahn durch und egalisierte die Römer Führung zum 3:3. Das Stadion stand nun Kopf anhand der beiden stark aufspielenden Mannschaften. Die Römer Abwehr um den Ex-Münchner Kuffour und dem von Real Madrid umworbenen Chivu wurde ein ums andere mal ausgehebelt und so kam es dazu das Pellissier in der 62. Minute Chievo durch einen Foulelfmeter zum ersten mal in Führung brachte. Nun war richtig Feuer in der Bude, was aber alsbald wieder gelöscht wurde. Der Feuerwehrmann hieß Dacourt und zimmerte das Leder aus 25 Metern gekonnt in den Winkel zum 4:4 Ausgleich. Wahnsinn! Was besseres kann es für einen objektiven Zuschauer nicht geben. Dafür kam es mir in der letzten halben Stunde so vor als ob beide Mannschaften ihr Pulver vollkommen verschossen hatten. Der offene Schlagabtausch hatte nun ein Ende und die beiden Abwehrreihen überstanden die verbleibenden Minuten schadlos. Für uns hieß es nach dem Abpfiff schnell wieder den Weg zum nahe liegenden Bahnhof anzutreten um den Zug zurück nach Milano zu erwischen. Alles klappte wunderbar und nach einer weiteren Pizza und einer geruhsamen Nacht landeten wir am folgenden Tag mehr oder weniger ausgeruht auf dem Berliner Flughafen Tegel. Wieder mal ein sehr geiler Italien-Ausflug, der aber wie immer viel zu kurz war !!!
Fotos:
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