vorweg villeicht ein tipp - ausdrucken denn falls es zu epileptischen anfällen kommt übernehme ich keine pflegekosten!
danken möchte ich mir und meinem lektor!
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Perfekt – die Vögel zwitschern, der Schnee türmt sich auf den Wegen und der Wecker zeigt Montag, den 20.03.2006, 4 Uhr an. Kurzes Wischi-Waschi und liebevoll meinen Reisepartner, der knappe 20 Kilogramm auf die Waage brachte, geschultert. Mit dem ersten Bus zum städtischen Hauptbahnhof und los konnte die Reise gehen – via Dresden und Praha nach Ostrava.
Ursprünglich wollte ich zu dieser Zeit eigentlich schon im Zug nach Katowice oder aber im Auto aus Rumänien kommend sitzen, denn Plan A sah vor, schon am Freitag in Rumänien zu sein um dort bis Sonntag ein paar Spielchen zu schauen. Das Wetter ließ die Rumänen aber den Spieltag verschieben, weshalb Plan B entwickelt wurde: Am Freitag nach Lodz, am Samstag den polnischen Kohlenpott bewundern und am Sonntag das tiefste Ostpolen besuchen. Klarer Fall von „Denkste“ da die Polen aufgrund des weißen Hopperalbtraums auch nicht spielen wollten. Nun ja, dann eben Plan C! Dieser sah wie folgt aus: Chemnitz – Ostrava – Kielce – L’wiw – Kiew – Chmelnizki – Kirowograd – Harkiw – Zytomir – Nitra - Iwano Frankiwsk – Winnizja – Tscherniwzi – Uzgorod – Chemnitz. Da aber täglich das Planungstier grüßt, bescherte mir die UEFA-Cup Auslosung drei Tage vor Tourstart Plan D; Rapid Bucuresti kontra Steaua Bucuresti wollte und konnte man sich nicht entgehen lassen und da Sofia am Sonntag noch das ZSKA-kontra-Lewski-Derby bot wurde kurzerhand Plan D entworfen: Chemnitz – Ostrava – Kielce - L’wiw – Kiew – Chmelnizki – Kirowograd – Harkiw – Zytomir – Nitra – Budapest – Bucuresti - Baia Mare – Bucuresti – Sofia - Chemnitz. So solle es sein! Also Augen zu und kurz vor Ostrava wieder erwacht.
Der Zug hatte Gott sei Dank 20 Minuten Verspätung, so dass der vereinbarte Termin mit Linke nicht mehr zu schaffen war. Aber wozu gibt es moderne Kommunikationsmöglichkeiten?! Schnell nen Text getippt und gemerkt, dass Linkes Nummer gar nicht mehr im Telefonbuch steht. Also ging es laufenderweise in die Innenstadt und von dort mit dem Bus den Berg rauf. Orientierungsschwächen sollten beim dritten Besuch von Banik eigentlich nicht mehr vorhanden sein...
Vorm Stadion konnte Linke dann doch noch abgefangen werden und wie klein die Welt doch ist – der Budapester lächelte mich von der Tribüne aus an – oder war’s sein Bier?!
20.03.2006: Banik Ostrava 0:2 Sparta Praha
Stadion Bazaly - 1. Tschechische Liga
Aufgrund der Kälte wurde das Spiel stehend von der Gegengeraden verfolgt. Banik mit ner Choreo zu Beginn, die ich aber wegen meines Standortes nicht sehen konnte. Sparta reiste mit ungefähr 40 Mann an, welche die ganze Zeit auch ganz gut abfeierten, eine kleine Choreo und ein bisschen Pyro boten. Von Ostrava war es stimmungsmäßig aber ganz mau, da hatte man diese in der Vergangenheit schon wesentlich besser gesehen. Wenigstens gab es noch Vorführungen tschechischer Pyro-Kunst zu bestaunen, so dass der Besuch nicht ganz umsonst war.
Nach dem Spiel gab’s noch schnell ein Bierchen mit dem Budapester und anschließend ging es mit Linke zur Nahrungsaufnahme in die Innenstadt. Da ich die Lokalität wählen durfte entschieden wir uns für einen 5-Sterne Imbiss, den ich bei meinem letzten Besuch entdeckt hatte. Von dort ging es noch in eine Kneipe und wieder zum Bahnhof. Linke verabschiedete sich Richtung Deutschland und für mich galt es gepflegt bis 2 Uhr morgens abzuasseln. Der Fernsehraum bot bis Mitternacht Wärme und Unterhaltung, aber dann hieß es für den Rest der Zeit mit den Metallstühlen vorlieb zu nehmen. Nachdem ich endlich einen schlafähnlichen Zustand erreichte fuhr schon der Zug ein; also nichts wie rein. Glücklicherweise ist nicht Sommer, obwohl die Temperaturen dann natürlich weitaus angenehmer gewesen wären, so dass der Praha-Waszawa-Zug nicht von amerikanischen und japanischen Interrailer belagert war. Eigentlich wollte ich nur bis Zebrzydowice fahren, dort ein wenig abasseln und anschließend weiter nach Kielce, aber ein Blick aus dem beheizten Abteil in die unbeheizte polnische Winterlandschaft ließ mich schnell einen neuen Plan entwickeln: Vielleicht hatte man ja Glück und schafft es ohne Kontrolle bis Katowice... 15 Minuten vor Katowice betrat dann aber der PKP-Kontrolleur das Abteil. Ein wenig verschlafend tun, ihm das Ticket Ostrava-Zebrydowice geben um dann völlig aufgelöst zu gucken wenn er mir erklärt, ich sei zu weit gefahren – die Ausrede zog leider nicht ganz – 17 Zloty waren fällig. Da man diese natürlich nicht besaß, musste er mit tschechischen Kronen vorlieb nehmen...
Da war man also mal wieder – es war viel Zeit vergangen seit meinem letzten Besuch – verändert hatte sich aber nichts: Katowice Glowny. Augen zu, den süßlichen Gestank der Pennen inhalieren und wissen man ist wieder hier. Die Zeit bis zur Weiterfahrt im Internet totgeschlagen, ging es schließlich mit dem Nahverkehrzug nach Kielce; Schlafdefizit beseitigen inklusive. Nach der Ankunft den Rucksack bei der Gepäckabgabe im Imbiss abgegeben und die Innenstadt erkundet; haut einen nicht so vom Hocker – da gibt’s in Ostpolen schönere.
21.03.2006 Korona Kielce 0:0 Zaglebie Lubin
Stadion na Szczepanianka – ½-Finale polnischer Pokal
Nach dem ich unverschämte 25 Zloty für den Eintritt löhnte, ging es hinters Tor, da hier noch die meisten wärmenden Sonnenstrahlen zu erwarten waren. Kielce bot zum letzten Spiel im alten Stadion eine kleine schicke Choreo, dazu paar Bengalen – alles in allem schön anzuschauen. Der Support war in der ersten Hälfte teilweise sehr gut, was die Spieler auf dem Platz aber nicht beflügelte. Lubin enterte zur 30. Minute den Gästeblock und verzierte ihn mit ein paar ansehnlichen Zaunfahnen. Unterstützt wurden sie von Ruch Chorzow – diese Verbindung kannte selbst ich nicht. Sangestechnisch war aber außer „Zaglebie“ oder das lang gezogene „Ruch“ nichts zu vernehmen. Auf dem Platz spielten sich gruselige Szenen ab, aber daran konnte man sich mit Hinblick auf die noch kommende Spiele ja schon mal gewöhnen. Lubin brachte das 0:0 über die Zeit und zog so, nach dem 2:0 im Hinspiel, ins Pokalfinale ein.
Nach dem Spiel ging es schleunigst – getrieben von der eisigen Kälte – zurück zum Bahnhof wo knappe drei Stunden Wartezeit anstanden – herrlich! Die örtliche Pennerszene bot keine Kunststücke, so dass man in Zines las, den Abfahrtsplan von Kielce studierte oder einfach nur da saß – Hoppen in Vollendung halt. Mit dem Zug ging es wieder ins „Wohnzimmer“ nach Katowice, um dort – richtig geraten – abzuasseln. Was sind schon drei Stunden – für einen erfahrenen Profi ein Kinderspiel. Ein Straßenmusiker verlegte sein Konzert von der Ulica in den Dworzec, so dass man Walkmanbatterien sparte. Da der Mann gar nicht mal so schlecht war, überlegte ich zum ersten Mal in meinem Leben zu spenden, aber der Magen forderte Nahrung und so wurde die letzten Zlotys dann doch in einen Hamburger investiert. Irgendwann kam dann auch endlich der Zug, so dass endlich fünf Stunden in der Horizontalen gewährleistet waren. In Przemysl ging es zum bereits bekannten Badezimmer hinterm Güterbahnhof. Dort vollzog ich mir eine Mundwäsche und einen Kleidungswechsel, inklusive Thermounterwäsche. Eine Passantin staunte nicht schlecht als da ein knackiger Typ um 6 Uhr in der Früh am Güterbahnhof in Boxershorts stand... Danach Busticket geholt und mal wieder gewartet. Und plötzlich spielte sich Kurioses auf der Straße ab: Aus dem Nichts stürmten drei Typen in einen kleinen Lebensmittelmarkt, während zwei weitere Deckung hinter einem Auto suchten. Gibt es hier die besten Bananen der Welt oder von 7.03 Uhr bis 7.04 Uhr Freisuff?! Die Auflösung kam in Form eines Bullenwagen um die Kurve gefahren – da waren wohl ein paar – Menschen – illegal auf das Gebiet der Europäischen Union gelangt...
Die Befürchtungen den Bus betreffend wurden bei meiner Abfahrt dann Wirklichkeit: Ist dieser im Sommer schon ein Kühlschrank, war er heute eine Gefriertruhe. Nun ja, egal – man war ja glücklicherweise dick angezogen. An der Grenze dauerte es drei Stunden bis man jene passieren konnte, so dass mich L’wiw Awtowokzal erst gegen Mittag begrüßte. Mit dem Linienbus ging es dann Richtung Hauptbahnhof um sich dort ein Ticket für den 23-Uhr-Zug gen Kiew zu sichern. Dieser wäre erst gegen 10 Uhr in Kiew und ist der Billigste. Die Bahnangestellte gab mir aber zu verstehen, oder besser gesagt: nicht zu verstehen, dass dieser schon voll ist – verstanden hab ich es nachdem ein junger Mann unterstützend in den Prozess des Ticketkaufes eingriff. Also gab ich ihm zu verstehen, dass um 19.00 Uhr ein Spiel sei, dass ich sehen will. Er gab er diese Info der Verkäuferin weiter, welche mir als einzige Chance einen Zug anbieten konnte, der ne knappe Stunde nach Abpfiff fahren und zu allem Überfluss auch schon gegen 8 Uhr in Kiew ankommen sollte. Da es nicht anders ging wurden 26 Griwna bezahlt, der Rucksack abgegeben und mit Hilfe des jungen Mannes die Bushalte gefunden, von welcher der Bus zum Stadion fuhr. Ein kleiner Tipp für Nachahmer: Linie 29 hin und Linie 29a zurück. Natürlich fuhr ich zu weit gefahren, da das Stadion nicht gerade sichtbar emporragt. Also wieder Retour und Dank meines phänomenalen Russischwörterschatzes jemanden dazu gebracht beim richtigen Stopp mir ein Zeichen zu geben. Da das Spiel schon lange ausverkauft war, wurde gleich der erstbeste Schwarzmarkthändler angelabert: „50 Griwna!“ Ist doch richtig... 30 bekommst du bestenfalls (20 Griwna Originalpreis) – Einigung bei 35 Griwna.
Beim nächsten Imbiss gab es die erste richtige Nahrungsaufnahme des Tages – zwei Hot Dogs – und dann gestärkt in die Altstadt. Diese hatte ich bisher leider nur in der Nacht erkunden dürfen, so dass ich diesmal nicht schlecht staunte wie groß und schön diese doch ist. Auf jeden Fall eine Reise wert – völliger Kontrast zu den sonstigen tristen postsowjetischen Städten.
22.03.2006 Karpaty L’wiw 0:2 Dinamo Kiew
Stadion Ukrajina – ½-Finale ukrainischer Pokal
Im und vor dem Stadion war schon viel los: Viel Uniform, viele Tröten und noch vielere, nee, noch mehr Zuschauer. Die Anzeigetafel zeigte fünf Grad Celsius Plus an – möchte nicht wissen wie kalt es ist, wenn hier offizielle fünf Grad Celsius Minus gemessen werden. Zum Einlaufen der Teams auf den braunen Matschacker traute ich meinen Augen kaum, gingen doch im Heimsektor an die 10 Bengalen an. So etwas hatte ich in der Ukraine bisher noch nicht gesehen – dazu schien sich die Bullen dafür nicht einmal zu interessieren. Teilweise konnte man sogar von so etwas wie Stimmung sprechen, als die gesamten Heimfans das lang gezogene „Karpaty“ hervorbrachten. Der Dinamo-Mob war pünktlich zum 0:1 im Stadion. Die 1000 Mann waren gut am Ausrasten und im oberen Drittel gingen 15 bis 20 Bengalen an, die dann teilweise auf der nicht olympiatauglichen Laufbahn entsorgt wurden. Nun flogen von Seiten der Nachbarblöcke, unter dem wodkaverstärkten Gegröle der „Normalos“, erste Schneebälle in den Auswärtsblock. Daraufhin versuchten sich die Kiewer im Bengaloweitwurf, was die Polizei aber als gesetzeswidrige Sportart empfand und den Block stürmte. Kiew verteidigte sich mit Sitzschalen und Fäusten und konnte die Stellung halten. Die Polizei bildete nun einen Puffer, welcher sich bei jeglichem Anzünden von Pyrotechnik näher zum Auswärtsblock verschob. Irgendwann fiel dann das zweite Tor für die Gäste aus der Hauptstadt, worauf der Torschütze erst einmal vor den Schneeballattacken des Heimpublikums flüchten musste. L’wiw zündete ab und zu wieder Rauch und Bengalen und ich verzog mich fünf Minuten vor dem Ende Richtung Bus – man wollte ja sicher gehen.
Der 29a-Bus stand auch schon abfahrtbereit an der Haltestelle, so dass ich endlich mal von einem guten Timing sprechen konnte. Kurz vorm Bahnhof raus, überlegte ich mir schon was es Leckeres vom restlichen Kleingeld (6 Griwna) zu Essen gibt, als sich die Blase zu Wort meldete. Also, wie schon oft, verzog es mich in eine dunkle Gasse, Hose auf, nen Strahl hinaus und weiter ging’s. Nach zehn Meter wurde das Weitergehen aber abrupt beendet – Spanner in Uniform hatten mich beobachtet. „Dokumenti?“ – Konnte er haben. Was ich hier mache? – „Tourist.“ Beim Rest seiner Fragen verwies ich auf den hinter uns liegenden „Bahnhof“. Nach dem dritten verzweifelten: „Ja ne ponimaju“, begriff auch dieser Dämel, dass ich ihn nicht verstand. Also Körperkontrolle – nur nicht so wie man es kennt, also einmal „Frontalkontrolle“ (Beine breit und Abklopfen), sondern diesmal zusätzlich auch von der Seite. Zuerst dachte ich mir ich sei Proband für die Körperkontrollen für die EM 2012. Aber beim Griff in die Arschtasche, wo mein Kleingeld lagerte, dämmerte es mir und ich wurde mir bewusst, dass er mit meinen 6 Griwna heute so richtig auf den Putz hauen wird – und ich hungern. Nachdem mich die Uniformierten ziehen ließen, stürmte ich sofort den Zug und genoss endlich einmal zehn Stunden durchgehenden Schlaf. Kiew empfing mich am nächsten M0orgen noch ein Priese kälter, mein Magen forderte endgültig das verp(r)asste Abendbrot des vergangenen Tages und mein Köpfchen begann zu grübeln was ich an diesen fußballfreien Tag machen könnte. Erst einmal das Zugtickets nach Ternopil holen, da man so länger schlafen könnte als wenn man direkt bis Chmelnizki fahren würde. Frage formuliert, auf die drei möglichen Nachtzüge verwiesen und auf eine Aufforderung zur Abgabe des Passportes gewartet. Aber nix da – nix frei. Abfahrtsplan gescheckt und schau einer an – ein Direktzug ab Kiew um 3.12 Uhr der um 9.25 Uhr Chmelnizki erreicht – ein Traum! Also hab ich kurzerhand ein Ticket für diesen Zug geordert und auch bekommen und gefreut. Diese Freude sollte später noch vergehen...
Im Bahnhofsklo wurde sich dann kurz frisch gemacht und die Mission „18 Stunden Aufenthalt in Kiew“ konnte beginnen. Für den einen vielleicht schön, interessant und spannend für den anderen langweilig, öde und mit der Frage behaftet: „Was soll das?“ Glücklichweise gehörte ich zur zweiten Gruppe; mache ich doch nicht wirklich zum ersten Mal Halt in der ukrainischen Hauptstadt. So ging es zum Busbahnhof – immer wieder toll dort – dann weiter zu einem Supermarkt um die Versorgungsvorräte aufzufüllen und schon war es 12 Uhr. Hach, wie langsam doch die Zeit vergehen kann... Also musste ein neuer Plan her: die anderen Stadien der Hauptstadt besichtigen. Um Zeit, aber kein Geld zu verbrauchen sparte man sich die Metrofahrt für freche sieben Cent und bewältigte die Strecken per pedes. Stadion Lokomotiw und von DFK Ewrobis: so lala; Stadion Start: schon besser. Das ist wohl sogar das Stadion, wo die Kiewer Auswahl 1942 gegen die deutschen Besatzer spielte und gewann.
Dass Wahlkampf war, hatte ich mittlerweile mitbekommen, was mich dann aber in der Innenstadt erwartete übertraf alles. Dort standen, wie wohl in jedem demokratischen Staat üblich, Wahlstände, aber die Anzahl ließ mich doch stark an den Ukrainern zweifeln. Erst kamen zehn Stände der orangen, dann fünf Stände der blauen, dann wieder 13 Stände der Orangen und dann zehn Stände der weißen Partei – diese Kette ist endlos fortzuführen. Natürlich gab es an den jeweiligen Parteiständen immer die gleichen Materialen; an Sinnlosigkeit also kaum zu überbieten... .
Kurz was gegessen und es ging ab ins Internetcafe, immerhin wollte man die Ansetzungen mal wieder checken. 2. Liga-Ansetzungen für Freitag stimmten noch – gut so. Anschließend mal die, für die 3. Liga am Samstag kontrolliert - inakzeptabel wäre wohl der richtige Ausdruck. Alle, bis auf die Spiele auf der Krim waren verschoben; Sewastopol und Jalta luden ein. Also wurden die Zugverbindungen Chmelnizki - Krim überprüft: Negativ. Autobus war auch nicht machbar. Schön, dass ich schon das Zugticket nach Chmelnizki gekauft hatte... Einziges sinnvolles Spiel, das auch ohne 10-maliges Umsteigen auf Provinzbahnhöfen zu erreichen war, sollte Donetsk versus Arsenal Kiew sein. Von dort weiter nach Harkiv wäre auch kein Problem. Da das Montagsspiel in Zytomir auch abgesagt war, konnte man dann direkt mit dem Zug von Harkiv in die Slowakei. Zurück am Bahnhof wollte ich mir natürlich gleich alle Zugtickets für die restlichen Tage sichern. Das Ticket Chmelnizki - Donetsk gab es erst am nächsten Morgen zu kaufen, die Karte Donetsk - Harkiv war verfügbar und den Fahrschein Harkiv – Kiew - Uzgorod konnte man gar nicht mehr bekommen – der weitere Tourverlauf in der Ukraine war also sehr theoretisch.
Zum Glück war es auch schon 21 Uhr, so dass ich nur noch sechs Stunden abasseln musste. In der warmen Gepäckabgabe erst einmal Sprotten mit Brot gegessen, allerdings nur bis ein Securitytyp kam und mich und einen richtigen Landstreicher vertrieb. So blieben noch fünfeinhalb Stunden im zugigen Durchgang. Ungefähr fünfeinhalb Stunden später waren diese fünfeinhalb Stunden auch Vergangenheit...
Der erster sprachlicher Erfolg wurde dann im Zug gefeiert. Lag da doch ein Typ in meinem Bett, woraufhin ich ihm zu verstehen gab, dass er im wahrsten Sinne des Wortes falsch liegt. Er erklärte, er wolle nur bei seinem Sohn liegen und ob ich nicht sein „richtiges“ Bett ein paar Meter weiter nehmen könnte. Kein Problem – will ja keine Vater-Sohn-Beziehung zerstören. Und das Beste war noch immer: ich verstand ihn und er verstand mich.
Kurz vor 10 Uhr war Chmelnizki erreicht. Touristen und Globetrotter, die was von sich halten, müssen hier herkommen. Trägt diese Stadt doch Beinamen wie: Hoyerswerda der Ukraine, Bremerhaven des Ostens oder Lens der Ex-Sowjetunion. In der hiesigen Toilette gab es dann mal wieder Körpererfrischung – Zähneputzen und Deoroller. Anschließend wurde das Gepäck abgeben und, das Wichtigste: Tickets kaufen. Nachdem die Abfahrtszeit des Zuges nach Donetsk auf dem Abfahrtsplan überprüft wurde, ging es ohne „Hilfe ich bin Touri“-Hilfszettel zum Ticketschalter. Meinen Wunsch geäußert erhielt ich einen Orkan verbaler Aggressionskunst. Da war sie wieder, die Servicewüste Ukraine. Meine Situation war nun zu vergleichen mit dem täglichen Studium der Bild Zeitung – ich war nicht schlauer, eher dümmer als vorher. Da es zwei Ticketschalter gab, probierte ich es kurzerhand noch einmal am anderen, diesmal dann doch mit Hilfszettel. Die Frau sah auch schon netter aus und sprach langsamer und ruhiger – verstanden hatte ich trotzdem nichts. Endlich nahm sie meinen Zettel und schrieb 16.00 Uhr rauf. Wollte sie ein Date?! War es eine mystische Zahl?! Oder sah sie mir einfach nur an, dass ich zum Fußball wollte und bestätigte sie mir die Anstoßzeit?! Fragen über Fragen, also sicherheitshalber lieber erst mal den Bahnhof verlassen und den Busbahnhof suchen. Schließlich sollte es angeblich einen Direktbus nach Donetsk geben. Der erstbeste Passanten wurde nach dem Weg befragt und ich erfuhr, dass es gibt drei Autobusbahnhöfe gibt. Zum Glück kannte er sich aus und zeigte mir eine Bushaltestelle von wo Minibusse zum Busbahnhof 1 verkehrten, von wo wiederum Busse nach Donetsk fahren. Etwas außerhalb gelegen, in seiner in kommunistischer Plattenbauarchitektur erbauten, kaum zu übertreffender Pracht, empfing mich der Busbahnhof. Schnell zur Infodame und den Preis erfragt – 130 Griwna. Danke und Tschüß. Über 20 Euro also knapp der 3-fache Preis einer gemütlichen 18-stündigen Zugfahrt waren mir doch zuviel um das Donbass zu besuchen. Also Retour zum Hauptbahnhof und den dritten Versuch einer Informationsbeschaffung gestartet. Ich landete wieder beim Schreihals, der das bereits bekannte Programm darbot. Gott sei Dank schrie sie so laut, dass auch die hinter mir stehenden Personen alles hörten. Ein ukrainischer Offizier, des Englischen mächtig, sah meine Verzweiflung und übersetzte: Ob noch ein Platz frei ist wusste der Schreihals erst ab 16.00 Uhr. Warum nicht gleich so?! Da der Anstoß sich zeitlich mit diesem Termin überschnitt hieß es schnellstmöglich ein Internetcafe zu finden und einen möglicherweise benötigten Plan E auszuarbeiten. Nach ein wenig umherirren in der trostlosen Innenstadt – kein Haus scheint hier älter als fünfzig Jahre zu sein – fand ich ein Internetcafe: 30 Cent für eine Stunde, 14,4 kB Verbindung – für bahn.de und paar Spielplansseiten sollte es reichen. Wenn, wie vermutet der Zug schon voll ist, blieben folgende Optionen: Mit einem anderen Zug bis L’wiw, dort rumasseln, am Nachmittag nach Strij - Strij versus L’wiw angucken, zurück nach L’wiw und mit dem Nachtbus nach Katowice. Diese Option bekam aber eine schlechte Bewertung. Die nächste Option wäre: Mit dem Zug nach L’wiw, von da mit dem ersten Bus nach Przemysl und dort Cracovia und Sonntag Chorzow gucken. Vorteil: sehr billig aufgrund des polnischen Wochenendtickets. Nachteil: Grounds habe ich schon. Die letzte Option lautete: Mit dem Zug nach Uzgorod, über die Grenze laufen und weiter mit dem Bus nach Kosice. Dort sollte MFK Kosice spielen und anschließend würde ich per Nachtzug weiter nach Zlate Moravce fahren, wo Sonntag ein Doppler möglich wäre. Problem war nur die Zeit; sollte der Zug doch 12.33 Uhr in Uzgorod ankommen und der Bus vom slowakischen Grenzdorf 12.15 Uhr abfahren. Klingt utopisch aber aufgrund der Zeitumstellung wäre es machbar. Zur Not blieb um 15 Uhr noch Michalovce vs Humenne, hatte man zwar schon, würde man aber locker schaffen. Mit diesen Optionen ging es erst einmal zum örtlichen Fußballstadion wo die tägliche Pflicht erledigt wurde.
24.03.2006 Podillja Chmelnizki 0:0 Stal Dniprodserschinsk
Stadion Podillja – 2. ukrainische Liga
Die Haupttribüne war ein neuwertiger Mehrzweckbau, bot er doch an der Außenseite sinnlosen Geschäften Unterschlupf während die Seite zum Stadion hin eine überdachte Tribüne war. Die Gegengerade war auch komplett mit Sitzschalen ausgestattet und hatte ungefähr acht Reihen, verzichtete bis auf Toiletten aber auf weitere sinnlose Zusatzausstattungen.
Da sich sogar die Sonne zeigte wollte man diesen erhabenen Augenblick nutzen und versuchen wieder so etwas wie Wärme zu spüren. So wie ich dachten viele des anwesenden Fachpublikums und zogen zur Gegengerade wo sich aber schon Uniform formierte. Kein Zutritt, schließlich ist die Haupttribüne ja geöffnet, wo eisiger Schatten und Schneemassen warteten. So blieb man am Flutlichtmast stehen, fühlte so etwas wie Leben im Körper aufkommen – der Sonne sei Dank – und schaute sich das Gekicke an. Ein spannendes Spiel, normalerweise geht so etwas 5:5 aus, boten die 22 Spieler. Ich würde mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wenn ich behaupte, dass Chmelnizki 51% Ballbesitz hatte und, und, und...
Nach diesem grausamen Kick ging es schnellstens zum Bahnhof zurück – jeder Passant, den ich überholte, hätte ja der Käufer des letzten Tickets nach Donetsk sein können. Angesteuert wurde dann die Freundlichere der beiden Verkäuferin, welche auch sofort eine Auskunft gab: „Njet Plazkart. Njet Kupe – Ljuks 220 Griwna.“ Bei diesen Möglichkeiten brauchte man wenigsten nicht lange überlegen, also wurde Plan E realisiert. Plazkart nach Uzgorod war noch verfügbar, 27 Griwna wechselten den Besitzer und der geplante Aufenthalt in der Ukraine verringerte sich von ursprünglichen elf auf drei Tage. In der Wechselstube wurden schließlich noch die restlichen Griwna in Dollar gewechselt und das Kleingeld für Wodka und Fressalien ausgegeben. Schon war es 19 Uhr, vor dem Bahnhofsgebäude herrschte ein eisiger Wind und ich musste nur noch knappe sechs Stunden warten. Die Mütze ganz tief ins Gesicht gezogen, Kapuze auf und mit dem Schal Mund und Nase bedeckt – so ließ es sich nicht etwa draußen, sondern im Warteraum aushalten. Buch gelesen, Zines gelesen, ukrainische Bettler beobachtet – Freitag Abend – Mensch, was willst du mehr?! Irgendwann war es dann soweit und der Zug konnte geentert werden, Assidecke ausgerollt, eingekuschelt und Augen zu. Gute neun Stunden entfloh man in die Traumwelt, wollte dann aber doch noch ein wenig von den Karpaten sehen. Im Zugklo wurde auf artistische Art und Weise ein kompletter Klamottenwechsel auf räudigen und vollgepissten drei Quadratmetern vollzogen. Anschließend noch ein wenig mit der Oma gegenüber gesprochen, die mir Ihre Familie auf Fotos zeigte und die eine oder andere Information über die durchfahrenen Städte zu erzählen wusste, etwas gelesen und die ersten Pferdewagen entdeckt – die Slowakei konnte nicht mehr weit sein. Der Zug rollte sogar ohne Verspätung ein, so dass ich, Wellness- und Sportwoche in Chemnitz sei Dank, schnellstmöglich ein Taxi erreichte. Durch diese selbsterzwungene Hektik blieb aber meine geliebte 1-Euro-Coburg Wintermütze im Zug zurück, nur Kenner der Szene können wohl diesen Verlust deuten.
Einmal zur Grenze bitte; „Dawei!“ „Dawei!“ 12.50 Uhr war man an der Grenze, wusste aber nicht was einen erwartete. Wäre hier so ein Aufkommen wie in Przemysl, wäre der Bus nicht zu schaffen aber Glück gehabt – ein paar Autos und nur wenige Fußgänger waren vor mir. Noch ein wenig mit dem ukrainischen Zoll rumgealbert und ich betrat um 11.58 Uhr slowakischen Boden. Passkontrolle ging schnell vonstatten, nur der Zoll wollte es genauer wissen. 12.08 Uhr war auch das erledigt und ich lief in die erstbeste Richtung wo Häuser standen. 12.11 Uhr erreichte man eine Bushaltestelle, kurze Nachfrage ob man richtig sei – „Tak“, und das Gefühl eines Sieges kam auf. Der Bus kam pünktlich angerollt, reingesetzt und erst mal erholt. In Michalovce schnell ne Sportzeitung gekauft, zwecks Sichergehung und Bestätigung der Ansetzungen. Zlate Moravce sollte am Sonntag auch um 10.30 Uhr spielen und – schau an – es gab tatsächlich ein paar Drittligaspiele in der Gegend am Sonntag – schien ja alles glatt zu laufen.
Um 14.30 Uhr wurde Kosice erreicht, der Stadtplan gecheckt, der Tramplan gecheckt und es mussten wieder einmal die Füße als Transportmittel herhalten.
25.06.2006 MFK Kosice 6:0 Spartak Trnava B
Lokomotiva Stadion – 2. slowakische Liga
In der 10. Minute wurde der Ground erreicht. Zwar verpasste ich das 1:0, dafür konnte endlich der Rucksack ablegt und ein Pivo genossen werden. Erstaunt war ich über die doch ansehnliche Zuschauerzahl. Nach kurzem Studium des Programmheftes wusste ich, dass der neue Verein in Kosice, auch Dank des sportliches Erfolges, gut angenommen wird – im Schnitt bestimmt 3000 Zuschauer. Auf dem Platz kontrollierte Kosice nach Belieben und hätte eigentlich schon zur Halbzeit 6:0 führen müssen. Eine kleine Fanszene gibt’s auch wieder zu bewundern und das Stadion ist auch für höhere Aufgaben geschaffen. Wenn es normal läuft, sollte die erste Mannschaft von Trnava hier nächste Saison wieder spielen...
Nach dem Spiel ging es erst einmal zum altbekannten McDoof um bestimmte Bedürfnisse zu befriedigen und anschließend zum Bahnhof um nach dem Preis für den Zug nach Zlate Moravce zu fragen. Knapp 400 Kronen wollte die slowakische Bahn haben – geht’s noch? Dafür kann ich in der Ukraine ne Rundreise buchen. Also ging ich schleunigst in die Innenstadt um ein Internetcafe zu suchen. Da ich keine Lust hatte umherzuirren, wurde nach Kompetenz Ausschau gehalten und schnell gefunden. Ein Ladenlokal, das sich StudentAgency nennt wurde gesichtet. Das klingt doch schön englisch; also rein da und die junge Empfangsdame gefragt: Im Zentrum sind gab’s schon paar, nur ob diese auch offen sind wusste sie nicht. Klingt nicht so toll. Daraufhin fragt sie was ich denn machen will, woraufhin ich entgegnete, dass ich die eine oder andere Zug- und Busverbindungen suchen müsste. Na ja, das könnte ich auch hier machen – also an ihren Schreibtisch gesetzt und zwei Stunden kostenlos gesurft.
Ein Doppler wäre in der Slowakei aufgrund der schlechten Busverbindung nicht möglich, aber man könnte in der Nacht nach Tschechien und am Sonntagmorgen Kunovice und abends Brno machen. Montag wäre sogar noch Olomouc II möglich – perfekt! Bedeutete zwar im Endeffekt eine zweite, nicht eingeplante Übernachtung, aber die Tour war eh schon „verschandelt“. Beim Anblick auf die geöffnete Regionalbusseite der Slowakischen Busgesellschaft fragte sie erstaunt: „From where do you know this site? I’m slovakian and I don’t know this site.” Tja, wer billig reisen will...
Der Plan wurde weiter verfeinert und ein nebenher ein wenig Small-Talk geführt. Später ging es zum Bahnhof um ein Ticket zur tschechischen Grenze zu ordern. 350 Kronen sind zwar alles andere als billig, aber was soll’s. Mit den restlichen Kronen sollte dann mal der Magen verwöhnt werden, also ging es in ein Restaurant. Nette Bedienung, leckeres Essen und drei Bier für vier Euro – passt. Pünktlich zur Einfahrt des Zuges kam ich am Bahnhof an, es wurde ein leeres Abteil gefunden und die Äuglein für vier Stunden geschlossen. In Horni Lidec verließ ich den Zug und er war entdeckt: der perfekte Asselbahnhof. 24 Stunden offen, beheizt, Sitze, keine Assis, Wechselstube „Nonstop“, geflieste und kostenlose Toilette und das wichtigste: ein „Heiße Schokolade“-Automat. Dank Zeitumstellung ging es eine Stunde früher über Vsetin und Hranice na Morave weiter nach Kunovice. Da der Körper aber seinen Tribut forderte, pennte man gehörig ein und wachte erst kurz hinter Kunovice wieder auf. Die Bahnfrau fand aber schnell eine Rückverbindung und so enterte ich nur zehn Minuten nach dem Anpfiff den Ground.
26.03.2006 FK Kunovice 2:2 Viktoria Ziskov
Stadion Na Belince – 2. tschechische Liga
Das Stadion besteht aus einer größeren Tribüne, einem überdachten Bereich daneben und kleinen Steh- und Sitzblöcken hinter den Toren – reichlich sinnlos also. Am Verpflegungsstand eine leckere Klobasa genehmigt und dem Gebolze zugeschaut. In der Halbzeit standen plötzlich bekannte Personen aus Dresden vor mir, so dass man wenigstens ein wenig reden konnte. Der Schiri schien auf Unentschieden gewettet zu haben, pfiff er doch drei merkwürdige Elfmeter.
Nach dem Spiel ging’s wieder zum Bahnhof von wo die Dresdner nach Zlin wollten und meine Wenigkeit nach Brno. Beim Schaffner das Ticket bestellt und festgestellt, dass er hat mir eines für eine falsche Verbindung ausgestellt hatte. Ihm erklärt, dass ich ein Ticket via Breclav brauche, was sein mobiler Computer aber nicht anzeigte. Dieser spuckte nur die Verbindung via Breclav mit einem EC aus. Also in den sauren Apfel gebissen und ein Ticket bis Breclav bezahlt und von Breclav noch mal nach Brno – ein Bier dürfte dabei draufgegangen sein. Eine Station vor Brno hl. n. wurde dann ein riesiges Plakat an einer Bruchbude gesichtet – Hostel. Station gemerkt und mit dem Nahverkehrzug zum Stadion gefahren und dort nach einer Unterkunft geschaut. Alles restauriert – alles nicht meine Preisklasse. Also ging es erst mal mit schmerzenden Füssen und Rucksack zum Stadion.
26.03.2006 1.FC Brno 0:0 1. FC Slovacko
Mestsky Stadion – 1. tschechische Liga
Der Ordner schaute erst ein wenig verwundert, aber Hundeblick und „Tourist“ ließen ihn von einer Kontrolle in meinem Rucksack absehen. Das Stadion war gar nicht mal so übel, aber vor dem Verschandeln mit Sitzplätzen sicherlich noch besser gewesen. Die Heimsupporter boten ein kleine Choreo und trällerten ab und zu ein Lied. Slovacko zündete ein wenig Pyro und sang ganz anständig – Ligaalltag eben. Das Spiel – welches Spiel?
Nach dem Kick unter Schmerzen, Blasen sei Dank, zum Bahnhof gerannt, um den frühen Zug zur vermeintlichen Unterkunft zu bekommen. Das ganze ging sogar kostenlos vonstatten, woraufhin ich gut gelaunt in die Herberge ging. Laut Preisschild kostete die Nacht 200 Kronen. Also akzeptabel. Die junge Dame an der, nennen wir es mal freundlich: Rezeption konnte weder Englisch noch Deutsch. Die Kommunikation war nun ein Russisch-, was sie ein wenig konnte, Tschechisch-Mix. Daraus ging jedoch eindeutig hervor, dass alle Zimmer belegt waren. Hundeaugen und tausendfaches Bitten um ein Bett für eine Nacht ließen sie kalt. Plötzlich kam ein junger Typ vorbei, der angeblich Deutsch konnte. Er erzählte mir, dass das Hostel voll sei – das wusste ich mittlerweile auch. Da auf der Preisliste noch ein weiteres Hostel in Brno für 140 Kronen erwähnt war, wurde er nach dem Weg gefragt und er solle die Rezeptionsdame doch bitten dort zwecks Verfügbarkeit anzurufen. Das war ihm wohl zu viel Arbeit, also bequatschte er nun zehn Minuten die Dame mir ein Zimmer zu geben und siehe da: Es gab einen 200 Kronen-Schlüssel Tausch.
Sofort wurden die Klamotten abgelegt und ich hatte die erste Dusche seit 6 Tagen – ich muss sagen, das hat was. Zum Abendbrot gab’s Pivo und Sprotten mit Brot und dann ab ins Bett. Zwölf Stunden Schlaf, der Körper vermisste wohl was, und schon ging es weiter – wer rastet der rostet. Da ich noch genügend Zeit bis zur Abfahrt des Zuges nach Olomouc hatte, wurde der Busbahnhof erkundet. Ein Schlaraffenland an Verbindungen und schau an sogar ein Nachtbus nach Nitra. Zwar war die Ankunft auf 5.00 Uhr terminiert, doch ist das in der Slowakei besser als fünf Stunden Nachtaufenthalt in Prerov am Bahnhof. An der Auskunft den Preis erfragt – 176 Kronen – und mit einem Lächeln den Supermarkt gestürmt um fürs Frühstück zu sorgen. Zwei Bananen und Jogurts später kam auch schon der Zug und 30 Minuten vor Anpfiff erreichte man Olomouc. Am Stadtplan Lage und Nahverkehrserreichbarkeit des Stadion gecheckt und rein in den Bus.
27.03.2006 Sigma Olomouc B 2:2 FK Kladno
Spartakiadni Stadion – 2. tschechische Liga
Sonne von oben und das Spiel ist im großen Nebenstadion – Hopperherz was willst du mehr? So pflanzte man sich in die Kurve, Jacke aus, Schuhe aus, dazu Mittag aus der Einkaufstüte – so macht das ganze schon viel mehr Spaß. Aus Kladno reisten acht Unentwegte an einen Montag an und zogen das komplette Programm durch. 90 Minuten Gesang, kleine Pyroshow und einfach nur bescheuert sein – das erinnert mich doch stark an alte Greifswald Zeiten. Das Stadion trotzt der Moderne - weit weg vom Spielfeld, nur Stehplätze, kein Catering, kein Merchandising – so und nicht anders!
Nach dem Spiel schnell noch ne Eigenfütterung vorgenommen und am Hauptbahnhof paar Stunden abgeasselt und schon ging es weiter nach Brno. Dort kam ich gegen 22 Uhr an und überlegte was man mit den letzten Kronen so machen könnte. 180 wollte ich für den Bus aufheben und den Rest umsetzten – also nichts wie rein in die Kneipe am Busbahnhof, ein Bier gestürzt, zurück in den Warteraum und dort gewartet bis dieser zumachte. Nun fehlten nur noch zwei Stunden bis zur Abfahrt des Busses. Assidecke also raus und auf der Bank an der Abfahrtsplattform eingekuschelt. Mit 20 Minuten Verspätung rollte der Praha-Nitra Bus ein, schnell Sachen gepackt und hineingestürmt. Einmal nach Nitra bitte – 190 Kronen entgegnete mir der Fahrer. Hm, da ich nur noch 180 Kronen hatte, wurden ihm die gegeben. Er bestand auf seine 10 Kronen, also fragte ich ihn ob er slowakische Kronen nimmt, immerhin ist der Bus von einem slowakischen Unternehmen. Das sein natürlich nicht möglich – prima, und nun? Da am Busbahnhof ein Bankomat auch in der Nacht Geschäfte macht, wurde ihm diese Möglichkeit angeboten – negativ, er wartet nicht, entweder ich bezahle jetzt 190 Kronen oder ich kann aussteigen. In solchen Fällen bleibt nur noch die Attacke: Ich fragte die Insassen des Busses ob jemand slowakische in tschechische Kronen tauscht; ein Insasse war bereit. Den einen Euro Tauschverlust nahm ich in Kauf und dem dämlichen Fahrer wurde sein Geld auf die Ablage geschmissen. Im Morgengrauen war dann Nitra erreicht. Der Warteraum am Busbahnhof öffnete um 5 Uhr seine Pforten, also sofort rein da und die erstbeste Bank in Beschlag genommen. Strategisch ein Fehler, stand diese doch an der Wand hinter der sich der Kaffeeautomat, der Treffpunkt aller Ankommenden und Abfahrenden in Nitra, verbarg und somit nicht gerade eine friedliche Einschlafkulisse war. Für drei Stunden Schlaf reichte es trotzdem. Danach ging es zu einem Schrottplatz/Parkplatz um sich frisch zu machen. Den aufkommenden Körpergeruch erfolgreich, wenigstens für 24 Stunden, Rexona-24h sei Dank, unterdrückt, ging es auf Unterkunftssuche, da ich am Mittwoch nach Budapest wollte und aufgrund der geringen Entfernung ein Nachtzug nicht möglich war. Nach zwei Stunden vergeblicher selbständiger Suche vertraute ich dann doch lieber der Hilfe der Touristeninformation. Diese fand auch etwas sehr billiges, per Anruf wurde ich angemeldet und mir eine Wegbeschreibung mitgegeben. Die Unterkunft lag mitten im Zentrum und war eine Art Sanatorium. Man war so freundlich und überließ mir aufgrund der Kapazitätsproblemen ein Doppelzimmer zum Preis für ein Einzelzimmer. 270 Kronen wechselten den Besitzer und ich konnte mein Glück kaum fassen – Balkon, edles Bad, weiches Bett und das Ganze für 6,50 Euro. Sachen abgelegt und in die Innenstadt gegangen; schließlich musste man Essen für die nächsten 2 Tage kaufen. Da ich für Ungarn mit 20 Euro, inklusive Zugfahrten, Eintritt und Metro plante über die Runden zu kommen und der Nachtzug Budapest - Bucuresti erst am Donnerstag um 13 Uhr ankommen sollte, mussten die restlichen Slowakischen Kronen nun für Essen, Fahrtkosten und Eintritt verplant werden. Eine Packung Würstchen, anderthalb Liter Wasser, ein halbes Brot und delikate Leberwurst waren vom Budget her machbar – es konnte also sein, dass in nächsten Tage hin und wieder ein Hungergefühl auftreten könnte...
Nachdem das touristische Programm abgespult wurde (Burgbesteigung etc.) ging es zum Stadion.