Ich kann dem Spielbericht in der FuWo auch nichts abgewinnen. Auch das mit den besten Spielern haut so überhaupt nicht hin. Da war wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens. Eine gefährliche Geisteshaltung in dieser Situation
Dabei gilt es jetzt, so tief im Abstiegskampf, die Entwicklungen in der Mannschaft nicht zu verpennen. Und da hilft sogar so eine bittere 0:4 Klatsche weiter. Ich probier es mal wieder:
Ausgangspunkt der Analyse könnte ein Vergleich zum gelungenen Auftritt eine Woche vorher beim Tabellenführer sein. Wie läßt sich der rapide Leistungsabfall erklären?
1. Personelle Veränderungen
Tasmania ist so ziemlich mit dem letzten Aufgebot aufgelaufen. 5 Stamm-Spieler (Kovacic, Drlja, Yang, Lübke und Bekol) waren gesperrt oder verletzt. Damit war quasi das gesamte zentrale Mittelfeld und der zentrale Übergang zum Sturm personell nicht vorhanden und musste neu besetzt werden.
Die daraus resultierenden Umstellungen des Trainers können mal wieder als umstritten bezeichnet werden. Insbesondere die Versetzung von LAu ins offensive Mittelfeld brachte zwar durchaus einige spielerische Akzente in den ersten 20 Minuten, hatte aber auch die Konsequenz, dass die gute Abwehrformation gegen Trabzonspor endgültig gesprengt wurde.
Mit Steinhauf wurde dafür wieder jemand als Libero aufgeboten, der die dafür nötigen Qualitäten (insbesondere Schnelligkeit) einfach nicht mehr hat. So gab es im letzten Spiel bestimmt 7-8 hochkarätige Torchancen für Johannisthal, die fast alle zentral und in 1gegen1 Situationen gegen unsere Abwehr herausgespielt wurden. Gegen den qualitativ deutlich stärkeren Trabzon-Sturm waren es im Vergleich vielleicht ein Viertel davon!
Taktisch wurde so die Abwehr massiv geschwächt. Warum?
2. Taktische Schwerpunkte
Ich denke, dass sich das "Warum?" aus der (falschen) offensiven Schwerpunktsetzung erklären lässt. Auffällig ist hier, dass egal mit welchem Personal und gegen welchen Gegner, doch immer gleich agiert wird.
Stichwort Flügelspiel! Von Verantwortlicher Seite wurde dies einmal als "stärkste Waffe" der diesjährigen Mannschaft beschrieben. Dem ist zu widersprechen. Das Spiel gegen Johannistahl hat es auch mal wieder gezeigt: So gut wie keine gefährliche Situation wurde über die Flügel heraufbeschworen. Entweder konnte man sich nicht durchsetzen oder die Flanken segelten ins Nirgendwo oder in der Mitte fand sich kein passender Abnehmer. Dies ist so eigentlich schon die gesamte Saison über. Torchancen aus dem Spiel heraus sind daher selten (gegen Johannisthal eine einzige) und resultieren zumeist aus Einzelaktionen der Stürmer. Die Stürmer werden (übrigens wie auch schon in der letzten Saison El-Moghrabi , der jetzt zweiter in der Berlinliga-Torschützenliste ist!) falsch angespielt (zumeist hoch und lang) und können so nur selten ihre Qualitäten entfalten.
Dies ist schon dramatisch genug; für das Mittelfeld hat dieses sture Festhalten an taktischen Vorgaben aber noch katastrophalere Folgen. Es bedeutet nämlich, das eigentlich zwei Spieler (nämlich die Flügel) aus dem Spiel genommen sind und so eine mögliche Kompaktheit im Mittelfeld (und damit in aller Regel Spielanteile oder zumindest das Zerstören des gegnerischen Aufbauspieles) aufgegeben wird. Dies konnte in dieser Saison eigentlich nur durch starke Einzelleistungen (Gündogdu offensiv oder Euler defensiv) kompensiert werden. Sind diese Einzelleistungen mal nicht vorhanden (wie beim letzten Spiel) dann läuft man sogar gegen einen Gegner wie Johannisthal hinterher und kassiert so eine Schlappe. Außerdem werden so zusätzlich noch Spieler wie Lau unnütz "verbrannt".
3. Zielsetzungen
Vergleicht man die Rückrunde mit der Hinrunde, dann stehen wir derzeit 'nur' 2 Punkte schlechter da. Hätte man bspw. gegen Staaken und Johannisthal rechtzeitg (z.B. zur Pause; bei beiden noch 0:0) auf die Spielverläufe reagiert und mal versucht, (mit realistischer Zielsetzung) auf Unentschieden zu spielen, dann wären wir jetzt noch im grünen Bereich. Dazu hätte man aber jene weiter oben beschriebenen taktischen Fixierungen aufgeben müssen und gerade im Mittelfeld weit defensiver agieren müssen.
Auch für die nörgelnden Fans wäre sicherlich das eine oder andere graue 0:0 attraktiver als die grausamen 0:2 oder 0:4 gewesen.
Was aber immmer bleibt ist die Melancholie
Hollows of Devotion
Ich werde deine Augen in Tränen verwandeln,
wenn alles was bleibt sind die Schatten des Niedergangs.
Die Zunge ist bedeckt mit Enttäuschung;
mit Enttäuschung vom Anfang bis zum Ende.
Und anstelle der unwirksamen Pläne
setzen wir die Tränen der Hoffnung.
(...)
Und der Tod der Träume soll ein wunderschönes Ende sein,
mit verdorrten Blumen, Wein und guten Männern.