Fankulturell an Halle, Magdeburg, Leipzig und ähnliche "Fußballhochburgen" heranzukommen, wird in Dessau niemand ernsthaft träumen. Denn genau dorthin sind die harten Dessauer jahrzentelang gefahren, um Action zu erleben.
Motor war ewig unterirdisch, und zum Armeesportverein wollte kein ehrlicher rebellischer junger Mensch gehen. Für die DDR-Funktionäre war die Dichte an oben spielenden Vereinen in unserer Region auch ausreichend. Sicher, manch einem Oberst der NVA und manchem Parteisekretär hätte die NVA-Variante in Dessau auch gefallen, aber offenbar durfte es sportlich nicht konsequent durchgezogen werden.
Aus dieser Geschichte nährt sich die Situation bis heute. Es gibt keinen nennenswerten Dessauer Fußballkult zwischen den 50er Jahren und heute. Wenn die Alten aber anfangen zu erzählen, wann sie wo mitgemischt haben, ist immer von sonstwo die Rede, nur nicht von Dessau.
Ich fänds schön, wenn sich das langsam ändert. Und dem Dessauer Fanleben würde es gut tun, wenn gewisse Kindereien zwischen den zwei Vereinen, deren Fans und manche Funktionäre sich nicht mögen, endgültig einschlafen würden. Die Jungs, die gemeinsam Training und Spiele durchziehen, können doch auch von der einen Tür durch die nächste gehen, ohne sich erst mal dumm zu machen.
Fans sollen lustigen Krach machen, Humor zeigen, beweisen dass sie was im Kopf haben, und ihre Mannschaft damit nach vorn treiben. Auf der Basis gibt es bei 05 eine gute Handvoll Leute. Wie sich das bei Anhalt entwickelt, weiß ich momentan nicht. Es gibt nur immer mal wieder Anzeichen, dass sie eine Fankultur mögen, die uns am Arsch vorbeigeht.