Nicht so einfach ist die Vergangenheitsbewältigung. Deshalb muss ich hier ein paar kleine Anekdoten auch mal zum Besten geben, da der neue Hauptsponsor eh keine Sau interessiert.
Also, ich bin von Mitte der 70er bis zum Ende der DDR-Diktatur mehr oder weniger in regelmäßigen Abständen mit meinem Vater zu Spielen des BFC Dynamo gefahren. Das sind bis zur Cantianstr. mit dem Trabi immer so um die 65 km gewesen, die man in etwa 1h bewältigen konnte. Da das Benzin für den Zweitakter als Gemisch (1:33 bzw. zum Einfahren eines neuen Motors 1:25) ca. 1,65 bis 1,75 Ostmark betrug, musste man sich schon genau überlegen welche Fahrt man mit dem Auto wohin unternahm. Aber wir haben dann immer gleich in der Hauptstadt eingekauft. Spätestens wenn der letzte 30er Kasten "Berliner Pilsner" (0,5l Flasche 1,28 Ostmark) sich im Keller dem Ende neigte, stand die nächste Fahrt zum Oberligaspiel an. Der Vorteil war, dass um die Ecke des Stadions, ich glaube sogar in der Cantianstraße direkt, ein kleiner Laden mit Straßenverkauf das o.g., legendere Gesöff, meistens im Angebot hatte. Das Problem war nur am Anfang, dass man zunächst erst einmal einen Kasten mit leeren Flaschen haben musste. Sprich um in diesen elitären Kreislauf zu kommen musste man entweder jemanden im Handel kennen oder sich den corpus delicti irgendwo klauen. Wie es bei uns begann weiss ich leider nicht mehr. Obwohl unsere Familie und ich selbst keine ausgewiesenen Freunde der DDR waren, sind wir doch immer wieder gerne mal zu Spielen der Dynamos gegangen. Wir standen dann meist nicht im Fanblock sondern unter dem gemeinen Volk. Man hat dann schon sehr häufig Mutmaßungen und Äußerungen von Zuschauern über Manipulationsversuche sowie zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen gehört, allerdings nicht mit aller Konsequenz wahrgenommen. Ich sage ehrlich, wir wollten einfach nur guten und spannenden Fussball sehen, genau wie die meisten anderen auch. Deshalb habe ich mich aber nicht gleich mit dem Klub identifiziert. Man hat auch, glaube ich, unterschieden, zwischen den ganzen Offiziellen des Vereins und dem Drumherum sowie dem eigentlichen Sport. Ich weiss aber aus eigener Erfahrung, dass die DDR den Sport immer auch zu politischen Zwecken ausgeschlachtet hat.
Obwohl es bis zur alten Försterei dem Unionstadion für uns ein deutlich längerer Weg war, sind wir auch hin und wieder dort hingefahren. Hauptsächlich zu den Zeiten als sie in der 1. Liga spielten. Ich muss sagen obwohl Union, aus welchen Gründen auch immer, sportlich die zweite Wahl war, habe ich mich im Stadion der Köpenicker immer besser gefühlt und es kam immer so ein Gefühl von Besonderheit hoch. Ich erinnere mich an eine Situation nach einem Spiel, weiß aber nicht mehr in welchem Jahr und gegen welche Mannschaft. Es war jedenfalls usus mit einer "Kofferheule" am Ohr die Radio-DDR-Oberliga-Konferenzschaltung während des Spiels oder am Ende zu verfolgen. Das tat ich an besagtem Spieltag auch als mich ein Unionfan auf die Schulter klopfte und fragte "Eh wie stets´n in Chemnitz ?" (ich glaube der BFC hat dort gespielt) Alleine das Wort Chemnitz (verbotenes Wort für Karl-Marx-Stadt) hätte woanders damals unter Umständen schon zu Schwierigkeiten oder Verfolgung führen können. Ich muss sagen, diese Aussage hat mich schon mächtig beeindruckt.
Nun genug der Rede. Wollte das nur mal zum Ausmalen der Diskussion in die Runde werfen. 
Grüße von DD